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Tessa Szyszkowitz im Gespräch mit Andrej Kurkow
IM TÄGLICHEN KRIEG

Andrej Kurkow, der bekannteste Autor der Ukraine, spricht unentwegt für die Hoffnung, für eine ukrainische Zukunft. Seine Tagebucheinträge zeigen, was der Krieg, der sich immer mehr in den Alltag der Menschen integriert, mit ihnen macht. Die Diskrepanz einer jeden aufeinanderfolgenden Sekunde wird spürbar: Opernaufführungen bei Tageslicht – eine Bombe schlägt ein; Menschen schwimmen im Meer – eine Mine explodiert; eine Nacht durchschlafen – aber das feindliche Militär kennt die GPS-Daten eines jeden Schlafzimmers …

Andrej Kurkow berichtet – von einem Alltag im Ausnahmezustand, von den unscheinbaren Momenten, über Luftalarm, Freundschaft und Sorge, Identität, von einem Kampf der Worte und Kulturen, über die Einigkeit und Vielseitigkeit eines Landes; er schreibt über das Leben im Krieg. Er schreibt, damit wir nicht vergessen. Seit 2013, seit den Protesten am Majdan. Seit 2014, seit der Annexion der Krim. Durch Explosionen in der Nacht und in jeder unruhigen Sekunde schreibt er. Solang die Bewohner*innen der Ukraine nicht sicher sind. Solange sie nicht frei sind.

Andrej Kurkow wurde 1961 in Leningrad, dem heutigen St. Petersburg, geboren und lebte bis vor dem Angriffskrieg auf die Ukraine in Kyjiw. Er studierte Fremdsprachen, war Zeitungsredakteur und während des Militärdienstes Gefängniswärter. Danach wurde er Kameramann und schrieb zahlreiche Drehbücher. Seit 1996 ist er freier Schriftsteller und arbeitet für Radio und Fernsehen. 2022 erschienen bei Haymon Andrej Kurkows Aufzeichnungen aus der Ukraine: „Tagebuch einer Invasion“, in dem er sich den ersten Monaten des Angriffskrieges widmete und für das er den Geschwister-Scholl-Preis 2022 erhielt. 2024 erschien sein neustes Werk „Im täglichen Krieg“.

Tessa Szyszkowitz, Falter-Kolumnistin und Autorin, war Korrespondentin in Moskau, Brüssel, Jerusalem, London. Kuratorin der Reihe Philoxenia im Kreiskyforum, Senior Associate Fellow Royal United Services Institute in London.

Andrej Kurkov, Rebecca Dewald:
Tagebuch einer Invasion
Haymon Verlag, Oktober 2024, ISBN 978-3-7099-8179-5,€ 19,90

In Kooperation mit BUCH WIEN 2024 von 20.-24. November 2024

Aufgezeichnet im Kreisky Forum am 22. November 2024
Technische Produkton: Milan Loewy

 

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Cathrin Kahlweit im Gespräch mit Jörg Baberowski
DER STERBLICHE GOTT
Macht und Herrschaft im Zarenreich

DIE ILLUSION DER STÄRKE – JÖRG BABEROWSKI ENTSCHLÜSSELT DAS ZARENREICH

Seit jeher inszenierten sich Russlands Herrscher als allmächtige Autokraten, die ihr Land mit eiserner Faust regierten. In Wahrheit aber war diese Inszenierung nur eine Fassade, hinter der sich die Schwäche des Staates verbergen konnte. Das zaristische Vielvölkerimperium war ein fragiles Gebilde, das im Modus der Improvisation beherrscht wurde, seit Peter I. es nach Westen geöffnet hatte. Wie aber gelang es den Zaren und ihrer Bürokratie, ein multiethnisches, schwach integriertes Imperium über zwei Jahrhunderte erfolgreich zusammenzuhalten? Jörg Baberowski erzählt Russlands Geschichte aus der Perspektive der Herrschaft und ihrer Zwänge.

Ansprüche und Möglichkeiten fanden in Russland nur selten zueinander. Der autokratische Staat operierte im Modus der Improvisation, weil es ihm an Instrumenten der Integration fehlte. Davon aber wussten auch diejenigen, die ihn herausforderten. Es war die Kritik, die sich mit den liberalen Reformen Alexanders II. (1855–1881) ausbreiten konnte, die die Staatskrise überhaupt erst auslöste. Der sterbliche Gott, wie Thomas Hobbes den Leviathan genannt hat, lebt von der Illusion der Stabilität und Unerschütterlichkeit. Doch der sterbliche Gott ist verwundbar. Er ruht auf Voraussetzungen, die er selbst garantieren muss. Davon ist in diesem Buch die Rede: Von Krisen und ihrer Bewältigung. Und insofern weist die Geschichte, die Jörg Baberowski in diesem Buch erzählt, auch über Russland hinaus: Weil sie nach den Grundlagen staatlicher und gesellschaftlicher Ordnungen fragt und zeigt, wie schnell sie sich auflösen können. Wer verstehen will, was Macht und Herrschaft sind und warum sie in Russland andere Formen annahmen als im Westen Europas, der findet Antworten in diesem Buch.

Jörg Baberowski ist Professor für die Geschichte Osteuropas an der Humboldt-Universität zu Berlin und Autor zahlreicher Bücher und Aufsätze zur russischen und sowjetischen Geschichte. 2012 erhielt er für sein Werk „Verbrannte Erde. Stalins Herrschaft der Gewalt“ den Preis der Leipziger Buchmesse.

Cathrin Kahlweit, Journalistin und Publizistin, Korrespondentin der Süddeutschen Zeitung für Mittel- und Osteuropa

Jörg Baberowski:
Der sterbliche Gott. Macht und Herrschaft im Zarenreich
C. H. Beck Verlag, September 2024, ISBN 978-3-406-71420-7
Hardcover, € 52, 50; auch als e-book erhältlich

In Kooperation mit BUCH WIEN 2024 von 20.-24. November 2024

Aufgezeichnet im Kreisky Forum am 21.11.2024
Technische Produktion: Milan Loewy

 

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Eva Nowotny in conversation with Henri J. Barkey and Ellen Laipson
THE US AFTER THE ELECTIONS

Henri J. Barkey and Ellen Laipson explore in conversation with Eva Nowotny the future of the United States in the aftermath of the elections. This event brings together leading experts in international relations and U.S. policy to explore the implications of the electoral outcomes on American domestic and foreign policy. Despite the uncertainties, this election is sure to shape the future trajectory of the U.S. on the global stage.

Henri J. Barkey is the Bernard L. and Bertha F. Cohen chair in international relations at Lehigh University Pennsylvania and Adjunct Senior Fellow for Middle East studies at the Council on Foreign Relations. Previously he was the director of the Middle East Center at the Woodrow Wilson Center for International Scholars.

Ellen Laipson is the Director of the Master’s in International Security degree program and the Center for Security Policy Studies in the Schar School of Policy and Government at George Mason University. She joined Mason University after a distinguished 25-year career in government and as president and CEO of the Stimson Center (2002-15).

Eva Nowotny, Ambassador ret., Vice president of the Board of Bruno Kreisky Forum

Recorded at Kreisky Forum on November 18, 2024
Technical production: Milan Loewy

 

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Gudrun Harrer in conversation with Slimane Zeghidour
ALGERIA, A LINK BETWEEN NORTH AND SOUTH, EAST AND WEST?

“Only young nations have a history,” says the Argentinian writer Jorge Luis Borges. It is indeed so short that everyone knows it by heart, so much does it merge with the history of their family – and their own. Slimane Zeghidour, the Franco-Algerian reporter and essayist, can testify to this. He is the “twin” of the Algerian State. Born in Algeria, then French, on the eve of the war (1954-1962) that gave birth to sovereign Algeria, he lived through the entire conflict enclosed in a displaced persons camp, under the strict control of French soldiers, behind closed doors, without radio or newspapers.
In the camp surrounded by barbed wire, he “discovered,” at the same time as the horrors of war, the dispensary and the school. Seriously ill, military doctors saved his life. Conscripts, in uniform, taught him to read and write. Thanks to which, he was able to read, in public, the leaflet dropped by a plane, on the very day of independence, the magic word: „Ceasefire“.
Irony of History: „thanks“ to the war, he was able to heal, learn… write, and tell.
The largest country in Africa, Algeria, as a French possession since 1830, was part of Europe until its independence in the summer of 1962. Since then, it has experienced, after the euphoria, a first coup d’état, then the austerity, repression and shortage of the Soviet-style single party, later a civil war between the army and the Islamic fundamentalist movement, then the return to an authoritarian power… The invasion of Ukraine allowed it to bounce back and strengthen its role as a major supplier of gas to the EU. A project called SoutH2 should deliver Algerian hydrogen via a corridor running from Algeria to Germany via Italy and Austria.
This evening Slimane Zeghidour will try to untangle the interwoven threads of his personal history and that of his two countries, France and Algeria, the two „Siamese peoples“, with a back and forth between the past and the present and a back and forth between his personal journey and the evolution of both States. Slides from the camp, family archives and maps will mark a journey through time that is also intended to be a link between the two shores of the Mediterranean.

Slimane Zeghidour is a writer and journalist, serving as editor-in-chief and editorialist at TV5 MONDE for 20 years. As a senior reporter, he covered Latin America, the Middle East, Russia, and Central Asia for outlets like Le Monde, El Pais, and others. He followed the rise of religious fundamentalisms across various regions, including Brazil, Algeria, Israel, and Iran. Zeghidour taught geopolitics of religions at Sciences-Po and Celsa journalism school, and lectured at universities like Berkeley, Princeton, and Tel Aviv. He authored several works, including the autobiographical Sors, la route t’attend.

Gudrun Harrer, Senior Editor, Der Standard; Lecturer in Modern History and Politics of the Near and Middle East at the University of Vienna and at the Diplomatic Academy of Vienna.

Recorded at Kreisky Forum on November 11, 2024
Technical production: Milan Loewy

 

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Tessa Szyszkowitz in conversation with Nomi Bar-Yaacov
MIDDLE EAST 2024 – ALTERNATIVES TO ALL OUT WAR BETWEEN ISRAEL AND IRAN

On the eve of the US-elections Nomi Bar-Yaacov will discuss the implications of the current escalation of violence between Israel and Iran on the region. She will discuss the plans on the table for de-escalation in the context of geopolitical trends and concerns.

Bar-Yaacov has many years of experience with Track-2-negotiations in the Middle East. She is convinced that there is no military solution to the conflicts in the region and the only solution is to build on to what the 57 Islamic States and Arab States are offering at the UN, a ceasefire in Gaza, return of all 101 hostages, return of all the displaced Gazans, a ceasefire in Lebanon and an implementation of United Nations Security Council Resolution 1701, return of all displaced Lebanese and Israelis, and a recognition that there will only be security for Israel with a Palestinian State. The alternative, she says is not in Israel’s security interests.

Nomi Bar-Yaacov is a leading international lawyer, negotiator, arbitrator and mediator with three decades of experience in high stakes international negotiation and international conflict management, including negotiations of complex cease-fire agreements and peace agreements. She is a highly sought after global keynote speaker and commentator at the intersection of geopolitics, conflict prevention and conflict resolution. She also covers technology for peace. She is an Associate Fellow at the International Security Department at Chatham House, The Royal Institute for International Affairs, in London. She is a frequent commentator for BBC Radio 4, BBC World TV, BBC Newsnight, SKY News, CNBC, CBC, Deutsche Welle TV, France24, RAI TV, and Al-Jazeera (Arabic and English). She speaks and works in six languages fluently. She is quoted often in leading newspapers including The New York Times and Washington Post.

Tessa Szyszkowitz is an Austrian journalist and author. A UK correspondent for Austrian and German publications such as Falter or Tagesspiegel, she curates Philoxenia at Kreiskyforum and she is a Distinguished Fellow of the Royal United Services Institute in London.

Recorded at Kreisky Forum on November 4, 2024
Technical production: Milan Loewy

 

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Video-Premiere AUS KREISKYS WOHNZIMMER

Gertraud Borea d´Olmo im Gespräch mit Philipp Blom
HOFFNUNG
Über ein kluges Verhältnis zur Welt

Kann man in diesen Zeiten noch hoffen? In seinem neuen Buch, das Ende September im Hanser Verlag erscheint, zeigt Philipp Blom, wie Hoffnung möglich bleibt.
Es ist noch nicht lange her, da stand die Zukunft für eine bessere Welt. Inzwischen haben wir uns angewöhnt, mit dem Schlimmsten zu rechnen, und mussten oft genug erleben, dass es noch schlimmer kam. Gibt es wirklich keinen vernünftigen Grund mehr, zu hoffen? Philipp Blom findet die Ursprünge der Hoffnung in einem religiösen Weltverständnis, mit dem die Gegenwart nicht mehr viel anfangen kann: Das Dasein war sinnvoll, weil es in ein ewiges Leben münden würde. Heute könnte uns das Bedürfnis nach Hoffnung dazu treiben, ein sinnvolles Leben zu führen, indem wir Ziele für eine bessere Welt verfolgen: Gerechtigkeit etwa oder Nachhaltigkeit. Das wäre das Gegenteil von naivem Optimismus, das wäre eine vernünftige Haltung zur Welt. Sie ist nötiger denn je.

Philipp Blom studierte Philosophie, Geschichte und Judaistik in Wien und Oxford. Er lebt als Schriftsteller und Historiker in Wien und schreibt regelmäßig für europäische und amerikanische Zeitschriften und Zeitungen. Er erhielt zahlreiche Auszeichnungen, u. a. das Stipendium am Getty Research Institute in Los Angeles, den Premis Internacionals Terenci Moix und den NDR Kultur Sachbuchpreis. Bei Hanser erschienen u. a. Die Welt aus den Angeln (2017), Was auf dem Spiel steht (2017) und Die Unterwerfung (2022).

Gertraud Borea d’Olmo ist Mitglied des Vorstands des Bruno Kreisky Forums

Philipp Blom:
Hoffnung. Über ein kluges Verhältnis zur Welt
Hanser Verlag, September 2024, ISBN 978-3-446-28135-6

Aufgezeichnet im Kreisky Forum im Oktober 2024
Technische Produktion: Maximilian Hofko

 

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Robert Misik im Gespräch mit Roger de Weck
DAS PRINZIP TROTZDEM
Warum wir den Journalismus vor den Medien retten müssen

Autoritäre Populisten trumpfen auf. Desinformation und Fake News grassieren. Und der Journalismus, der dem wehren sollte? Er kommt aus der Krise nicht heraus. Es gibt zwar mehr Medien, aber immer weniger Mittel für den Journalismus. Verlage wollen ihre Einbußen wettmachen, indem sie noch mehr laute Meinungen und Soft-Themen bringen. Doch die »Boulevardigitalisierung« nützt just den Populisten, die sich derselben Stilmittel bedienen: Zuspitzung, Skandalisierung, Aufregung.
Roger de Weck liebt Journalismus als Beruf. Er kennt ihn in allen Facetten – als Zeitungsmacher und Rundfunkchef, Reporter und Moderator. Und er macht sich Sorgen, weil die Gesetze des Medienbetriebs und die des Journalismus immer weiter auseinanderlaufen. Dagegen setzt de Weck auf das »Prinzip Trotzdem«: Recherchieren, abwägen, sich treu bleiben – trotz Sparmaßnahmen, trotz X & Co. Doch wie geht das? Der Autor zeigt, wie sich Journalismus stärken lässt. Denn ohne diesen wertvollen Spielverderber läuft das Spiel nicht in der Demokratie.

Roger de Weck, geboren 1953, war Zeit-Chefredakteur, Generaldirektor des Schweizer Radios und Fernsehens, Mitglied des Zukunftsrats für Reformen bei ARD, ZDF und Deutschlandfunk. Im Suhrkamp Verlag erschien zuletzt Die Kraft der Demokratie, das mit dem Bruno-Kreisky-Preis für das Politische Buch 2020 ausgezeichnet wurde.

Robert Misik, Autor und Journalist

Roger de Weck:
Das Prinzip Trotzdem.
Suhrkamp Insel, Oktober 2024, ISBN 978-3-518-12863-3; € 17,00,-auch als ebook erhältlich!

Aufgezeichnet am 28.10.2024 im Bruno Kreisky Forum
Technische Produktion: Milan Loewy

 

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Suliman Baldo, Annette Weber, Amira Osman, Osama Kheir Mohamed,
Irene Horejs
SUDAN’S DEVASTING WAR ON PEOPLE – WHAT INTERNATIONAL RESPONSE?

Five years ago, a peaceful civil society uprising has managed to oust Sudan´s long term dictator Omar Al Beshir and to install a joint civilian-military government for a 3 years transition to democratic elections 3. However, a military coup in October 2021 put an end to hope for democracy and in April 2022, the two power sharing military forces initiated a cruel war with devastating effects on the country. At present, as a result of looting, the conscious destruction of the economy and the use of hunger as a weapon of war by both warring parties, 10 million people have been displaced and 25 million face the threat of a man made massive famine and starvation.
The war in Sudan has also devastating effects on its already instable neighboring countries on the continent. By its strategic location at the Red Sea it has huge implications for the Arab Peninsula as well as for international trade and migration. Multiple international players have a stake in this crisis, most prominently Saudi Arabia and the UAE as active supporters of belligerents, but Russia, the US, the EU and others have their stakes too. Different mediation efforts by Egypt and other neighboring countries, the African Union, Saudia Arabia and the US had little success so far.
Yet, despite the humanitarian catastrophe and international implications of this crisis, there seems to be little attention to it by Western media and decision makers. “The world is failing to live up to its commitments to protect civilians in armed conflict”, UN Secretary-General António Guterres warned. When states fail to protect its citizens, the international community has a responsibility in doing so.
Who are the different conflict parties, what are their interests and who is behind them? Why have the different efforts for mediations failed so far? Why do Western powers not intervene more strongly in this catastrophic conflict in a region which combines so many interests for them?
What has become of the strong Sudanese civil society mouvements? What role can they play in the current conflict situation? Within the country and as Sudanese diaspora? How can Sudanese civil society and the diaspora contribute to support humanitarian relieve for the victims of this war?
These and other questions will be addressed in this panel discussion, which constitutes the opening event of a 3 days meeting of representatives of the Sudanese diaspora from 9 European countries in Vienna.

Welcome
Georg Lennkh, former Austrian Special Envoy for Africa and former EU Special Representative in Chad, board member of the Kreisky Forums
Ishraga Hamid, Mendy for peace culture and diversity management
Franz Schmidjell, Vienna Institute for International Dialogue and Cooperation (VIDC)

Keynote
Suliman Baldo, senior expert and Director of the Sudan Transparency and Policy Tracker (@infosudantrans1). He was previously Director of the Sudan Democracy First Group, a Sudan-focused think tank on democratization and peace. Baldo has also worked as an U.N. Independent Expert on the Human Rights in Mali, as advisor to joint U.N. and African Union mediation teams in the conflict in Darfur and the post-election violence in Côte d’Ivoire. He served as Africa director of the Africa Program at the International Center for Transitional Justice (ICTJ) and Africa Director at the International Crisis Group (ICG).

Panelists
Amira Osman, peace activist and researcher, co-founder of Gender Centre for Research and Training (GCRT) in Sudan
Osama Kheir Mohamed, diaspora youth activist
Anette Weber, EU Special Representative for the Horn of Africa (online)

Moderator:
Irene Horejs, Bruno Kreisky Forum and former EU ambassador

In cooperation with:
VIDC – Vienna Institute for International Dialogue and Cooperation
Mendy for peace culture and diversity management

Recorded on October 24, 2024, at Bruno Kreisky Forum
Technical production: Milan Loewy

 

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Cathrin Kahlweit im Gespräch mit Jan Claas Behrends
ZEITENWENDE ODER STILLSTAND: WELTMÄCHTE IM NEUEN KALTEN KRIEG

Der renommierte Historiker und Osteuropa-Spezialist Jan C. Behrend lehrt und forscht nicht nur an der Europa-Universität Viadrina zum Thema „Diktatur und Demokratie – Deutschland und Osteuropa von 1914 bis zur Gegenwart“. Er ist auch ein prominentes und durchaus streitbares Mitglied der deutschen Sozialdemokratie. Behrends beschäftigt sich kritisch mit dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine und der deutschen Haltung dazu. Er gehörte zu den Unterzeichnern eines Offenen Briefes an die Bundesregierung, in dem dazu aufgerufen wurde, der Floskel von der „Zeitenwende“ Taten folgen zu lassen und die Ukraine tatsächlich finanziell und militärisch zu unterstützen, solange es nötig ist. Behrends ist der Überzeugung, dass Berlin zögerlich gegenüber Moskau ist; sein Credo lautet: Die von Russland geführten Kriege haben bis 2022 nicht dazu geführt, dass Deutschland seine Russlandpolitik revidiert hat. Bis zuletzt glaubte man in Berlin an die Kraft des Dialogs und des Handels. Angesichts der Aggression wächst jedoch die Erkenntnis, dass der Einsatz illegitimer militärischer Gewalt sanktioniert werden muss. Im Gespräch mit Cathrin Kahlweit debattiert Jan C. Behrends den Umgang der Linken mit Russland und die Frage, ob die „Zeitenwende“ vorbei ist, bevor sie so richtig begann.
Jan Claas Behrends arbeitet als Historiker am Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam (ZZF) und unterrichtet osteuropäische Geschichte an der Europa-Universität Viadrina, wo er seit März 2022 eine Professur innehat. Er beschäftigt sich mit Stalinismus und Vergleichen moderner Diktaturen sowie mit der Geschichte der Perestroika und postsowjetischen Konflikten.

Cathrin Kahlweit, Journalistin und Publizistin, Korrespondentin der Süddeutschen Zeitung für Mittel- und Osteuropa

Aufgezeichnet am 23.10.2024 im Kreisky Forum
Technische Gestaltung: Milan Loewy

 

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Robert Misik im Gespräch mit Rahel Jaeggi
FORTSCHRITT UND REGRESSION

Die Abschaffung der Sklaverei, die Einführung sozialer Sicherungssysteme, die Sanktionierung von Vergewaltigung in der Ehe gelten gemeinhin als gesellschaftlicher Fortschritt – als ein Wandel zum Besseren. Dennoch hat die Idee einer generellen Fortschrittsbewegung ihren alten Glanz verloren, ja, sie ruft sogar Skepsis hervor. In aller Munde ist hingegen die Diagnose der Regression. Sie wird diversen Zeiterscheinungen gestellt, vom rechtsautoritären Populismus bis zur Demokratiemüdigkeit.
Rahel Jaeggi verteidigt in ihrem Buch das Begriffspaar Fortschritt und Regression als unverzichtbares sozialphilosophisches Werkzeug für die Kritik unserer Zeit. Als fortschrittlich oder regressiv versteht sie nicht nur das Resultat, sondern vor allem die Gestalt gesellschaftlicher Transformationen selbst. Indem sie nach den Erfahrungsblockaden fragt, die regressiven Tendenzen Vorschub leisten, entwickelt sie einen Begriff des Fortschritts, der eurozentrische Verzerrungen ebenso vermeidet wie die Vorstellung einer zwangsläufigen Entwicklungstendenz. Fortschritt, so zeigt sie, ist nicht der Vorlauf zu einem bereits bekannten Ziel, sondern der nie abgeschlossene Prozess der Emanzipation.

Rahel Jaeggi, ist Professorin für Praktische Philosophie an der Humboldt-Universität zu Berlin und leitet dort seit 2018 das Centres for Social Critique. Als Gastprofessorin unterrichtete sie an der Yale University, Fudan University in Shanghai, New School for Social Research in New York und war Fellow am Institute for Advance Studies an der Princeton University. Gegenstand ihrer Forschung sind u.a. die Begriffe der Entfremdung, der Kommodifizierung bzw. Verdinglichung, der Ideologie, der Lebensform, der Institution und der Solidarität.

Moderation:
Robert Misik, Autor und Journalist

Rahel Jaeggi:
Fortschritt und Regression
Suhrkamp, Dezember 2023, ISBN 978-3-518-58714-0

Aufgezeichnet im Kreisky Forum am 17.10.2024
Technische Produktion: Milan Loewy

 

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Tessa Szyszkowitz in conversation with Matthew Teller and Mahmoud Muna
DAYBREAK IN GAZA

A year ago, a new era started for Gaza: A war, triggered by the Hamas attack on Israel of October 7th, destroyed most of the Gaza strip. Houses, infrastructure, hospitals, schools – but most importantly: More than 40.000 people. The total destruction of the Palestinian territory, governed by Hamas and inhabited by 2,2 million Palestinians, is a humanitarian and political catastrophe.
As its heritage is being destroyed, Gaza’s survivors preserve their culture through literature, music, stories and memories. Daybreak in Gaza is a record of that heritage, revealing an extraordinary place and people.
Matthew Teller and Mahmoud Muna collected vignettes of artists, acrobats, doctors, students, shopkeepers and teachers across the generations offer stories of love, life, loss and survival. They display the wealth of Gaza’s cultural landscape and the breadth of its history. This remarkable book humanises the people dismissed as mere statistics. Daybreak in Gaza stands as a mark of resistance to the destruction, and as a testament to the people of Gaza.
‘A most significant collection, one that frightens, awes and inspires, the timeliest of reminders of our common humanity and the irrepressible force of the written word.’ Philippe Sands

Matthew Teller is a UK-based author and broadcaster writing on place and culture, with a special focus on Palestine and the wider Middle East. His 2022 book Nine Quarters of Jerusalem: A New Biography of the Old City was a Daily Telegraph Book of the Year. Teller produces and presents documentaries for BBC Radio 4 and World Service, and reports for BBC Radio’s ‘From Our Own Correspondent’.

Mahmoud Muna is a writer, publisher and bookseller from Jerusalem, Palestine. He runs Jerusalem’s celebrated Educational Bookshop and the Bookshop at the American Colony Hotel, both centres of the city’s literary scene. Muna writes regularly on culture and politics, with bylines in the London Review of Books and Jerusalem Quarterly, among others.

Tessa Szyszkowitz is an Austrian journalist and author. A UK correspondent for Austrian and German publications such as Falter and Tagesspiegel, she curates Philoxenia at Kreiskyforum and is also a Distinguished Fellow of the Royal United Services Institute in London.

Recorded at Kreisky Forum on October 15, 2024
Technical production: Milan Loewy

 

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Irene Horejs in conversation with Federico Donelli and Marie Roger Biloa
RWANDA 30 YEARS ARFTER THE GENOCIDE – A CONTESTED PARTNER FOR EU INTERESTS IN AFRICA?

30 years after the genocide, Rwanda is one of Africa’s fast-growing economies and one of the most modern countries in sub-Saharan Africa with remarkable rates of poverty reduction, education, health and employment and relatively low corruption levels.
This development has been achieved with a flaw of autocratic rule, silencing critical voices and cracking down on opponents even outside the country. In July 2024, President Paul Kagame was reelected by 99% for a 4th term in office, in an election without any serious contenders. Despite autocratic rule and flagrant human rights violations, Rwanda remains well regarded among the (guilt ridden) international community and foreign investors, mainly due to its record in fighting corruption and its reliable debt service with international banks.
Rwanda – one of the smallest countries in Africa – has also become an important, – though contentious– player on the continent. It has an important voice in the African Union and other international organizations, is one of the most important providers of troops to multilateral peacekeeping missions and has signed contracts as a bilateral security provider in the Central African Republic and in Mozambique, where Rwandan troupes are, among others, securing the operations of TOTAL ELF.
At the same time, Rwanda´s military is accused to fuel war in Eastern Congo by supporting one of the main rebel groups, the M23. The war, which involves dozens of armed groups, has not only generated massive displacement and one of the largest humanitarian crises, but appears also to be linked to the illicit extraction of valuable raw materials – essential for the transformation of the EU economy under the Green Deal. Indeed, Rwanda exports more raw materials than it produces. Nonetheless, the EU has recently signed a Memorandum of Understanding on Sustainable Raw Material Value Chains with Rwanda – a move which triggered immediately criticism in the DRC and EU member countries.
How to understand these contradictions in both Rwanda´s foreign policy and the EU policies towards Rwanda? What does this mean for the EU and its interests on the continent? Is Rwanda a reliable security partner for a renewal of the African security architecture? Is it a reliable partner for improving governance in mineral extraction and contributing to secure the raw materials for the EU economy? How does the EU – one of the major development donors and sources of foreign investment – deal with Rwanda´s multiple human rights violations?

Federico Donelli, International Relations in the Department of Political and Social Sciences at the University of Trieste
Marie Roger-Biloa, member of ECDPM’s board of governors, media publisher and TV producer
Moderation:
Irene Horejs, former EU-Ambassador, Bruno Kreisky Forum

Federico Donelli, Ph.D, University of Trieste, expert in international politics and security of the Middle East and Africa. Dr Donelli is also a Senior Research Associate at the Istituto di Studi di PoliticaInternazionale (ISPI) in Milan and a Non-Resident Fellow at the Orion Policy Institute (OPI) in Washington D.C. He is a consultant on political and security issues to a variety of governments, private companies, and international organizations.

Marie-Roger Biloa is a member of ECDPM’s board of governors since April 2023. She is a Cameroonian magazine editor, television show host, journalist, filmmaker and president of various community-oriented initiatives. She lives in France, from where she hosts a television talk show. In France, she was named a Chevalier of the Order of Arts and Letters. [1] For her work as a journalist, she has also received the Percy Qoboza Award. Ms Biloa owns a website named Africa-international.

Recorded at Kreisky Forum on October 14, 2024
Technical production: Milan Loewy

 

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Helfried Carl im Gespräch mit Vedran Džihić
ANKOMMEN

Sind wir bald da?
Vom Flüchtling zum anerkannten Wissenschaftler: Vedran Džihić ist angekommen. Doch was braucht es, um den Neubeginn zu schaffen? Wann fühlen wir uns einer Gesellschaft wirklich zugehörig?

Jänner 1993, Traiskirchen bei Wien: Hier kommt Vedran Džihić auf seiner Flucht vor dem Bosnienkrieg an. In Österreich fühlt er sich sicher, erlebt aber auch Gleichgültigkeit und Benachteiligung. Parallel zu seinem bemerkenswerten Bildungsaufstieg machen sich in Europa Populismus und Nationalismus breit. Geflüchtete und Migrant:innen werden immer mehr zur Gefahr stilisiert.
Eindringlich beschreibt Vedran Džihić sein persönliches Ankommen und warnt vor der grassierenden Politik der Angst und Ausgrenzung. Wie geht unsere Gesellschaft mit „Anderen“ um? Was ist nötig, damit sich alle zuhause fühlen?

Verdran Džihić wurde 1976 in Prijedor, Bosnien und Herzegowina, geboren. 2009 schloss er sein Doktorat in Politikwissenschaften an der Universität Wien ab. Heute ist er Senior Researcher am Österreichischen Institut für Internationale Politik (oiip) und unterrichtet an der Universität Wien. Džihić ist Initiator zahlreicher politischer und zivilgesellschaftlicher Initiativen in Österreich und Südosteuropa. Er gehört zu den gefragtesten Balkan Experten im deutschsprachigen Raum, kommentiert dazu in internationalen und nationalen Medien und veröffentlicht regelmäßig Essays.

Helfried Carl, Diplomat, seit 2019 Partner des von ihm mitbegründeten Innovation in Politics Institute in Wien und Gründer der Initiative European Capital of Democracy. Von 2014-2019 war er Botschafter Österreichs in der Slowakischen Republik, davor, von 2008-2014, Büroleiter und außenpolitischer Berater von Nationalratspräsidentin Barbara Prammer.

Aufgenommen im Kreisky Forum am 7. Oktober 2024
Technsiche Produktion: Tatjana Hatzl

Vedran Džihić:
Ankommen
Kremayr & Scheriau, September 2024, ISBN: 978-3-218-01442-7; 20,00 € inkl. MwSt.

