Rethinking Israel/Palestine

Bashir Bashir Kurator des Kreisky Forums

Kurator: Bashir Bashir

Außerordentlicher Professor an der Open University Israel, Senior Research Fellow am Van Leer Jerusalem Institute

Das Bruno Kreisky Forum genießt einen weltweit anerkannten Ruf  in der Unterstützung der Erarbeitung von Lösungen für einen der schwierigsten Konflikte: Israel/Palästina. 2012 setzte das Bruno Kreisky Forum unter der Kuratorenschaft von Prof Dr. Bashir Bashir einen intensiven Diskussionsprozess in Gang,  in dessen Folge eine intellektuell-akademische Fragestellung auf deren politische Relevanz in Europa, den USA und in der Region getestet wurde. Vor dem Hintergrund des Scheiterns der sogenannten Friedensgespräche und unter der Annahme, dass ein anderer Ansatz zur Konfliktlösung erforderlich ist, baut ein neuer Diskurs auf Rechten und Werten anstatt auf Macht und Interessen auf und gewinnt in der öffentlichen Diskussion immer mehr Gewicht.

Mit Rethinking Palestine bietet das Kreisky Forum eine neuartige Initiative an,  die darauf abzielt, die Interessen und Identität von jüdischen Israelis und Palästinensern im historischen Palästina/Israel zu wahren, in dem sie den Schwerpunkt der Konfliktlösung auf die individuellen und kollektiven Rechte (einschließlich des Rechts auf nationale Selbstbestimmung) setzt.  Wir schlagen eine Reihe von Grundprinzipien vor, die für die Gestaltung und Umsetzung jeder praktikablen Lösung unerlässlich sind, und die in verschiedenen verfassungsmäßigen und/oder institutionellen Szenarien (einschließlich einer Zwei-Nationalstaaten Lösung) umgesetzt werden können.  Grundlegende Fragen werden gleich von Anfang an (und nicht erst zu einem späteren Zeitpunkt) behandelt, die Umsetzung erfolgt aufbauend auf den Grundprinzipien, d.h. vom Konzept zur Praxis  (und nicht umgekehrt); die Logik der strikten Trennung und Teilung wird abgelehnt. Damit zeigt die Initiative einen möglichen Ausweg aus der binären Sackgasse der „Einstaaten/Zweistaatenlösung“ auf.

Regionalism & Borders Program_2012- 2023

 

Alternatives to Partition

Im Themenkreis von Rethinking Israel/Palestine bildete die Reihe Alternatives to Partition den Rahmen für Workshops, in denen die Teilnehmer Grundlegende Prinzipien für eine Jüdisch Israelische und Arabisch Palästinensische Partnerschaft definierten, die darauf abzielen die individuellen und kollektiven Rechte (inklusive der nationalen Selbstbestimmung), Interessen und Identitäten von Jüdisch-Israelischen und Palästinensern gleichermaßen im historischen Israel/Palästina zu sichern. Diese Grundprinzipien sind für die Gestaltung und Umsetzung jeder praktikablen Lösung unerlässlich, und können in verschiedenen verfassungsmäßigen und/oder institutionellen Szenarien (einschließlich einer Zwei-Nationalstaaten Lösung) umgesetzt werden.

2013 wurden diese  Basic Principles  im Ausschuss für auswärtige Angelegenheiten im Europäischen Parlament in Brüssel präsentiert,  und ein Runder Tisch mit Abgeordnete aller Parteien und Vertretern des EEAS der Europäischen Kommission abgehalten. Darauf folgten Debatten über neue Paradigmen für Israel/Palästina bei der Konferenz der Sozialisten und Demokraten.  Die Beiträge dieses Prozesses wurden 2014 in einer Publikation Rethinking Israel/Palestine: Partition and its Alternatives edited by Bashir Bashir and Azar Dakwar kompiliert und die Diskussionen in weiterer Folge erneut im Europäischen Parlament in Brüssel, im Haus der Europäischen Union in Wien, in Jerusalem und in einer Serie von lokalen und internationalen Workshops fortgesetzt.

Der Prozess lieferte einen entscheidenden Beitrag für die Entstehung des breit diskutierten und anerkannten Buches  Bashir Bashir and Amos Goldberg (eds.), The Holocaust and the Nakba: A New Grammar of Conflicting Historical Traumas (Columbia University Press, 2018).

 

Arab/Jewish Engagements

In Ergänzung und Vertiefung von Rethinking Palestine führt das Bruno Kreisky Forum für internationalen Dialog die Seminarreihe Regionalism and Borders. Regionalism and Borders ist ein sich über einen Zeitraum von einem Jahrzehnt erstreckendes, anhaltendes Projekt von intellektuellen Zusammenkünften, welches die historischen, politischen und kulturellen Entwicklungen und Überschneidungen zwischen dem Nahen Osten und Europa kritisch analysiert und untersucht. Im Zentrum steht das Palästina Problem.  In einer Reihe von internationalen Tagungen hat das Projekt bisher zahlreichen Themen wie Partition , Dekolonialisierung, Nationalismus, Antisemitismus und Islamophobie, und Arabische und Jüdischen Fragen untersucht. Die Workshops finden in strengster Vertrautheit unter Chatham House Regeln statt und kulminierten 2020 in der Publikation Bashir Bashir and Leila Farsakh (eds.), The Arab and Jewish Questions: Geographies of Engagement in Palestine and Beyond (Columbia University Press, 2020).

 

Das Brandt-Kreisky Symposium

2021 hat das Bruno Kreisky Forum eine erfolgreiche Kooperation mit dem Willy Brandt Centre in Jerusalem begründet.

Das Brandt-Kreisky Symposium ist ein Angebot an die diplomatische – insbesondere europäische – Gemeinschaft in Palästina, sich mit den jüngsten akademischen Debatten und Entwicklungen in Israel/Palästina intensiv vertraut zu machen. In Vorträgen und Gesprächen erklärt es die Faktoren, die hinter der Entwicklung eines neuen Paradigmas in der Diskussion um den Israel/Palästinakonflikt stehen, und bespricht die damit verbundenen Herausforderungen. Hierbei sind die Themen sind so ausgerichtet, dass sie auch für Individuen relevant sind, die nicht unbedingt über einen politikwissenschaftlichen Hintergrund  oder eine genaue Kenntnis mit der palästinensischen Gesellschaft und Geschichte verfügen.