DO03. Oktober, 19:00UHR

VON DER NAMENLOSEN MENGE

Reihe: Genial Dagegen
KuratorIn: Robert Misik
Vortragende: Olivier David

Robert Misik im Gespräch mit Olivier David

VON DER NAMENLOSEN MENGE.
Über Klasse, Wut & Einsamkeit

„Es geht hier nicht um die Kulturalisierung von Armut, nach dem Motto: So sind sie, die Armen. Es geht um das Aufzeigen von Lebensrealitäten als Kausalketten.“

In den vergangenen Jahren ist eine bemerkenswerte neue Textgattung entstanden: die Beschreibung von soziale Herkünften, auch der Entfremdung von der sozialen Klasse, aus der man stammt, und zugleich das Hängen an ihr – man denke nur an die Arbeiten von Didier Eribon oder auch an das autofiktionale Schreiben von Annie Ernaux. Für Herablassung und Zurücksetzungserfahrungen der arbeitenden Klassen gibt es neuerdings sogar einen langsam gängigen Begriff, den des „Klassismus“.

Zugleich gilt: Geschichten von der unteren Klasse, Literatur über soziale Herkunft – meist sind das Erzählungen von Aufbruch und Aufstieg.

Olivier Davids wunderbarer Großessay „Von der namenlosen Menge“ (Haymon-Verlag) kreist um diejenigen, die unten geblieben sind. Die, mit den schmerzenden Körpern, die Nachtarbeitenden, die Vergessenen – und um ihn selbst. Wie fühlt es sich an, mit dem eigenen Körper und der eigenen Gesundheit den Wohlstand höherer Klassen zu bezahlen? Was bedeutet es, unten zu bleiben, damit die oberen ihren Status, ihre Macht, ihre Privilegien behalten können? Wie soll Geschichte weitergegeben werden, wenn es kein kollektives Gedächtnis armer Menschen gibt?

 

Olivier David, 1988 in Hamburg-Altona geboren, ist Schriftsteller und Kolumnist. Nach der Schule arbeitete er mehrere Jahre in einem Supermarkt, bevor er eine Schauspielausbildung begann. Olivier David jobbte als Kellner, Malerhelfer und Lagerarbeiter, nebenbei spielte er Theaterstücke für Kinder.
Mit 30 gelang ihm der Quereinstieg in den Journalismus. 2022 erschien sein erstes Buch „Keine Aufstiegsgeschichte – Warum Armut psychisch krank macht“.

Moderation:
Robert Misik, Autor und Journalist

 

Olivier David:
Von der namenlosen Menge. über Klasse, Wut & Einsamkeit
Haymon Verlag, Mai 2024,
ISBN 978-3-7099-8231-0; 22,90 €; auch als ebook erhältlich!

 

FR04. Oktober, 18:30UHR

20. Verleihung der Bruno Kreisky Preise für Verdienste um die Menschenrechte

Der Zutritt zur Veranstaltung erfolgt aus Sicherheitsgründen ausschließlich nach persönlicher Anmeldung per E-Mail unter kreiskyforum@kreisky-forum.org mit
folgenden Daten: Vorname, Nachname, Adresse, Mobiltelefonnummer bis spätestens 30.9.2024 sowie unter Vorzeigen eines amtlichen Ausweises (Reisepass,
Personalausweis, Führerschein) zu Identifikationszwecken.
Einlass ist nur bis 18:15 möglich.

20. Verleihung der Bruno Kreisky Preise für Verdienste um die Menschenrechte

Begrüßung:
Ges. Mag.a Sabine Kroissenbrunner, Generalsekretärin des Bruno Kreisky Forums für internationalen Dialog
Gouverneur a.D. Univ. Prof. Dr. Ewald Nowotny, Vorsitzender des Kuratoriums der Bruno Kreisky Stiftung für Verdienste um die Menschenrechte
Preisverleihungen
Laudatio:
Sir William Browder KCMG, Vorsitzender der Global Magnitsky Justice Campaign
Verleihung des Bruno Kreisky Preises an:
Evgenia und Vladimir Kara-Murza
Laudatio:
Dr.in Eva Nowotny, Diplomatin und ehemalige Botschafterin
Verleihung des Bruno Kreisky Preises an:
Dr. Gerald Rockenschaub
Laudatio:
Dr.in Beate Winkler, Künstlerin, ehemalige Direktorin der EU Grundrechtsagentur (FRA)
Verleihung des Bruno Kreisky Preises an:
Verein Autonome Österreichische Frauenhäuser (AÖF), repräsentiert durch Maja Markanović-Riedl (Geschäftsführung)
Moderation:
Mag.a Gertraud Auer Boreo d’Olmo, Vorstandsmitglied, Bruno Kreisky Stiftung für Verdienste um die Menschenrechte
Dank und Schlussworte:
Univ. Prof. DDr. Oliver Rathkolb, Vorstandsmitglied, Bruno Kreisky Stiftung für Verdienste um die Menschenrechte