 

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20. Verleihung der Bruno Kreisky Preise für Verdienste um die Menschenrechte

Begrüßung:
Ges. Mag.a Sabine Kroissenbrunner, Generalsekretärin des Bruno Kreisky Forums für internationalen Dialog
Gouverneur a.D. Univ. Prof. Dr. Ewald Nowotny, Vorsitzender des Kuratoriums der Bruno Kreisky Stiftung für Verdienste um die Menschenrechte

Preisverleihungen
Laudatio:
Sir William Browder KCMG, Vorsitzender der Global Magnitsky Justice Campaign
Verleihung des Bruno Kreisky Preises an:
Evgenia und Vladimir Kara-Murza

Laudatio:
Dr.in Eva Nowotny, Diplomatin und ehemalige Botschafterin
Verleihung des Bruno Kreisky Preises an:
Dr. Gerald Rockenschaub

Laudatio:
Dr.in Beate Winkler, Künstlerin, ehemalige Direktorin der EU Grundrechtsagentur (FRA)
Verleihung des Bruno Kreisky Preises an:
Verein Autonome Österreichische Frauenhäuser (AÖF), repräsentiert durch Maja Markanović-Riedl (Geschäftsführung)

Moderation:
Mag.a Gertraud Auer Boreo d’Olmo, Vorstandsmitglied, Bruno Kreisky Stiftung für Verdienste um die Menschenrechte

Dank und Schlussworte:
Univ. Prof. DDr. Oliver Rathkolb, Vorstandsmitglied, Bruno Kreisky Stiftung für Verdienste um die Menschenrechte

 

PREISTRÄGER:INNEN 2024

Evgenia und Vladimir Kara-Murza
Evgenia und Vladimir Kara-Murza setzen sich in vielfältiger Weise dafür ein, die russische Regierung und korrupte Kremlbeamte für die Verletzung von Menschenrechten, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit zur Rechenschaft zu ziehen. Nach der politisch motivierten Inhaftierung des politischen Aktivisten, Journalisten, Autors und Filmemachers Vladmir Kara-Murza führte Evgenia Kara-Murza die Arbeit ihres Mannes als Advocacy-Direktorin der Free Russia Foundation fort und konzentrierte sich dabei auf die öffentliche Diplomatie der FRF und die globale Öffentlichkeitsarbeit im Namen der russischen Zivilgesellschaft. Vladmir Kara-Murza wurde im August dieses Jahres aus der Haft entlassen und führt seine Menschenrechtsarbeit außerhalb Russlands weiter.

Gerald Rockenschaub hat an der Universität Graz Medizin studiert, war zunächst Chirurg und Notarzt, und kam 2004 als Regionalbeauftragter und Programmleiter zur WHO/Europa, wo er an führender Stelle für die Bereiche Notfallvorsorge und humanitäre Hilfe zuständig war. Von 2014 bis 2021 war er Leiter des Büros der WHO in den besetzten palästinensischen Gebieten (Westjordanland und Gaza-Streifen) in Jerusalem, wurde danach Repräsentant der WHO in Albanien und war zuletzt Direktor des Nothilfeprogramms der WHO Europa in Kopenhagen. Als Arzt inmitten internationaler Konflikte übernahm er die Rolle eines „Gesundheitsdiplomaten“, der in Gesundheitsfragen zwischen den Konfliktparteien mediierte, um die Gesundheitsversorgung in Krisensituationen sicherzustellen und die Patienten, die sonst oft inmitten politischer Konflikte verloren zu gehen drohen, in den Mittelpunkt zu stellen.

Der Verein Autonome Österreichische Frauenhäuser (AÖF), der als Dachverband von 16 autonomen Frauenhäuser in Österreich dient, wurde 1988 gegründet und ist bis heute Informationsdrehscheibe, Unterstützung, Service und Vertretung für alle Mitglieder. Der Verein AÖF ist Mitglied von WAVE – Women Against Violence Europe, ein europäisches Netzwerk gegen Gewalt an Frauen, welches über 20 Jahre im Verein AÖF angesiedelt war und seit 2014 ein eigener Verein ist. AÖF ist auch Kernstelle fünf wichtiger Säulen der Gewaltprävention: die Informationsstelle gegen Gewalt, die Frauenhelpline gegen Gewalt 0800 222 555, die Onlineberatung „HelpChat – Halt der Gewalt“, das Projekt StoP – Stadtteile ohne Partnergewalt und das 2023 eröffnete Zentrum BAKHTI für EmPOWERment für Mädchen* und junge Frauen* mit Zusatzangebot für Burschen*. Durch all diese Angebote und unermüdliche Öffentlichkeitsarbeit und politische Überzeugungsarbeit mit Ziel der Wahrnehmungsverschärfung bietet der Verein nicht nur Schutz für Frauen, sondern auch für ihre Kinder.

In Kooperation mit Bruno Kreisky Stiftung für Verdienste um die Menschenrechte, AK Wien, Stadt Wien Kultur

Aufgezeichnet am 4. Oktober 2024 im Kreisky Forum
Technische Produktion: Milan Loewy

 

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Robert Misik im Gespräch mit Olivier David

VON DER NAMENLOSEN MENGE.
Über Klasse, Wut & Einsamkeit

„Es geht hier nicht um die Kulturalisierung von Armut, nach dem Motto: So sind sie, die Armen. Es geht um das Aufzeigen von Lebensrealitäten als Kausalketten.“

In den vergangenen Jahren ist eine bemerkenswerte neue Textgattung entstanden: die Beschreibung von soziale Herkünften, auch der Entfremdung von der sozialen Klasse, aus der man stammt, und zugleich das Hängen an ihr – man denke nur an die Arbeiten von Didier Eribon oder auch an das autofiktionale Schreiben von Annie Ernaux. Für Herablassung und Zurücksetzungserfahrungen der arbeitenden Klassen gibt es neuerdings sogar einen langsam gängigen Begriff, den des „Klassismus“.
Zugleich gilt: Geschichten von der unteren Klasse, Literatur über soziale Herkunft – meist sind das Erzählungen von Aufbruch und Aufstieg.
Olivier Davids wunderbarer Großessay „Von der namenlosen Menge“ (Haymon-Verlag) kreist um diejenigen, die unten geblieben sind. Die, mit den schmerzenden Körpern, die Nachtarbeitenden, die Vergessenen – und um ihn selbst. Wie fühlt es sich an, mit dem eigenen Körper und der eigenen Gesundheit den Wohlstand höherer Klassen zu bezahlen? Was bedeutet es, unten zu bleiben, damit die oberen ihren Status, ihre Macht, ihre Privilegien behalten können? Wie soll Geschichte weitergegeben werden, wenn es kein kollektives Gedächtnis armer Menschen gibt?

Olivier David, 1988 in Hamburg-Altona geboren, ist Schriftsteller und Kolumnist. Nach der Schule arbeitete er mehrere Jahre in einem Supermarkt, bevor er eine Schauspielausbildung begann. Olivier David jobbte als Kellner, Malerhelfer und Lagerarbeiter, nebenbei spielte er Theaterstücke für Kinder.
Mit 30 gelang ihm der Quereinstieg in den Journalismus. 2022 erschien sein erstes Buch „Keine Aufstiegsgeschichte – Warum Armut psychisch krank macht“.

Moderation:
Robert Misik, Autor und Journalist

Aufgezeichnet im Kreisky Forum am 3. Oktober 2021
Technische Produktion: Milan Loewy

Olivier David:
Von der namenlosen Menge. über Klasse, Wut & Einsamkeit
Haymon Verlag, Mai 2024, ISBN 978-3-7099-8231-0; 22,90 €; auch als ebook erhältlich!

 

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Tessa Szyszkowitz in conversation with Yair Hirschfeld, John Ging and Jackson Khoury de Concini

IS PEACEFUL COEXISTENCE BETWEEN ISRAELIS AND PALESTINIANS POSSIBLE?
Analysing past & future options for negotiations in the Middle East

How does one of the central figures of the Oslo Peace Process look back on the attempt to create a Two-State-Solution for Israelis and Palestinians more than 30 years ago? In his new book “The Israeli-Palestinian Peace Process” the Israeli historian Yair Hirschfeld relives his Track-2-negotiations with Palestinian and Israeli politicians, which resulted in the Oslo Accord in 1993. Hirschfeld does not stop there. From the Holocaust to October 7th, he analyses causes and impact of continued Jewish trauma on the Middle East. And Hirschfeld examines the political setting both Israelis and Palestinians find themselves in today, with failed political leaderships seemingly unable to break out of the circle of violence. He then outlines lessons to learn for future peace negotiations.
Was peace ever possible between Israelis and Palestinians? Yair Hirschfeld says: “We might need new ways to achieve it. But we should never give up.”

Yair Hirschfeld is a lecturer at the University of Haifa in the Department of Middle Eastern History. He is the Director General of the Tel Aviv-based Economic Cooperation Foundation (ECF). He was a key architect of the Oslo Accords in 1993.
Jackson Khoury de Concini, co-author of The Israeli-Palestinian Peace Process
John Ging, CEO of the Famine Relief Fund
Tessa Szyszkowitz is an Austrian journalist and author. A UK correspondent for Austrian and German publications such as Falter or Tagesspiegel, she curates Philoxenia at Kreiskyforum and she is a Distinguished Fellow of the Royal United Services Institute in London.

Recorded at Kreisky Forum on September 26, 2024
Technical production: Milan Loewy

 

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Eva Nowotny in conversation with Nina Vaskunlathi und Wolfgang Mühlberger

EUROPEAN SECURITY – A NORTHERN PERSPECTIVE

Russia´s illegal military aggression against Ukraine and the aggressive stance of President Putin against Europe have led in almost all European countries to a reevaluation of their security situation and policies. In view of the profoundly changed security environment in Europe, the Government of Finland – with its 1343 km common border and a historically charged relationship to Russia – applied for NATO-membership in May 2022. Finland´s neighbor Sweden did so simultaneously. – In both countries, this historic step ending a long period of non-alignment – was based on broad support in the population. Finland became NATO-member in July 2023, Sweden in March 2024.
Eva Nowotny will discuss with her guests Nina Vaskunlahti, Ambassador of Finland in Austria, and Wolfgang Mühlberger from the Martti Ahtisaari Peace Foundation the impact of NATO-membership on Finland´s foreign and security policy as well as their expectations and ideas for the European Union and the Western Alliance in a conflict-ridden international situation.

Nina Vaskunlahti, Ambassador of Finland in Austria
Wolfgang Mühlberger, Senior Advisor MENA & Strategy at CMI / Martti Ahtisaari Peace Foundation
Eva Nowotny, Ambassador ret., Vice-President of Bruno Kreisky Forum

Recorded at Kreisky Forum on September 25, 2024
Technical production: Milan Loewy

 

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Robert Misik im Gespräch mit Bernd Marin
LEBENSZEITEN. MAN LEBT NICHT EINMAL EIN MAL…

Im Dritten Lebensalter verschreibt sich der Sozialwissenschaftler Bernd Marin der pop science, populärer, doch profunder Wissensvermittlung an ein breites Publikum. In 13 Kapiteln entfaltet er ein breites Spektrum aktueller gesellschaftlicher Themen: Von der Tempo- und Freizeitgesellschaft zwischen killing speed und Entschleunigung zu bedrohlicher Entzivilisierung; von Langlebigkeit und Altersinflation, die uns immer älter und zugleich täglich sechs Stunden jünger werden lassen bis zu den »verseuchten Zeiten« des Krisen- und Pandemie-(Miss)Managements 2020-2023; von Fragen nach einer Expertenherrschaft zu amüsanten Beobachtungen unseres kakanischen Alltags.
Marin versammelt Vermischtes aus Essays, Glossen, Notizen und Kommentaren zum Zeitgeschehen. Das öffnet ein Schatzkästchen literarischer und philosophischer Reflexionen und stiftet poetische Momente. Keinen Moment erspart uns Bernd Marin spannendes Nachdenken und anregendes Lernen. Das verbürgt steile Lernkurven, so unterhaltsam verpackt, dass uns Erkenntnisse und Wissensgewinne »im Schlaf« zuwachsen. Oder, wie ein Nachruf auf einen großen Denker sagt: Sehen, was keiner sieht – bis alle es sehen.

Bernd Marin, Sozialwissenschaftler, Gründer und Direktor des Europäischen Bureau für Politikberatung und Sozialforschung in Wien

Robert Misik, Autor und Journalist

Aufgezeichnet im Kreisky Forum am 23. September 2204
Technische Produktion: Milan Loewy

Bernd Marin:
LebensZeiten. Man lebt nicht einmal ein Mal …
Sonderzahl Verlagsges., 2024, ISBN 3854496524, 9783854496526
494 Seiten, über 35 Stunden herunterladbare audio-visuelle Beiträge, 29,- €

 

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Robert Misik im Gespräch mit Hedwig Richter und Bernd Ulrich
DEMOKRATIE UND REVOLUTION
Wege aus der selbstverschuldeten ökologischen Unmündigkeit

Junge Menschen brechen auf der Straße das Recht und berufen sich dabei auf das Klima-Urteil des Bundesverfassungsgerichts, nach dem die Lebenden nicht das Recht haben, die Freiheit künftiger Generationen zu halbieren. Die Bundesregierung hält sich nicht an das Pariser Abkommen und stößt zugleich an die Grenzen des Wachstums und der Schuldenbremse, weil die Kosten der Klimakrise und des Klimawandels zugleich aufgebracht werden müssen.
Es ist ein Widerspruch entstanden zwischen Demokratie und Ökologie, zwischen dem unabwendbaren Zeitdruck und der anscheinend gottgegebenen Langsamkeit der Demokratie. Die Historikerin Hedwig Richter und der ZEIT-Journalist Bernd Ulrich wollen diesen Widerspruch überwinden und zeigen, wie eine notwendige Revolution zur Erhaltung unserer Lebensgrundlagen einhergehen kann mit der notwendigen Verteidigung und Entfaltung der Demokratie.
Dazu schauen sie zurück und in die Zukunft. Sie fragen nach der dunklen Seite der Demokratiegeschichte, nach den oft zerstörerischen sozialen und fossilen Bedingungen, unter denen sich unsere Demokratie in Deutschland und anderswo entfaltet hat. Und sie entwerfen eine Zukunft, die auch den kommenden Generationen die Gestaltungsfreiheiten garantieren, die für eine Demokratie essenziell sind.

Hedwig Richter, Professorin für Neuere und Neueste Geschichte an der Univ. der Bundeswehr in München
Bernd Ulrich, Redakteur der ZEIT
Robert Misik, Autor und Journalist

Hedwig Richter, Bernd Ulrich:
Demokratie und Revolution.
Kiepenheuer & Witsch, April 2024, 25,- €

Aufgezeichnet im Kreisky Forum am16.9.2024
Technische Produktion: Milan Loewy

 

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Cathrin Kahlweit im Gespräch mit Judith Kohlenberger
GEGEN DIE NEUE HÄRTE

»Ein kluges und wichtiges Buch, das hoffentlich die Debatten auf den Kopf stellen wird.« Jagoda Marinic

Seit Europas großer »Flüchtlingskrise« 2015 tritt eine neue Härte in Wort und in Tat zutage. Die Normalisierung des Leids und Elends an unseren Grenzen machte uns gleichgültiger, apathischer und kälter gegenüber Minderheiten und Marginalisierten. Fatal wirkte die Strategie, „den Rechten“ das Wasser abzugraben, indem man deren Positionen und Diskurse übernahm. Ist es doch erst die Anbiederung an die extremen Ränder, die Illiberalität und Autoritarismus erstarken lässt, Gesellschaften intoleranter und radikaler macht.
Die Migrationsforscherin und Kulturwissenschaftlerin Judith Kohlenberger zeigt eindrücklich, welch hohen Preis wir für unsere Abschottung vom anderen zahlen – und setzt dem die Zugewandtheit entgegen. Ihr Buch ist ein Plädoyer dafür, der Härte die Stirn zu bieten, indem man an der vermeintlich harten Grenze zum anderen Raum für Austausch, Nähe und Demokratisierung schafft; kleine Löcher in die Mauern der Gegenwart bohrt, um das Neue, Fremde, Inspirierende hineinzulassen; mehr spürt, nicht weniger. Eben einander zugewandt bleibt.

Judith Kohlenberger ist Migrationsforscherin an der Wirtschaftsuniversität Wien, dem Österreichischen Institut für Internationale Politik (oiip) und dem Jacques Delors Centre Berlin. Sie ist Mitglied des Integrationsrats der Stadt Wien, Mitherausgeberin der Zeitschrift für Flucht- und Flüchtlingsforschung und Host des Podcasts Aufnahmebereit. Mit Das Fluchtparadox (2022) war sie für den Deutschen Sachbuchpreis nominiert.

Cathrin Kahlweit, Journalistin und Publizistin, Korrespondentin der Süddeutschen Zeitung für Mittel- und Osteuropa

Aufgezeichnet am 12. September 2024 im Kreisky Forum
Technische Produktion: Milan Loewy

 

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Tessa Szyszkowitz in conversation with Adam Shatz

RESISTANCE TO INJUSTICE
From Frantz Fanon to Solidarity Encampments at US-Universities
Lessons to learn from Protest Movements

When Adam Shatz, US editor of the London Review of Books, researched his biography of Frantz Fanon “The Rebel’s Clinic”, he could not have known how topical the exploration of the rebel’s thinking would be in 2024. The psychiatrist and political philosopher was a militant, opposing French colonial rule in Algeria. A highly sensitive topic given the heated debate at Western universities about October 7th and the war in Gaza. Fanon died early at the age of 36, but his call for justice for the oppressed of colonialist powers in his book „The Wretched of the Earth“(in German “Die Verdammten dieser Erde”) is still heard, whenever the question arises: How to oppose injustice?

Not with Hamas style violence, of course. There are other powerful forms of protest. As Adam Shatz writes in The London Review of Books in his recent essay “Israel’s descent” we now see a new protest movement which might be the most consequential wave of resistance so far as it happens in the middle of Western society: Among the students are many young Jews who do not want to identify with an explicitly illiberal state like Israel. While Shatz is aware of the danger of radicalization among the protesters, he states: “The birth of a global movement in opposition to Israel’s war in Gaza and in defence of Palestinians rights, is, if nothing else, a sign that Israel has lost the moral war among people of conscience.”

Adam Shatz is an author, the US editor of The London Review of Books and a contributor to The New York Times Magazine, The New York Review of Books, The New Yorker, and other publications. He is also a visiting professor at Bard College, and the host of the podcast “Myself with Others,” produced by the pianist Richard Sears.

Tessa Szyszkowitz is an Austrian journalist and author. A UK correspondent for Austrian and German publications such as Falter or Tagesspiegel, she curates Philoxenia at Kreiskyforum and she is a Distinguished Fellow of the Royal United Services Institute in London.

Recorded at Kreisky Forum on September 10, 2024
Technical production: Milan Loewy

 

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Robert Misik im Gespräch mit Nikolaus Kowall

RAUS AUS DER GLOBALISIERUNGSFALLE
Turbo-Kapitalismus, Klimakrise, Ungleichheit: Wie schaffen wir die sozial-ökologische Transformation der Wirtschaft?

Ungezügelte Märkte und Hyper-Globalisierung haben uns in die totale Abhängigkeit des Weltmarkts geführt. Aber wie wegkommen von Rohstoff-Raubbau, Soja, Fast Fashion und anderen billigen Import-Drogen? Und jetzt auch noch die Dekarbonisierung schaffen? Ist das der Todesstoß für unsere Industrie?
Es ist eine echte Chance, meint Nikolaus Kowall. Denn die ökologische Transformation führt zu höherer Wertschöpfung. Importe werden durch Eigenproduktion ersetzt. Was wir dafür brauchen, sind gezielte Markteingriffe, damit der grüne Umbau der Wirtschaft nicht durch ruinösen Wettbewerb verhindert wird. Wachen wir auf, sonst passiert die Zukunft ohne uns.

Nikolaus Kowall, Ökonom
Robert Misik, Autor und Journalist

Nikolaus Kowall ist Ökonom und politischer Aktivist. Seit 15 Jahren in der SPÖ. Er ebnete zuletzt Andreas Babler den Weg zur Kandidatur zum SPÖ-Chef. Wissenschaftlich landete Kowall nach Stationen in Düsseldorf und Berlin schließlich als Hochschullehrer an der FH des BFI Wien. Der Ökonom versucht die Sozialdemokratie auch inhaltlich zu entstauben und weiterzudenken, ohne dabei an den Grundwerten zu rütteln.

Nikolaus Kowall:
Raus aus der Globalisierungsfalle
Verlag Kremayr & Scheriau, August 2024, ISBN: 978-3-218-01434-2, € 25,-

Aufgezeichnet im Kreisky Forum am 4. September 2024
Technische Produktion: Milan Loewy

 

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Tessa Szyszkowitz im Gespräch mit Margit Schmidt und Gertraud Auer Borea d’Olmo
EINE GESCHICHTE ÜBER DAS KREISKY FORUM

Margit Schmidt begann 1965 als Sekretärin im Kabinett des Außenministers Bruno Kreisky, und folgte dann Kreisky in das Büro des Vorsitzenden der SPÖ zwischen 1967 und 1970.
Von 1970 bis 1983 leitete Schmidt das Büro des Bundeskanzlers Bruno Kreisky und war bis zu seinem Tod im Jahr 1990 seine engste Mitarbeiterin.
Nach dem Tod des Alt-Bundeskanzlers 1990 baute sie das Bruno Kreisky Forum in Wien-Döbling auf. Von 1991 bis 2004 war Margit Schmidt dessen Generalsekretärin. Seither ist sie Mitglied des Vorstandes.
Mag. Gertraud Auer Borea d’Olmo studierte in Wien und Paris Sprachen, Architektur, Theater und Politik. 1980 – 2004 war sie als freischaffende Kulturmanagerin tätig. (Theater i.d. Drachengasse, Wiener Festwochen, Centre Pompidou, Bruno Kreisky Forum).
1991-1995 fungierte sie als Beraterin des Bundesministers für Unterricht und Kunst. Seit 2005 ist Gertraud Borea d’Olmo Generalsekretärin des Bruno Kreisky Forums für internationalen Dialog. Mit August 2024 wechselt sie in den Vorstand und übergibt die Geschäftsführung an Mag. Sabine Kroissenbrunner.
Tessa Szyszkowitz, Journalistin und Kuratorin, spricht mit Margit Schmidt und Gertraud Auer Borea d’Olmo über die Geschichte des Bruno Kreisky Forums für internationalen Dialog seit der Gründung und ihr Engagement dafür.

Aufgezeichnet im Kreisky Forum am 18. Juni 2024
Technische Produktion: Maximilian Hofko

 

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Viola Raheb in conversation with Hind Kabawat, Randa Siniora and Heidemarie Winkel
WOMEN`S POLITICAL BIOGRAPHIES IN THE MENAT REGION

At the end of the conference at the Bruno Kreisky Forum in November 2023 on „Women’s lives and agency in the MENAT Region- between political activism and realism“, women from different countries and backgrounds were invited to shed light on their contexts, socio-economic and political developments, violence – especially gender-based violence – in times of war and its impact on women’s lives, engagement and agency. With the rise of populism and reactionary movements, women’s rights seem to need to be renegotiated. As a result of polarization and ambivalence, listening to and understanding women from the MENAT region is becoming less important.
In many Western countries, a hegemonic perception of the lives and work of women in the MENAT region prevails and a knowledge deficit compared to other regions of the world, e.g. Latin America, still exists. The book aims to give female political actors from the region a face and a name by using biographical essays as a method of knowledge production and awareness-raising, while promoting synergies and advocating the need for networking and cooperation.
„Eleven biographies from seven different countries from diverse generations, backgrounds, and areas of engagement are presented in this book. In their biographies, the contributors address political developments over the last decades in their countries and the region. Historical political phases, be it the end of the colonial rule and the phase of independence in Tunisia, the Baath-rule era and the war in Syria, or the Palestinian Nakba of 1948 and the continuing wars and displacement of Palestinians, become embodied in the lives of the women narrators and how these phases shaped and still shape their lives and work.” Viola Raheb, Co-Editor

Welcome:
Getraud Auer Borea d’Olmo, General Secretary of the BKF

Introductory remarks:
Ursula Plassnik, former Federal Minister for European and International Affairs, Ambassador ret.

Hind Kabawat, former deputy head of the Syrian Negotiation Commission’s Geneva Office and a former member of the High Negotiations Committee (HNC); President of TASTAKEL women’s organization for women’s empowerment and peacebuilding

Randa Siniora, General director of the Women´s Center for Legal Aid and Counselling and Palestinian human rights activist

Heidemarie Winkel, professor of sociology at Universität Bielefeld and senior research associate at the VHI/St. Edmund’s College, Cambridge University (UK)

Viola Raheb, scholar of religious studies lecturer, writer and Senior Fellow at BKF

Recorded at Kreisky Forum on June, 19, 2024
Technical prodction: Milan Loewy

 

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Cathrin Kahlweit in conversation with Boris Akunin
CONSCIENCE AND PROTEST – WRITING ABOUT RUSSIA

Boris Akunin is much more than just a renowned author and famous for his bestselling crime stories; he is also considered a beacon of courage in challenging times. With a literary repertoire spanning numerous genres and captivating millions of readers worldwide, Akunin’s works have earned him international acclaim and admiration.
In addition to his literary pursuits, Boris Akunin is a vocal critic of Russia’s government, speaking out against injustice and advocating for politcal change. After manipulated Duma elections in 2011 he became one of the organisers of the so called Bolotnaya protests in Moscow. Akunin’s books have faced censorship and have been banned from Russian bookshops and libraries due to his criticism of Russia’s war against Ukraine. Today he lives in exile – and still gets attacked by the Russian government, calling him an “enemy to the Russian people” and a “foreign agent”, therefore he has been included in Russia’s «terrorists and extremists list» with an international arrest warrant issued.

Boris Akunin, the pseudonym of Grigory Chkhartishvili, is a renowned Russian writer celebrated for his historical detective fiction. Through his captivating novels, he delves into the complexities of Russian society, blending thorough historical detail with captivating storytelling. Akunin explores themes of morality and identity while maintaining a keen eye on contemporary Russia. After his critique on the Russian attack on Ukraine, his books have been banned from Russian bookshops and libraries.
Cathrin Kahlweit, journalist and publicist, Süddeutsche Zeitung correspondent for Central and Eastern Europe

Recorded at Kreisky Forum on June 20, 2024
Technical production: Milan Loewy

 

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Tessa Szyszkowitz in conversation with Kirsty Lang
THE BBC UNDER PRESSURE
How public broadcasters adapt to the 21st century

The British Broadcasting Corporation BBC is considered to be the best public television and radio station in the world. But is it still? For years “Auntie Beeb” has been struggling with adapting to the changing landscape of media in the 21st century. Younger viewers leave TV for other, newer, faster media. Subsequently the discussion about the license fee has been gathering speed. Should every household pay a yearly fee to support professional, balanced, high-quality television – including high quality news programs which seem ever more important in uncertain times, when fake news floods our information channels.
Public broadcasters and their financing models are under threat – not only because they need to think about new financing models – should they allow advertising or not? There is also political pressure on the BBC – heightened during the period of the populist Brexit government under Boris Johnson – but public broadcasters always have to fend off undue influence. These developments are difficult challenges not only for the BBC, but all public broadcasters like ORF and ARD. Kirsty lang will discuss in conversation with Tessa Szyszkowitz how the BBC is dealing with the situation and which lessons different public broadcasters could learn from each other.

Kirsty Lang is a journalist, broadcaster and former foreign correspondent with wide ranging global experience. She spent most of her career in the BBC working as a reporter, a foreign correspondent, and a TV news anchor. She also presented BBC Radio’s flagship arts programme Front Row for 19 years. She is also a regular contributor to the Sunday Times and the Financial Times (for whom she has written about Vienna’s social housing model) Kirsty also chairs the boards of the BALTIC Centre for Contemporary Art in Gateshead, Newcastle and the environmental NGO, Global Witness.
Tessa Szyszkowitz, journalist, author and historian, is a foreign affairs commentator and UK correspondent for Falter. Her last book was Echte Engländer, Britain & Brexit (2018). She is also Distinguished Fellow at the Royal United Services Institute in London.

Recorded at Kreisky Forum on June 18, 2024
Technical production: Milan Loewy

 

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Philipp Blom im Gespräch mit Wolfgang Müller-Funk
SELBSTZERSTÖRUNG DER DEMOKRATIE, TENDENZEN UND WIEDERKEHREN IM KURZEN 20. JHD.
In Erinnerung an Manès Sperber

Manès Sperber, geb. 1905 in Sabolotiw, Ukraine, wurde als skeptischer Humanist und unerbittlicher Kritiker totalitärer Systeme bekannt. Er lehrte an verschiedenen Hochschulen in Berlin. Für seine Bücher erhielt er zahlreiche Literaturpreise. Manès Sperber starb am 5. Februar 1984 in Paris. Seine Werke waren in den letzten Jahren nur mehr im Antiquariat greifbar. Mit einer kommentierten dreibändigen Leseausgabe, die im April 2024 erschienen ist, macht der Verlag Sonderzahl Sperbers Schriften nun wieder zugänglich.

Herausgeber Wolfgang Müller-Funk auf die Frage, warum es sich lohnt, Manès Sperber heute zu lesen und über seine Texte zu diskutieren:
„… weil er ein Autor ist, der eine Epoche literarisch und analytisch durchdrungen hat, die von der Oktoberrevolution bis zum Niedergang und Ende des sowjetischen Sozialismus reicht.
… weil seine Analyse von Macht und Diktatur, die sein literarisch-essayistisches Werk durchzieht, unschätzbare Hilfe leistet, die psychischen und sozialen Mechanismen zu begreifen, die dem heutigen Rechts- und Linkspopulismus zugrunde liegen.
… weil er wie kaum ein anderer die Individualpsychologie weiterentwickelt und auf politische Phänomene angewandt hat.“

Wolfgang Müller-Funk, Germanist, Kulturphilosoph, Essayist, studierte Germanistik, Philosophie, Geschichte und Spanisch in München. Er war Professor für Kulturwissenschaften in Birmingham und Wien und u.a. Fellow an der New School for Social Research in New York und am Institut für die Wissenschaft vom Menschen in Wien. Er ist Buchautor und Verfasser von Essays und Rezensionen in diversen deutschsprachigen Zeitungen und Zeitschriften. Und er ist Präsident der Manès Sperber-Gesellschaft.
Philipp Blom studierte Philosophie, Geschichte und Judaistik in Wien und Oxford. Er lebt als Schriftsteller und Historiker in Wien und schreibt regelmäßig für europäische und amerikanische Zeitschriften und Zeitungen.

Aufgezeichnet im Kreisky Forum am 11. Juni 2024
Technische Prduktion: Milan Loewy

 

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Robert Misik in conversation with James Galbraith

INFLATION, SANCTIONS AND INDUSTRIAL POLICY
Thoughts on the Disorder in Economic Thought

James K. Galbraith, one of the leading left-wing American economists, examines the economic policy debates in the USA and Europe: inflation has led to real wage losses in Europe, but also to rising costs for companies, particularly in industry. However, the USA has been quicker to get inflation under control and, with the Biden administration’s “Inflation Reduction Act”, has put together a package of investments in infrastructure as well as subsidies for ecological transformation. But is this the new form of industrial policy that is needed? Galbraith is skeptical.
In Europe, on the other hand, the spectre of “de-industrialization” is already being raised, not least due to the rise in energy prices and production costs in general. How can the European economy respond to this? The programs to date are little more than a drop in the ocean. What needs to be done to achieve a prosperous economy that lifts all boats, not just the luxury yachts? Justice, innovation and ecological transformation – do they go together?

James Galbraith is an American economist. He is currently a professor at the Lyndon B. Johnson School of Public Affairs and at the Department of Government, University of Texas at Austin. He is also a Senior Scholar with the Levy Economics Institute of Bard College and part of the executive committee of the World Economics Association, created in 2011.
Robert Misik, Author and Journalist

Recorded at Kreisky Forum on June 10, 2024
Technical production: Milan Loewy

 

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Helfried Carl im Gespräch mit Franz Vranitzky, Sabine Herlitschka, Judith Kohlenberger und Paul Schmidt
EUROPA NEU GEDACHT

Vor 30 Jahren, am 12. Juni 1994, stimmten die Österreicher:innen für den Beitritt zur Europäischen Union. Heute muss sich das Land aktuellen und richtungsweisenden Entwicklungen stellen: Statt Ablehnung und Zögerlichkeit braucht es eine optimistische Neudefinition der europäischen Schwerpunkte.
Die Herausforderungen, vor denen die EU steht, sind so groß wie nie: Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine stellt die Sicherheitsordnung Europas infrage; der Klimawandel fordert zukunftsorientiertes Handeln; Migration und der Schutz der Außengrenzen verlangen gemeinsame Strategien und Lösungen; die Einflussnahme externer Akteur:innen auf liberale Demokratien wird immer problematischer und nicht zuletzt geraten Rechtsstaatlichkeit und gemeinsame Grundwerte unter Druck.
Wie kann mit all dem umgegangen werden? Im Sammelband »Europa neu gedacht«, herausgegeben von der Österreichischen Gesellschaft für Europapolitik, zeigen rund 30 spannende Kommentare von Expert:innen aus unterschiedlichen Bereichen der Gesellschaft auf, wie sich Österreich für ein starkes Europa einsetzen kann.

Franz Vranitzky, Bundeskanzler a.D., Gründungs- und Ehrenpräsident des Kreisky Forums
Sabine Herlitschka, Vorstandsvorsitzende der Infineon Technologies Austria AG, Vizepräsidentin der Industriellenvereinigung Österreich
Judith Kohlenberger, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Sozialpolitik an der WU Wien, Senior Researcher am Österreichischen Institut für Internationale Politik (oiip) und am Jacques-Delors-Centre der Hertie School Berlin affiliiert, Trägerin des Kurt Rothschild Preises
Paul Schmidt, Generalsekretär der Österreichischen Gesellschaft für Europapolitik
Moderation:
Helfried Carl, Partner des von ihm mitbegründeten Innovation in Politics Institute in Wien

Österreichische Gesellschaft für Europapolitik (Hg.):
Europa neu gedacht. Wie ein aktives Österreich zu einem starken Europa beitragen kann
Czernin Verlag Wien, 2024, ISBN: 978-3-7076-0838-0, € 23,-

Aufgezeichnet im Kreisky Forum am 6.6.2024
Technische Produktion: Milan Loewy

 

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Samuel Moyn, Herlinde Pauer-Studer, Alexander Somek, Fabio Wolkenstein
LIBERALISM AGAINST ITSELF

The Cold War Roots of Liberalism´s Present Crisis
By the middle of the twentieth century, many liberals looked glumly at the world modernity had brought about, with its devastating wars, rising totalitarianism, and permanent nuclear terror. They concluded that, far from offering a solution to these problems, the ideals of the Enlightenment, including emancipation and equality, had instead created them. The historian of political thought Samuel Moyn argues that the liberal intellectuals of the Cold War era—among them Isaiah Berlin, Gertrude Himmelfarb, Karl Popper, Judith Shklar, and Lionel Trilling—transformed liberalism but left a disastrous legacy for our time. In his new book “Liberalism Against Itself” Moyn outlines how Cold War liberals redefined the ideals of their movement and renounced the moral core of the Enlightenment for a more dangerous philosophy: preserving individual liberty at all costs. In denouncing this stance, as well as the recent nostalgia for Cold War liberalism as a means to counter illiberal values, Moyn presents a timely call for a new emancipatory and egalitarian liberal philosophy—a path to undoing the damage of the Cold War and to ensuring the survival of liberalism.

Samuel Moyn is Chancellor Kent Professor of Law and History at Yale University and author of many books on the history of ideas and politics in the twentieth centuryHerlinde Pauer-Studer is Professor emeritus, Department of Philosophy, University of Vienna
Alexander Somek is Professor of Legal Philosophy at the Faculty of Law, University of Vienna
Fabio Wolkenstein is Associate Professor at the Institute for Political Science, University of Vienna

Aufgezeichnet am 6.6.2024 im Bruno Kreisky Forum
Technische Produktion: Milan Loewy

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Franz Schuh im Gespräch mit Maria Katharina Moser
MITLEID
Plädoyer für ein unzeitgemäßes Gefühl

Titel und Idee zu dieser Veranstaltung entstammen einem Buch des Theologen Alfred Holl. 1954 zum Priester geweiht, brachten ihn seine Texte in Konflikt mit der katholischen Kirche; 1976 folgte die Suspendierung vom Priesteramt. Er lebte als Schriftsteller und freier Publizist in Wien, wo er 2020 starb. Der Residenzverlag publiziert seit 2021 eine Werkausgabe seiner Schriften, herausgegeben von Walter Famler und Harald Klauhs. Holls Buch „Mitleid im Winter“ erscheint dieser Tage mit einem Vorwort von Franz Schuh.
„Adolf Holl war einst Kaplan und danach einer der Moderatoren des seligen Club 2. Aber vor allem war er, auch wenn dies am wenigsten bemerkt wurde, einer der großen Schriftsteller Österreichs. Das ist deshalb weniger bemerkt worden, weil seine Bücher religiöse Themen hatten, obwohl Holls Darstellungen über religiöse Beschränkungen hinaus gingen. Sein Buch „Mitleid im Winter“ ist literarisch ein Meisterwerk, aber es ist auch für sogenannte „Sachfragen“ zuständig. Die Grundfrage könnte man so formulieren: Mitleid ist ein Gefühl, dessen man sich nicht erwehren kann, aber nicht selten erwehren muss. Zwischen der nötigen Selbstsorge und der Sorge für andere herrscht nicht einfach Einigkeit“. (Franz Schuh)
Schuh hat in seinem Buch „Hilfe. Ein Versuch zur Güte“ thematisch verwandt argumentiert: Die Bürokratisierung von Hilfe, ihre gesetzliche und organisierte Verankerung in der Gesellschaft, sei zuverlässiger als das naturgemäß schwankende Mitleidsgefühl, ohne das allerdings die – wie immer auch gut organisierte – Hilfe gar nicht existieren könnte.
Über charakteristische Ambivalenzen des Mitleids soll mit Dr.in Maria Katherina Moser gesprochen werden. Sie ist Leiterin der Diakonie, kommt also aus der Praxis und kennt sich als Theologin und Pfarrerin ebenso gut in der Theorie aus.

Maria Katharina Moser ist evangelische Pfarrerin, Sozialethikerin und seit September 2018 Direktorin der Diakonie Österreich. Sie studierte Theologie in Wien sowie interkulturelle Frauenforschung in Manila. Nach Arbeitserfahrung in Jugendarbeit, Erwachsenenbildung und an der Universität war sie von 2007 bis 2014 als Redakteurin in der Hauptabteilung Religion TV beim ORF tätig. Danach folgte der Schritt ins Pfarramt: sie war zunächst Vikarin und dann Pfarrerin in der Evangelischen Pfarrgemeinde A.B. Wien-Simmering und wissenschaftliche Referentin des Instituts für öffentliche Theologie und Ethik der Diakonie.

Franz Schuh studierte Philosophie, Geschichte und Germanistik. Er ist Schriftsteller, Lehrbeauftragter an der Universität für Angewandte Kunst in Wien und Kolumnist für Zeitschriften und Rundfunkstationen. Er erhielt u.a. 2006 den Preis der Leipziger Buchmesse, 2011 den Österreichischen Kunstpreis und 2021 den Johann-Heinrich-Merck-Preis für literarische Kritik und Essay. Bei Zsolnay erschienen zuletzt „Lachen und Sterben“ (2021) und „Ein Mann ohne Beschwerden“ (2023).

Aufgezeichnet im Kreisky Forum am 23. Mai 2024
Technische Produktion: Milan Loewy

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Robert Misik im Gespräch mit Jonas Grundnig, Peter Rosner, Therese Guttmann und Wilhelm Hemetsberger
Rebellische Wirtschaft – 50 JAHRE ROTER BÖRSENKRACH

Der „Rote Börsenkrach“, kurz RBK, ist die älteste Basisgruppe an der Universität Wien und stellt dort die Studienvertretung der Volkswirtschaftslehre. Gegründet wurde er im Jahr 1974, unter anderem von Peter Rosner – damals junger Doktorand, später dann VWL-Professor an der Uni Wien. Der „Börsenkrach“ ist aber mehr als bloß „eine Basisgruppe“: Er ist, auch wegen der Netzwerke, die er etablierte, und der Karrieren, die viele Protagonisten machten, und wegen seines Einflusses auf das unorthodoxe ökonomische Denken, eine kleine Legende. Heuer begeht der RBK seinen 50. Geburtstag. Seit seiner Gründung gibt der eine gleichnamige Studierendenzeitschrift heraus.
„Jede_r Einzelne soll selbstbestimmt leben und studieren können. Das heißt, Fragen diskutieren zu können, anstatt stupide anwenden zu müssen, was man an formalen und statistischen Methoden vorgesetzt bekommt. Autoritäres, als Expertentum verkauftes Gehabe von Universitätsangehörigen steht dem im Weg.“ So definiert der RBK heute seine Aufgabe. Er will, heißt es weiter, „eine Plattform für selbstbestimmtes Leben und Studieren sein. Der RBK ist emanzipatorisch…“
Trotz der suggestiven Farbe im Namen war der RBK nie eine sozialistische oder kommunistische Parteiorganisation. „Wir waren schon am Marxismus interessiert, aber wir haben uns keiner Ideologie fix verbunden gefühlt“, so Gründungsvater Peter Rosner kürzlich im STANDARD.
So manche Mitstreiter*innen des RBK haben nach ihrem Studium bemerkenswerte Laufbahnen hingelegt, wie etwa Gertrude Tumpel-Gugerell, die als Notenbankerin im Direktorium der Europäischen Zentralbank Karriere machte, oder der international renommierte Forscher Ernst Fehr oder Investmentbanker Willi Hemetsberger.

Jonas Grundnig, Roter Börsenkrach
Peter Rosner, Wirtschaftswissenschaftler
Therese Guttmann, Institute for Ecological Economics, WU Wien
Wilhelm Hemetsberger, Vorstandsvorsitzender Ithuba – Capital

Moderation:
Robert Misik, Autor und Journalist

Aufgezeichnet im Kreisky Forum am 16. Mai 2024
Technische Produktion: Milan Loewy

 

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Tessa Szyszkowitz im Gespräch mit Eva Menasse

NACHDENKEN ÜBER DIGITALE SCHLAMMSCHLACHTEN
Wie die Dauervernetzung die Diskussionskultur bedroht

Eva Menasse konstatiert in ihrem jüngsten Essay „Alles und Nichts sagen – Vom Zustand der Debatte in der Digitalmoderne“: Nichts hat das Zusammenleben so umfassend verändert wie die Digitalisierung – wir denken, fühlen und streiten anders, seit wir dauervernetzt und überinformiert sind. Die Auswirkungen betreffen alle, egal, wie sehr sie die neuen Medien überhaupt nutzen. Es ist ein Stresstest für die Gesellschaft: Der Überfluss an Wissen, Geschwindigkeit, Transparenz und Unlöschbarkeit ist, vor allem, wenn redaktionelle Verantwortung fehlt, kein Wert an sich.

Die neuen digitalen Umgangsformen zeigen sich seit sechs Monaten besonders krass in der Diskussion über den Nahostkonflikt. Wieso gerade über Gaza und Israel derzeit so heftig gestritten wird, lässt sich geschichtlich und politisch analysieren, sagt die Autorin. Deutschland und Österreich stehen mit Israel in einer anderen Beziehung als Großbritannien und Frankreich – die Diskussion läuft deshalb unterschiedlich. Durch das Netz „sehen“ wir aber alles gleichzeitig und nehmen jeweils die Argumente heraus, die uns passen.

Eva Menasse begann als Journalistin bei profil und FAZ und debütierte im Jahr 2005 mit dem Familienroman »Vienna«. Die Autorin wurde in Wien geboren, lebt aber seit 20 Jahren in Berlin. Ihr jüngster Roman »Dunkelblum« war ein Bestseller und wurde in neun Sprachen übersetzt. Ihre Romane, Erzählungen und Essays sind vielfach ausgezeichnet und übersetzt worden – u.a. mit dem Österreichischen Buchpreis, dem Bruno-Kreisky-Preis und dem Ludwig-Börne-Preis.

Tessa Szyszkowitz, Falter-Kolumnistin und Autorin, war Korrespondentin in Moskau, Brüssel, Jerusalem, London. Kuratorin der Reihe Philoxenia im Kreiskyforum, Senior Associate Fellow Royal United Services Institute in London.

Aufgezeichnet im Kreisky Forum am 15. Mai 2024
Technische Produktion: Milan Loewy

 

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ARI RATH PRIZE FOR CRITICAL JOURNALISM 2024: EXILE – FLIGHT – EXPULSION

Welcoming address: Oliver Rathkolb, historian and lawyer

Prize winner: Maria Sterkl, journalist, correspondent of the Austrian daily newspaper Der Standard in Israel and OPT
Laudator: Tessa Szyszkowitz, FALTER columnist and author

Prize winner: Palestine-Israel Journal, Hillel Schenker and Ziad Abu Zayyad, co-editors
Laudator: Gertraud Auer Borea d’Olmo, Bruno Kreisky Forum

The „Ari Rath Prize for Critical Journalism“ was established on the basis of a private initiative. In the spirit of the renowned former editor-in-chief of the Jerusalem Post, who passed away in January 2017, it honors journalists who have made outstanding contributions to critical reporting on flight, displacement and asylum that is committed to upholding human rights.
A jury of experts under the chairmanship of Gertraud Auer Borea d’Olmo, the Secretary General of the Bruno Kreisky Forum for International Dialogue and close confidant of Ari Rath, unanimously nominated Maria Sterkl and the Palestine-Israel Journal for the „Ari Rath Prize for Critical Journalism“ 2023.

Maria Sterkl, born near Krems / Danube, studied commercial science in Vienna, Parma and Sønderborg. From 2002 she worked as a journalist, first at the Niederösterreichische Nachrichten NÖN, then Salzburger Nachrichten, finally at Der Standard in Vienna, first for business, then culture, chronicles and for a long time in political journalism.
Since 2020 correspondent in Jerusalem, also for Frankfurter Rundschau, Funke Mediengruppe and STANDARD. Freelance author, including for Die Zeit. Main topics: Israel and Palestine, the state of democracy and human rights, economic and social issues, culture and good, simple food.

The Palestine-Israel Journal is published by Middle East Publications, a non-profit organization founded in 1994 by two prominent Palestinian and Israeli journalists, Ziad AbuZayyad and Victor Cygielman (1926-2007). It was established at the same time as the first phases of the Oslo peace process in order to promote dialog between civil societies on both sides and to broaden the basis of support for the peace process. It was clear from the outset that in addition to the institutional efforts of Palestinians and Israelis, channels of communication needed to be opened for academics and other intellectuals, opinion leaders and policy makers, grassroots organizations and activists to express their views and participate in the public debate for a democratic and just solution to the conflict.

With friendly support from WIEN ENERGIE

Recorded at Kreisky Forum on May 13, 2024
Technical production: Milan Loewy

 

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Cathrin Kahlweit im Gespräch mit Julian Hans

DER KRIEG DAHEIM: DIKTATUR UND GEWALT IN RUSSLAND

Woher kommt die ungeheuere Brutalität, mit der die russischen Soldaten in der Ukraine morden, plündern und vergewaltigen? Warum wehren sich so wenige Russen gegen den Krieg? Wie nutzt der russische Staat strukturelle Gewalt für seine politischen Ziele? Julian Hans, Russland-Experte und ehemaliger Moskau-Korrespondent der Süddeutschen Zeitung, macht anhand von fünf spektakulären Verbrechen sichtbar, wie sich Gewalt und Erniedrigung in das Leben der Menschen gefressen haben. Wer verstehen will, wie die russische Gesellschaft tickt, findet bei ihm seismographisch-genaue Antworten.
Auch wenn Putin eines Tages nicht mehr im Kreml sitzt, so seine Analyse, wird die russische Gesellschaft doch weiter von Gewalt durchsetzt sein. Denn Menschen, die ihr Leben lang erniedrigt wurden, sind eher bereit, andere zu erniedrigen. Menschen, die nie erfahren haben, dass ihr eigenes Leben geschützt und geachtet wird, können schwer Achtung und Mitgefühl für andere entwickeln. Menschen, die gelernt haben, dass es keine Wahrheit gibt, die nicht morgen in ihr Gegenteil verkehrt werden kann, werden misstrauisch und hart.

Julian Hans befasst sich seit mehr als 30 Jahren mit Russland und Osteuropa. Von 2013 bis 2018 war er Korrespondent der Süddeutschen Zeitung in Moskau. Heute lebt er als Autor in München. Er hat in Frankfurt (Oder), Moskau und Poznań Kulturwissenschaften und osteuropäische Geschichte studiert. Anschließend erhielt er seine journalistische Ausbildung an der Henri-Nannen-Schule in Hamburg. Von 2006 bis 2011 war er Redakteur der ZEIT. Er arbeitet als Redakteur für das Portal www.dekoder.org

Cathrin Kahlweit, Journalistin und Publizistin, Korrespondentin der Süddeutschen Zeitung für Mittel- und Osteuropa

Julian Hans:
KINDER DER GEWALT. Ein Porträt Russlands in fünf Verbrechen
C.H. Beck, München 2024, ISBN 978-3-406-80886-9, 18,00 €

Aufgezeichnet im Kreisky Forum am 6. Mai 2024
Technische Produktion: Milan Loewy

 

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Georg Lennkh in conversation with Thulie Madonsela
SOUTH AFRICAS NEW ROLE IN INTERNATIONAL RELATIONS

Today, South Africa plays a leading political and economic role on the African continent. The country is committed to resolving intra-African conflicts and strengthening regional organizations such as the African Union (AU) and the Southern African Development Community (SADC).
In the global economy, South Africa plays a mediating role between industrialized and developing countries. In international organizations such as the United Nations, the G20 and the World Trade Organization (WTO), South Africa sees itself as an advocate for Africa’s interests. In 2023, South Africa held the presidency of the BRICS states, an informal group of emerging economies.
The fact that more than half of South Africa’s population lives below the national poverty line is a cause for concern. The black population is particularly affected. There is hardly any other country in the world where income and wealth are distributed as unequally as in South Africa.
South Africa is also intervening on a geopolitical level. Since the beginning of the Gaza war, the country has been one of the fiercest critics of the Israeli military operation. It has called on the International Court of Justice (ICJ), the main UN legal body responsible for settling disputes between states, to classify Israel’s actions in the Gaza Strip as „genocide“. South Africa has also submitted an urgent appeal to the ICJ to ensure that Israel allows more humanitarian aid into the embattled Gaza Strip.

One of the most knowledgeable experts on historical and current developments in the country is the former Public Protector of South Africa and former founder of the Thuma Foundation for Democracy Leadership and Literacy, Thuli Madonsela. Prof. Madonsela is the director of the Centre for Social Justice(CSJ) in the Faculty of Law at Stellenbosch University, the Law Trust Research Chair Professor of Law in Social Justice Studies and a member of the African Academy of Sciences. She was recently appointed to the UN Scientific Advisory Board and as Chairperson of Cities Alliance. She is a member of the International Anticorruption Advisory Council and Global Justice Leaders.
Prof. Madonsela was one of the drafters of the Constitution and a key participant in the conceptualization and drafting of several laws, including the Promotion of Administrative Justice Act. She also helped draft a number of international human rights instruments and country reports.

Moderation:
Georg Lennkh, former Austrian Special Envoy for Africa and former EU Special Representative in Chad, board member of the Kreisky Forums

Recorded on ZOOM, April 8, 2024

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Tessa Szyszkowitz im Gespräch mit Gilda Sahebi
WIE WIR UNS RASSISMUS BEIBRINGEN

Wir alle denken rassistisch, sagt Gilda Sahebi. Mit Extremismus habe das aber nichts zu tun. Sondern es sei Konsequenz politischer und gesellschaftlicher Strukturen, die unser Denken und unser Handeln formen. Wo Mehrheits- und Minderheitsgesellschaften aufeinandertreffen, bilden sich fast zwangsläufig rassistische Denkmuster und Strukturen – außer man steuert bewusst dagegen. In Deutschland tut man das nicht. Lieber empört man sich, als eine ernsthafte Debatte zu führen und tatsächliche Probleme zu lösen.

In ihrem Buch „Wie wir uns Rassismus beibringen“ – eine Analyse deutscher Debatten, (S.Fischer Verlag, März 2024) analysiert die im Iran geborene Ärztin, Politikwissenschaftlerin und Journalistin Gilda Sahebi die Spezifika des deutschen Rassismus. Dafür blickt sie zurück bis ins Deutsche Kaiserreich und verfolgt die roten Fäden rassistischen Denkens, die sich von damals bis in die Debatten unserer Gegenwart – etwa um die Staatsbürgerschaft, den Nahostkonflikt oder Migration – ziehen. Nach dem 7. Oktober und angesichts der hitzigen Proteste in Deutschland schrieb sie in der Taz: „Auch die Story vom „importierten“ Antisemitismus lebt von diesem rassistischen Narrativ. Der Antisemitismus ist nicht „importiert“; diese Menschen sind „unser“ Land.“

Gilda Sahebi, im Iran geboren und in Deutschland aufgewachsen, ist ausgebildete Ärztin und studierte Politikwissenschaftlerin. Sie arbeitet als freie Journalistin mit den Schwerpunkten Antisemitismus und Rassismus, Frauenrechte, Naher Osten und Wissenschaft. Sie ist Autorin für die »taz« und den »Spiegel« und arbeitet unter anderem für die ARD.

Tessa Szyszkowitz, Falter-Kolumnistin und Autorin, war Korrespondentin in Moskau, Brüssel, Jerusalem, London. Kuratorin der Reihe Philoxenia im Kreiskyforum, Senior Associate Fellow Royal United Services Institute in London.

Aufgezeichnet am 29.4.2024 im Kreisky Forum
Technische Produktion: Milan Loewy

 

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Eva Nowotny, Raimund Löw, Mitchell Ash

DIE USA VOR DEN WAHLEN
Trump versus Biden und darüber hinaus

Schon vor Abschluss der Vorwahlen steht ein Rematch zwischen Donald Trump und Joe Biden um die Wahl zum Präsidenten der USA fest. Dass Donald Trump überhaupt eine Chance hat, diese Wahlen für sich zu entscheiden, hat unter anderem mit dem Wahlsystem der USA zu tun, in dem die Präsidentschaft nicht durch Direktwahl, sondern durch die Stimmen von Wahlmännern und -frauen aus den Bundesstaaten im sogenannten Electoral College bestimmt wird. Die Frage ist, ob und warum Trump trotz Rechtsbrüchen und Gerichtsverfahren wirklich ernsthafte Chancen bei dieser Wahl hat, und wie Joe Biden und die Demokraten die Wiederwahl des amtierenden Präsidenten sichern wollen. Es geht aber auch um Wahlen zum US-Kongress sowie um zahlreiche Wahlen in den Bundesstaaten, in denen Stimmenmehrheiten entscheiden. Auch diese Wahlen bestimmen die Zukunft des Landes mit, denn es steht wegen der Radikalisierung der Republikanischen Partei die Regierbarkeit des Landes auf dem Spiel.

Begrüßung und Framing
Eva Nowotny, Vorstandsmitglied des Bruno Kreisky Forums, Diplomatin i.R.

Im Gespräch
Mitchell Ash, US-amerikanischer Historiker, emeritierter Universitätsprofessor der Universität Wien, wissenschaftlicher Autor und Herausgeber
Raimund Löw, Journalist, Autor, Historiker, ist Leiter des Falter Radio. Davor berichtete er seit den 1980er-Jahren für den ORF als Auslandskorrespondent, u.a. aus Moskau, Brüssel, Washington und Peking

Aufgezeichnet am 25.04.2024 im Kreisky Forum
Technische Prodkution: Milan Loewy

 

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YouTube Premiere „Aus Kreiskys Wohnzimmer“

Wolfgang Maderthaner und Rudolf Scholten
GESCHICHTSSCHREIBUNG ZWISCHEN MYTHEN UND LEGENDEN V

Die vielbeachtete – bisher vierteilige – Gesprächsreihe von Rudolf Scholten und Wolfgang Maderthaner im Wohnzimmer von Bruno Kreisky (zu sehen auf dem YouTube-Kanal des Bruno-Kreisky-Forums) wird fortgesetzt. Das Thema ist diesmal die erste Staffel der 40-teilgen Serie von ORF III „Die ganze Geschichte Österreichs“.
Es wird darum gehen, Mythen und Legenden in der Zeit zu besprechen, die von der ersten Staffel umfasst ist (frühe Babenberger bis ins 18. Jhdt.). Wer bestimmt die Reputation von historischen Persönlichkeiten, wie entstehen „große Erzählungen“ für die es nur wenig an historischen Quellen gibt. Was ist die Kontinuität von einer kleinen Grenzmark gegenüber den Ungarn über eine europäische Großmacht bis zum heutigen Österreich. Sind historische Heldentaten große politische Würfe oder glücklich ausgegangener Hazard?
Dies ist eine Auswahl der Fragestellungen die bei den Gesprächen von Rudolf Scholten mit Wolfgang Maderthaner begleitend zu den jeweiligen Staffeln des historischen Großprojekts des ORF besprechen wird.

Wolfgang Maderthaner, Historiker, Präsident des Vereins für Geschichte der ArbeiterInnenbewegung
Rudolf Scholten, Präsident des Bruno Kreisky Forums

Aufgezeichnet am 16.2.2024 im Kreisky Forum
Technische Produktion: Maximilian Hofko

 

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Robert Misik im Gespräch mit Klaus Lederer
MIT LINKS DIE WELT RETTEN

»Wie können wir unsere Welt gerechter, lebenswerter und nachhaltiger machen? Wie kann linkes Handeln Inspiration und Orientierung geben? Wie können wir in Freiheit und Gemeinschaft einer besseren Zukunft entgegensehen?«

Vielfache Krisen und Zukunftsängste beherrschen unseren Alltag. Die Beruhigungspillen der Merkel- Jahre wirken nicht mehr. Einst ist die Linke angetreten, um ein besseres Leben für alle zu erstreiten. Heute muss sie um ihr politisches Überleben fürchten. Ein wütender Populismus und Zerstrittenheit lähmen sie.

Der frühere Kulturbürgermeister Berlins und einer der beliebtesten Politiker seiner Partei Klaus Lederer denkt Linkssein radikal neu. Er befragt die Geschichte, schildert seine eigenen Umbruchserfahrungen und gibt Antworten auf die drängenden Fragen unserer Zeit: Wie können wir unsere Welt gerechter, lebenswerter und nachhaltiger machen? Wie können wir in Freiheit und Gemeinschaft einer besseren Zukunft entgegensehen?

Klaus Lederer wurde 1974 in Mecklenburg geboren und wuchs in Frankfurt (Oder) auf. 2005 wurde er zum Landesvorsitzenden der LINKEN in Berlin gewählt. Von 2016 bis April 2023 war er Bürgermeister und Senator für Kultur und Europa in Berlin. Seither ist er Mitglied der Fraktion DIE LINKE. im Abgeordnetenhaus von Berlin und Sprecher für Queerpolitik, außerdem Mitglied des Ausschusses für Gesundheit und Pflege.

Robert Misik, Autor und Journalist

Aufgezeichnet am 22.4.2024 im BKF.
Technische Produktion: Milan Loewy

 

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Robert Misik im Gespräch mit Maximilian Pichl
LAW STATT ORDER

Nach Aktionen von Klimaschützern oder Schlägereien in Schwimmbädern werden regelmäßig Forderungen laut, nun müsse »mit der vollen Härte des Rechtsstaats durchgegriffen« werden. Gemeint ist damit: Schluss mit Entschuldigungen und Sozialarbeiter-Romantik, dafür robustes Auftreten der Polizei, Ausschöpfen des Strafrahmens vor Gericht – kurz: »Law and Order«-Politik.

Dabei gerät in Vergessenheit, dass »Rechtsstaat« eigentlich etwas ganz anderes bedeutet, nämlich die Bindung staatlichen Handelns an das Gesetz. Maximilian Pichl analysiert, aus welchen Gründen und mit welchen Strategien politische Akteure die skizzierte Umdeutung betreiben und welche Folgen sie hat. Diesen Bestrebungen setzt Pichl die lange Geschichte juristischer Kämpfe entgegen, in denen sich Anwälte und Aktivisten für eine Begrenzung politischer Willkür eingesetzt haben.

Maximilian Pichl, geboren 1987, ist Rechts- und Politikwissenschaftler. Er ist Professor für Soziales Recht der Sozialen Arbeit an der Hochschule RheinMain. Zuletzt erschien von ihm Untersuchung im Rechtsstaat (2022) über die Untersuchungsausschüsse zur NSU-Mordserie. Er ist Mitherausgeber des jährlichen Berichts Recht gegen rechts.

Robert Misik, Autor und Journalist

Aufgezeichnet am 18.4.2024 im BKF.
Technische Produktion: Milan Loewy

 

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Helfried Carl im Gespräch mit Sophie Pornschlegel
AM ENDE DER GEWOHNTEN ORDNUNG

Wer die Welt gestalten will, muss über Macht sprechen: Aufruf für ein neues Politikverständnis.

Machttheorien gibt es in der Soziologie und in der Philosophie zuhauf. In der Politikberatung wird jedoch nur selten darüber nachgedacht. Dabei lohnt es sich, unser Machtverständnis dahingehend zu überprüfen, ob es mit unseren demokratischen Werten übereinstimmt.
Ein privilegienbasiertes Machtverständnis ist nicht kompatibel mit den Grundwerten einer Demokratie und führt zu einer Schwächung unseres politischen Systems. Nur indem wir Macht wieder positiv konnotieren als eine Möglichkeit der gemeinsamen politischen Gestaltung, werden wir den zahlreichen Krisen begegnen können. Dafür braucht es ein Machtverständnis, das weniger machiavellistisch ist.
Pornschlegel analysiert, wie wir zu einem demokratischeren Machtverständnis gelangen, das Handlungsoptionen offenhält.

Sophie Pornschlegel arbeitet als Politikwissenschaftlerin in Brüssel. Sie ist Policy Fellow beim Progressiven Zentrum in Berlin, lehrt an der Sciences Po Paris und forscht zu Europapolitik und der Zukunft der Demokratie. Ihre publizistischen Beiträge erscheinen bei Deutschlandfunk Kultur, ZEIT Online, FAS und im Tagesspiegel.

Helfried Carl, Diplomat, seit 2019 Partner des von ihm mitbegründeten Innovation in Politics Institute in Wien und Gründer der Initiative European Capital of Democracy. Von 2014-2019 war er Botschafter Österreichs in der Slowakischen Republik, davor, von 2008-2014, Büroleiter und außenpolitischer Berater von Nationalratspräsidentin Barbara Prammer.

Aufgezeichnet am 16.4.2024 im Kreisky Forum
Technische Produktion: Milan Loewy

 

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Helfried Carl im Gespräch mit Andreas Schieder
EUROPA AM SCHEIDEWEG?

„Noch nie seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs war die europäische Demokratie derart in Gefahr wie heute. Sie ist Teil der kritischen Infrastruktur und wir müssen sie vor Angriffen von außen und innen schützen,“ meinte Andreas Schieder anlässlich des Europatags 2023.