Anschließender Empfang

 

PREISTRÄGER:INNEN 2024

Evgenia und Vladimir Kara-Murza

Evgenia und Vladimir Kara-Murza setzen sich in vielfältiger Weise dafür ein, die russische Regierung und korrupte Kremlbeamte für die Verletzung von Menschenrechten, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit zur Rechenschaft zu ziehen. Nach der politisch motivierten Inhaftierung des politischen Aktivisten, Journalisten, Autors und Filmemachers Vladmir Kara-Murza führte Evgenia Kara-Murza die Arbeit ihres Mannes als Advocacy-Direktorin der Free Russia Foundation fort und konzentrierte sich dabei auf die öffentliche Diplomatie der FRF und die globale Öffentlichkeitsarbeit im Namen der russischen Zivilgesellschaft. Vladmir Kara-Murza wurde im August dieses Jahres aus der Haft entlassen und führt seine Menschenrechtsarbeit außerhalb Russlands weiter.

Dr. Gerald Rockenschaub

Gerald Rockenschaub hat an der Universität Graz Medizin studiert, war zunächst Chirurg und Notarzt, und kam 2004 als Regionalbeauftragter und Programmleiter zur WHO/Europa, wo er an führender Stelle für die Bereiche Notfallvorsorge und humanitäre Hilfe zuständig war. Von 2014 bis 2021 war er Leiter des Büros der WHO in den besetzten palästinensischen Gebieten (Westjordanland und Gaza-Streifen) in Jerusalem, wurde danach Repräsentant der WHO in Albanien und war zuletzt Direktor des Nothilfeprogramms der WHO Europa in Kopenhagen. Als Arzt inmitten internationaler Konflikte übernahm er die Rolle eines „Gesundheitsdiplomaten“, der in Gesundheitsfragen zwischen den Konfliktparteien mediierte, um die Gesundheitsversorgung in Krisensituationen sicherzustellen und die Patienten, die sonst oft inmitten politischer Konflikte verloren zu gehen drohen, in den Mittelpunkt zu stellen.

Verein Autonome Österreichische Frauenhäuser (AÖF)

Der Verein Autonome Österreichische Frauenhäuser (AÖF), der als Dachverband von 16 autonomen Frauenhäuser in Österreich dient, wurde 1988 gegründet und ist bis heute Informationsdrehscheibe, Unterstützung, Service und Vertretung für alle Mitglieder. Der Verein AÖF ist Mitglied von WAVE – Women Against Violence Europe, ein europäisches Netzwerk gegen Gewalt an Frauen, welches über 20 Jahre im Verein AÖF angesiedelt war und seit 2014 ein eigener Verein ist. AÖF ist auch Kernstelle fünf wichtiger Säulen der Gewaltprävention: die Informationsstelle gegen Gewalt, die Frauenhelpline gegen Gewalt 0800 222 555, die Onlineberatung „HelpChat – Halt der Gewalt“, das Projekt StoP – Stadtteile ohne Partnergewalt und das 2023 eröffnete Zentrum BAKHTI für EmPOWERment für Mädchen* und junge Frauen* mit Zusatzangebot für Burschen*. Durch all diese Angebote und unermüdliche Öffentlichkeitsarbeit und politische Überzeugungsarbeit mit Ziel der Wahrnehmungsverschärfung bietet der Verein nicht nur Schutz für Frauen, sondern auch für ihre Kinder.

 

In Kooperation mit Bruno Kreisky Stiftung für Verdienste um die Menschenrechte, AK Wien, Stadt Wien Kultur

MO07. Oktober, 19:00UHR

ANKOMMEN

Reihe: Auf der Suche nach Europa
KuratorIn: Helfried Carl
Vortragende: Verdran Džihić

Helfried Carl im Gespräch mit Vedran Džihić

ANKOMMEN

 

Sind wir bald da?
Vom Flüchtling zum anerkannten Wissenschaftler: Vedran Džihić ist angekommen. Doch was braucht es, um den Neubeginn zu schaffen? Wann fühlen wir uns einer Gesellschaft wirklich zugehörig?

 

Jänner 1993, Traiskirchen bei Wien: Hier kommt Vedran Džihić auf seiner Flucht vor dem Bosnienkrieg an. In Österreich fühlt er sich sicher, erlebt aber auch Gleichgültigkeit und Benachteiligung. Parallel zu seinem bemerkenswerten Bildungsaufstieg machen sich in Europa Populismus und Nationalismus breit. Geflüchtete und Migrant:innen werden immer mehr zur Gefahr stilisiert.
Eindringlich beschreibt Vedran Džihić sein persönliches Ankommen und warnt vor der grassierenden Politik der Angst und Ausgrenzung. Wie geht unsere Gesellschaft mit „Anderen“ um? Was ist nötig, damit sich alle zuhause fühlen?

 

Verdran Džihić wurde 1976 in Prijedor, Bosnien und Herzegowina, geboren. 2009 schloss er sein Doktorat in Politikwissenschaften an der Universität Wien ab. Heute ist er Senior Researcher am Österreichischen Institut für Internationale Politik (oiip) und unterrichtet an der Universität Wien. Džihić ist Initiator zahlreicher politischer und zivilgesellschaftlicher Initiativen in Österreich und Südosteuropa. Er gehört zu den gefragtesten Balkan Experten im deutschsprachigen Raum, kommentiert dazu in internationalen und nationalen Medien und veröffentlicht regelmäßig Essays.

Helfried Carl, Diplomat, seit 2019 Partner des von ihm mitbegründeten Innovation in Politics Institute in Wien und Gründer der Initiative European Capital of Democracy. Von 2014-2019 war er Botschafter Österreichs in der Slowakischen Republik, davor, von 2008-2014, Büroleiter und außenpolitischer Berater von Nationalratspräsidentin Barbara Prammer.

 

 

Vedran Džihić:
Ankommen
Kremayr & Scheriau, September 2024, ISBN: 978-3-218-01442-7; 20,00 € inkl. MwSt.

 

 

DO10. Oktober, 19:00UHR

QUO VADIS, TÜRKEI?

Reihe: Arab/Middle East Changes
KuratorIn: Gudrun Harrer
Vortragende: Sabine Kroissenbrunner, Yavuz Köse

Sabine Kroissenbrunner im Gespräch mit Yavuz Köse

QUO VADIS, TÜRKEI?

 

Seit 2003 führt Recep Tayyip Erdoğan mit seiner Partei AKP („Partei für Gerechtigkeit und Entwicklung“) die Türkei. Das erste Jahrzehnt war von wirtschaftlichem Wachstum und sozialen Verbesserungen für die türkische und auch kurdische Bevölkerung geprägt. 2005 erhielt die Türkei den Status eines EU-Beitrittskandidaten, und die AKP verkörperte scheinbar die Vereinbarkeit von Islam, Demokratie und Wirtschaftsliberalismus.

Ab 2013 änderte sich die Lage mit zunehmenden Protesten und repressiven Reaktionen der Regierung. 2016 scheiterte ein Putschversuch, gefolgt von Verhaftungswellen und verstärkter Repression. Zwei Jahre darauf, 2018 führte die Einführung des Präsidialsystems zu exzessiver Machtkonzentration zugunsten des Präsidenten, eingeschränkten zivilen Freiheitsrechten und einer stärkeren Fokussierung auf Religion. Seither wird die Türkei als elektorale Autokratie klassifiziert.

Trotz wirtschaftlicher Schwierigkeiten gewann Erdoğan 2023 erneut die Wahl. Die Zustimmung im Inland sinkt aber. Die Kommunalwahlen 2024 bedeuteten für die AKP in weiten Teilen des Landes hohe Verluste, was sie nur mehr zur zweit stärksten Kraft des Landes machte. Wohin geht die Türkei zukünftig und was braucht es, um wieder einen demokratischen Kurs einschlagen zu können?

 

Yavuz Köse ist Professor für Turkologie am Institut für Orientalistik der Universität Wien. Seine Forschungsinteressen sind Sozial-, Wirtschafts- und Konsumgeschichte, Umwelt- und Tourismusgeschichte, Wissenschaftsgeschichte sowie Migrations- und Arbeitergeschichte des Osmanischen Reiches und der Türkei.

Sabine Kroissenbrunner, Generalsekretärin des Bruno Kreisky Forum

 

 

MO14. Oktober, 19:00UHR

RWANDA 30 YEARS AFTER THE GENOCIDE – A CONTESTED PARTNER FOR EU INTERESTS IN AFRICA?

Reihe: Africa. Dimensions of a Continent
KuratorIn: Irene Horejs
Vortragende: Federico Donelli, Marie Roger Biloa

Irene Horejs in conversation with Federico Donelli and Marie Roger Biloa

RWANDA 30 YEARS ARFTER THE GENOCIDE – A CONTESTED PARTNER FOR EU INTERESTS IN AFRICA?