In den vergangenen Jahren ist in der EU Grundlegendes gelungen: neue digitale Grundregeln, der Green Deal, der Corona-Wiederaufbaufonds, die Lohntransparenz-Richtlinie oder ein Lieferkettengesetz für mehr globale Verantwortung. Trotzdem steht Europa vor enormen Herausforderungen. Eine der größten ist der Kampf gegen den Klimawandel. Auch die globale Lage hat sich massiv geändert. Seit der EU-Wahl 2019 ist aus einer brüchigen Weltordnung eine gefährliche globale Unordnung geworden. Vor unserer Haustür findet ein Krieg in der Ukraine statt, und es herrscht Krieg im Nahen Osten. Hinzu kommen die zunehmende gesellschaftliche Spaltung und die Vermögenskonzentration, die die Schere zwischen Arm und Reich noch weiter vergrößert hat. Gelingt es der EU, unter diesen Vorzeichen eine starke und engagierte Stimme für Multilateralismus, Demokratie und Menschenrechte zu sein? Kann die Demokratie in Europa gegen die rechten Demagogen verteidigt werden? Und welche Rolle kommt dabei dem Europäischen Parlament zu?

Andreas Schieder ist Delegationsleiter der SPÖ im EU-Parlament. Er ist Volkswirt und passionierter Außenpolitiker. Schwerpunkte in seiner Arbeit im Europäischen Parlament sind die Außen-, Sicherheits- und Verteidigungspolitik, die Herausforderungen im Binnenmarkt sowie der internationale Handel.
Ab 2006 Nationalratsabgeordneter, zwischen 2008 und 2013 zuerst Staatssekretär im Bundeskanzleramt, dann im Finanzministerium. 2013 bis 2018 war Schieder Klubobmann der SPÖ im Nationalrat.

Helfried Carl, Diplomat, seit 2019 Partner des von ihm mitbegründeten Innovation in Politics Institute in Wien und Gründer der Initiative European Capital of Democracy. Von 2014-2019 war er Botschafter Österreichs in der Slowakischen Republik, davor, von 2008-2014, Büroleiter und außenpolitischer Berater von Nationalratspräsidentin Barbara Prammer.

Aufgenommen am 11.4.2024 im Kreisky Forum
Technische Produktion: Milan Loewy

 

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Gudrun Harrer im Gespräch mit Stephan Reiner und Alexander Weissenburger
DIE HUTHIS UND DIE „ACHSE DES WIDERSTANDES“: DER GAZAKRIEG IM ROTEN MEER

Trotz der Intervention einer saudisch-geführten Koalition seit neun Jahren ist die Huthi-Bewegung im Nordwesten des Jemen, inklusive der Hauptstadt Sanaa, an der Macht geblieben. Der Überfall der Hamas am 7. Oktober auf Israel und der folgende Gazakrieg verschafften den Huthis Gelegenheit, sich über den Jemen-Konflikt hinaus zu profilieren: Ihre Raketen- und Drohnenangriffe im Roten Meer gefährden zusehends die globale Handelsschifffahrt. Die durch humanitäre Krisen, Zerstörung, Isolation und Kriegswirtschaft ermüdete Bevölkerung in den von den Huthis kontrollierten Gebieten scheint das Engagement an der Seite der Hamas allerdings zu unterstützen. Wird die Herrschaft der Bewegung dadurch weiter gefestigt?

Stephan Reiner war von 2019 bis 2023 am Institut für Friedenssicherung und Konfliktmanagement und ist mittlerweile am Sprachinstitut des Bundesheeres tätig. Nach Absolvierung der Militärakademie 1998 erfolgten Verwendungen in der Fliegerabwehr mit regelmäßigen Aufenthalten im Ausland. Später war Reiner in der österreichischen Sicherheitspolitik mit Fokus Naher und Mittlerer Osten tätig. Er hat Orientalistik und Islamwissenschaft studiert und Forschungsaufenthalte auf der Arabischen Halbinsel verbracht.

Alexander Weissenburger ist assoziierter Wissenschafter am Institut für Sozialanthropologie der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW). Er studierte Islamwissenschaften an der Universität Wien sowie Security Studies an der Universität St Andrews. Seine Doktorarbeit analysiert die Ideologie der Huthi Bewegung im Jemen. Er unterrichtete arabische Grammatik sowie auf den Nahen Osten bezogene Sicherheitsstudien am Institut für Orientalistik der Universität Wien und ist Mitherausgeber des Fachjournals Nouvelles Chroniques du manuscrit au Yémen.

Gudrun Harrer, Leitende Redakteurin, Der Standard; Lektorin für Moderne Geschichte und Politik des Nahen und Mittleren Ostens an der Universität Wien und an der Diplomatischen Akademie Wien

Aufgezeichnet im Kreisky Forum am 10. April 2024
Technische Produktion: Milan Loewy

 

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Cathrin Kahlweit in conversation with Mark Galeotti
IN MOSCOW’S SHADOWS

With the opposition leader Alexei Navalny’s death in prison, it is easy to see little hope in and for Russia. Certainly, these are difficult times, with the war in Ukraine showing no signs of abating, growing dangers of conflict everywhere from the Middle East to cyberspace, and Putin’s Russia increasingly looking more like the Soviet Union of the 1970s. In these circumstances, it is all the more important to try and understand not just how we got here, but the potential pathways to a more productive future for both Russia and its relations with the rest of the world. Are there any signs of fractures in Putin’s regime? Is Russian society truly quiescent? What can the outside world do to help Russia evolve in a less confrontational way? Is there, in short, a chance for Russia to emerge from the shadows?

Mark Galeotti, born in 1965, is a British historian, expert on Russian security policy and a profound expert on the Putin era. He headed the Centre for European Security at the Institute for International Relations Prague and was previously Professor of International Relations at New York University. Also, Galeotti is hosting the popular podcast In Moscow’s Shadows where he talks about Putin’s Russia behind the headlines and has authored the bestseller A Short History of Russia (2022, Random House UK).

Cathrin Kahlweit, journalist and publicist, Süddeutsche Zeitung correspondent for Central and Eastern Europe

Recorded at Kreisky Forum on April 8, 2024
Technical production: Milan Loewy

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Gudrun Harrer im Gespräch mit Sebastian Sons
DIE NEUEN HERRSCHER AM GOLF UND IHR STREBEN NACH GLOBALEM EINFLUSS

Zeitenwende am Golf: Mithilfe ihres Öl- und Gasreichtums ist es den Golfstaaten Saudi-Arabien, Katar, den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE), Kuwait, Bahrain und Oman gelungen, weltweit immer mehr Einfluss zu nehmen – in der Politik, der Wirtschaft oder dem Sport. Ihre ambitionierten Herrscher konkurrieren dabei um Macht und verfolgen kompromisslos eigene politische und wirtschaftliche Interessen. Diese immer dominantere Rolle von autoritären Monarchien stellt die internationale Gemeinschaft zunehmend vor fundamentale Herausforderungen. Die Golfmonarchien verfolgen gleichzeitig eine unabhängige Politik gegenüber dem Westen und intensivieren die Zusammenarbeit mit autoritären Mächten wie China und Russland. Sie missachten Menschenrechte, forcieren aber auch den gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Wandel. Insbesondere der Angriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 und die darauffolgende Gewalteskalation in Nahen Osten setzt auch die Golfstaaten unter Druck und zwingt sie, ihre politischen Strategien anzupassen.

Sebastian Sons arbeitet als Senior Researcher am Center for Applied Research in Partnership with the Orient (CARPO). Zwischen 2019 und 2021 war er als Berater im Regionalvorhaben „Zusammenarbeit mit arabischen Gebern“ der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH in Jordanien beschäftigt. Er promovierte zum Thema „Alltägliche Präsenz, öffentliche Absenz: Praktiken, Strategien und Inhalte bei pakistanischen Medienakteuren zu Arbeitsmigration nach Saudi-Arabien“ an der Humboldt-Universität zu Berlin. Er arbeitet seit über 15 Jahren wissenschaftlich zu den arabischen Golfmonarchien. Sons‘ jüngste Publikation ist 2023 erschienen und trägt den Titel „Die neuen Herrscher am Golf und ihr Streben nach globalem Einfluss“.

Gudrun Harrer, Leitende Redakteurin, Der Standard; Lektorin für Moderne Geschichte und Politik des Nahen und Mittleren Ostens an der Universität Wien und an der Diplomatischen Akademie Wien

(Aufgezeichnet via Zoom am 21.03.2024)

 

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Robert Misik im Gespräch mit Veith Selk
DEMOKRATIEDÄMMERUNG

»In der Theorie vielleicht eine gute Idee, versagt nur leider in der Praxis!«

Was früher vom Kommunismus gesagt wurde, gilt heute für die Demokratie – sie wirkt zunehmend unglaubwürdig, hat Legitimationsprobleme, die gewählten Parteien blockieren sich gegenseitig, nichts geht mehr voran, und die antidemokratischen Parteien gewinnen an Boden. Veith Selks nüchterne Studie ist eine „brutale Niedergangsdiagnose“, die sich „schon bald als prophetisch erweisen“ könnte, feierte die Hamburger „Zeit“ Selks „Demokratiedämmerung“. Was Selks Indizienkette so beunruhigend macht: Nicht die „Antidemokraten“ sind das Problem, er zeigt vielmehr, dass der Niedergang der Demokratie eine innere Tendenz der modernen Demokratien selbst ist. Und fügt hinzu: „Eine Umkehr dieser Entwicklung ist unter den gegebenen Rahmenbedingungen unwahrscheinlich.“ Was sind also die inneren Dynamiken moderner Gesellschaften, die eine baldige Gesundung eher unrealistisch machen? Was folgt daraus? Und welche liebgewonnenen Phrasen der Demokratietheorien sollten wir schleunigst verabschieden?

Veith Selk, Privatdozent für Politikwissenschaft an der Technischen Universität Darmstadt
Robert Misik, Autor und Journalist

Veith Selk, ist Politik- und Sozialwissenschaftler, der auf dem Gebiet der Politischen Theorie und intellectual history forscht. Zu seinen Schwerpunkten zählen die Geschichte des politischen Denkens, Populismus, Demokratie, politische Ökologie und gesellschaftliche Konflikte in der soziotechnischen Transformation. Er ist Fellow am Point Alpha Research Institute und Privatdozent an der Technischen Universität Darmstadt. Neben seiner akademischen Tätigkeit engagiert er sich in der politischen Bildung und auf dem Feld der citizen science. Er lebt in Hamburg.

Aufgezeichnet im Kreisky Forum am 20.3.2024
Technische Produktion: Milan Loewy

 

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Annette Weber, Georg Lennkh, Irene Horejs
DAS HORN VON AFRIKA AM RAND DES ZERFALLS?
Eine geopolitische Krise abseits des Blickwinkels westlicher Medien

Das Horn von Afrika mit den Vielvölkerstaaten Äthiopien und Eritrea, Somalia und dem Kleinstaat Djibouti, an der Grenze zum Kriegsschauplatz Sudan und der Schnittstelle von Rotem Meer und Indischem Ozean gelegen, spielt geostrategisch eine wichtige Rolle. Auf Grund seiner strategischen Lage gegenüber der Arabischen Halbinsel (Yemen und Saudi Arabien) und an der zentralen Seeroute des Welthandels am Roten Meer, der Zufahrt zum Suezkanal, war die Region seit jeher für die Weltmächte von großem Interesse. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Horn zu einem Hauptschauplatz des „Kalten Krieges“ auf dem afrikanischen Kontinent. Heute gehen mehr als 10% des Welthandels und ein großer Teil der europäischen Flüssiggasimporte über diesen Seeweg. Die tiefen Krisen, die die Länder der Region derzeit erschüttern, haben daher auch Potential, den internationalen Handel und die Energieversorgung Europas zu beeinträchtigen. Das Schlüsselland Sudan und in gewissem Maß auch Äthiopien sind durch interne Kriege zerrüttet, deren Auswirkungen auch die umliegenden Länder destabilisieren. Die Beziehungen Äthiopiens zum Erzfeind Eritrea haben einen neuen Tiefpunkt erreicht, Somalia sieht nach dem Abzug der internationalen Truppen einer unsicheren Zukunft im Kampf gegen die Terrorgruppe Al Shaabab entgegen und die die jüngste Initiative Äthiopiens, sich durch die Anerkennung der abtrünnigen Provinz Somaliland einen Zugang zum Roten Meer zu sichern, sorgt für zusätzlichen Zündstoff. Auch der Nilwasserkonflikt zwischen Äthiopien, Sudan und der regionalen Großmacht Ägypten ist noch immer nicht gelöst.

Obwohl diese Konflikte vordergründig inner- und zwischenstaatliche Konflikte sind, haben sie eine geopolitische Dimension und werden durch externe Kräfte, die die verschiedenen Kriegsparteien unterstützen, geschürt. Dies trifft besonders auf den Krieg im Sudan zu. Sowohl die benachbarten Staaten wie auch die internationale Gemeinschaft beobachten diese Entwicklungen mit größter Besorgnis. Es gibt eine Reihe von Initiativen zur Entspannung der Situation (u.a. von den USA und Saudi Arabien, der regionalen Untergruppe der afrikanischen Union IGAD, den Vereinten Nationen), deren Erfolg noch ungewiß ist. Worin bestehen diese Initiativen und was sind ihre Perspektiven? Welche geopolitischen Interessen sind im Horn von Afrika involviert und was ist die Rolle von Russland, China, der Türkei, des Westens und anderen? Was sind die Interessen der EU in der Region, was ist die Strategie der EU in diesem Konflikt? Was sind insbesondere auch die Interessen Österreichs und was kann Österreich tun?

Begrüßung:
Georg Lennkh, ehem. österreichischer Sonderbotschafter für Afrika, Vorstandsmitglied des Kreisky Forums

Annette Weber, Sonderbeauftragte der Europäischen Union für das Horn von Afrika

Moderation:
Irene Horejs, ehem. EU-Botschafterin in Mali und Niger

Aufgezeichnet im Kreisky Forum am 18.3.2024
Technische Produktion: Milan Loewy

 

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Robert Misik im Gespräch mit Philip Rathgeb
DIE RADIKALE RECHTE UND DER SOZIALSTAAT

Rechtsradikale Parteien sind nicht länger politische Herausforderer am Rande der Parteiensysteme; sie sind in der gesamten westlichen Welt Teil des politischen Mainstreams geworden.
Die radikale Rechte hat die verschiedenen politischen Instrumente genutzt, die ihr im Rahmen ihrer politisch-ökonomischen Arrangements zur Verfügung stehen, um bedrohte Arbeitsmarktinsider und männliche Ernährer vor dem Niedergang zu schützen und gleichzeitig ein rassifiziertes und geschlechtsspezifisches Prekariat zu schaffen. Diese sozioökonomische Agenda des selektiven Statusschutzes stellt die horizontalen Ungleichheiten in Bezug auf Geschlecht und ethnische Zugehörigkeit wieder her, ohne die vertikalen Ungleichheiten zwischen Arm und Reich anzugehen.
Durch die Kombination von Erkenntnissen aus der vergleichenden Politikwissenschaft, der Parteipolitik, der vergleichenden politischen Ökonomie und der Wohlfahrtsstaatsforschung bietet das aktuelle Buch des Politologen Philip Rathgeb neue Einblicke in die Art und Weise, wie die radikale Rechte die Zustimmung zu autoritärer Herrschaft herstellt, indem sie die sozial zersetzenden Auswirkungen des globalisierten Kapitalismus für wichtige Wählergruppen zähmt.

Philip Rathgeb, Politikwissenschaftler
Robert Misik, Autor und Journalist

Philip Rathgeb, ist Assistenzprofessor für Sozialpolitik an der School of Social and Political Science an der Universität von Edinburgh. Zuvor war er als Postdoktorand am Fachbereich Politik und Öffentliche Verwaltung der Universität Konstanz tätig. Seine Forschungsinteressen liegen in der vergleichenden politischen Ökonomie und der vergleichenden Politik, mit besonderem Augenmerk auf Wohlfahrtsstaaten, Arbeitsbeziehungen und Parteipolitik. Sein erstes Buch Strong Governments, Precarious Workers wurde 2018 bei Cornell University Press veröffentlicht. Träger des Kurt Rothschild-Preises für Wirtschaftspolitik.

Aufgezeichnet am 14. März 2024 im Kreisky Forum
Technische Produktion: Milan Loewy

 

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Aziz Al-Azmeh in conversation with Tarek Mitri and Ghassan Salamé
SPOILS OF CIVIL WAR – BRINGING THE ARAB WORLD BACK IN?

“After Conflict? Spoils of war and the emergent international disorder in the Arab World” is the title of an international expert meeting convened by the Striking from the Margins research project of the Central European University with the support of the Carnegie Corporation New York.
The meeting opens with a public keynote panel at Bruno Kreisky Forum, joining two eminent intellectuals and actors in the international arena – Tarek Mitri and Ghassan Salamé – to discuss current challenges in the Arab world. Before them are issues of political disarticulation, state capture, civil wars and proxy wars in the region, and their international extensions, including the erosion of international norms and frameworks, in what is emerging as global disorder and the conditions of a new cold war with variable geographies.

Speakers
Tarek Mitri, President, St. George University, Beirut
Former Director, Issam Fares Center for Public Policy and International Affairs (American University of Beirut); Former UN Secretary-General Representative to Libya; former Minister of Information, former Minister of the Environment, and former Acting Minister of Foreign Affairs, Lebanon; former Coordinator for Interreligious Relations and Dialogue at the World Council of Churches.

Ghassan Salamé, Trustee of the International Crisis Group, Paris
Former UN Secretary-General Special Representative to Libya and Head of the UN Support Mission for Libya; former Founding Dean of the Paris School of Public Affairs; former Minister of Culture, Lebanon.

Moderator
Aziz Al-Azmeh, University Professor emeritus, Central European University; Co-Founding Director, SFM, Vienna

In Cooperation with the Central European University, Vienna, and the Carnegie Corporation, New York

Recorded at the Bruno Kreisky Forum on March 6, 2024
Technical production: Milan Loewy

 

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Walter Posch im Gespräch mit Hessam Habibi und Bijan Khajehpour
WAHLEN IN IRAN

Am 1. März finden in der Islamischen Republik Iran Parlaments- und Expertenratswahlen statt. Der Wächterrat hat bereits im Vorhinein sämtliche kritischen Kandidaten eliminiert – landesweit fast 50. Es ging soweit, dass in etlichen Wahlkreisen am Ende nur mehr ein einziger Kandidat übrig blieb. Das heißt, er kann mit nur einer Stimme gewählt werden. Es gibt kritische Stimmen, die meinen, man könne nicht mehr von einer Wahl sprechen, sondern von einem Auswahlverfahren nach Geschmack der Regierung und des religiösen Führers Ali Khamenei. Was diese Wahlen jedoch zeigen werden, ist die Stimmung im Volk gegenüber dem Regime. Die Wahlbeteiligung wird von der geistlich-politischen Führung von Iran gerne als Zustimmung zum System präsentiert – und es gibt Anzeichen, dass diese einen historischen Tiefstand erreichen wird

Hessam Habibi Doroh, FH Campus Wien
Bijan Khajehpour, Managing Partner Eurasian Nexus Partners
Walter Posch, Senior Fellow am Institut für Friedenssicherung und Konfliktmanagement (IFK) der Landesverteidigungsakademie

Aufgezeichnet im Kreisky Forum am 12.3.2024
Technische Produktion: MIlan Loewy

 

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Aziz Al-Azmeh in conversation with Tarek Mitri and Ghassan Salamé
SPOILS OF CIVIL WAR – BRINGING THE ARAB WORLD BACK IN?

“After Conflict? Spoils of war and the emergent international disorder in the Arab World” is the title of an international expert meeting convened by the Striking from the Margins research project of the Central European University with the support of the Carnegie Corporation New York.
The meeting opens with a public keynote panel at Bruno Kreisky Forum, joining two eminent intellectuals and actors in the international arena – Tarek Mitri and Ghassan Salamé – to discuss current challenges in the Arab world. Before them are issues of political disarticulation, state capture, civil wars and proxy wars in the region, and their international extensions, including the erosion of international norms and frameworks, in what is emerging as global disorder and the conditions of a new cold war with variable geographies.

Notes of Welcome
Gertraud Auer Borea d’Olmo, Secretary General, Bruno Kreisky Forum
Hillary Wiesner, Program Director, Arab Region Research and Scholarship, Carnegie Corporation, New York
Nadia Al-Bagdadi, Professor, Central European University; Co-Founding Director, SFM project, Vienna

Speakers
Tarek Mitri, President, St. George University, Beirut
Former Director, Issam Fares Center for Public Policy and International Affairs (American University of Beirut); Former UN Secretary-General Representative to Libya; former Minister of Information, former Minister of the Environment, and former Acting Minister of Foreign Affairs, Lebanon; former Coordinator for Interreligious Relations and Dialogue at the World Council of Churches.

Ghassan Salamé, Trustee of the International Crisis Group, Paris
Former UN Secretary-General Special Representative to Libya and Head of the UN Support Mission for Libya; former Founding Dean of the Paris School of Public Affairs; former Minister of Culture, Lebanon.

Moderator
Aziz Al-Azmeh, University Professor emeritus, Central European University; Co-Founding Director, SFM, Vienna

In Cooperation with the Central European University, Vienna, and the Carnegie Corporation, New York

Recorded at the Bruno Kreisky Forum on March 6, 2024
Technical production: Milan Loewy

 

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„Aus Kreiskys Wohnzimmer“

Philipp Blom im Gespräch mit Michael Köhlmeier
DAS SCHÖNE

„Michael Köhlmeier lobt Kultur als Möglichkeit, sich selbst besser zu begreifen.“
Michael Wurmitzer, Der Standard

Eine Verführung zum Lesen, Hören und Offen-in-die-Welt-Schauen: Michael Köhlmeier lädt ein zu einer ganz persönlichen Reise, von Tolstoi über Mozart bis zu Batmans Joker. Zu wem spricht Kunst? Hat Shakespeare das Menschliche erfunden – oder gar den Menschen? Hat Bob Dylan die schönste Ausformung antiker Lyrik geschaffen? Was ist überhaupt das Schöne? Michael Köhlmeier flaniert durch die Welt – und verbindet sein Staunen mit den großen und kleinen Fragen der Gegenwart. Er zelebriert alle Facetten eines intellektuellen Savoir-vivre und entwirft eine kleine Schule des klugen Schwärmens. Sein neues Buch ist der ideale Begleiter für alle, die sich begeistern lassen wollen für das Schöne.

Michael Köhlmeier, in Hard am Bodensee geboren, lebt in Hohenems/Vorarlberg und Wien. Der Schriftsteller und Hörbuchsprecher wurde vielfach ausgezeichnet, u.a. 2017 mit dem Literaturpreis der Konrad-Adenauer-Stiftung sowie dem Marie Luise Kaschnitz-Preis für sein Gesamtwerk und 2019 mit dem Ferdinand-Berger-Preis.

Philipp Blom studierte Philosophie, Geschichte und Judaistik in Wien und Oxford. Er lebt als Historiker und Schriftsteller in Wien.

Aufgenommen im Kreisky Forum am 14. Februar 2024
Technische Produktion: Maximilian Hofko

 

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YouTube Premiere „Aus Kreisky Wohnzimmer“

Eva Nowotny im Gespräch mit Gerald Rockenschaub
GESUNDHEITSDIPLOMATIE

Vermittlung zwischen Konfliktparteien in Gesundheitsbelangen
Dr. Gerald Rockenschaub hat an der Universität Graz Medizin studiert, war zunächst Chirurg und Notarzt, und kam 2004 als Regionalbeauftragter und Programmleiter zur WHO/Europa, wo er an führender Stelle für die Bereiche Notfallvorsorge und humanitäre Hilfe zuständig war. Von 2014 bis 2021 war er Leiter des Büros der WHO in den besetzten palästinensischen Gebieten (Westjordanland und Gaza-Streifen) in Jerusalem, wurde danach Repräsentant der WHO in Albanien und war zuletzt Direktor des Nothilfeprogramms der WHO Europa in Kopenhagen. Er ist als Arzt mitten im internationalen Konfliktgeschehen gelandet. Die Bezeichnung „Gesundheitsdiplomat“ fußt auf der Vermittlungstätigkeit zwischen den Konfliktparteien in Gesundheitsbelangen – seien es akute humanitäre Interventionen oder grundlegende Maßnahmen wie Infektionsprävention, Hygiene und die Sicherstellung der Gesundheitsversorgung in Krisensituationen. Im Fokus liegen immer ganz klar die PatientInnen – denn diese drohen oftmals in politischen Konflikten unterzugehen.

Gerald Rockenschaub, WHO, Direktor für gesundheitliche Notlagen in der Europäischen Region i.R.
Eva Nowotny, Vorstandsmitglied des Bruno Kreisky Forums, Diplomatin i.R.

Aufgenommen im Kreisky Forum am 14. Februar 2024
Technische Produktion: Maximilian Hofko

 

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Robert Misik im Gespräch mit Peter Neumann
LOGIK DER ANGST

Die FPÖ liegt in den Umfragen voran und bekundet, die Zeit „der Mäßigung“ sei vorbei; ihre Jugendorganisation wächst mit den rechtsextremen Identitären zusammen. Mit der AfD könnte in Deutschland demnächst eine „gesichert rechtsextreme“ Partei als stärkste Kraft in Landtage einziehen. Und in anderen europäischen Ländern sieht es nicht viel anders aus.
Die Mordserie des NSU (2000-2006), der Terroranschlag von Anders Breivik (2011), das Attentat in München (2016), das Massaker von Christchurch (2019), der Mord an Walter Lübcke (2019), die Anschläge von Halle (2019) und Hanau (2020), zuletzt ein vereitelter Putschplan deutscher Reichsbürger (2022): Rechtsextreme Gewalt beschäftigt uns schon lange – und in den letzten Jahren besonders massiv. Im Zuge sozialer Proteste könnten extreme Gruppierungen zu einer umfassenden Bewegung zusammenfinden.

Peter R. Neumann, einer der weltweit profiliertesten Experten, zeigt, wie real diese Gefahr ist – und wo ihre tieferen, ideologischen Wurzeln liegen. Statt nur einzelne Gruppen zu beschreiben, legt er das Wesen, die Logik des Rechtsextremismus frei – ebendas, was all diese Gruppen verbindet, ob Alte oder Neue Rechte, Neoreaktionäre oder Identitäre, Reichsbürger oder Verschwörungstheoretiker, AfD oder Rassemblement National. Anhand zahlreicher Beispiele, von der völkischen Bewegung im 19. Jahrhundert bis zum Populismus der Gegenwart, zeigt Neumann: Am Anfang steht nicht der Hass, sondern eine Logik der Angst. Ein Psychogramm des Rechtsextremismus – das zugleich eine dringende Warnung ist.

Peter Neumann, Politikwissenschaftler, Journalist und Publizist
Robert Misik, Autor und Journalist

Peter R. Neumann, geboren 1974 in Würzburg, ist Professor für Sicherheitsstudien am King’s College London und leitete dort lange das International Centre for the Study of Radicalisation (ICSR). Als international gefragter Experte war Neumann 2014 Berater der USA bei den Vereinten Nationen, 2017 Sonderbeauftragter der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE). Daneben schreibt er u.a. für den «Spiegel» und die «New York Times». Zuletzt erschien sein vielgelobtes Buch «Die neue Weltunordnung».

Aufgenommen im Kreisky Forum am 22. Februar 2024
Technische Produktion: Milan Loewy

 

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Gudrun Harrer im Gespräch mit Heiko Wimmen
ISRAEL UND HISBOLLAH: DROHT DER FLÄCHENBRAND?

Die jüngste Runde im israelisch-palästinensischen Konflikt hat eine neue Phase in der langjährigen Konfrontation zwischen Israel und der Hisbollah, der mächtigen schiitischen Miliz und Partei im Libanon, eingeläutet. 17 Jahre lang trug die gegenseitige Abschreckung dazu bei, eine prekäre Ruhe zu erhalten, aber seit dem 7. Oktober haben Raketen- und Drohnenangriffe über die Grenze hinweg das Gespenst eines neuen Kriegs heraufbeschworen. Auf israelischer Seite wird deutlicher, dass es den Status quo – die Präsenz der Hisbollah an seiner Nordgrenze – ändern will. Es steht zu befürchten, dass Versuche, dem Südlibanon ein unilaterales Sicherheitsregime aufzuzwingen, wie es Israel im besetzten Westjordanland und jetzt im Gazastreifen getan hat, Öl ins Feuer gießen könnte.

Heiko Wimmen leitet das Projekt Irak/Syrien/Libanon der International Crisis Group. Davor war er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Deutsche Institut für Internationale Politik und Sicherheit der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) in Berlin. Er hat außerdem für das Carnegie Middle East Center und MERIP gearbeitet und betreute kürzlich einen wissenschaftlichen Sammelband über Elitenwechsel und neue soziale Mobilisierung in der arabischen Welt.
Wimmen lebt seit 1994 in der Region, hauptsächlich in Beirut, wo er derzeit wohnt.

Gudrun Harrer, Leitende Redakteurin, Der Standard; Lektorin für Moderne Geschichte und Politik des Nahen und Mittleren Ostens an der Universität Wien und an der Diplomatischen Akademie Wien.

Aufgezeichnet im Kreisky Forum am 21. Februar 2024
Technische Produktion: Milan Loewy

 

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COURAGE! Part 2

Tessa Szyszkowitz in conversation with Evgenia Kara-Murza
HOW TO FIGHT PUTIN

Two years ago, on February 24, 2022, Russia’s president Vladimir Putin started a full-fledged war against neighboring Ukraine. Since then, Russia has occupied 11% of Ukrainian territory, killed or severely wounded 130.000 Ukrainian soldiers and – all according to Harvard Kennedy School Belfer Centre – about 10.000 Ukrainian civilians have died in the war. Putin’s regime is also responsible for the death or severe injury of 200.000 Russian soldiers in that war. While the war rages on, Russian opposition politicians and critical journalists are not allowed to call it a war or to criticize it in any way. Who does gets sentenced to long prison sentences in a penal colony.
Like Vladimir Kara-Murza. The Russian-British activist was arrested in April 2022 for denouncing the Russian invasion of Ukraine. In April 2023 he was sentenced to 25 years in jail for “high treason”. His wife Evgenia Kara-Murza is leading a campaign for his release. In her talk she will explain under which inhuman conditions her husband is held. The treatment of political prisoners in Russia – next to Kara-Murza also Alexej Navalny, Ilya Yashin and many others – is deteriorating in the runup to the Russian presidential elections on March 15-17 are coming: “These elections are not legitimate”, says Evgenia Kara-Murza.

Evgenia Kara-Murza is a Russian-American Human Rights Activist and wife of political prisoner Vladimir Kara-Murza. She is also a translator and the Advocacy Director at Free Russia Foundation.

Tessa Szyszkowitz, is an Austrian journalist and author. She writes for Austrian and German publications such as Falter & Tagesspiegel, she is also a Distinguished Fellow of the Royal United Services Institute in London.

Recorded at Kreisky Forum February 20, 2024
Technical production: Milan Loewy

 

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Robert Misik im Gespräch mit Steffen Mau und Linus Westheuser

FEHLDIAGNOSE POLARISIERUNG?
Triggerpunkte: Konsens und Konflikt in der Gegenwartsgesellschaft

Von einer »Spaltung der Gesellschaft« ist immer häufiger die Rede. Auch in der Alltagswahrnehmung vieler Menschen stehen sich zunehmend unversöhnliche Lager gegenüber. So plausibel sie klingen mögen, werfen entsprechende Diagnosen doch Fragen auf: Wie weit liegen die Meinungen in der Bevölkerung wirklich auseinander? Und ist die Gesellschaft heute wirklich zerstrittener als zur Zeit der Studentenproteste oder in den frühen Neunzigern?
Nicht zuletzt weil man eine Spaltung auch herbeireden kann, tut mehr Klarheit not. Steffen Mau, Thomas Lux und Linus Westheuser kartieren aufwendig die Einstellungen in vier Arenen der Ungleichheit: Armut und Reichtum; Migration; Diversität und Gender; Klimaschutz. Bei vielen großen Fragen, so der überraschende Befund, herrscht einigermaßen Konsens. Werden jedoch bestimmte Triggerpunkte berührt, verschärft sich schlagartig die Debatte: Gleichstellung ja, aber bitte keine »Gendersprache«! Umweltschutz ja, aber wer trägt die Kosten? Eine 360-Grad-Vermessung der Konflikte um alte und neue Ungleichheiten, die eine unverzichtbare Diskussionsgrundlage bietet und viele Mythen entzaubert.

Steffen Mau, Publizist
Linus Westheuser, Soziologe
Robert Misik, Autor und Journalist

Steffen Mau, geboren 1968, ist Professor für Makrosoziologie an der Humboldt-Universität zu Berlin. Sein Buch Lütten Klein. Leben in der ostdeutschen Transformationsgesellschaft (st 5092) stand auf Platz 1 der Sachbuch-Bestenliste von ZDF, Zeit und Deutschlandfunk Kultur. 2021 erhielt er den Leibniz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft, weitere Preise: »Gegen Vergessen – Für Demokratie« 2023; Communicator-Preis 2023; Schader-Preis 2023

Linus Westheuser, geb. 1989, ist Contributing Editor bei Jacobin und forscht an der Humboldt-Universität Berlin zur politischen Soziologie der Ungleichheit.

Aufgenommen am19. Februar 2024 im Kreisky Forum
Technische Produktion: Milan Loewy

 

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Raimund Löw im Gespräch mit Gerhard Mangott
RUSSLAND, UKRAINE UND DIE ZUKUNFT

Es ist der schwerste militärische Konflikt in Europa seit Jahrzehnten, und seine Folgen sind kaum absehbar. Der Krieg Russlands in der Ukraine ist auch ein Konflikt, der die Welt spaltet: geopolitisch, etwa zwischen China und den USA, und ideologisch, was gerade die hitzigen Debatten über die Militärhilfe für die Ukraine in Europa zeigen. Doch Ideologie ist fehl am Platz, wenn man verstehen will, wie es zu diesem Krieg kam und wohin er führen wird. Der renommierte Russland-Experte Gerhard Mangott analysiert präzise und verständlich Hintergründe, Folgen und die Frage, ob in Russland ein Massenumsturz von unten oder eine Palastrevolte gegen Wladimir Putin denkbar ist – und was das für Russland, für Europa und für die Welt bedeuten würde.

Gerhard Mangott ist Professor für Politikwissenschaft mit den Schwerpunkten Internationale Beziehungen und Sicherheit im postsowjetischen Raum an der Universität Innsbruck. Zuvor war er Scientific Adviser on Post-Soviet Affairs am Österreichischen Institut für Internationale Politik (OIIP) in Wien. Die Analysen des ausgewiesenen Russland-Experten sind besonders seit dem Beginn des russischen Krieges in der Ukraine hoch gefragt. Über 800 Interviews gab Gerhard Mangott deutschen und österreichischen Print-, Radio- und TV-Medien allein im Jahr 2022. Knapp 50.000 Menschen folgen seinen Analysen auf x, vormals Twitter.

Raimund Löw, Journalist, Autor, Historiker, ist Leiter des Falter Radio. Davor berichtete er seit den 1980er-Jahren für den ORF als Auslandskorrespondent, u.a. aus Moskau, Brüssel, Washington und Peking

Aufgezeichnet im Kreisky Forum am 14. Februar 2024
Technische Produktion: Milan Loewy

 

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Cathrin Kahlweit im Gespräch mit Paul Lendvai
ÜBER DIE HEUCHELEI

Russlands Krieg, Migration, Klimawandel, Inflation, Trump zum Zweiten? Es herrscht Endzeitstimmung, wieder einmal.
Weltweit aktive Geheimdienste und hoch alimentierte Forschungseinrichtungen schaffen es nicht, Antworten auf dramatische Umbrüche des globalen Kräftespiels zu finden. Ja, die sie lenkenden Politikerinnen und Politiker liegen häufig vollkommen falsch. Man denke nur an die Einschätzungen der Entwicklung in Russland und China und innerhalb der EU in Ungarn und Polen.
Seit Jahrzehnten beobachtet Paul Lendvai das Geschehen aus unmittelbarer Nähe. Er sieht sowohl die nachlassende Kraft liberaler Ideen als auch die verführerischen Angebote populistischer Autokraten. Konstant bleibt dabei nur eines: die Heuchelei.
Im Bruno Kreisky Forum für internationalen Dialog präsentiert Paul Lendvai im Gespräch mit Cathrin Kahlweit sein neues Buch „Über die Heuchelei“, das am 29. Jänner im Zsolnay-Verlag erscheint.
Paul Lendvai, geboren 1929 in Budapest, lebt seit 1957 in Wien. Er ist Leiter des ORF-Europastudios und Kolumnist für den Standard. Der Journalist und Autor hat zahlreiche Preise und Auszeichnungen erhalten. Zuletzt erschienen von ihm die Bücher Die verspielte Welt. Begegnungen und Erinnerungen (2019) und Vielgeprüftes Österreich (2022).
Cathrin Kahlweit, Journalistin und Publizistin, Korrespondentin der Süddeutschen Zeitung für Mittel- und Osteuropa

In Zusammenarbeit mit dem ⁠Zsolnay Verlag.

Aufgenommen im BKF am 12.2.2024.

 

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Gudrun Harrer in conversation with Louis Raphael Sako
THE CHRISTIAN COMMUNITY IN IRAQ

Since 2013 Cardinal Raphael Sako is the head of the Chaldean Church in Iraq, one of the oldest religious communities of the country. The Christians in Iraq suffered immensily during the political upheavals of the last decades, according to estimates their number decreased from more than one million in the beginning of the 1990s to 150.000 today. Especially in the Niniveh plans, their historic homeland, in 2014 they fell victim to the advance of the “Islamic State”. Their return is difficult and slow. Furthermore the Chaldean community is threatened by an internal split: The so called “Babylon Brigades”, affiliated with pro-Iranian Shiite militias, are politically supported in Baghdad to attack the leadership of Patriarch Sako.

Louis Raphael I Cardinal Sako is the Patriarch of Babylon of the Chaldeans, the Head of the Chaldean Catholic Church. He was previously Archbishop of Kirkuk.

Gudrun Harrer, Senior Editor, Der Standard; Lecturer in Modern History and Politics of the Middle East at the University of Vienna and the Diplomatic Academy of Vienna

ZOOM Talk, recorded on January 18, 2024.

 

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Gudrun Harrer im Gespräch mit Eckart Woertz
WEIZEN, WAFFEN, WIDERSTAND: RUSSLANDS NAHOST-POLITIK NACH UKRAINE- UND GAZA-KRIEG

Ging es anfangs in der russichen Propaganda zum Ukraine-Krieg noch um die vorgebliche „Entnazifizierung“ des Nachbarlandes, sieht sich der autokratische Staat inzwischen in einem epischen Abwehrkampf gegen den Westen, bei dem die geopolitischen Karten neu gemischt werden. Welche Rolle spielt der Nahe Osten dabei in der russischen Außenpolitik und wie sieht dieser Putins Reich als außenpolitischen Akteur? Der Vortrag analysiert historische Kontinuitäten und neue Konstellationen. Russland hat sich im syrischen und libyschen Bürgerkrieg erfolgreich als machtpolitischer Spieler in der Region reetabliert. Es versucht Nahrungsmittelhandel als Hebel in der importabhängingen Region einzusetzen und offeriert sich als Alternative zu westichen Waffenlierferungen und Partner bei der zivilen Nutzung von Atomkraft. Seine Annäherung an Iran birgt jedoch Risiken. Zudem ist Russland als wirtschaftlicher Partner im Vergleich zu China und Europa wenig attraktiv.

Eckart Woertz ist Direktor des GIGA Instituts für Nahost-Studien in Hamburg sowie Professor für Zeitgeschichte und Politik des Nahen Ostens an der Universität Hamburg. Forschungs- und Lehraufträge brachten den Politik- und Islamwissenschaftler zuvor nach Barcelona, Beirut, Dubai, Paris und Rabat. Aktuell forscht Woertz mitunter zur Zeitgeschichte Iraks, zur Energiewende in den MENA-Staaten sowie zu euro-mediterranen Partnerschaft (EUROMED).

Gudrun Harrer, Leitende Redakteurin, Der Standard; Lektorin für Moderne Geschichte und Politik des Nahen und Mittleren Ostens an der Universität Wien und an der Diplomatischen Akademie Wien

Aufgezeichnet am 29.1.2024 im BKF.

 

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Tessa Szyszkowitz im Gespräch mit Sabine Fischer

MACHISMO UND MACHT
Wie der russische Chauvinismus Europa bedroht

Russlands aggressiver Vernichtungskrieg gegen die Ukraine lässt sich nicht begreifen und stoppen, ohne den russischen Chauvinismus zu verstehen. Der speist sich aus nationalistischen und misogynen Ideen und dient dem autokratischen Putin-Regime zur Selbstlegitimation. Die chauvinistische Politik Russlands greift nicht nur die Ukraine an. Sie bedroht auch signifikante Teile der russischen Gesellschaft und will die auf Regeln und Werten basierende europäische Sicherheitsordnung zerstören. An ihre Stelle soll das Recht des Stärkeren treten.

Der russische Chauvinismus betrachtet alles, was mit Liberalismus zu tun hat, als feindlich – und auch in Europa breitet sich diese Haltung aus. Sabine Fischer, Osteuropa-Expertin bei der renommierten Stiftung Wissenschaft und Politik, erklärt, wie aggressiver Nationalismus, misogyner Chauvinismus und Autokratie in Russland zusammenhängen, und wie Europa und die westliche Welt sich aufstellen müssen, um dem russischen Chauvinismus zu trotzen.

»Russlands Aggression gegen die Ukraine ist kein Krieg in Europa, sondern gegen Europa. Wer daran Zweifel hat, lese Sabine Fischers starkes Buch über die Ursprünge und Folgen von Putins chauvinistischer und revisionistischer Politik.« – Ivan Krastev

Sabine Fischer, Autorin und Politikwissenschaftlerin, SWP Forschungsgruppe Osteuropa und Eurasien mit den Schwerpunkten Russische Außen- und Sicherheitspolitik, EU-Russland Beziehungen, ungelöste Konflikte in der Östlichen Nachbarschaft der EU, regionale Beziehungen in Osteuropa und Eurasien

Tessa Szyszkowitz, in Stuttgart geboren, lebt seit 2010 in London. Die Journalistin und Autorin war davor Korrespondentin in Moskau, Brüssel und Jerusalem. Sie ist Kolumnistin für Weltpolitik im Falter, Kuratorin der Reihe Philoxenia im Kreiskyforum und Distinguished Fellow im Royal United Services Institute in London.

Aufgezeichnet am 25. Jänner 2024 im Kreisky Forum
Technische Produktion: Milan Loewy

 

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Helfried Carl im Gespräch mit Evelyn Regner und Andreas Babler
EUROPA SOZIAL UND GERECHT MACHEN

Globalisierung und Europäische Integration machen den Kampf für die Rechte der Arbeitnehmer:innen über die nationalen Grenzen hinaus immer wichtiger. Auf nationale Erfolge zu setzen, führt in eine politische Sackgasse. Die Pandemie und Russlands Krieg gegen die Ukraine haben die Abhängigkeit Europas deutlich gemacht und gezeigt, dass es ein Fehler war, den Weltmarkt alles regeln zu lassen. Neoliberale Sparprogramme der letzten Jahrzehnte haben viel Schaden angerichtet und die südeuropäischen Länder in eine tiefe Rezession gezwungen.
Im Juni 2024 finden Wahlen zum Europäischen Parlament statt – die einzige Direktwahl auf europäischer Ebene – und in der Folge wird die EU-Kommission neu besetzt. Evelyn Regner, Vize-Präsidentin des Europäischen Parlaments: „Viel wurde in dieser Legislaturperiode erreicht: Das Lohntransparenz-Gesetz, das Männern und Frauen den gleichen Lohn für die gleiche Arbeit zuspricht; das „Women-on-Boards“-Gesetz, das die gläserne Decke durchbricht und die inoffizielle Männerquote in Aufsichtsräten abschafft; das Gesetz zu EU-weiten Mindestlöhnen, das an die Lohnniveaus in den jeweiligen EU-Mitgliedsstaaten angepasst ist und Kollektivvertragsverhandlungen stärkt. Einiges ist auf der Zielgeraden: das Leuchtturmprojekt dabei, das unseren Binnenmarkt ein für alle Mal besser machen wird, ist das Gesetz zu nachhaltigen Lieferketten in der EU.“
SPÖ-Vorsitzender Andi Babler bekennt sich zur EU als Friedensprojekt und kämpft gleichzeitig für ein Europa, das im Dienst der Bürgerinnen und Bürger steht statt im Interesse von wirtschaftlichen Lobbyist*innen und großen Konzernen zu handeln. Er will sicherstellen, dass Unternehmen Arbeitnehmer*innenrechte wahren, endlich ihren fairen Anteil an Steuern leisten und nicht länger von Steuerschlupflöchern profitieren.
Die Europäische Union muss sich ganz grundsätzlich weiter in Richtung Sozialunion fortentwickeln und ihr Rechts- und Finanzsystem so gestalten, dass ausreichende Investitionen in die soziale und ökologische Transformation ermöglicht werden. Wie sehen die Strategien auf diesem Weg aus, was sind Stolpersteine?

Andreas Babler, Bürgermeister der Stadtgemeinde Traiskirchen, Mitglied des Bundesrats und Bundesparteivorsitzender der Sozialdemokratischen Partei Österreichs.

Evelyn Regner, Mitglied des Europäischen Parlaments seit 2009, S&D-Fraktion, Vizepräsidentin des EP seit 2022

Helfried Carl, Diplomat, seit 2019 Partner des von ihm mitbegründeten Innovation in Politics Institute in Wien. Von 2014-2019 war er Botschafter Österreichs in der Slowakischen Republik, davor Büroleiter und außenpolitischer Berater von Nationalratspräsidentin Barbara Prammer.

Aufgezeichnet am 24.1.2024 im Kreisky Forum.
Technische Produktion: Milan Loewy

 

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Zum 113. Geburtstag von Bruno Kreisky

Herbert Lackner im Gespräch mit Franz Vranitzky
DER MUT ZUM UNVOLLENDETEN

In Bruno Kreiskys Denken und Wollen spielte – wie er es selbst formulierte – „Der Mut zum Unvollendeten“ eine große Rolle. Das hatte nichts mit Zögerlichkeit oder Halbherzigkeit zu tun. Der Mut zum Unvollendeten bedeutete vielmehr, dass Ideologien und gesellschaftliche Strukturen für ihn kein in sich geschlossenes endgültiges System waren und schon gar kein Endstadium der Geschichte. Es war ein Bekenntnis zum Neuen, zur schrittweisen Reform, ein Bekenntnis zur Überprüfbarkeit politischer Entscheidungen im Sinne von Karl Popper.
Und es war eine Abgrenzung gegenüber dogmatischen oder gar totalitären Positionen.
Jedes politische und gesellschaftliche System ist unvollendet und muss unvollendet sein. Denn, was Menschen machen, kann auch von Menschen zum Besseren verändert werden. Die Freiheit dazu darf man ihnen nicht nehmen.

Franz Vranitzky, Bundeskanzler a.D., Gründungs- und Ehrenpräsident des Kreisky Forums

Herbert Lackner, Journalist und Schriftsteller

Aufgezeichnet am 22.1.2024 im Kreisky Forum
Technische Produktion: Milan Loewy

 

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Helfried Carl im Gespräch mit Karolina Wigura
POSTTRAUMATISCHE SOUVERÄNITÄT

Mit dem Angriff Russlands auf die Ukraine ist die alte mitteleuropäische Angst zurück: Opfer der Großmächte zu werden. Anders als in Deutschland, von dessen Boden zwei Weltkriege ausgegangen sind, gab es in Warschau, Tallinn und anderswo kein Zögern. Nur wer selbst angegriffen und, wie Polen, sogar einmal ganz von der Landkarte getilgt wurde, versteht, dass militärische Selbstverteidigung gerechtfertigt ist. In ihrem luziden Essay beschreiben Karolina Wigura, Ideenhistorikerin, und Jarolaw Kuisz, Politikwissenschaftler, wie der heutige Krieg historische Traumata reaktiviert; warum Warschau eine Führungsrolle in der europäischen Verteidigungspolitik übernimmt, obwohl die Regierungspartei PiS die EU als Bedrohung der eigenen Souveränität beschwört.
Die Veranstaltung findet in englischer Sprache statt.

Karolina Wigura ist Ideenhistorikerin, Soziologin und Journalistin, sowie Mitglied des Verwaltungsrats der Stiftung Kultura Liberalna mit Sitz in Warschau, die eines der führenden Online-Wochenmagazine in Polen herausgibt; Senior Fellow des Zentrums für die Liberale Moderne mit Sitz in Berlin. Sie arbeitet als Assistenzprofessorin am Fachbereich für Soziologie der Universität Warschau. Gemeinsam mit Jaroslaw Kruisz hat sie bei Suhrkamp das Buch „Posttraumatische Souveränität“ veröffentlicht.

Helfried Carl, Diplomat, Partner des 2019 von ihm mitbegründeten Innovation in Politics Institute in Wien. Von 2014-2019 war er Botschafter Österreichs in der Slowakischen Republik, davor, von 2008-2014, Büroleiter und außenpolitischer Berater von Nationalratspräsidentin Barbara Prammer.

Aufgezeichnet im Kreisky Forum am 18. Jänner 2024
Technische Produktion: MIlan Loewy

 

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Gudrun Harrer in conversation with Khaled Fahmy
10 YEARS OF AL-SISI IN EGYPT

It was 10 years ago, when Field Marshal Abdel Fattah al-Sisi appeared on TV in a military beret to announce the suspension of Egypt’s constitution and the end of Mohamed Morsi’s presidency. The same day, several media outlets allegedly supporting Morsi’s party were closed and many journalists/directors arrested.
While relentlessly controlling the media, Sisi also had something to offer. He was perceived as a devout Muslim whose political course would lead away from the Islamist Muslim Brotherhood. Also, parts of the population were pinning their hopes on him in view of the country’s economic difficulties.
How did democracy, human rights and economy develop since then? How does the West deal with Egypt and Sisi’s regime? What is Sisi’s reaction to the most recent military-political challenges in the region?

Having been educated at the American University in Cairo and the University of Oxford, and having earlier taught at Princeton, NYU, Columbia, Harvard and Cambridge Universities, Khaled Fahmy is an historian of the modern Middle East with special emphasis on nineteenth century Egypt. Currently, he is Professor at Tufts University.

Gudrun Harrer, Senior Editor at Der Standard, Lecturer on Modern History and Politics of the Middle East, University of Vienna and Diplomatic Academy of Vienna

Recorded via Zoom on January 11, 2024.

 

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Konrad Paul Liessmann im Gespräch mit Franz Schuh
POLITIK UND ÄSTHETIK

„Das Verhältnis von „Ästhetik und Politik“ wird nicht selten unter dem Niveau des Problems diskutiert. Gerne nimmt man die Meinung des Künstlers für die Politik der Kunst. Manche Künstler segeln auch in diesem Fahrwasser, was ja wünschenswert sein kann, falls man „die Haltung“ des Künstlers mit der eines jeden Staatsbürgers gleichsetzt. Aber das Politische in der Kunst ist weitaus komplizierter. Es ist vielschichtig und nicht einfach an einer Oberfläche ablesbar.
Konrad Paul Liessmann hat vor einigen Monaten in der Neuen Zürcher Zeitung einen Aufsatz veröffentlicht, durch den an einem spezifischen Fall klar wird, wie sich das Verhältnis von Politik und Ästhetik beispielhaft diskutieren lässt: ‚Nicht zufällig‘, so hieß es in der NZZ, ‚firmierte Prigoschins brutale Söldnertruppe unter dem Namen des Komponisten Richard Wagner. Sie partizipierte damit auf vulgäre Weise an dessen faschistoidem Nimbus. Doch wie verhalten sich Geist und Gestalt von Wagners Werk zu diesem Missbrauch?‘
Liessmanns Aufsatz ist Anlass und Fundament für ein Gespräch über die Ästhetisierung der Politik, deren politische Wirkung, wie es scheint, derzeit von vielen Politikern unterschätzt wird.“ Franz Schuh

Konrad Paul Liessmann, geboren 1953 in Villach, ist Professor i.R. für Philosophie an der Universität Wien, Essayist, Literaturkritiker und Kulturpublizist. Er erhielt 2004 den Ehrenpreis des österreichischen Buchhandels für Toleranz im Denken und Handeln, 2010 den Donauland-Sachbuchpreis und 2016 den Paul Watzlawick-Ehrenring. Im Zsolnay Verlag gibt er die Reihe Philosophicum Lech heraus. Zuletzt erschienen bei Zsolnay Geisterstunde. Die Praxis der Unbildung. Eine Streitschrift (2014), Bildung als Provokation (2017), Alle Lust will Ewigkeit. Mitternächtliche Versuchungen (2021) und Lauter Lügen (2023), sowie bei Hanser (gemeinsam mit Michael Köhlmeier) Der werfe den ersten Stein (2019).

Franz Schuh, geboren 1947 in Wien, studierte Philosophie, Geschichte und Germanistik. Er ist Lehrbeauftragter an der Universität für Angewandte Kunst in Wien und Kolumnist für Zeitschriften und Rundfunkstationen. Er erhielt u.a. 2006 den Preis der Leipziger Buchmesse, 2011 den Österreichischen Kunstpreis und 2021 den Johann-Heinrich-Merck-Preis für literarische Kritik und Essay. Bei Zsolnay erschienen zuletzt Sämtliche Leidenschaften (2014), Fortuna. Aus dem Magazin des Glücks (2017), Lachen und Sterben (2021) und Ein Mann ohne Beschwerden (2023).

In Kooperation mit Zsolnay Verlag

Aufgezeichnet am 10.01.2024 im BKF.

 

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Eva Nowotny in conversation with Henri J. Barkey and Ellen Laipson
THE US AND A NEW MIDDLE EAST

Until Hamas‘ attack, Biden’s administration had largely relegated the region on the back burner, as it focused first on a pivot to Asia then on responding to Russia’s invasion of Ukraine. Now, Biden has to confront an explosion of violence in the region, challenging also his political support at home as well as the unity with and among US allies abroad.

Henri J. Barkey is Senior Fellow for Middle East studies at the Council on Foreign Relations and the Bernard L. and Bertha F. Cohen chair in international relations at Lehigh University, Pennsylvania. Previously he was the director of the Middle East Center at the Woodrow Wilson Center for International Scholars.
Ellen Laipson is the Director of the Master’s in International Security degree program and the Center for Security Policy Studies in the Schar School of Policy and Government at George Mason University. She joined Mason University after a distinguished 25-year career in government and as president and CEO of the Stimson Center (2002-15).
Eva Nowotny, Ambassador ret., Member of the Board of Bruno Kreisky Forum

Recorded via Zoom on December 15, 2023.

 

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Philipp Blom im Gespräch mit Lena Schilling
RADIKALE WENDE
Weil wir eine Welt zu gewinnen haben

Lena Schilling ist mit der Klimabewegung aufgewachsen und ist zu einer der profiliertesten und bekanntesten Aktivist:innen Österreichs geworden. Die Besetzung der Lobau wurde von ihr mit organisiert und sie selbst wurde zum Gesicht dieser Proteste, heute engagiert sie sich für Klimagerechtigkeit und soziale Fragen. Wie aber lassen sich solche Anliegen am effektivsten verteidigen? Welche Vernetzung innerhalb der Zivilgesellschaft aber auch international ist nötig und möglich, um wirklich Strukturen zu verändern? Wie lassen sich soziale und politische Bewegungen schaffen, ohne dass sie entgleisen? Können Aktivist:innen wirklich die Macht von multinationalen Konzernen herausfordern und die politische Handlungsunfähigkeit von Regierungen durchbrechen? Philipp Blom spricht mit Lena Schilling darüber, ob und wenn ja wie eine radikale Wende möglich ist.

Lena Schilling, geboren 2001 in Wien, eine österreichische Klimaaktivistin, die mit der Fridays for Future-Bewegung in die Öffentlichkeit getreten ist. Die Wienerin war Sprecherin der Initiative für ein Lieferkettengesetz, ist Gründerin des Jugendrats und schreibt seit Juni 2023 eine wöchentliche Kolumne in der »Kronen Zeitung«. Sie setzt sich vorrangig für Klimagerechtigkeit, Feminismus und Migration ein.
Philipp Blom wurde 1970 in Hamburg geboren. Nachdem er in Oxford, London und Paris gelebt und gearbeitet hat, lebt er heute in Wien. Seine historischen Werke, Essays und Romane wurden in 16 Sprachen übersetzt und mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, darunter ein Stipendium am Getty Research Institute in Los Angeles und der Deutsche Sachbuchpreis. Blom ist auch ein erfolgreicher Radiojournalist und Redner.

The discussion series Dialogues for Tomorrow critically examines the present from multiple perspectives in order to create a better understanding of tomorrow. Together with the Bruno Kreisky Forum and the Institute for Human Sciences (IWM), the University of Applied Arts Vienna hosts experts from different disciplines to discuss future challenges.

Aufgezeichnet im AIL, am 13.12.2023.

 

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Tessa Szyszkowitz in conversation with Marina Litvinenko, Galina Timchenko, Zhanna Nemtsova and Veronica Tsepkalo
COURAGE!
How to fight for human rights in Russia

On the 75th anniversary of the Declaration of Human Rights on December 10, 2023, Russian women human rights activists demand pluralism, freedom of expression and the release of the political prisoners in Russian prisons: Article 3 of the Universal Declaration of Human Rights UDHR, proclaimed at the Palais de Chaillot in Paris on December 10, 1948, states: „Everyone has the right to life, liberty and security of person.“ December 10, 2023 marks the 75th anniversary of one of the world’s most ground-breaking international commitments. Based on the UDHR, a range of more specific international human rights treaties have been adopted, to which also Russia is a party.” In 1993, the Vienna World Conference on Human Rights set important initiatives to turn the promises of the UDHR into concrete action.
The importance of the UDHR is highlighted by the human rights situation in Russia and Belarus. Critics of the Russian president and the Russian war against Ukraine are imprisoned under inhumane conditions, forced into exile, persecuted, arrested, incarcerated, poisoned, or killed. Among the most important critics are imprisoned opposition politician Alexei Navalny, journalist Vladimir Kara-Murza and Belarusian opposition politician Maria Kalesnikawa. Journalist Anna Politkovskaya and whistleblower Alexander Litvinenko were murdered in 2006.

Marina Litvinenko, widow of murdered Kremlin critic Alexander Litvinenko, is fighting for political murders to be recognized as such and for those who commissioned them to be held responsible. She lives in London.
Galina Timchenko, is the co-founder, CEO, and publisher of exiled Russian media Meduza in Riga.
Zhanna Nemtsova, daughter of the murdered politician Boris Nemtsov, is founder of the Boris Nemtsov Foundation „For Freedom“.
Veronica Tsepkalo, Chairwoman of the Belarus Women’s Foundation

Chaired by Tessa Szyszkowitz, Austrian journalist and author. She writes for Austrian and German publications such as Falter & Tagesspiegel, she is also a Distinguished Fellow of the Royal United Services Institute in London.

In Kooperation mit dem Bundesministerium für Europäische und Internationale Angelegenheiten

Recorded at BKF on December 11, 2023.

 

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Helfried Carl im Gespräch mit Daniela Schwarzer
FINAL CALL
Wie Europa sich zwischen China und den USA behaupten kann

»Daniela Schwarzer skizziert scharfsinnig die sich verändernde Welt, in der wir leben.«
Josep Borrell, Hoher Vertreter der EU für Außen- und Sicherheitspolitik

„Noch hat Europa die Chance, im globalen Wandel nicht zum Spielball zu werden, sondern mitzugestalten. Es kann seine außen- und sicherheitspolitische Rolle deutlich ausbauen, es kann seinen eklatanten technologischen Rückstand zumindest in einigen Bereichen aufholen, es kann seine Marktmacht noch stärker einsetzen, um global Standards mitzudefinieren, die unserem Wirtschafts- und Demokratiemodell entsprechen – sei es im Bereich der Künstlichen Intelligenz oder des Datenschutzes. Es kann die transatlantischen Beziehungen in beiderseitigem Interesse mitgestalten und bei zukunftsentscheidenden Themen international Führung übernehmen, etwa beim Kampf gegen den Klimawandel. Es kann – und es muss!“ So forderte es Daniela Schwarzer schon vor der „Zeitenwende“ des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine in ihrem Buch.

Daniela Schwarzer ist Mitglied des Vorstands der Bertelsmann Stiftung. Die Politikwissenschaftlerin war zuvor Executive Director in Europa und Zentralasien der Open Society Foundations und davor Direktorin der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP). Von 2020- 2022 war sie Sonderberaterin des Außenbeauftragten der Europäischen Union, Josep Borrell. Als Rapporteurin der deutsch-französischen „Gruppe der Zwölf” hat sie zuletzt den im September unter dem Titel „Sailing on High Seas – Reforming and Enlarging the EU for the 21st century“ vorgestellten Bericht mitverantwortet.

Helfried Carl, Diplomat, ist seit 2019 Partner des von ihm mitbegründeten Innovation in Politics Institute in Wien. Von 2014-2019 war er Botschafter Österreichs in der Slowakischen Republik, davor, von 2008-2014, Büroleiter und außenpolitischer Berater von Nationalratspräsidentin Barbara Prammer.

Daniela Schwarzer:
Final Call. Wie Europa sich zwischen China und den USA behaupten kann
Campus Verlag 2021, ISBN 9783593514826, € 22,95

Aufgezeichnet am 6.12.2023 im Bruno Kreisky Forum.

 

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Oliver Rathkolb in conversation with Michael Ignatieff
HUMAN RIGHTS AT 75: END TIMES OR REBIRTH?
75 Years of the Universal Declaration of Human Rights

The Universal Declaration of Human Rights, adopted by the UN General Assembly in Paris on 10 December 1948, is a milestone document in the history of human rights. Drafted by representatives with different legal and cultural backgrounds from all regions of the world, it set out, for the first time, fundamental human rights to be universally protected.
In their talk at Bruno Kreisky Forum, Oliver Rathkolb and Michael Ignatieff will debate whether human rights have a future in a world where the international order is in tatters, violence has inflamed the Middle East, and Ukraine struggles to repel an invasion. A rebirth of moral universalism, a commitment to the equality of peoples and nations, has never been more urgent, but is it possible?

Michael Ignatieff served as President and Rector of the Central European University between 2016 and 2021. He now is a professor in CEU’s history department. An international commentator on contemporary issues of democracy, human rights, and governance and a Canadian citizen, Ignatieff is also an award-winning writer, teacher, former politician, and historian with a deep knowledge of Central and Eastern Europe.

Oliver Rathkolb is Professor of Contemporary History at the Department of Contemporary History at the University of Vienna, and has chaired the department from 2016-22. He is Chairperson of the Academic Committee of the House of European History and Member of the Scientific Advisory Board of Bruno Kreisky Forum. He has published numerous books on European and Austrian history, on the history of international relations and on cultural and economic history.

Recorded on December 5th, 2023 at the Bruno Kreisky Forum.