 

30 years after the genocide, Rwanda is one of Africa’s fast-growing economies and one of the most modern countries in sub-Saharan Africa with remarkable rates of poverty reduction, education, health and employment and relatively low corruption levels.

This development has been achieved with a flaw of autocratic rule, silencing critical voices and cracking down on opponents even outside the country. In July 2024, President Paul Kagame was reelected by 99% for a 4th term in office, in an election without any serious contenders. Despite autocratic rule and flagrant human rights violations, Rwanda remains well regarded among the (guilt ridden) international community and foreign investors, mainly due to its record in fighting corruption and its reliable debt service with international banks.

Rwanda – one of the smallest countries in Africa – has also become an important, – though contentious– player on the continent. It has an important voice in the African Union and other international organizations, is one of the most important providers of troops to multilateral peacekeeping missions and has signed contracts as a bilateral security provider in the Central African Republic and in Mozambique, where Rwandan troupes are, among others, securing the operations of TOTAL ELF.

At the same time, Rwanda´s military is accused to fuel war in Eastern Congo by supporting one of the main rebel groups, the M23. The war, which involves dozens of armed groups, has not only generated massive displacement and one of the largest humanitarian crises, but appears also to be linked to the illicit extraction of valuable raw materials – essential for the transformation of the EU economy under the Green Deal. Indeed, Rwanda exports more raw materials than it produces. Nonetheless, the EU has recently signed a Memorandum of Understanding on Sustainable Raw Material Value Chains with Rwanda – a move which triggered immediately criticism in the DRC and EU member countries.

How to understand these contradictions in both Rwanda´s foreign policy and the EU policies towards Rwanda? What does this mean for the EU and its interests on the continent? Is Rwanda a reliable security partner for a renewal of the African security architecture? Is it a reliable partner for improving governance in mineral extraction and contributing to secure the raw materials for the EU economy? How does the EU – one of the major development donors and sources of foreign investment – deal with Rwanda´s multiple human rights violations?

 

Federico Donelli, International Relations in the Department of Political and Social Sciences at the University of Trieste

Marie Roger-Biloa, member of ECDPM’s board of governors, media publisher and TV producer

Moderation:
Irene Horejs, former EU-Ambassador, Bruno Kreisky Forum

 

Federico Donelli, Ph.D, University of Trieste, expert in international politics and security of the Middle East and Africa. Dr Donelli is also a Senior Research Associate at the Istituto di Studi di PoliticaInternazionale (ISPI) in Milan and a Non-Resident Fellow at the Orion Policy Institute (OPI) in Washington D.C. He is a consultant on political and security issues to a variety of governments, private companies, and international organizations.

Marie-Roger Biloa is a member of ECDPM’s board of governors since April 2023. She is  a Cameroonian magazine editor, television show host, journalist, filmmaker and president of various community-oriented initiatives. She lives in France, from where she hosts a television talk show. In France, she was named a Chevalier of the Order of Arts and Letters. [1] For her work as a journalist, she has also received the Percy Qoboza Award. Ms Biloa owns a website named Africa-international.

Mit der Teilnahme an der Veranstaltung stimmen Sie der Veröffentlichung von Fotos und Filmaufnahmen, die im Rahmen der Veranstaltung entstehen, zu.

DI15. Oktober, 19:00UHR

DAYBREAK IN GAZA

Reihe: Philoxenia
KuratorIn: Tessa Szyszkowitz
Vortragende: Matthew Teller, Mahmoud Muna

Tessa Szyszkowitz in conversation with Matthew Teller and Mahmoud Muna

DAYBREAK IN GAZA

A year ago, a new era started for Gaza: A war, triggered by the Hamas attack on Israel of October 7th, destroyed most of the Gaza strip. Houses, infrastructure, hospitals, schools – but most importantly: More than 40.000 people. The total destruction of the Palestinian territory, governed by Hamas and inhabited by 2,2 million Palestinians, is a humanitarian and political catastrophe.

As its heritage is being destroyed, Gaza’s survivors preserve their culture through literature, music, stories and memories. Daybreak in Gaza is a record of that heritage, revealing an extraordinary place and people.

Matthew Teller and Mahmoud Muna collected vignettes of artists, acrobats, doctors, students, shopkeepers and teachers across the generations offer stories of love, life, loss and survival. They display the wealth of Gaza’s cultural landscape and the breadth of its history. This remarkable book humanises the people dismissed as mere statistics. Daybreak in Gaza stands as a mark of resistance to the destruction, and as a testament to the people of Gaza.