 

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Philipp Blom in conversation with Oliver Stuenkel
THE GLOBAL SOUTH AND THE FUTURE OF WORLD ORDER

In a restless, multipolar world order, South America’s great powers — Brazil, Argentina, Colombia — are claiming a stronger voice and more agency in global politics. Their strategic position and their political alliances mean that international arrangements need to be readjusted or entirely rethought. Their stance on issues as diverse as Russia’s war on Ukraine and Decarbonization are less and less aligned to the interests of the USA or the EU and more open towards China, India, and Russia, while the size of their economies, internal and external migration, as well as organized crime, armed conflicts and political instability make them a volatile and increasingly crucial factor of the international order. How will South America’s influence evolve, and which interests will South American countries prioritize as the international order is creaking under the strains of multiple crises?

Oliver Stuenkel is a Professor at the School of International Relations at Fundação Getulio Vargas (FGV) in São Paulo. He is also a non-resident scholar at the Carnegie Endowment for International Peace in Washington DC and a columnist for Estado de São Paulo and Americas Quarterly. His research focuses on geopolitics and global order, Brazilian foreign policy, Latin American politics and emerging powers. He is the author of several books about geopolitics, including The BRICS and the Future of Global Order (Lexington) and the Post-Western World: How Emerging Powers Are Remaking Global Order (Polity).

Philipp Blom was born in Hamburg in 1970. After living and working in Oxford, London, and Paris, he is now based in Vienna. His historical works, essays, and novels have been translated into 16 languages and have received numerous awards, including a scholarship at the Getty Research Institute in Los Angeles and the German Non-Fiction Book Prize. Blom is also a prolific radio journalist and public speaker.

The discussion series Dialogues for Tomorrow critically examines the present from multiple perspectives in order to create a better understanding of tomorrow. Together with the Bruno Kreisky Forum and the Institute for Human Sciences (IWM), the University of Applied Arts Vienna hosts experts from different disciplines to discuss future challenges.

Aufgezeichnet am 22.11.2023 im AIL.

 

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Gudrun Harrer im Gespräch mit Isabelle Werenfels
DAS NEUE SELBSTVERTRAUEN DER MAGHREB-STAATEN

Nach dem russischen Angriff auf die Ukraine war die Hoffnung im Westen groß, dass auch politische Führungen in Afrika und dem Nahen Osten das Vorgehen der transatlantischen Verbündeten mittragen würden. Doch die Länderanalysen offenbaren, wie sehr sich die Wahrnehmungen und Interessenlagen dieser Akteure von denen der westlichen Staatengemeinschaft unterscheiden.

Gerade in Algerien und Tunesien ist die russische Perspektive stark präsent, in der regierungsnahen Presse wie in den sozialen Medien: Nicht selten gilt der ukrainische Präsident als Provokateur und Aggressor. Derlei Reaktionen gründen in tiefsitzenden antiimperialistischen und antiamerikanischen Reflexen, wobei Russland paradoxerweise nicht als imperialistisch wahrgenommen wird.

Gleichzeitig ist die Verhandlungsmacht der Region gegenüber der EU aktuell durch das Migrationsthema gestärkt. Während die Europäische Union mit Tunesien über ein Flüchtlingsabkommen verhandelt, geht das nordafrikanische Land hart gegen Migrant:innen vor. Zudem herrscht große Uneinigkeit innerhalb der EU über die Frage, wie das europäische Asylsystem künftig ausgestaltet werden soll. Auch diesen Umstand können sich die Maghreb-Staaten zunutze machen.

Isabelle Werenfels ist Senior Fellow und ehemalige Leiterin der Forschungsgruppe Afrika und Mittlerer Osten an der Stiftung Wissenschaft und Politik in Berlin, wo sie zur Maghreb-Region forscht. Ihre Expertise erstreckt sich von politischen Transformationen, Elitenwandel und soziale Bewegungen in den Maghreb-Staaten, über inner-maghrebinische Beziehungen, bis hin zur deutschen und europäischen Politik gegenüber der Region.

Gudrun Harrer, Leitende Redakteurin, Der Standard; Lektorin für Moderne Geschichte und Politik des Nahen und Mittleren Ostens an der Universität Wien und an der Diplomatischen Akademie Wien

Aufgenommen am 29.11.2023 über Zoom.

 

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Robert Misik im Gespräch mit Quinn Slobodian
KAPITALISMUS OHNE DEMOKRATIE

Freiheit und Demokratie, so der Investor Peter Thiel 2009, seien nicht länger kompatibel. Wer die Freiheit liebe, müsse daher versuchen, der Politik in all ihren Formen zu entkommen. Zuflucht suchen könnten Libertäre im Cyberspace, im Weltraum und auf dem offenen Meer. Das mag verblasen klingen, steht aber in einer jahrzehntealten Tradition marktradikaler Ideen: Denker wie Milton Friedman begeisterten sich für das noch unter britischer Oberhoheit stehende Hongkong; Margaret Thatcher träumte von einem Singapur an der Themse.
In Globalisten befasste sich Quinn Slobodian mit Versuchen, ökonomische Fragen der demokratischen Willensbildung zu entziehen, etwa durch ihre Übertragung an internationale Organisationen. In Kapitalismus ohne Demokratie geht es nun um eine andere Lösung für das von Thiel beklagte Problem: die Zerschlagung der Welt in Steueroasen, Privatstädte oder Mikronationen. Slobodian nimmt uns mit auf eine faszinierende Reise durch die Welt der neoliberalen Utopien. Sie führt nach Dubai und Liechtenstein, ins vom Bürgerkrieg zerrüttete Somalia und zu Elon Musks texanischem Weltraumbahnhof. Und sie weitet den Blick auf eine mögliche Zukunft, die uns Sorgen machen sollte.
Das Gespräch findet in englischer Sprache statt.

Quinn Slobodian, geboren 1978 im kanadischen Edmonton, ist Associate Professor am Department of History des Wellesley College. Seine Spezialgebiete sind deutsche Geschichte, soziale Bewegungen und das Verhältnis zwischen den Industrieländern und dem globalen Süden.

Moderation: Robert Misik, Autor und Journalist

Quinn Slobodian:
Kapitalismus ohne Demokratie. Wie Marktradikale die Welt in Mikronationen, Privatstädte und Steueroasen zerlegen wollen; Aus dem Englischen von Stephan Gebauer
Suhrkamp, November 2023, ISBN 978-3-518-43146-7, 32,- €

Aufgezeichnet am 23. November 2023 im Kreisky Forum.

 

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Peter Michael Lingens im Gespräch mit Elfriede Hammerl, Nikolaus Kowall, Wolfgang Petritsch und Sonja Schneeweiss
ZEITZEUGE EINES JAHRHUNDERTS

Die Familiengeschichte Peter Michael Lingens‘ ist aufs Engste mit der Geschichte des 20. Jahrhunderts verzahnt. Sein Buch „Zeitzeuge eines Jahrhunderts“ ist ein Plädoyer gegen den Neoliberalismus, von dem er fürchtet, dass er die EU sprengen und einen neuen Faschismus herbeiführen könnte. Der inhaltliche Bogen spannt sich von den familiären Wurzeln in einer in einer Industriellendynastie über das intellektuelle Milieu im Verband sozialistischer Studenten der Zwischenkriegszeit, in dem seine Mutter sich bewegte, bis hin zu den prägenden Stationen seiner journalistischen Karriere in wichtigen Medien des Landes. Dabei führt uns Lingens durch die politischen Skandale der 70er und 80er bis hin zu den geopolitischen und wirtschaftlichen Bedrohungen unserer Gegenwart, wie sie sich insbesondere in der Präsidentschaft Donald Trumps und der Aggression Wladimir Putins manifestierten.
Bei der Buchpräsentation im Bruno Kreisky Forum spricht Peter Michael Lingens mit Christian Kern und Elfriede Hammerl über prägende Ereignisse seiner Familiengeschichte, seiner Zeit als Journalist und über aktuelle Probleme und Herausforderungen für Österreich und Europa.

Peter Michael Lingens, Jahrgang 1939, war Gerichtsaalberichterstatter des Kurier, Herausgeber von profil und Wochenpresse/Wirtschaftswoche, Co-Chefredakteur des Standard und ist derzeit Kommentator der Wochenzeitung Der Falter.
Elfriede Hammerl, Journalistin, Kolumnistin, u.a. beim profil und Schriftstellerin
Nikolaus Kowall, Wirtschaftswissenschafter, Gründungsmitglied der Sektion 8
Wolfgang Petritsch, Diplomat, Präsident des Österreichischen Instituts für internationale Politik (oiip)
Sonja Schneeweiss, Wirtschaftswissenschafterin, Europasprecherin des BSA (Bund sozialdemokratischer AkademikerInnen, Intellektueller und KünstlerInnen

In Zusammenarbeit mit dem Böhlau Verlag

Peter Michael Lingens:
Zeitzeuge eines Jahrhunderts. Eine Familiengeschichte zwischen Adolf Hitler, Bruno Kreisky, Donald Trump und Wladimir Putin
Böhlau Verlag, September 2023, 575 Seiten, ISBN: 978-3-205-21810-4

Aufgezeichnet im Bruno Kreisky Forum am 21.11.2023.

 

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Wilhelmine Goldmann, Ferdinand Lacina und Lucile Dreidemy im Gespräch
„ROTE BANDITEN“
Geschichte einer sozialdemokratischen Familie

Wilhelmine Goldmann gehört zu den VertreterInnen jener Generation, die erst spät angefangen hat, Fragen zu stellen. Die Geschichte ihrer Familie, vor allem die folgenschweren Auswirkungen des österreichischen Bürgerkriegsjahres 1934, blieb ihr lange verborgen. Es bedurfte mühsamer Recherchearbeit, um sie an die Oberfläche zu holen. Das Ergebnis ist eine über das Private hinausgehende Erzählung einer österreichischen Arbeitergeschichte. Am Beispiel ihrer Eltern macht Wilhelmine Goldmann die Entwicklung der Arbeiterklasse aus tiefem Elend zu Bildung und Wohlstand sichtbar. Ausgangspunkt ist der Industrieort Traisen im südlichen Niederösterreich. Den Eltern der Autorin war trotz Schulerfolgen eine höhere Bildung verschlossen. Immerhin konnte der Vater eine Lehre als Schriftsetzer abschließen, die Mutter erkämpfte sich einen Platz in der Handelsschule. Schon in ihrer Jugend begannen beide, sich politisch zu engagieren. Als überzeugte SozialdemokratInnen kämpften sie für Gerechtigkeit und Bildung und verteidigten im Schicksalsjahr 1934 die demokratische Republik gegen die Dollfuß-Diktatur. Nach 1945 nahm Goldmanns Vater seine politische Tätigkeit in Traisen wieder auf, engagierte sich am Wiederaufbau der Republik und wurde 1961 zum Bürgermeister von Traisen gewählt. Die schmerzliche Erfahrung des Jahres 1934 hat nicht nur das Leben seiner Generation geprägt, sie ist bis heute Konfliktstoff in der österreichischen Innenpolitik. Den Hass der „Bürgerlichen“ auf die „Sozis“ hat die Autorin auch in ihrem Berufsleben verspürt und sich immer gefragt: Wo kommt er her? Ihre Familiengeschichte ist der eindringliche Versuch einer historischen Klärung, der bis heute in beiden politischen Lagern ausgewichen wird, weshalb das Trauma des Bürgerkrieges immer wieder wie eine klaffende Wunde aufbricht.

Wilhelmine Goldmann: Nach dem Studium an der Wirtschaftsuniversität Wien war sie 20 Jahren in der Arbeiterkammer Wien tätig, in der Folge wirkte sie 16 Jahre lang als Managerin in Führungspositionen der ÖIAG, beim Postbus und in der ÖBB Personenverkehr AG. Danach war sie Aufsichtsrätin in verschiedenen Unternehmen, Kuratoriumsvorsitzende der Salzburger Festspiele und Universitätsrätin an der Kunstuniversität Graz.

Ferdinand Lacina: Ökonom, war seit seiner Jugend in der Sozialdemokratie aktiv. Er war u.a. Bundesminister für Finanzen (1986-1995), BM für öffentliche Wirtschaft und Verkehr (1984-86), Staatssekretär im Bundeskanzleramt (1982-84) und Kabinettschef von Bundeskanzler Kreisky (1980-82).

Lucile Dreidemy: Historikerin, ist Senior Lecturer am Institut für Zeitgeschichte der Universität Wien, Redaktionsmitglied der Zeitschrift »zeitgeschichte« und Ko-Initiatorin der Forscher*innengruppe New Cold War Studies. Sie ist Austrofaschismus- Expertin, hat das Buch „Mythos Dollfuss » geschrieben und ist auch Mitglied der Historikerkommission zur Neugestaltung des Dollfuss Museums.

Wilhelmine Goldmann:
„Rote Banditen“. Geschichte einer sozialdemokratischen Familie
Promedia 2023, 240 Seiten, ISBN: 978-3-85371-523-9, 25,- €

Aufgezeichnet im Bruno Kreisky Forum am 14.11.2023.

 

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IN KOOPERATION MIT BUCH WIEN

Robert Misik im Gespräch mit Milo Rau
DIE RÜCKEROBERUNG DER ZUKUNFT

«Milo Rau ist ein Genie.» Die Welt
Der neue Intendant der Wiener Festwochen im Gespräch im Kreisky Forum!

Kritiker haben ihn schon den „einflussreichsten“ (Die Zeit) und den „kontroversesten“ (New York Times) Theaterkünstler unserer Zeit genannt – den aus der Schweiz stammenden Autor und Regisseur Milo Rau. Anfang dieses Jahres wurde er in einem spektakulären Mutanfall der Verantwortlichen zum neuen Intendanten der Wiener Festwochen gekrönt. Im dichten Stakkato haut er auch Bücher raus. Eben wurde die „Rückeroberung der Zukunft“ ausgeliefert. Milo Rau wirbelt durch die Welt, gefühlt ist er jede Woche auf einem anderen Kontinent. „Rückeroberung der Zukunft“, basiert auf den Zürcher Poetikvorlesungen des Vorjahrs. Poetik legt er da gleich in voller Breite aus, als Poetik von Solidarität, von gemeinschaftlichen Erfahrungen, Poetik des Kooperativen. Milo Rau ist all das: Künstler, Kämpfer, Denker. „Man kann nicht einsam denken“, sagt er. Ein ehrliches, herrliches, selbstironisches und kluges Buch.

Milo Rau, geboren 1977 in Bern, studierte Soziologie, Germanistik und Romanistik in Paris, Zürich und Berlin. Er ist fester Teil des „Literaturclubs“ im Schweizer Fernsehen, Intendant der Wiener Festwochen und Hauskünstler des NTGent. Seine Theaterinszenierungen und Filme waren bislang in über 30 Ländern zu sehen, werden zu den wichtigsten nationalen und internationalen Festivals eingeladen und vielfach ausgezeichnet, zuletzt mit dem Europäischen Theaterpreis und dem Schweizer Filmpreis. Legendär etwa die „Zürcher Prozesse“ oder die „Moskauer Prozesse“ und „Hate Radio“.

Moderation: Robert Misik, Autor und Journalist

Milo Rau:
Die Rückeroberung der Zukunft: Ein Essay
Rowohlt-Verlag, Hamburg, 2023. 176 Seiten, 23,50 Euro

Aufgezeichnet am 9. November 2023 im Kreisky Forum.
Erstausstrahlung auf W 24 23. November 2023.

 

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In Kooperation mit dem Stadtsender W 24

Philipp Blom im Gespräch mit Cathrin Kahlweit
AUFKLÄRUNG IN ZEITEN DER VERDUNKELUNG

Das neue Buch von Philipp Blom ist der Aufruf zu einer neuen Klarheit des Denkens. Denn die Probleme von morgen können wir nicht mit der Denkweise und Philosophie von gestern bekämpfen. Wenn die wichtigsten politischen und philosophischen Errungenschaften der Aufklärung – Demokratie, Menschenrechte, evidenzbasiertes Denken – überleben sollen, müssen wir eine Lebensweise und ein Verständnis der Welt entwickeln, die dem menschlichen Wohlergehen verpflichtet sind und von planetarischer Gerechtigkeit getragen werden.
In existenziellen Krisen der Menschheit ist das Ethos der Aufklärung notwendiger denn je. In seinem kämpferischen Essay zeigt Philipp Blom: Es sind mit theologischem Schutt behaftete Ideen, die von der gemäßigten Hauptströmung der Aufklärung transportiert wurden und unser Denken und Handeln bis heute prägen. Jetzt ist es Zeit für die wahre, radikale Aufklärung!

Philipp Blom, geboren 1970 in Hamburg, studierte Philosophie, Geschichte und Judaistik in Wien und Oxford. Er lebt als Schriftsteller und Historiker in Wien. Zu den bekanntesten Büchern des vielfach ausgezeichneten Bestseller-Autors zählen Der taumelnde Kontinent, Die zerrissenen Jahre, Die Welt aus den Angeln, Was auf dem Spiel steht sowie zuletzt Die Unterwerfung. Neben seinen historischen und literarischen Werken ist Philipp Blom journalistisch tätig, moderiert die Sendung Punkt Eins auf dem österreichischen Kultursender Ö1, macht Filme wie die mehrfach preisgekrönte Dokumentarserie Der taumelnde Kontinent und kuratiert Ausstellungen in Europa und den USA.

Cathrin Kahlweit, Journalistin und Publizistin

Philipp Blom:
Aufklärung in Zeiten der Verdunkelung
Brandstätter Verlag/Auf dem Punkt, September 2023, ISBN: 978-3-7106-0737-0; € 22,-

Aufgezeichnet im Kreisky Forum am 17. Oktober 2023.
Technische Produktion: Maximilian Hofko
Erstausstrahlung auf W 24 am 16.11.2023

 

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Monika Halkort in conversation with Munira Khayyat
A LANDSCAPE OF WAR

What worlds take root in war? This talk takes us to the southern border of Lebanon where resistant ecologies thrive amid perennial gusts of war. In frontline villages armed invasions, indiscriminate bombings and scattered landmines have become the conditions within which everyday life is waged. Here, multi-species partnerships such as tobacco-farming and goat-herding carry life through seasons of destruction. Neither green-tinged utopia nor total devastation, these survival collectives make life possible within an insistently deadly region. Sourcing an anthropology of war from where it is lived decolonizes distant theories of war and brings to light creative practices forged in the midst of ongoing devastation. Like other unlivable worlds of the Anthropocene, war is a place where life must go on.

Munira Khayyat teaches anthropology at New York University Abu Dhabi. She is the author of A Landscape of War: Ecologies of Resistance and Survival in South Lebanon (University of California Press 2022). Her writing has appeared in American Ethnologist, Public Culture, JMEWS, Cultural Anthropology, Anthropology News, HAU and a number of edited volumes. Khayyat was a Member of the School of Social Science at the Institute for Advanced Study in Princeton (2018-19). Before joining NYUAD, she taught at the American University in Cairo (2013-23) and the American University of Beirut (2011-13). She holds a PhD in Cultural Anthropology from Columbia University.

Monika Halkort is a researcher and lecturer at the School for Transformation at the University of Applied Arts in Vienna. Her research focuses on the political and moral ecology of techno-scientific infrastructures and their historical entanglements with colonial knowledge regimes. Next to her academic work, she is a regular contributor to the Ö1 programs Radiokolleg and Diagonal.

Recorded at Kreisky Forum on October 23, 2023.

 

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Oliver Rathkolb im Gespräch mit Manfred Matzka
SCHAUPLÄTZE DER MACHT
Geheimnisse, Menschen, Machenschaften

Wenn Wände sprechen könnten, wüssten wir, was sich in der einstigen Döblinger Präsidentenvilla, im Palais Trautson, im Kriegsministerium am Stubenring, in der Herrengasse, im Winterpalais des Prinzen Eugen, am Ballhausplatz, in hinteren Winkeln der Hofburg, im Vorwärts-Haus und im Palais Todesco alles abspielte. Denn wo Macht und Menschen zusammenkommen, sind kuriose Persönlichkeiten ebenso nah wie große Skandale, absurde Intrigen, finstere Klüngel, revolutionärer Elan und schicksalhafte Begegnung.
Mit Manfred Matzka, der Österreichs politischen Betrieb von innen kennt wie wenig andere, blicken wir nun hinter die Architektur der Macht – und begegnen jenen oft ganz speziellen Charakteren, die von hier aus mal besser, mal schlechter gewaltet und geschaltet haben. Geschichten kommen an das Licht der Öffentlichkeit, die es in der Regel nicht tun: fundiert recherchierte, spannende und erhellende Einblicke, Zusammenhänge und Analysen, durchaus auch politisch subjektiv.

Manfred Matzka, Jurist, langjähriger Präsidialchef des Bundeskanzleramtes, Minister- und Kanzlerberater, ist ein fundierter Kenner des politischen Tagesgeschäfts in Österreich. Er arbeitete 40 Jahre im Bundesdienst, lange auch als Kabinettschef, wurde von der Politik als Insider akzeptiert und respektiert und hält mit seiner stets ebenso gut begründeten wie pointierten Meinung nicht hinter dem Berg. Er ist Autor der Bestseller „Die Staatskanzlei“ sowie „Hofräte, Einflüsterer, Spindoktoren“.

Oliver Rathkolb ist Professor am Institut für Zeitgeschichte der Universität Wien. Seit 2004 ist er Herausgeber der Fachzeitschrift „zeitgeschichte“. Er ist Vorsitzender des Hauses der europäischen Geschichte (Europäisches Parlament/Brüssel) und Mitglied des wissenschaftlichen Beirats des Kreisky Forums. Zahlreiche Publikationen zur Zeitgeschichte, zuletzt „Schirach. Eine Generation zwischen Goethe und Hitler“ (Molden-Verlag 2020, auch ins Englische und Französische übersetzt) sowie die mehrfach herausgegebene und ausgezeichnete Monographie „Die Paradoxe Republik. Österreich 1945-2015″(Paul Zsolnay Verlag Wien 2015; englische Übersetzung: Berghahn Books New York -Oxford 2021)

In Zusammenarbeit mit dem Brandstätter Verlag

Manfred Matzka:
Schauplätze der Macht. Geheimnisse, Menschen, Machenschaften
Brandstätter, Oktober 2023, 240 Seiten, ISBN: 978-3-7106-0736-3: € 28,-

Aufgezeichnet im Kreisky Forum am 19.10.2023.

 

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Rosie Collington in conversation with Therese Guttmann
THE INFLUENCE OF THE CONSULTING INDUSTRY ON BUSINESSES, GOVERNMENTS AND ECONOMIES

There is an entrenched relationship between the consulting industry and the way business and government are managed today.
Based on her book co-authored with Mariana Mazzucato, in this talk, Rosie Collington will explore how our economies’ reliance on companies such as McKinsey, Boston Consulting Group and Deloitte stunts innovation, obfuscates corporate and political accountability and impedes our collective mission of halting climate breakdown – and what an alternative system looks like.

Rosie Collington is a political economist based at University College London’s Institute for Innovation and Public Purpose, where she is also completing her PhD. Alongside her academic research, she writes for and has appeared on various international media outlets including Al Jazeera, BBC Radio 4 and The Guardian.

Therese Guttmann is a socio-economist at the Ecological Economics Institute of the Vienna University of Economics and Business Administration and conducts research on socio-ecological change. After studying economics, she worked as a consultant at Volkshilfe Austria and as a researcher at AIT.

In cooperation with WIENER VORLESUNGEN

Recorded at Kreisky Forum on October 17, 2023.

 

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Raimund Löw im Gespräch mit Michael Thumann
REVANCHE
Wie Putin das bedrohlichste Regime der Welt geschaffen hat

Kaum einer kennt Russland besser als Michael Thumann, der seit über 25 Jahren aus Osteuropa für die ZEIT berichtet. Mit „Revanche“ hat er ein atemberaubend geschriebenes Buch vorgelegt, das Russlands Absturz in eine zunehmend totalitäre Diktatur und den Weg in Putins imperialistischen Krieg aus nächster Nähe nachzeichnet. Das Motiv des Diktators und seiner Getreuen: Revanche zu nehmen für die demokratische Öffnung nach 1991 und die vermeintliche Demütigung durch den Westen. Putins Herrschaft radikalisiert sich weiter. Es ist zum bedrohlichsten Regime der Welt geworden.
Raimund Löw spricht mit Michael Thumann über Russlands Politik und Gesellschaft in Zeiten des Krieges, über „Planet Putin“ und was diesen trägt und bewegt.

Michael Thumann ist Außenpolitischer Korrespondent der ZEIT und lebt in Moskau. Seit den 1990er Jahren berichtet er für die ZEIT aus Russland, Osteuropa und dem Nahen Osten. Seine Artikel, Podcasts und Bücher über Russland als Vielvölkerstaat und den neuen Nationalismus Putins haben unseren Blick auf dieses Land erweitert. Russland kennt er schon aus Studienzeiten, als er unter anderem an der Moskauer Lomonossow-Universität studierte.

Raimund Löw, Journalist, Autor, Historiker, ist Leiter des Falter Radio. Davor berichtete er seit den 1980er-Jahren für den ORF als Auslandskorrespondent, u.a. aus Moskau, Brüssel, Washington und Peking

In Zusammenarbeit mit Falter Radio
(aufgezeichnet am 12.10.2023 im Bruno Kreisky Forum)

Michael Thumann:
Revanche. Wie Putin das bedrohlichste Regime der Welt geschaffen hat
Verlag C.H.Beck, 2023, 288 Seiten, ISBN 978-3-406-79935-8

 

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Tessa Szyszkowitz in conversation with Thomas de Waal
BERG-KARABACH: THE END OF AN ENCLAVE

After the recent military victory of Azerbaijan over Armenia most of the Armenian population of the enclave Nagorno-Karabakh has feld to Armenia. More than 100.000 people left their homes. On September 19, Azerbaijan used military force to retake the Armenian-populated territory of Nagorno-Karabakh, crossing a red line drawn for it by both the European Union and the United States. The fact that Western actors were blindsided strengthens the supposition that Aliyev cleared his military assault in advance with Moscow—which then failed to condemn Baku—and is coming into closer alignment with Russia. That is all the more relevant as the next big issue is the planned transport route across Armenia to Azerbaijan’s exclave of Nakhichevan. Russia, Azerbaijan, and Turkey all have a shared interest in imposing their own version of what the latter two call the Zangezur Corridor with as little Armenian control of the route as possible—and perhaps by force. Azerbaijan has given orders to close down the enclave by January 1 2024.

In this Online talk Kaukasus-expert Thomas de Waal will explain the deep implications of the end of Nagorno- Karabakh for the international policy arena.

Thomas de Waal, is a senior fellow with Carnegie Europe, specializing in Eastern Europe and the Caucasus region. He is the author of numerous publications about the region. He is best known for his 2003 book Black Garden: Armenia and Azerbaijan Through Peace and War. Tom is also the brother of Africa-specialist Alex de Waal and Edmund de Waal, author of the Hare with the amber Eyes.

Tessa Szyszkowitz, is an Austrian journalist and author. She writes for Austrian and German publications such as Falter & Tagesspiegel, she is also a Distinguished Fellow of the Royal United Services Institute in London.

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Georg Lennkh im Gespräch mit Canan Atilgan
NORDAFRIKA ZWISCHEN STAGNATION UND TURBULENZ

Nordafrika ist geprägt von fragiler Staatlichkeit, politischer Unsicherheit sowie sozialen und wirtschaftlichen Problemen. Der Arabische Frühling vor einer Dekade gilt allgemein als gescheitert, während der Ruf nach sozialem, wirtschaftlichem und politischem Wandel anhält. Die COVID-19-Pandemie und der Ukraine-Krieg trafen die wirtschaftlich und sozial ohnehin fragilen Länder besonders hart und fungieren als Brandbeschleuniger für die vielen Herausforderungen. Parallel dazu prägen Konflikte wie in der Westsahara oder in Libyen und zwischenstaatliche Streitigkeiten die geopolitischen Dynamiken.

Die gesamte Region steht vor einer beispielslosen Geopolitisierung, in der regionale und globale Rivalitäten ausgefochten und Einflusssphären abgesteckt werden. Diese geopolitische Dynamik hat Konsequenzen für die Gestaltungsmacht Europas in seiner direkten Nachbarschaft. Wie kann Europa langfristige und nachhaltige Wege finden, um in der eigenen Nachbarschaft relevant zu bleiben und die Zukunft mitzugestalten?

Canan Atilgan leitet seit Mai 2022 die Abteilung Naher Osten und Nordafrika in der Hauptabteilung Europäische und Internationale Zusammenarbeit der Konrad-Adenauer-Stiftung in Berlin. Zuvor leitete sie vier Jahre lang als Direktorin das Regionalprogramm Politischer Dialog Südliches Mittelmeer mit Sitz in Tunis und von 2011 bis 2015 das Regionalprogramm Südkaukasus in Tiflis. Zu ihren Stationen in der Konrad-Adenauer-Stiftung gehörten außerdem Büroleitungen in Thailand, den Palästinensischen Gebieten und Jordanien. Zwischen 2005 und 2007 war sie Koordinatorin für Europapolitik in der Stiftungszentrale in Berlin. Sie promovierte in Politikwissenschaften mit Schwerpunkt internationale Beziehungen.

Georg Lennkh, ehem. österreichischer Sonderbotschafter für Afrika, Vorstandsmitglied des Kreisky Forums

(Aufgezeichnet im Kreisky Forum am 5.10.2023)

 

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Herbert Lackner und Heinz Fischer im Gespräch
ALS SCHNITZLER MIT DEM KANZLER STRITT
Kunst im Spannungsfeld Freiheit – Politik – Publikum

Wie Rechtsradikale wegen Schnitzlers „Reigen“ die Wiener Kammerspiele verwüsteten – warum die Kirche wegen eines Besuchs von Josephine Baker Bußgottesdienste veranstaltete – warum Österreichs Regierung 1933 die Bücherverbrennung in Deutschland bejubelte – wie Stefan Zweig aus Österreich vertrieben wurde – welche Autoren schon früh zu den Nazis überliefen – wer das miefige Kulturklima der Nachkriegsjahre zu verantworten hatte – wie Valie Export, Hermann Nitsch, Peter Turrini und viele andere um ihr Werk kämpfen mussten.
Herbert Lackner beschreibt in seinem neuen Buch das Ringen von Autor:innen, Musiker:innen und Künstler:innen um ihre Freiheit – eine politische Kulturgeschichte Österreichs.
Bei der Erstpräsentation im Bruno Kreisky Forum spricht Herbert Lackner mit Heinz Fischer über Kunst im Spannungsfeld Freiheit – Politik – Publikum.

Herbert Lackner, geboren in Wien, studierte Politikwissenschaft und Publizistik, war stellvertretender Chefredakteur der „Arbeiter Zeitung” und danach 23 Jahre lang Chefredakteur des Nachrichtenmagazins profil. Er ist Autor zahlreicher zeithistorischer Beiträge in profil und Die Zeit. Zuletzt sind seine zeithistorischen Bestseller Als die Nacht sich senkte, Die Flucht der Dichter und Denker, Rückkehr in die fremde Heimat sowie Die Medizin und ihre Feinde im Carl Ueberreuter Verlag erschienen.

Heinz Fischer, geboren in Graz, Jurist und Politikwissenschaftler, war 12 Jahre lang österreichischer Bundespräsident (2004-2016). Zuvor hatte er verschiedene politische Ämter inne: So war er Abgeordneter der SPÖ im Nationalrat, Klubobmann, Wissenschaftsminister und Präsident des Österreichischen Nationalrates (1990-2002). Seit 2018 ist er Co-Vorsitzender des Ban Ki-Moon Centre for Global Citizens.

In Zusammenarbeit mit dem Carl Ueberreuter Verlag

Herbert Lackner:
Als Schnitzler mit dem Kanzler stritt. Eine politische Kulturgeschichte Österreichs
Ueberreuter, September 2023, 208 Seiten, ISBN: 978-3-8000-7844-8, € 25,-

(Aufgezeichnet am 3.10.2023 im Kreisky Forum.)
In Kooperation mit W 24 – der Wiener Stadtsender. Erstausstrahlung am 12.10.2023.