 ‘A most significant collection, one that frightens, awes and inspires, the timeliest of reminders of our common humanity and the irrepressible force of the written word.’ Philippe Sands

 

Matthew Teller is a UK-based author and broadcaster writing on place and culture, with a special focus on Palestine and the wider Middle East. His 2022 book Nine Quarters of Jerusalem: A New Biography of the Old City was a Daily Telegraph Book of the Year. Teller produces and presents documentaries for BBC Radio 4 and World Service, and reports for BBC Radio’s ‘From Our Own Correspondent’.

Mahmoud Muna is a writer, publisher and bookseller from Jerusalem, Palestine. He runs Jerusalem’s celebrated Educational Bookshop and the Bookshop at the American Colony Hotel, both centres of the city’s literary scene. Muna writes regularly on culture and politics, with bylines in the London Review of Books and Jerusalem Quarterly, among others.

Tessa Szyszkowitz is an Austrian journalist and author. A UK correspondent for Austrian and German publications such as Falter and Tagesspiegel, she curates Philoxenia at Kreiskyforum and is also a Distinguished Fellow of the Royal United Services Institute in London.

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DO17. Oktober, 19:00UHR

FORTSCHRITT UND REGRESSION

Reihe: Genial Dagegen
KuratorIn: Robert Misik
Vortragende: Rahel Jaeggi

Robert Misik im Gespräch mit Rahel Jaeggi

FORTSCHRITT UND REGRESSION

 

Die Abschaffung der Sklaverei, die Einführung sozialer Sicherungssysteme, die Sanktionierung von Vergewaltigung in der Ehe gelten gemeinhin als gesellschaftlicher Fortschritt – als ein Wandel zum Besseren. Dennoch hat die Idee einer generellen Fortschrittsbewegung ihren alten Glanz verloren, ja, sie ruft sogar Skepsis hervor. In aller Munde ist hingegen die Diagnose der Regression. Sie wird diversen Zeiterscheinungen gestellt, vom rechtsautoritären Populismus bis zur Demokratiemüdigkeit.

Rahel Jaeggi verteidigt in ihrem Buch das Begriffspaar Fortschritt und Regression als unverzichtbares sozialphilosophisches Werkzeug für die Kritik unserer Zeit. Als fortschrittlich oder regressiv versteht sie nicht nur das Resultat, sondern vor allem die Gestalt gesellschaftlicher Transformationen selbst. Indem sie nach den Erfahrungsblockaden fragt, die regressiven Tendenzen Vorschub leisten, entwickelt sie einen Begriff des Fortschritts, der eurozentrische Verzerrungen ebenso vermeidet wie die Vorstellung einer zwangsläufigen Entwicklungstendenz. Fortschritt, so zeigt sie, ist nicht der Vorlauf zu einem bereits bekannten Ziel, sondern der nie abgeschlossene Prozess der Emanzipation.

Rahel Jaeggi, ist Professorin für Praktische Philosophie an der Humboldt-Universität zu Berlin und leitet dort seit 2018 das Centres for Social Critique. Als Gastprofessorin unterrichtete sie an der Yale University, Fudan University in Shanghai, New School for Social Research in New York und war Fellow am Institute for Advance Studies an der Princeton University. Gegenstand ihrer Forschung sind u.a. die Begriffe der Entfremdung, der Kommodifizierung bzw. Verdinglichung, der Ideologie, der Lebensform, der Institution und der Solidarität.

Moderation:
Robert Misik, Autor und Journalist

Rahel Jaeggi:
Fortschritt und Regression
Suhrkamp, Dezember 2023, ISBN 978-3-518-58714-0

 

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DI22. Oktober, 18:00UHR

TWENTY-FIRST CENTURY VERTIGO

Reihe: MQ Gespräche
KuratorIn:
Vortragende: Philipp Blom, Ivan Krastev

MQ-Gespräche im Museumsquartier Wien
MQ Libelle, Museumsplatz 1, 1070 Wien

Philipp Blom in conversation with Ivan Krastev

TWENTY-FIRST CENTURY VERTIGO

 

There is a widespread feeling that the early 21st century, our own time, is torn between two world orders, one decaying, the other not yet established, or not yet understood. The crises of Western democracies, increasing polarisation, a new aristocracy of the super rich, and populist revolts against all kinds of elites and the return of widespread political violence, are symptomatic of powerful forces tearing apart a world that seemed stable. But which powers are behind this? How important are migration, economic globalisation, new wars and new alliances, digitisation, smartphones, and artificial intelligence in this mix?

Ivan Krastev grew up in a time of revolution in Bulgaria and has made it his life’s work to understand what drives them and how to protect and encourage liberty in a rule-based order. Series host Philipp Blom is fascinated by turning points in history and believes that our present may be the biggest of them all. Philipp Blom speaks with Ivan Krastev about the social, cultural and political tensions that may well end democracy and usher in autocracy, and what can be done to strengthen both individual potentials and social cohesion in a time of crisis.

Ivan Krastev, chairman of the Centre for Liberal Strategies, Sofia, and Permanent Fellow at the Institute for Human Sciences in Vienna (IWM)
Philipp Blom, historian and author of several novels, journalism, politics, and philosophy. He also works a radio presenter, documentary film maker and as a public lecturer.

 

MQ-Gespräche
Gemeinsam mit Gästen, die sich international einen Namen als herausragende Analytiker:innen gemacht haben, diskutiert Philipp Blom soziale, politische und wissenschaftliche Fragen der Gegenwart, um ihre Strukturen und treibenden Kräfte aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu beleuchten. Eine Kooperation zwischen MQ, IWM, BKF und RD Foundation.

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MI23. Oktober, 19:00UHR

ZEITENWENDE ODER STILLSTAND: WELTMÄCHTE IM NEUEN KALTEN KRIEG

Reihe: Zeitenwende
KuratorIn: Cathrin Kahlweit
Vortragende: Jan Claas Behrends

Cathrin Kahlweit im Gespräch mit Jan Claas Behrends

ZEITENWENDE ODER STILLSTAND: WELTMÄCHTE IM NEUEN KALTEN KRIEG

 

Der renommierte Historiker und Osteuropa-Spezialist Jan C. Behrend lehrt und forscht nicht nur an der Europa-Universität Viadrina zum Thema „Diktatur und Demokratie – Deutschland und Osteuropa von 1914 bis zur Gegenwart“.  Er ist auch ein prominentes und durchaus streitbares Mitglied der deutschen Sozialdemokratie. Behrends beschäftigt sich kritisch mit dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine und der deutschen Haltung  dazu. Er  gehörte zu den Unterzeichnern eines Offenen Briefes an die Bundesregierung, in dem dazu aufgerufen wurde, der Floskel von der „Zeitenwende“ Taten folgen zu lassen und die Ukraine tatsächlich finanziell und militärisch zu unterstützen, solange es nötig ist. Behrends ist der Überzeugung, dass Berlin zögerlich gegenüber Moskau ist; sein Credo lautet: Die von Russland geführten Kriege haben bis 2022 nicht dazu geführt, dass Deutschland seine Russlandpolitik revidiert hat. Bis zuletzt glaubte man in Berlin an die Kraft des Dialogs und des Handels. Angesichts der Aggression wächst jedoch die Erkenntnis, dass der Einsatz illegitimer militärischer Gewalt sanktioniert werden muss. Im Gespräch mit Cathrin Kahlweit debattiert Jan C. Behrends den Umgang der Linken mit Russland und die Frage, ob die „Zeitenwende“ vorbei ist, bevor sie so richtig begann.

 

Jan Claas Behrends arbeitet als Historiker am Zentrum für Zeithistorische Forschung in Potsdam und unterricht osteuropäische Geschichte an der Europa-Universität Viadrina, wo er seit März 2022 eine Professur innehat. Er beschäftigt sich mit Stalinismus und Vergleichen moderner Diktaturen sowie mit der Geschichte der Perestroika und postsowjetischen Konflikten.

Cathrin Kahlweit, Journalistin und Publizistin, Korrespondentin der Süddeutschen Zeitung für Mittel- und Osteuropa

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DO24. Oktober, 19:00UHR

SUDAN’S DEVASTATING WAR ON PEOPLE – WHAT INTERNATIONAL RESPONSE?

Reihe: Africa. Dimensions of a Continent
KuratorIn: Irene Horejs
Vortragende: Suliman Baldo, Annette Weber, Amira Osman, Osama Kheir Mohamed, Irene Horejs

Suliman Baldo, Annette Weber, Amira Osman, Osama Kheir Mohamed,
Irene Horejs

SUDAN’S DEVASTING WAR ON PEOPLE – WHAT INTERNATIONAL RESPONSE?

 

Five years ago, a peaceful civil society uprising has managed to oust Sudan´s long term dictator Omar Al Beshir and to install a joint civilian-military government for a 3 years transition to democratic elections 3. However, a military coup in October 2021 put an end to hope for democracy and in April 2022, the two power sharing military forces initiated a cruel war with devastating effects on the country.  At present, as a result of looting, the conscious destruction of the economy and the use of hunger as a weapon of war by both warring parties, 10 million people have been displaced and 25 million face the threat of a man made massive famine and starvation.

The war in Sudan has also devastating effects on its already instable neighboring countries on the continent. By its strategic location at the Red Sea it has huge implications for the Arab Peninsula as well as for international trade and migration. Multiple international players have a stake in this crisis, most prominently Saudi Arabia and the UAE as active supporters of belligerents, but Russia, the US, the EU and others have their stakes too. Different mediation efforts by Egypt and other neighboring countries, the African Union, Saudia Arabia and the US had little success so far.