 

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Robert Misik im Gespräch mit Susan Neiman
LINKS IST NICHT WOKE

Es ist eines der meistdiskutierten und auch umstrittensten Bücher des Herbstes. „Links ist nicht woke“, von Susan Neiman. Kampf gegen Diskriminierungen jeder Art ist zentral für das linke Denken und Engagement. Und auch, dass die, die bisher eher ungehört waren, eine starke Stimme bekommen. Doch Susan Neiman hat Einwände, wenn nur mehr jede Subgruppe ihre eigene Agenda verfolgt, ein Gegeneinander und eine Kompromisslosigkeit einzieht und die Möglichkeit zu breiten Allianzen mutwillig zerstört wird. Aber ist das mehr als eine Kritik an Stilfragen, an Übertreibungen und vereinzelten Verrücktheiten, die es innerhalb der Linken sowieso immer gab?
Seit sie denken kann, ist Susan Neiman erklärte Linke. In ihrer von Leidenschaft und Witz befeuerten Streitschrift untersucht sie, wie zeitgenössische Stimmen, die sich als links bezeichnen, ausgerechnet die Überzeugungen aufgegeben haben, die für den linken Standpunkt entscheidend sind: ein Bekenntnis zum Universalismus, der Glaube an die Möglichkeit des Fortschritts und die klare Unterscheidung zwischen Macht und Gerechtigkeit. Als Philosophin überprüft sie dabei die identitätspolitische Kritik an der Aufklärung als rassistisch, kolonialistisch, eurozentristisch und stellt fest: Die heutige Linke beraubt sich selbst der Konzepte, die für den Widerstand gegen den weltweiten Rechtsruck dringend gebraucht werden.

Susan Neiman, Einstein Forums Potsdam
Robert Misik, Autor und Journalist

Susan Neiman, 1955 in Atlanta, Georgia, geboren, war Professorin für Philosophie an den Universitäten Yale und Tel Aviv, bevor sie im Jahr 2000 die Leitung des Einstein Forums in Potsdam übernahm. Bei Hanser Berlin erschienen von ihr zuletzt Warum erwachsen werden? (2015) und Von den Deutschen lernen (2020). Sie lebt in Berlin.

Susan Neiman: Links ist nicht woke
übersetzt aus dem Englischen von Christiana Goldmann; Carl Hanser Verlag, August 2023, 22,- €

(Aufgezeichnet im Kreisky Forum am 2. Oktober 2023.)

 

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Tessa Szyszkowitz in Konversation mit Katja Hoyer
WER DIESSEITS UND JENSEITS DER MAUER SITZT

Über die Geschichtsschreibung der DDR wird immer noch heftig gestritten. Oder schon wieder.

Die Historikerin Katja Hoyer, die in Ostdeutschland aufgewachsen ist und heute in London arbeitet, hat mit „Diesseits der Mauer, eine neue Geschichte der DDR 1949-1990“ eine Kontroverse ausgelöst: Ihr Versuch, noch einmal das „verschwundene Land“ auf die Bühne zu holen, stößt auf Begeisterung, aber auch auf Gegenwehr. Seit die DDR mit der BRD vereinigt wurde, gehört die Geschichte nicht mehr den Ostdeutschen. Hoyer schildert den deutschen Sozialismus aus der Sicht derer, die ihn selbst erlebt haben. Sie beschönigt nicht die Diktatur, aber sie beschreibt einen Alltag und gesellschaftliche Errungenschaften, an die sich manche gerne erinnern.

Katja Hoyer, 1985 in der DDR geboren, lebt heute in London. Sie forscht am King’s College London und ist Fellow der Royal Historical Society. Als Kolumnistin der Washington Post schreibt sie regelmäßig über deutsche und europäische Gesellschaft und Politik, in BBC und Spectator kommentiert sie historische Themen. Ihr erstes Buch „Blood and Iron. The Rise and Fall of the German Empire 1871-1918“ war laut Financial Times eines der besten Bücher des Jahres 2021.

Tessa Szyszkowitz, in Stuttgart geboren, lebt seit 2010 in London. Die Journalistin und Autorin war davor Korrespondentin in Moskau, Brüssel und Jerusalem. Sie ist Kolumnistin für Weltpolitik im Falter, Kuratorin der Reihe Philoxenia im Kreiskyforum und Distinguished Fellow im Royal United Services Institute in London.

(Aufgezeichnet im Kreisky Forum am 28.September 2023.)

 

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Robert Misik im Gespräch mit Helene Schuberth und Helfried Carl
POLITIK VON UNTEN

Österreich steht vor der Gefahr einer endgültigen Orbanisierung, doch ausgerechnet in diesem Moment taumelt die Sozialdemokratie in eine schwere Krise. Nach der rumpelnden Lösung ihrer Führungsfrage wird die große, traditionelle demokratische und soziale Reformpartei SPÖ ihre Identität zu klären haben. Die Sozialdemokratie muss glaubwürdige Schutzmacht der Schwächsten sein und Anwältin der ganz einfachen, normalen Leute, die nicht mit goldenen Löffeln im Mund geboren wurden – aber auch Bollwerk von Demokratie, Liberalität und Modernisierung.

Robert Misik, jahrzehntelanger Kenner der österreichischen und der europäischen Sozialdemokratie, beschreibt, wie es zur Sklerose der progressiven Parteien gekommen ist, wie sehr die Identitätskrise des »Dritten Weges« noch nachwirkt und wie in eine orientierungslose Apparatschikpartei wieder Leben hineinkommen kann.

Robert Misik, geboren 1966, ist Journalist und politischer Schriftsteller und schreibt regelmäßig für die Berliner »tageszeitung«, »Die Zeit«, die »Neue Zürcher Zeitung« und den Wiener »Falter«. Zahlreiche Preise, etwa der Bruno-Kreisky-Förderpreis, 2010 Journalist des Jahres in der Kategorie Online, 2009 Österreichischer Staatspreis für Kulturpublizistik. Autor zahlreicher Bücher, zuletzt erschienen im Picus Verlag »Was Linke denken«, »Ein seltsamer Held«, »Herrschaft der Niedertracht«, »Die neue (Ab)normalität« und »Putin. Ein Verhängnis«.

Helene Schuberth, Chefökonomin des ÖGB

Helfried Carl, Diplomat, seit 2019 Partner des von ihm mitbegründeten Innovation in Politics Institute in Wien

In Zusammenarbeit mit dem Picus-Verlag

(Aufgezeichnet im Kreisky Forum am 25 September 2023.)

 

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Tessa Szyszkowitz im Gespräch mit Julya Rabinowich
DER GERUCH VON RUSS UND ROSEN

Wie lebt eine Autorin mit zwei Heimaten – vor allem, wenn die alte – Russland – die neue – Österreich – immer tiefer in einen Konflikt hineinzieht?

In ihrem neuen Roman „Der Geruch von Ruß und Rosen“ geht die Wiener Autorin Julya Rabinowich einer hochaktuellen und tief bewegenden Frage nach: Was passiert, wenn der Krieg aus ist? Ihre Hauptfigur Madina wagt die Reise in ihre alte Heimat. Es ist eine Geschichte über die Abgründe, in die ein Krieg so viele Familien stürzt. „Der Geruch von Ruß und Rosen“ basiert auf unzähligen Gesprächen mit Kriegsüberlebenden und ihren Familienmitgliedern. Im realen Leben wütet der Krieg weiter, den Russland gegen die Ukraine begonnen hat. Er zieht die EU immer tiefer in den Konflikt hinein. Rabinowichs neue Heimat Österreich tut sich schwer, sich in Solidarität mit der Ukraine zu positionieren und Russlands Aggressionskrieg klar zu benennen. Wie geht die Autorin damit um?

Julya Rabinowich, in St. Petersburg geboren, lebt seit 1977 in Wien. Sie ist Schriftstellerin, Kolumnistin im Standard und war viele Jahre als Simultandolmetscherin tätig. Nicht nur zwischen zwei Sprachen, auch zwei Kulturen. Unter ihren Romanen findet sich: Spaltkopf, Herznovelle, Dazwischen: Ich, Dazwischen: Wir.

Tessa Szyszkowitz, in Stuttgart geboren, lebt seit 2010 in London. Die Journalistin und Autorin war davor Korrespondentin in Moskau, Brüssel und Jerusalem. Sie ist Kolumnistin für Weltpolitik im Falter, Kuratorin der Reihe Philoxenia im Kreiskyforum und Distinguished Fellow im Royal United Services Institute in London.

(Aufgezeichnet im Kreisky Forum am 21. September 2023.)

 

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Videopremiere „Aus Kreiskys Wohnzimmer“

Philipp Blom im Gespräch mit Gerald Krieghofer
DIE BESTEN FALSCHESTEN ZITATE
Was Einstein, Freud und Pippi Langstrumpf so niemals gesagt haben

Sie sind beliebtes Doping für Ansprachen, Powerpoint- Präsentationen und Social- Media-Posts: geistvolle, scharfsinnige oder bloß altkluge Zitate von allerlei Geistesgrößen. Einstein, Laotse oder Tucholsky sind die beliebtesten Spender. Doch viele sind schlichtweg: Fake. Oder wurden Berühmtheiten untergeschoben. Das belegt Zitatforscher Gerald Krieghofer. Über 700 hat der Wiener bereits enttarnt. Nun versammelt Krieghofer die besten falschen Sprüche aus Politik, Kultur, Sport, Wissenschaft und Religion erstmals in einem Buch, erhellt Herkunft und Hintergründe und gibt Tipps, wie sich falsche Zitate identifizieren lassen.

Gerald Krieghofer ist Philosoph, Literaturwissenschaftler und Karl-Kraus-Experte. Seit 2014 betreibt der Wiener einen Blog, in dem er falsche Zitate und »Kuckuckszitate« nachweist. Sein Twitter-Account @krieghofer ist Anlaufstelle für einschlägige Ratsuchende und Skeptiker. Krieghofer ist als Experte und Faktenchecker im gesamten deutschen Sprachraum gefragt, u. a. in der »Süddeutschen Zeitung«, der »Frankfurter Allgemeinen Zeitung«, »Deutschlandradio«, »Focus« oder der »ZEIT«.

Philipp Blom studierte Philosophie, Geschichte und Judaistik in Wien und Oxford. Er lebt als Historiker und Schriftsteller in Wien. Sein jüngstes Buch Die Unterwerfung. Anfang und Ende der menschlichen Herrschaft über die Natur ist im September 2022 erschienen (Hanser Verlag, ISBN 978-3-446-274211)

Aufgezeichnet am 12. September 2023 im Kreisky Forum
Technische Produktion: Maximilian Hofko
Erstausstrahlung auf W 24 am 21.9.2023

 

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Robert Misik in conversation with Martin Wolf
THE CRISIS OF DEMOCRATIC CAPITALISM

Western economies are in a state of crisis and permanent stress. The rich are getting richer, the poor are not. Inflation leads to loss of purchasing power, faltering growth to loss of wealth. The responses to the multiple crises are erratic. Around the world, powerful voices argue that capitalism is better without democracy; others argue that democracy is better without capitalism. Martin Wolfs new book „The crisis of democratic capitalism“ is a forceful rejoinder to both views. Even as it offers a deep, lucid assessment of why this marriage has grown so strained, it makes clear why a divorce of capitalism from democracy would be a calamity for the world. They need each other even if they find it hard to life together.
For all its flaws, argues Wolf, democratic capitalism remains far and away the best system for human flourishing. But something has gone seriously awry: the growth of prosperity has slowed, and the division of its fruits between the hypersuccessful few and the rest has become more unequal. The plutocrats have retreated to their bastions, where they pour scorn on government’s ability to invest in the public goods needed to foster opportunity and sustainability. „People expect the economy to deliver reasonable levels of prosperity and opportunity to themselves and their children. When it does not … they become frustrated and resentful.“
Citizenship is not just a slogan or a romantic idea; it’s the only idea that can save us, Wolf argues. Democracy itself is now at stake.

Martin Wolf, Chief Economics Commentator at the Financial Times

Robert Misik, Author and Journalist

Martin Wolf is the associate editor and chief economics commentator at the Financial Times, London. He is the recipient of many awards for financial journalism, for which he was also made a Commander of the Order of the British Empire in 2000. His previous books include Fixing Global Finance and Why Globalization Works.

Reorded at Kreisky Forum on September 18, 2023.

 

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Ein Europäischer Salon mit Anna Šabatová
DIE FREIHEIT UND IHRE GEFÄHRDUNGEN

Die mittel- und osteuropäischen friedlichen Revolutionen von 1989 lösten in Westeuropa Begeisterung aus und auch ein gewisses Interesse für Nationen wie Polen, Tschechien, die Slowakei usw., doch dieses wich sehr bald auch Routine und Ignoranz.

Die politische Wende war getragen von Volksbewegungen; Bürgerrechtsgruppen und Bewegungen von Dissidenten wie etwa der Charta 77 und anderen, die Menschenrechte, Liberalität, Demokratie und Pluralismus eingefordert hatten. Dreißig Jahre später sind Pluralismus, Liberalität und Menschenrechte auf andere Weise bedroht – und zwar letztendlich in jeder europäischen Nation. Aufstieg des Rechtsextremismus, Konzepte von „illiberaler Demokratie“ und ein expansives, imperiales Russland sind nur einige der Gefährdungen. Über letzteres blickten viele im Westen viel zu lange hinweg.

Kaum jemand überblickt als Beobachterin und Akteurin diese Jahrzehnte und Verwandlungszeiträume so gut wie Anna Šabatová, die zu den Erstunterzeichnern der Charta 77 zählte, später in verschiedenen Funktionen und NGOs wirkte, Vorsitzende des tschechischen Helsinki-Komitees war und bis 2020 das Amt der tschechischen Ombudsfrau innehatte. Ein Gespräch über langfristige Oppositionserfahrungen, die politische Lage in Tschechien und die vielen blinden Flecken des westlichen Blicks.

Anna Šabatová, Philologin und Bürgerrechtlerin

Robert Misik, Autor und Journalist

Anna Šabatová ist eine tschechische Bürgerrechtlerin und ehemalige tschechoslowakische Dissidentin. Sie beteiligte sich maßgeblich an der Arbeit der Charta 77 und deren Projekten, teilweise als Sprecherin. In den Jahren 2001 bis 2007 war sie Stellvertreterin des tschechischen Ombudsmannes und vom Februar 2014 bis Februar 2020 war sie Ombudsfrau, tschechisch „öffentliche Verteidigerin der Menschenrechte“ (veřejná ochránkyně práv). Seit 2008 ist Šabatová Vorsitzende des Tschechischen Helsinki-Komitees. Sie ist in Brünn als Tochter des führenden dissidenten Intellektuellen Jaroslav Šabata geboren und ist die Witwe des langjährigen Oppositionellen Petr Uhl. Heute lebt Anna Šabatová in Prag.

Der „Europäische Salon“ findet in Kooperation mit der Willi-Eichler-Akademie
im Rahmen der Reihe „Transformation der Erinnerung – Transformation der Aufarbeitung“ statt.

 

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Franz Schuh im Gespräch mit Armin Thurnher
EIN MANN OHNE BESCHWERDEN

„Dieses Buch ist von der ersten bis zur letzten Seite dem Jahr 2022 gewidmet, dem ‚annus horribilis‘ im Lebenslauf vieler Menschen, auch in meinem.“

Nach 11 Monaten in verschiedenen Krankenhäusern ist Franz Schuh, dieser Solitär der österreichischen Literatur, wieder aufgetaucht. Seine Erzählungen, Essays, Gedichte analysieren die herrschenden Lebensformen und fügen sich mit unterhaltsamem, manchmal melancholischem Witz zu einem Panorama der menschlichen Tragikomödie. Ob er von Erlebnissen in der Eisenbahn berichtet, von seiner Kindheit in der Wiener Vorstadt oder sich mit Anna Netrebkos Widersprüchen auseinandersetzt, Schuh hat einen ausgeprägten Sinn für das Komische im Tragischen. Das Lachen auf gescheite Weise ist sein Metier.

Armin Thurnher, Journalist und Publizist, Herausgeber und Chefredakteur der Wiener Stadtzeitung Falter

Franz Schuh, geboren 1947 in Wien, studierte Philosophie, Geschichte und Germanistik. Er ist Lehrbeauftragter an der Universität für Angewandte Kunst in Wien und Kolumnist für Zeitschriften und Rundfunkstationen. Er erhielt u.a. 2006 den Preis der Leipziger Buchmesse, 2011 den Österreichischen Kunstpreis und 2021 den Johann-Heinrich-Merck-Preis für literarische Kritik und Essay. Bei Zsolnay erschienen zuletzt Sämtliche Leidenschaften (2014), Fortuna. Aus dem Magazin des Glücks (2017) und Lachen und Sterben (2021).

In Kooperation mit Zsolnay Verlag

Franz Schuh:
Ein Mann ohne Beschwerden
Zsolnay Verlag, Juli 2023, € 25,-

 

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Tessa Szyszkowitz im Gespräch mit Christian Schüller
DIE FRAU, DIE GEGEN DEN STROM SCHWAMM

Eine russische Frau wird in ein psychiatrisches Gefängnis eingesperrt, weil sie Briefe politischer Gefangener abschreibt und verbreitet. Diese Geschichte schnappt ein vierzehnjähriger Wiener im Radio auf und beschließt, Journalist zu werden.
Wie die Geschichte der Briefschreiberin weiterging, erfährt er erst ein halbes Jahrhundert später – als sie mit siebenundsiebzig Jahren auf den Roten Platz geht, um für Meinungsfreiheit zu demonstrieren.
Zu diesem Zeitpunkt lebt Christian Schüller in der Türkei. Er hat in Ländern gearbeitet, wo Unterdrückung und Willkür den Alltag beherrschen. Seine Reportagen handeln von Menschen, die ihre Ohnmacht an Schwächeren auslassen – und von anderen, die sich in große Schwierigkeiten bringen, weil sie ihrem Gewissen folgen. Von denen, die sich von sogenannten starken Männern mitreißen lassen, und von Frauen, die gegen den Strom schwimmen.
Christian Schüllers neues Buch „Die Frau, die gegen den Strom schwamm“ erscheint im September 2023 im Picus Verlag (232 Seiten, ISBN 978-3-7117-2141-9)

Christian Schüller arbeitet seit 1977 als Journalist. Er war Korrespondent des ORF in den USA, Lateinamerika, in der Sowjetunion, in der Türkei und im Iran. Dazwischen leitete er die Sendereihe »Am Schauplatz« im ORF mit Sozialreportagen und gestaltete zahlreiche TV-Dokumentationen.

Tessa Szyszkowitz ist Journalistin und Autorin, seit 2010 mit Sitz in London. Davor war sie Korrespondentin in Moskau, Brüssel und Jerusalem. Sie schreibt für den Falter in Wien und den Tagesspiegel in Berlin, sie ist Kuratorin der Reihe Philoxenia im Kreisky Forum und Distinguished Fellow im Royal United Services Institute in London.

In Zusammenarbeit mit dem Picus-Verlag
(aufgezeichnet am 11.09.2023 im BKF)

 

https://www.youtube.com/watch?v=lrKHrfXTITk&t=8s

Helfried Carl im Gespräch mit Philipp Ther
WIE DER WESTEN DEN FRIEDEN VERLOREN HAT

Als die Berliner Mauer gestürmt wurde und die Sowjetunion zusammenbrach, sahen der Westen und vor allem die Vereinigten Staaten wie die alleinigen Sieger der Geschichte aus. Drei Jahrzehnte später klingt der Geist des Triumphs hohl. Was ist schief gelaufen?

In der Fortsetzung seiner preisgekrönten Geschichte des neoliberalen Europas sucht der renommierte Historiker Philipp Ther nach einer Antwort auf diese Frage. Er argumentiert, dass der globale Kapitalismus viele Verlierer hervorgebracht und den Boden für den Aufstieg von Rechtspopulisten und Nationalisten bereitet hat. Er zeigt, wie das Versprechen von Wohlstand und Freiheit in Osteuropa trotz materieller Fortschritte nicht ausreichend ankam, wie der Westen Russland verlor und die Türkei entfremdete. Der neoliberale Kapitalismus ließ die Welt auch schlecht auf die Bewältigung von Covid-19 vorbereitet, und die Pandemie schwächte die westliche Hegemonie der Zeit nach 1989 weiter, die nun durch Russlands Krieg gegen die Ukraine brutal angefochten wird. Der doppelte Schlag der Pandemie und des größten Krieges in Europa seit 1945 hat das Zeitalter der Transformation, das mit dem Ende des Kalten Krieges eingeleitet wurde, zu Ende gebracht.

Diese tiefgreifende Analyse des Durcheinanders in der Welt nach 1989 wird für jene von großem Interesse sein, die verstehen wollen, wie wir dahin gekommen sind, wo wir heute stehen, und welche gewaltigen die Herausforderungen wir jetzt zu bewältigen haben.“

Philipp Ther, Historiker, ist Professor am Institut für Osteuropäische Geschichte der Universität Wien. Er ist der Träger des Wittgenstein-Preises und Gründer des Research Center for the History of Transformations

Helfried Carl, Diplomat, ist seit 2019 Partner des von ihm mitbegründeten Innovation in Politics Institute in Wien. Von 2014-2019 war er Botschafter Österreichs in der Slowakischen Republik, davor, von 2008-2014, Büroleiter und außenpolitischer Berater von Nationalratspräsidentin Barbara Prammer.

Philipp Ther:
How the West Lost the Peace. The Great Transformation Since the Cold War
Translated by Jessica Spengler
May 2023, Polity Press, ISBN 978-1-5095-5060-9, € 23,70

 

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YouTube Premiere „Aus Kreiskys Wohnzimmer“

Rudolf Scholten und Wolfgang Maderthaner

GESCHICHTSSCHREIBUNG ZWISCHEN MYTHEN UND LEGENDEN
Die Anfänge der Habsburger in Österreich: Rudolf I und seine Zeit

In einer weiteren Folge ihrer Gespräche über Mythen und Legenden in der Geschichte Österreichs widmen sich BKF-Präsident Rudolf Scholten und Historiker Wolfgang Maderthaner den Anfängen der Herrschaft der Habsburger über Österreich.

Rudolf I ist Gründervater der Habsburger-Dynastie und ein geschickter Machstratege. Als wenig bedeutender Graf mit Stammsitz im Schweizer Aargau und Besitztümern im Elsass gelingt es ihm, 1273 zum römisch-deutschen König gewählt zu werden. Mit der Verheiratung seiner Kinder – Vorbild für die Habsburgsche Heiratspolitik der nächsten vier Jahrhunderte – erweitert er seinen Einflussbereich. Sein mächtiger Rivale, Böhmen-König Ottokar fällt in der Schlacht im Marchfeld (1278), Rudolf wird Herrscher über Österreich – das Herz der künftigen Donaumonarchie mit Wien als Hauptstadt.

Rudolf Scholten und Wolfgang Maderthaner sprechen über das Geschick des ersten Habsburger-Königs bei der Absicherung seiner Herrschaft im Inneren und nach Außen, über das Wechselspiel religiöser und weltlicher Macht, über Feudalismus und das Erstarken der Städte im 13. Jahrhundert.

Und sie befassen sich mit der bedrohlichen Supermacht im Osten, die zwei Drittel der damals bekannten Welt unterwirft: das mythenumrankte Mongolenreich Dschingis Khans und seiner Nachfahren. Der Vormarsch der Mongolen versetzt Europa in Angst und Schrecken. Um 1240 stehen sie – nach Massakern in Korneuburg und Wiener Neustadt – vor Wien, ziehen sich dann aber aus bis heute ungeklärten Gründen zurück.

Wolfgang Maderthaner, Historiker, Präsident des Vereins für Geschichte der ArbeiterInnenbewegung

Rudolf Scholten, Präsident des Bruno Kreisky Forums

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Eva Nowotny in conversation with Charles Kupchan

THE WEST NEEDS A NEW STRATEGY IN UKRAINE

The war in Ukraine has been going on for over a year and so far, it has turned out far better for Ukraine than most predicted. But there is uncertainty towards where the war is headed and thus calls for a diplomatic end to the conflict are growing. However, with Moscow and Kyiv vowing to keep up the fight, conditions for a negotiated settlement do not seem to be given yet. The question arising is what strategy is needed from the West. It’s policy of allowing Ukraine to define success and set the war aims has now runs its course – regardless of whether it made sense at the outset of the war. So what approach is needed from the West and how could it be implemented?

Charles Kupchan is Professor of international Affairs in the School of Foreign Service and Government Department at Georgetown University and Senior Fellow at the Council on Foreign Relations (CFR). From 2014 to 2017 Kupchan served as Special Assistant to the President and Senior Director for European Affairs on the National Security Council in the Obama White House. He was also Director for European Affairs on the NSC during the first Clinton administration. Before joining the Clinton NSC, he worked in the U.S. Department of State on the Policy Planning Staff. Previously, he was Assistant Professor of Politics at Princeton University. Charles Kupchan is the author of numerous books and papers on international and security affairs.

Eva Nowotny, Board Member of Bruno Kreisky Forum, Ambassador ret.

(recorded via ZOOM on June 19, 2023)

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ROBERT MISIK IM GESPRÄCH MIT AXEL HONNETH

DER ARBEITENDE SOUVERÄN
Eine normative Theorie der Arbeit

Welche Rolle spielt die Organisation von Arbeitsverhältnissen für die Bestandssicherung eines demokratischen Gemeinwesens? Das ist die Frage, der Axel Honneth in seiner neuen großen Monographie nachgeht, deren Schlüsselbegriffe »gesellschaftliche Arbeit« und »soziale Arbeitsteilung« sind. Seine zentrale These lautet, dass die Teilnahme an der demokratischen Willensbildung an die Voraussetzung einer transparent und fair geregelten Arbeitsteilung gebunden ist.
An welchen Scharnierstellen hätte heute eine Politik der Arbeit anzusetzen, um den sich abzeichnenden Missständen entgegenzuwirken und zu einer dringend benötigten Neubelebung demokratischer Partizipation beizutragen?

Axel Honneth, Sozialphilosoph
Robert Misik, Autor und Journalist

Axel Honneth, geboren 1949, ist Jack C. Weinstein Professor of the Humanities an der Columbia University in New York. 2015 wurde er mit dem Ernst-Bloch-Preis, 2016 für Die Idee des Sozialismus mit dem Bruno-Kreisky-Preis für das politische Buch ausgezeichnet. 2021 hielt er in Berlin seine vielbeachteten Benjamin-Lectures zum Thema dieses Buches.

(ZOOM Talk, aufgezeichnet am 11. Juli 2023)

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YouTube Premiere „Aus Kreiskys Wohnzimmer“

Eva Nowotny in conversation with Philippe Lazzarini
UNRWA – The United Nations Relief and Works Agency for Palestine Refugees

Eva Nowotny and Philippe Lazzarini talk about UNRWA, what makes it so special within the UN, why it is essential and what needs to be done to ensure a sustainable future of the organization and its work. Within the broader UN-family, UNRWA is quite a unique agency. It is the only organization in the UN family to provide direct public services like education, primary health care and a social safety net to Palestinian refugees in the region. It has a humanitarian mandate but its tasks are political in their impact in providing perspectives for Palestinian refugees. However, UNRWA finds itself in a crisis due to the unreliability of its main donors. The agency needs a proper debate with the member states regarding common duties and commitment vis à vis Palestinian refugees in the future in order to find ways out of its precarity.

Philippe Lazzarini is Commissioner-General of the United Nations Relief and Works Agency for Palestine Refugees in the Near East (UNRWA). Prior to this position, he was Deputy Special Coordinator, Resident and Humanitarian Coordinator for Lebanon in the Office of the United Nations Special Coordinator for Lebanon (2015-2020) and Deputy Special Representative of the Secretary-General, Resident and Humanitarian Coordinator for Somalia (2013-2015). Philippe Lazzarini joined the United Nations in 2003 and has served the Organization in various capacities, including as Deputy Director, Coordination and Response Division of the Office for the Coordination of Humanitarian Affairs (OCHA), the Head of the OCHA Office for the occupied Palestinian territory, Somalia and Angola and as Area Coordinator for the OCHA Office in Iraq. Before joining the United Nations, he served for ten years with the International Committee of the Red Cross as the Deputy Head of Communication, Head of the ICRC Delegation in Rwanda, Angola and Sarajevo and as an ICRC delegate in Southern Sudan, Jordan, Gaza and Beirut.

Eva Nowotny, Board Member of Bruno Kreisky Forum, Ambassador ret.

Recorded on June 12, 2023 at the Bruno KreiskyForum.
Technical producton: Maximilian Hofko

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Robert Misik im Gespräch mit Maurice Höfgen
TEUER!
Die Wahrheit über Inflation, ihre Profiteure und das Versagen der Politik

»Deutschlands spannendster Nachwuchs-Ökonom.«
— Berliner Zeitung

Tanken, Heizen, Einkaufen – alles ist teurer geworden, die Inflationsrate ist auf Rekordhoch. Müssen wir uns in Zukunft noch mehr Sorgen um unser Geld machen? Wird das Leben unbezahlbar? Wirtschaftsanalyst Maurice Höfgen beschäftigt sich tagein tagaus mit der Lage und warnt vor Panik, denn die aktuellen Mondpreise sind eine Folge des Krieges in der Ukraine und der Corona-Pandemie.

Höfgen zeigt, wie die Regierungen handeln können, um den Preisauftrieb zu bremsen. Und warum die Zinserhöhungen durch die Europäische Nationalbank mehr Schaden anrichtet, als sie nützt. Nicht das Verteuern von Investitionen ist in diese Lage angebracht, sondern der Ausbau erneuerbarer Energien. Das Abwürgen der Konjunktur dagegen führt dazu, dass sich die Menschen die gestiegenen Preise nicht mehr leisten können, und verhindert zugleich den nötigen Umbau.

»Teuer!« ist eine scharfe Analyse, die zeigt, wie man die aktuelle Nachrichtenlage richtig deutet – und Missverständnisse über Inflation aufklärt.

Maurice Höfgen, Ökonom
Robert Misik, Autor und Journalist

(ZOOM Talk recorded on July 6, 2023)

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Gerald Hainzl in conversation with Alex de Waal
SUDAN IN CRISIS

Although conflicts have been ongoing in Sudan in recent years, diplomacy has been successful in preventing an all-out war. However, the situation has changed, and Sudan is now embroiled in a conflict as two rival armed forces, the Sudan Armed Forces and the Rapid Support Forces, battle for control of the capital city, Khartoum. The conflict is a result of a power struggle between two warlords, Abdel Fattah al Burhan and Mohamed ‚Hemedti‘ Hamdan Dagolo, who collaborated in the overthrow of President Omar al-Bashir in 2019.
An international mediation process was underway to resolve the conflict, but due to a lack of coordination and divergent interests among the diplomatic actors involved, the endeavour proved to be ineffective – with devastating consequences.
Why hasn’t the US been more eager to support peace mediation and accepted their loss of leverage? What are Russia’s or China’s geopolitical interests in Sudan, and given all this, how should Western diplomacy be remodeled?

Alex de Waal is the Executive Director of the World Peace Foundation affiliated with The Fletcher School of Law and Diplomacy at Tufts University, Massachusetts. He is also Professorial Fellow at the London School of Economics. Considered one of the foremost experts on Sudan and the Horn of Africa, his scholarly work and practice has also probed humanitarian crisis and response, human rights, HIV/AIDS and governance in Africa, and conflict and peace-building.

Gerald Hainzl is Researcher at the Institute for Peace Support and Conflict Management (IFK) at the National Defence Academy of the Austrian Armed Forces.