Yet, despite the humanitarian catastrophe and international implications of this crisis, there seems to be little attention to it by Western media and decision makers. “The world is failing to live up to its commitments to protect civilians in armed conflict”, UN Secretary-General António Guterres warned. When states fail to protect its citizens, the international community has a responsibility in doing so.

Who are the different conflict parties, what are their interests and who is behind them? Why have the different efforts for mediations failed so far? Why do Western powers not intervene more strongly in this catastrophic conflict in a region which combines so many interests for them?

What has become of the strong Sudanese civil society mouvements? What role can they play in the current conflict situation? Within the country and as Sudanese diaspora? How can Sudanese civil society and the diaspora contribute to support humanitarian relieve for the victims of this war?

These and other questions will be addressed in this panel discussion, which constitutes the opening event of a 3 days meeting of representatives of the Sudanese diaspora from 9 European countries in Vienna.

Welcome
Georg Lennkh, former Austrian Special Envoy for Africa and former EU Special Representative in Chad, board member of the Kreisky Forums
Ishraga Hamid, Mendy for peace culture and diversity management
Franz Schmidjell, Vienna Institute for International Dialogue and Cooperation (VIDC)

Keynote
Suliman Baldo, senior expert and Director of the Sudan Transparency and Policy Tracker

Panelists:
Amira Osman, peace activist and researcher, co-founder of Gender Centre for Research and Training (GCRT) in Sudan
Osama Kheir Mohamed, diaspora youth activist
Anette Weber, EU Special Representative for the Horn of Africa (online)

Moderator:
Irene Horejs, Bruno Kreisky Forum and former EU ambassador

 

Speakers

Suliman Baldo
is the Executive Director of the Sudan Transparency and Policy Tracker (@infosudantrans1). He was previously Director of the Sudan Democracy First Group, a Sudan-focused think tank on democratization and peace. Baldo has also worked as an U.N. Independent Expert on the Human Rights in Mali, as advisor to joint U.N. and African Union mediation teams in the conflict in Darfur and the post-election violence in Côte d’Ivoire. He served as Africa director of the Africa Program at the International Center for Transitional Justice (ICTJ) and Africa Director at the International Crisis Group (ICG). Previously, he worked for Human Rights Watch (HRW) as senior researcher for the Democratic Republic of Congo and the Horn of Africa. He holds a PhD in comparative literature from the University of Dijon in France and undergraduate degrees from the University of Khartoum.

Annette Weber
is a leading expert on the Horn of Africa with more than 25 years of experience in the region. Previous to her nomination as the EU Special Representative to the Horn of Africa in July 202, she was head of department for Africa and Middle East at the German Institute for International and Security Affairs (SWP). She was engaged in mediation in Sudan and Ethiopia as Senior Advisor for the Centre for Humanitarian Dialogue and the Berghof Foundation. Before joining SWP, she held several positions, including Head Researcher (Sudan, Somalia) with Amnesty International and Human Rights Watch. She also lectured as Professor in Conflict Studies, International Relations and African International Relations at various universities in Germany, Austria and Spain and published extensively on peace and security in the Horn of Africa and the Red Sea area. Annette Weber holds a PhD and MA in Political Science from the Free University of Berlin

Amira Osman
is a peace activist and researcher with an interest in diaspora communities, gender, peace-building and humanitarian intervention. She holds a PhD in Peace Studies from the University of Bradford and a double Master in Rural Development and in Gender and Development, both from the University of Sussex, UK. She is a founding member of the Gender Centre for Research and Training (GCRT) in Sudan. She was also a former Council Member of the International Peace Research Foundation (IPRAF). Her published articles include among other “ The Sudanese women in civil society and their roles in post-conflict reconstruction” and  “The role of the Sudanese diaspora in the UK in the 19th December Revolution: Reflections, challenges and the way forward.

Osama Kheir Mohamed
is an activist and studies political science at the University of Vienna. He grew up in modest circumstances in Vienna-Hernals. His father valued education greatly and wanted a good career for his son. Osman Kheir Mohamed initially turned to music before discovering his passion for political science. Today he is an activist and engaged to contribute to a fairer, more pluralistic and democratic society. His main areas of interest are international politics, African theory and anti-racism.


In cooperation with:
VIDC – Vienna Institute for International Dialogue and Cooperation
 Mendy for peace culture and diversity management

 

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MO28. Oktober, 19:00UHR

DAS PRINZIP TROTZDEM

Reihe: Genial Dagegen
KuratorIn: Robert Misik
Vortragende: Roger de Weck

Robert Misik im Gespräch mit Roger de Weck

DAS PRINZIP TROTZDEM
Warum wir den Journalismus vor den Medien retten müssen

 

Über die Krise des Journalismus als demokratiepolitische Herausforderung

Autoritäre Populisten trumpfen auf. Desinformation und Fake News grassieren. Und der Journalismus, der dem wehren sollte? Er kommt aus der Krise nicht heraus. Es gibt zwar mehr Medien, aber immer weniger Mittel für den Journalismus. Verlage wollen ihre Einbußen wettmachen, indem sie noch mehr laute Meinungen und Soft-Themen bringen. Doch die »Boulevardigitalisierung« nützt just den Populisten, die sich derselben Stilmittel bedienen: Zuspitzung, Skandalisierung, Aufregung.

Roger de Weck liebt Journalismus als Beruf. Er kennt ihn in allen Facetten – als Zeitungsmacher und Rundfunkchef, Reporter und Moderator. Und er macht sich Sorgen, weil die Gesetze des Medienbetriebs und die des Journalismus immer weiter auseinanderlaufen. Dagegen setzt de Weck auf das »Prinzip Trotzdem«: Recherchieren, abwägen, sich treu bleiben – trotz Sparmaßnahmen, trotz X & Co. Doch wie geht das? Der Autor zeigt, wie sich Journalismus stärken lässt. Denn ohne diesen wertvollen Spielverderber läuft das Spiel nicht in der Demokratie.

 

Roger de Weck, geboren 1953, war Zeit-Chefredakteur, Generaldirektor des Schweizer Radios und Fernsehens, Mitglied des Zukunftsrats für Reformen bei ARD, ZDF und Deutschlandfunk. Im Suhrkamp Verlag erschien zuletzt Die Kraft der Demokratie, das mit dem Bruno-Kreisky-Preis für das Politische Buch 2020 ausgezeichnet wurde.

Moderation:
Robert Misik, Autor und Journalist

Roger de Weck:
Das Prinzip Trotzdem.
Suhrkamp Insel, Oktober 2024, ISBN 978-3-518-12863-3; € 17,00,-auch als ebook erhältlich!

 

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MI30. Oktober, 19:00UHR

HOFFNUNG

Reihe: Zerrissene Jahre
KuratorIn: Philipp Blom
Vortragende: Philipp Blom, Gertraud Auer Borea d'Olmo

Video-Premiere AUS KREISKYS WOHNZIMMER

Gertraud Borea d´Olmo im Gespräch mit Philipp Blom

HOFFNUNG
Über ein kluges Verhältnis zur Welt

 

Kann man in diesen Zeiten noch hoffen? In seinem neuen Buch, das Ende September im Hanser Verlag erscheint, zeigt Philipp Blom, wie Hoffnung möglich bleibt.

Es ist noch nicht lange her, da stand die Zukunft für eine bessere Welt. Inzwischen haben wir uns angewöhnt, mit dem Schlimmsten zu rechnen, und mussten oft genug erleben, dass es noch schlimmer kam. Gibt es wirklich keinen vernünftigen Grund mehr, zu hoffen? Philipp Blom findet die Ursprünge der Hoffnung in einem religiösen Weltverständnis, mit dem die Gegenwart nicht mehr viel anfangen kann: Das Dasein war sinnvoll, weil es in ein ewiges Leben münden würde. Heute könnte uns das Bedürfnis nach Hoffnung dazu treiben, ein sinnvolles Leben zu führen, indem wir Ziele für eine bessere Welt verfolgen: Gerechtigkeit etwa oder Nachhaltigkeit. Das wäre das Gegenteil von naivem Optimismus, das wäre eine vernünftige Haltung zur Welt. Sie ist nötiger denn je.

Philipp Blom studierte Philosophie, Geschichte und Judaistik in Wien und Oxford. Er lebt als Schriftsteller und Historiker in Wien und schreibt regelmäßig für europäische und amerikanische Zeitschriften und Zeitungen. Er erhielt zahlreiche Auszeichnungen, u. a. das Stipendium am Getty Research Institute in Los Angeles, den Premis Internacionals Terenci Moix und den NDR Kultur Sachbuchpreis. Bei Hanser erschienen u. a. Die Welt aus den Angeln (2017), Was auf dem Spiel steht (2017) und Die Unterwerfung (2022).

Gertraud Borea d’Olmo ist Mitglied des Vorstands des Bruno Kreisky Forums

 

 

Philipp Blom:
Hoffnung. Über ein kluges Verhältnis zur Welt
Hanser Verlag, September 2024, ISBN 978-3-446-28135-6