(ZOOM Talk recorded on June 21, 2023)

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Nina Khrushcheva, Tessa Szyszkowitz
PEST OR PUTIN – A Mutiny with more to come

It was the first attempt to remove Vladimir Putin since the took power in Russia 23 years ago. When warlord Jevgeni Prigozhin occupied the Russian military headquarter in Rostov on Don last Saturday, Russians held their breath: Would Prigozhin`s mercenary army march towards Moscow? Was this a real mutiny or a plot by the army, the regime or the secret services? In a video talk from Moscow Bruno Kreisky forum Senior Fellow Nina Khrushcheva tells Tessa Szyszkowitz in a Videopodcast for the Viennese weekly Falter how Moscow weighed the options: Putin or Prigozhin – a choice between pest or cholera.

The Russian opposition is destroyed, Alexej Navalny in prison, the civil society threatened by decades in prison just for peaceful protests. Civilians watched the mutiny with mixed feelings: The war in Ukraine cannot be won anymore, the president did not look in control of his own creation. But Prigozhin did not look like an alternative either – an enraged and bitter war criminal on the road to the Russian capital scared the civilians more than the devil they know.

Nina Khrushcheva, Professor of International Affairs at The New School, New York, Bruno Kreisky Forum Senior Fellow, Author of several books on Russia, f ex. “In Putin´s Footsteps: Searing for the Soul of an Empire Across Russia´s Eleven Time Zones” (2019)

Tessa Szyszkowitz is an Austrian journalist and author. She writes for Austrian and German publications such as Falter & Tagesspiegel, she is also a Distinguished Fellow of the Royal United Services Institute in London.

(ZOOM Talk recorded on June 29, 2023 in cooperation with FALTER)

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Tessa Szyszkowitz in conversation with Marci Shore and Dessy Gavrilova

GUILTY PERPETRATORS, RESPONSIBLE VICTIMS
Can whole nations be judged when their leaders go to war?

Looking at the history of the 20th as we live the 21st, we’re forced to pose an old question anew: How is totalitarian evil possible? How can a totalitarian leader acquire the kind of power that makes it possible to carry out the most gruesome cruelties on a mass scale? Germans faced this question after the Second World War. In time Russians will have to face this question as well. To live as an ordinary person in a totalitarian regime is to be implicated in it, to find oneself in a situation, where the line between victim and oppressor, in Václav Havel’s words, “runs de facto through each person, for everyone in his or her own way is both a victim and a supporter of the system.” What, then, are the meanings of complicity, resistance, responsibility, guilt? Ukrainian art curator Vasyl Cherepanyn recently wrote, “Russian society has become an anti-society as all the civil society institutions and representatives are now labelled ‘foreign agents,’ expelled from the country or imprisoned.” In this situation, what can ordinary people do? What can civil society do? And what must they—and we—do?

Marci Shore is Associate Professor at the Department of History at Yale University. She teaches modern European intellectual history. Her research and her books and articles focus on the intellectual history of twentieth and twenty-first century Central and Eastern Europe. She is a regular visiting fellow at the Institute for Human Sciences (IWM) in Vienna.

Dessy Gavrilova is a Vienna-based Bulgarian cultural entrepreneur, curator, cultural consultant, and drama author. In Sofia, Gavrilova directed the socio-cultural centre The Red House Centre for Culture and Debate. In Vienna, she founded the European Network of Houses for Debate Time to Talk. In 2016, Gavrilova initiated and co-founded (together with Vienna Museum and IWM) the Vienna Humanities Festival

Tessa Szyszkowitz is an Austrian journalist and author. She writes for Austrian and German publications such as Falter & Tagesspiegel, she is also a Distinguished Fellow of the Royal United Services Institute in London.

(recorded June 29, 2023, at Bruno Kreisky Forum)

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Walter Posch in conversation with Ebtesam Al-Ketbi and Guido Steinberg
IRAN AND SAUDI ARABIA: THE END OF CONFRONTATION?

On March 10th Iran, Saudi Arabia and China issued a statement declaring that Riyadh and Tehran reestablish diplomatic relations. This statement and the involvement of China came as a surprise for many observers. Whilst no one expects peace to „break out“ immediately some think that there is reason for cautious optimism. After all, a positive trend towards de-escalation can be expected. On the other hand Western observers are concerned about China’s increasing influence and soft power in the region. This public lecture addresses these questions from a regional and a transatlantic perspective.

Ebtesam Al-Ketbi is the President and Founder of the Emirates Policy Center and a Professor of Political Science at the United Arab Emirates University

Guido Steinberg is Senior Associate at the Africa and Middle East Research Division at the German Institute for International and Security Affairs (SWP)

Walter Posch is Senior Fellow at the Institute for Peace Support and Conflict Management (IFK) at the National Academy of Defense

(recorded at Bruno Kreisky Forum on 22 June, 2023)

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Irene Horejs in conversation with Boubacar Haidara and Bart Ouvry
WHAT NEXT IN CENTRAL SAHEL – A deep dive into the Crisis

The central Sahel — Burkina Faso, Mali, and Niger — has changed dramatically since the armed insurgencies that emerged in northern Mali in 2012. Despite the initial success of counterterrorism operations led by France and the force of five neighbouring countries (G5 Sahel), despite the UN Peace keeping mission MINUSMA and the EU military training mission in Mali, integrated also by the Austrian army – the deterioration in security has been worse than anything experienced by the region in recent times. Aggressive extremist organizations, community-based armed groups, and criminal gangs have proliferated and serious human rights violations, including by security services and civilian deaths have reached staggering levels.

In 2021 and 2022, the army took power in both Mali and Burkina Faso prompting harsh reactions by the West and the organisation of West African States ECOWAS. Mali´s new leaders reacted by requesting the withdrawal of French troops, tightening operating conditions for MINUSMA and engaging with Russia for military support through the Wagner group. Since August 2022, France relocated its military operation to Niger and EU countries reduced their presence in the EUTM.

How can these developments be explained? What were the short comings of the peace agreement mediated in 2015 by neighbouring countries, the African Union, the UN and the EU? What happened to the EU “comprehensive stabilization strategy for the Sahel”? What is the way forward for the EU in this new context?

Welcome: Georg Lennkh, Former Austrian Special Ambassador for Africa

Boubacar Haidara, Senior Researcher at the Bonn International Centre for Conflict Studies
Bart Ouvry, Ambassador and Head of the EU Delegation to Mali (until April 2023)

Günther Barnet, Department for Regional Cooperation with Africa and the Middle East, Austrian Ministry of Defense

Irene Horejs, Former EU Ambassador to Niger and Mali

(recorded at Kreisky Forum on June 21, 2023)

 

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Robert Menasse: BRUNO KREISKYPREIS FÜR DAS POLITISCHE BUCH 2022

Der Bruno-Kreisky-Preis für das Politische Buch wird seit 1993 jährlich vom Karl-Renner-Institut in Zusammenarbeit mit dem SPÖ-Parlamentsklub und der sozialdemokratischen Bildungsorganisation verliehen. Mit diesem Preis wird im Sinne des Lebenswerks Bruno Kreiskys politische Literatur ausgezeichnet, die für Freiheit, Gleichheit, soziale Gerechtigkeit, Solidarität, Demokratie und sozialen Zusammenhalt, Toleranz und die Freiheit der Kunst einsteht.

Eröffnung und einleitende Worte
Doris Bures, Zweite Präsidentin des Nationalrats, Präsidentin des Karl-Renner-Instituts
Laudatio
Hannes Swoboda, MEP ret., Vorsitzender der Jury

Urkundenüberreichung an folgende Preisträger:innen für das Politische Buch 2022
Robert Menasse
Hauptpreis „Die Erweiterung“, Suhrkamp 2022
Marlene Engelhorn
Anerkennungspreis „Geld“, Kremayr & Scheriau 2022
Judith Kohlenberger
Anerkennungspreis „Das Fluchtparadox“, Kremayr & Scheriau 2022
Alexia Weiss
Sonderpreis Arbeitswelten–Bildungswelten„Zerschlagt das Schulsystem … und baut es neu! Eine Streitschrift“, Kremayr & Scheriau 2022
Verlag Kremayr & Scheriau
Preis für besondere verlegerische Leistungen

Festrede
Robert Menasse

Moderation
Sonja Kato

Eine Veranstaltung des Karl Renner Instituts Wien und des SPÖ Parlamentsklubs.

Aufgezeichnet im Kreisky Forum am 13. Juni 2023.
Technische Produktion: Medienwerk

 

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Oliver Rathkolb im Gespräch mit Carlo Masala
WELTUNORDNUNG
Die globalen Krisen und die Illusionen des Westens

Nach dem Ende des Kalten Krieges hofften die USA und ihre Verbündeten, das internationale System gemäß den eigenen Vorstellungen umgestalten zu können. Doch anstatt Ordnung zu stiften, wurde Chaos geschaffen. Der Traum von der Verwestlichung der Welt ist heute ausgeträumt. Zurück bleibt eine durch Multipolarität, Blockbildung und Unsicherheit geprägte Weltunordnung, die die internationale Politik noch lange bestimmen wird. Auf welche Herausforderungen müssen wir uns in Deutschland und Europa einstellen? Welche Machtmittel stehen uns zur Verfügung? Wir brauchen, so lautet die zentrale These von Carlo Masala, einen realistischen Blick auf die internationalen Beziehungen, der sich von Illusionen befreit, die geostrategischen Gegebenheiten berücksichtigt und wieder lernt, die Sprache der Macht nicht nur zu lesen, sondern sie auch zu sprechen.

Carlo Masala ist Inhaber der Professur für Internationale Politik an der Fakultät für Staats- und Sozialwissenschaften und Leiter des Metis-Institut für Strategie und Vorausschau an der Universität der Bundeswehr München. Er ist ein erfolgreicher Podcaster, gefürchteter Twitterer und gefragter Kommentator für deutsche und ausländische Medien. Zudem ist er häufiger Gast in den großen Polit-Talkshows.

Oliver Rathkolb ist Professor am Institut für Zeitgeschichte der Universität Wien. Seit 2004 ist er Herausgeber der Fachzeitschrift „zeitgeschichte“. Weiters ist er Vorsitzender des Hauses der europäischen Geschichte (Europäisches Parlament/Brüssel) und Mitglied des wissenschaftlichen Beirats des Kreisky Forums.

Carlo Masala:
Weltunordnung. Die globalen Krisen und die Illusionen des Westens
Verlag C. H. Beck, August 2022, ISBN 978-3-406-79325-7, € 16,95

 

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Philipp Blom in conversation with Nathalie Tocci
A GREEN AND GLOBAL EUROPE?

Beset by a crisis of democracy and geopolitical challenges, by demographic imbalances and environmental disaster, an economically weakened Europe, bereft of its old, liberal narrative, seems to be staggering, a waning force losing both credibility and power.

Not so, says Nathalie Tocci, director of the Istituto Affari Internazionali in Rome and Europe’s Futures Fellow at the IWM in Vienna. If Europe is ambitious enough, it can secure future influence and prosperity by fully committing to a true green revolution, expanding on the goals of the energy transition that has already become the new heart of the European project. Tocci is one of the foremost thinkers on Europe and its future in the world. Even while faced with new un certainties and challenges, Europe can find a new global role by championing and driving an agenda for green transition that recognizes only global solutions and global justice will be effective in the fight for a European future.

Philipp Blom speaks with Nathalie Tocci about a European future between energy transition and new strategic challenges, as well as the challenges for European democracies faced with popular discontent and a loss of trust in the European project or its institutions. Is the future green and global, or will the European moment be swallowed up in epochal change?

Nathalie Tocci has been Special Advisor to EU High Representative and Vice President of the Commission Josep Borrell. As Special Advisor to HRVP Federica Mogherini she wrote the Euro pean Global Strategy and worked on its implementation. She has been a member of Eni’s Board of Directors since May 2020. Her research interests include European foreign policy, conflict resolution, the Middle East and the Mediterranean.

Philipp Blom was born in Hamburg in 1970. After living and working in Oxford, London, and Paris, he is now based in Vienna. His historical works, essays, and novels have been translated into 16 languages and have received numerous awards, including a scholarship at the Getty Research Institute in Los Angeles and the German Non-Fiction Book Prize. Blom is also a prolific radio journalist and public speaker.

The discussion series Dialogues for Tomorrow critically examines the present from multiple perspectives in order to create a better understanding of tomorrow. Together with the Bruno Kreisky Forum and the Institute for Human Sciences (IWM), the University of Applied Arts Vienna hosts experts from different disciplines to discuss future challenges.

(Aufgezeichnet im AIL am 10.5.2023)

 

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Aus Kreiskys Wohnzimmer

Alexandra Föderl-Schmid in conversation with Noa Landau
75 YEARS OF ISRAEL / 75 YEARS OF NAKBA

In Israel a far-right-wing coalition government has emerged after the last election. The policies it seeks to implement conflict with constitutional principles. Its aim is to strengthen the executive power and weaken the courts and their liberal tendencies. In response, the civilian population has mobilized, and since then large protests have taken place to fight the changes in the judiciary. These protests have overshadowed the state of Israel’s 75th anniversary.
The protesters include a broad civil society consisting not only of progressive, politically active people but also of people who consider themselves liberal or centrist without usually being very political. Noa Landau describes this as a political awakening, with the common goal of stopping the government’s restructuring of the judiciary. The question is how the current emergence of political activism will be translated into the future political sphere.
Which path Israel will take is difficult to say. However, the current events draw a decisive line. Israel can move towards a nationalist, illiberal state or it can turn away from these tendencies and preserve liberal democracy. Regarding the two-states solution, Noa Landau highlights in her talk with Alexandra Föderl-Schmid,,the importance of a liberal, democratic state of Israel as a basis for its implementation. It is also important to remember that democracy in Palestine is not possible as long as it is occupied by Israel.

Noa Landau, deputy chief editor, HAARETZ
Alexandra Föderl-Schmid, deputy chief editor, SÜDDEUTSCHE ZEITUNG

Recorded at Kreisky Forum, April 27, 2023.
Technical production: Maria-Anna Mayrhofer-Grünbühel

 

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Helfried Carl im Gespräch mit Johann Sattler
BOSNIEN UND DIE WESTBALKANREGION – BLUES ODER AUFBRUCH?

Vor über 27 Jahren wurde der von 1991 bis 1995 verheerende Krieg in Bosnien und Herzegowina mit dem Dayton-Abkommen beendet. Die im Vertrag festgeschriebene ethnozentrierte Verfassung und die Zweiteilung des Landes in Republika Srpska und Föderation haben das Land zwar befriedet, aber seither gleichsam in einem post-Konflikt status quo eingefroren. Mühsam errungene Reformen zur Stärkung staatlicher Institutionen werden von kompromisslosen nationalistischen Kräften in allen Volksgruppen unterminiert, der Präsident der Republika Srpska, Milorad Dodik droht sogar regelmäßig mit Sezession.
Die geopolitischen Veränderungen durch den russischen Angriffskrieg in der Ukraine haben 2022 nach langer Durststrecke wesentlich dazu beigetragen, gegen erhebliche Widerstände einzelner EU-Mitgliedstaaten Fortschritte im regionalen Erweiterungskontext zu erreichen.
Warum ist es im Interesse der EU, Bosnien und den Westbalkan zu integrieren? Lässt sich die jüngste Dynamik aufrechterhalten und kann Bosnien und Herzegowina seine Chance nutzen oder setzt sich die Nullsummenspiel-Mentalität der ethno-zentristischen Machtpolitiker durch? Wie kann die EU diese Region dauerhaft an sich binden und wie kann der überdimensionale Einfluss der Russischen Föderation, die in der Region nur als Spoiler agiert zurückgedrängt werden?

Johann Sattler studierte Politikwissenschaften und Slawistik an den Universitäten Innsbruck/Prag/Moskau. 1996 trat er in den diplomatischen Dienst der Republik Österreich ein und war bis 2008 in verschiedenen Funktionen tätig, u.a. als Botschaftsrat für politische Angelegenheiten an der österreichischen Botschaft in Washington und Kabinettsmitglied des EU-Sonderbeauftragten für Südosteuropa (Stabilitätspakt) in Brüssel. Von 2008 bis 2013 war Sattler als Geschäftsführer/Herausgeber für die WAZ-Mediengruppe sowie für Axel Springer in Moskau. 2013 kehrte er in den diplomatischen Dienst zurück und leitete bis 2016 das Westbalkanreferat des Außenministeriums in Wien. 2016 wurde er als Botschafter nach Albanien entsandt und wechselte 2019 als Botschafter der Europäischen Union nach Bosnien und Herzegowina.

Helfried Carl, Diplomat, ist Partner des 2019 von ihm mitbegründeten Innovation in Politics Institute in Wien. Von 2014-2019 war er Botschafter Österreichs in der Slowakischen Republik, davor, von 2008-2014, Büroleiter und außenpolitischer Berater von Nationalratspräsidentin Barbara Prammer.

Aufgezeichnet im Kreisky Forum am 30. Mai 2023.

 

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MONIKA HALKORT IM GESPRÄCH MIT FRANZ ESSL UND STUART PARKINSON
DER KLIMA-FUSSABDRUCK DES MILITÄRS
Wie klimaneutral ist Europas Rüstungs- und Verteidigungsindustrie?

Der Krieg gegen die Ukraine hat ein radikales Umdenken in der Europäischen Verteidigungs- und Rüstungspolitik ausgelöst. Sowohl die NATO also auch die EU haben ihre Militärbudgets drastisch erhöht und die Produktion von Kampfgerät, Munition und Luftabwehrsystemen massiv erweitert. Selbst Österreich wird in den kommenden Jahren 2 Milliarden mehr in neue Panzer, Flugzeuge und die militärische Infrastruktur investieren.
Was all das für die nationalen und internationalen Klimaziele bedeutet, ist in der politischen Aufregung über die aktuelle Rüstungseuphorie weitgehend untergegangen. Dabei zählen Militär- und Waffenindustrie schon heute zu den größten Schadstoffemittenten und Energieverbrauchern weltweit. Wie hoch ihr Anteil am weltweiten CO2 Ausstoß ist, kann zur Zeit niemand zuverlässig sagen. Der Klima-Fußabdruck des Militär- und Verteidigungsapparats bleibt in nationalen Klimaberichten und Treibhausbilanzen ausgespart. Schätzungen gehen von rund 5% im europäischen Vergleich aus.
Die mangelnde Auskunftsbereitschaft ist nur eines von vielen Defiziten, die einer sozial- wie umweltpolitisch nachvollziehbaren, zukunftsgerechten Sicherheitspolitik im Wege stehen. Ist der geplante Ausstieg aus fossilen Brennstoffen angesichts des allgemeinen Aufrüstens in Europa überhaupt noch machbar und realistisch? Europäische Heere mögen auf klimaneutrale Energien und Gerätschaften umrüsten, aber damit sind die verheerenden Umwelt- und Klimafolgen von militärischen Konflikten noch lange nicht gelöst. Die Frage, ob es einen umweltverträglichen bzw. klimafreundlichen Krieg geben kann, wird diese Gesprächsrunde nicht beantworten können. Aber erste Denkanstöße dazu verspricht sie in jedem Fall.

Franz Essl leitet die Forschungsgruppe „Bioinvasions, global change & macroecology“ am Department für Botanik und Biodiversitätsforschung der Universität in Wien. Neben seiner wissenschaftlichen Arbeit engagiert sich Essl auch umfassend in der Klimabewegung und kommuniziert seine gesellschaftlich relevanten Erkenntnisse breitenwirksam in der Öffentlichkeit. 2022 wurde nicht zuletzt dafür als Wissenschaftler des Jahres ausgezeichnet.

Stuart Parkinson ist Executive Director der Platform ‘Scientists for Global Responsibility (SGR) in Grossbritannien. Die Plattform besteht aus Forschern in den Natur- und Sozialwissenschaften, Technologie Entwicklung und Architektur die sich um ethische, soziale und umweltgerechte Rahmenbedingungen in ihren jeweiligen Disziplinen bemühen, mit besonderem Augenmerk auf Rüstung und Militär. 2021 hat Parkinson einer der ersten umfassenden Berichte zum Klimafußabdruck der Europäischen Rüstungs- und Verteidigungsindustrie veröffentlicht.

Monika Halkort ist Sozialwissenschaftlerin und Journalistin.

Aufgezeichnet im Kreisky Forum am 25. Mai 2023.

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Gudrun Harrer im Gespräch mit Cengiz Günay
DIE TÜRKEI NACH DEN WAHLEN

Der türkische Präsident seit 2014, Recep Tayyip Erdoğan, hat trotz des verheerenden Erdbebens Anfang Februar am Termin 14. Mai für Parlaments- und Präsidentenwahlen festgehalten. Die enormen Gebäudeschäden – trotz jahrelang eingehobener Erdbebensteuer für sicheres Wohnen – und die anfangs chaotischen Hilfeleistung für die Opfer haben schwere Versäumnisse des Staates offengelegt. Millionen von Wahlberechtigten leben in Zeltstädten, behelfsmäßigen Behausungen oder sind bei Freunden oder Verwandten untergekommen, oft auch in anderen Landesteilen. Der Ärger über das Staatsversagen schien vor den Wahlen Herausforderer Kemal Kılıçdaroğlu von der kemalistisch-sozialdemokratischen CHP zu begünstigen, der auch mit kurdischen Stimmen rechnen konnte. Das Wahlergebnis wird weit über die Türkei hinaus von Bedeutung sein, für die oft schwierigen Beziehungen zwischen Ankara und der EU oder für die türkische Rolle in der Nato.

Cengiz Günay ist Direktor des Österreichischen Instituts für internationale Politik (oiip) und Lektor am Institut für Politikwissenschaft, dem Institut für internationale Entwicklung sowie dem Institut für Orientalistik an der Universität Wien. Er ist der Autor der Monographien; “Die Geschichte der Türkei. Von den Anfängen der Moderne bis heute”, erschienen bei Böhlau UTB, sowie von “From Islamists to Muslim Democrats?” erschienen bei VDB. Sein regionaler Schwerpunkt liegt auf der Türkei sowie der MENA Region.

Gudrun Harrer, Leitende Redakteurin, Der Standard; Lektorin für Moderne Geschichte und Politik des Nahen und Mittleren Ostens an der Universität Wien und an der Diplomatischen Akademie Wien

(aufgezeichnet am 23.5.2023 im Bruno Kreisky Forum)

In Zusammenarbeit mit dem Österreichischen Institut für Internationale Politik (oiip)

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Andrea Roedig im Gespräch mit Birgit Sauer und Otto Penz
KONJUNKTUR DER MÄNNLICHKEIT
Affektive Strategien der autoritären Rechten

Die Politisierungsstrategien der autoritären Rechten in Deutschland und Österreich sind durch sexual- und geschlechterpolitische sowie männliche Anrufungen gekennzeichnet. Diese mobilisieren eine spezifische Affektstruktur aus Bedrohung, Angst, Wut und Hoffnung. In ihrem Buch Konjunktur der Männlichkeit erklären Birgit Sauer und Otto Penz den Aufstieg und die Erfolge autoritär-rechter Parteien und Bewegungen in Deutschland und Österreich vor dem Hintergrund sich verändernder Geschlechter- und Sexualitätsverhältnisse – im Kontext neoliberaler Transformationen und großer Krisen der letzten 20 Jahre. Deutlich wird, dass die Rechte eine neue Konjunktur der Männlichkeit bzw. ein antidemokratisches Gesellschaftsmodell der Ungleichheit und Ausschließung anstrebt. Zu diesem Zweck wird gegen die politische Elite, den Qualitätsjournalismus, Migrant:innen, Muslim:innen, LGBTIQ-Personen und Feminist:innen polemisiert.

Birgit Sauer ist Professorin i.R. am Institut für Politikwissenschaft der Universität Wien
Otto Penz lehrte Soziologie u.a. an der University of Calgary und der Universität Wien
Moderation: Andrea Roedig, freie Publizistin, Mitherausgeberin von „Wespennest“

In Zusammenarbeit mit dem Campus Verlag.

Birgit Sauer, Otto Penz:
Konjunktur der Männlichkeit. Affektive Strategien der autoritären Rechten
Campus Verlag, April 2023, 198 Seiten, ISBN 9783593516042

Aufgezeichnet im Kreisky Forum am 16. Mai 2023.

 

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Ruth Wodak im Gespräch mit Hanno Loewy
ÜBER DIE GRENZE
Fluchtgeschichten zwischen Bodensee und Gebirge

Tausende Menschen auf der Flucht aus dem deutschen Reich versuchten zwischen März 1938 und Mai 1945 über Vorarlberg die – rettende Schweiz zu erreichen: Jüdinnen und Juden, politische Gegner*innen der Nazis, Deserteure, Kriegsgefangene, Zwangs- und Fremdarbeiter*innen aus besetzten Ländern Europas. Fluchthelferinnen und Fluchthelfer auf beiden Seiten der Grenze konnten Einzelnen noch ein Entkommen ermöglichen. Ihre Geschichten handeln von Mut und Verzweiflung, von Menschlichkeit und Ressentiment, Fremdenhass und Solidarität. Geflohen aus dem Dritten Reich, vor Verfolgung und Vernichtung, erreichten die Geflüchteten, wenn sie Glück hatten ein Land, das unserem Europa der Gegenwart beunruhigend ähnlich ist.

Gespräch:
Hanno Loewy, Publizist, Direktor des Jüdischen Museums Hohenems
Ruth Wodak, Sprachsoziologin, Diskursforscherin

Es lesen aus Fluchtgeschichten: Katharina Grabher und Andreas Kosek, teatro caprile
Sound: Milan Loewy

Buchpräsentation in Zusammenarbeit mit dem Jüdischen Museum Hohenems

Über die Grenze. 52 Fluchtgeschichten zwischen Bodensee und Gebirge 1938 bis 1945
Hanno Loewy/Raphael Einetter, mit Fotografien von Dietmar Walser
256 Seiten, 24,80 €
Bucher Verlag, Hohenems 2023, ISBN: 978-3-99018-682-4

Aufgezeichnet im Kreisky Forum am 15. Mai 2023.

 

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Robert Misik im Gespräch mit Isabella Weber
DAS GESPENST DER INFLATION
Wie China der Schocktherapie entkam

Nach dem Ende von Maos Herrschaft stand die politische Führung in China Ende der siebziger Jahre vor gewaltigen Problemen: Wie sollte sie das bankrotte Wirtschaftssystem neu erfinden? Wie eine galoppierende Inflation vermeiden, die als Schreckgespenst durch das Land spukte? Durch Schocktherapie oder schrittweise Reformen? Letztendlich obsiegten die Kräfte, die für einen staatlich gelenkten Wandel plädierten. Anders als Russland, das nach dem Zusammenbruch des Kommunismus in einen katastrophalen Abwärtsstrudel geriet, erlebte China einen beispiellosen Aufstieg.

Isabella M. Weber, eine der bedeutendsten Ökonominnen ihrer Generation, zeichnet in ihrem hoch gelobten Buch die damaligen Debatten um die Neugestaltung des chinesischen Wirtschaftssystems minutiös nach und ordnet diese Diskussionen in die langen Traditionen des ökonomischen Denkens im Reich der Mitte und des Westens ein. Insbesondere zeigt sie, wie es gelang, die Inflation zu begrenzen. Chinas Weg zurück in die Weltwirtschaft, so Weber, ist nicht nur die Geschichte einer einzigartigen Transformation. Angesichts der Verwerfungen auf den Energiemärkten und der dramatisch gestiegenen Lebenshaltungskosten sind die Auseinandersetzungen um Preiskontrollen und andere staatliche Eingriffe zudem lehrreich für aktuelle Debatten.

Isabella M. Weber, geboren 1987 in Nürnberg, ist Professorin für Volkswirtschaftslehre an der University of Massachusetts Amherst. Einer breiten Öffentlichkeit wurde sie durch ihren (gemeinsam mit dem Volkswirt Sebastian Dullien) ins Gespräch gebrachten Vorschlag eines Gaspreisdeckels bekannt.

Robert Misik, Autor und Journalist

Aufgezeichnet am 11.5.2023 im Bruno Kreisky Forum.

Isabella M. Weber:
Das Gespenst der Inflation. Wie China der Schocktherapie entkam
Suhrkamp, April 2023, 32,- €, ISBN978-3-518-43127-6
Aus dem Englischen von Stephan Gebauer

 

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Monika Halkort in conversation with Leonard de Klerk and Stavros Pantazopoulos
ENVIRONMENTAL ACCOUNTABILITY AND JUSTICE IN THE WAR IN UKRAINE

The Russian war against the Ukraine has not only come at a tremendous human cost, it destroyed vital natural resources, including forests, soil and water and fragile ecosystems that will take decades to recover or repair. The implications of damage and toxic contamination from fighting are especially grave given that Ukraine is home to 35 per cent of Europe’s biodiversity and around a quarter of the earth’s chernozem, a rich, highly fertile soil type. As the Stockholm International Peace Research Institute (SIPRI) reports that hundreds of protected areas are or have been under occupation, including up to 23 national parks and nature and biosphere reserves (SIPRI). Pursuing accountability and restitution for conflict related environmental damages has long been a neglected issue in international law and the prosecution of war crimes. And while recent efforts, to strengthen the international normative and legal framework, both, at the level of the United Nations and Humanitarian Agencies, such as the Red Cross, much remains to be done. There is growing pressure to include ‘ecocide’ as an international crime under the Rome Statute. Yet the International Criminal Court does not currently recognize the mass destruction of flora and fauna, or the poisoning of air or water resources as an international crime.
Will the war in the Ukraine be a turning point for the lack of accountability for violence against nature in armed conflict? And what are the main challenges in documenting and assembling evidence for possible court proceedings and to better protect and enforce reparations for environmental war crimes?

Lennard de Klerk is Dutch national with 25+ years experience in climate change topics in Central and Eastern Europe. After Russia’s full-scale invasion of Ukraine, he started an initiative to estimate the environmental impact of this war, including its long term effects on carbon emissions. Lennard graduated from Delft University of Technology and during his career lived in Moscow, Berlin, Kyiv and Budapest . He currently runs a climate neutral holiday resort (Irota EcoLodge) in Northern Hungary.

Stavros-Evdokimos Pantazopoulos is a post-doctoral researcher with the Toxic Crimes Project of the Erik Castrén Institute at the University of Helsinki, and a Researcher with the Asser Institute. He is currently visiting the Law School of the University of Athens. Formerly, Stavros was the Legal and Policy Analyst of the Conflict and Environment Observatory, a UK-based NGO aiming to raise awareness of the environmental impacts of armed conflict. He obtained his PhD degree in international law from the European University Institute and his scholarship focuses on the legal aspects of environmental protection during and after armed conflict.

Monika Halkort is a social scientist and journalist in Vienna. She currently also teaches at the University of Applied Arts as part of the master program ‚Applied Human Rights and the Arts`. Next to her academic work, she regularly produces contributions for the Ö1 programs Radiokolleg, Hörbilder and Diagonal. The thematic focus of her work is the historical interconnections of colonialism, technology and knowledge production and how they continue to shape ideas of sustainability, planetary thinking and environmental justice today.

(Recorded at Bruno Kreisky Forum, May 8 2023)

 

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ARI RATH-PREIS FÜR KRITISCHEN JOURNALISMUS 2023
EXIL-FLUCHT-VERTREIBUNG

Begrüßung und Begründung der Jury: Gertraud Auer Borea d’Olmo, Generalsekretärin des Kreisky Forums

Laudatorin: Alexandra Föderl-Schmid, Stellvertretende Chefredakteurin der Süddeutschen Zeitung
Preisträgerin: Noa Landau, Stellvertretende Chefredakteurin Ha’aretz

Laudator: Fritz Hausjell, Reporter ohne Grenzen
Preisträgerin: Christa Zöchling, Journalistin und Autorin

Der „Ari-Rath-Preis für kritischen Journalismus“ wurde auf der Basis einer Privatinitiative eingerichtet, um im Sinne des im Jänner 2017 verstorbenen renommierten ehemaligen Chefredakteurs der Jerusalem Post Journalistinnen und Journalisten auszuzeichnen, die sich in ihrer Arbeit um eine kritische und der Wahrung der Menschenrechte verpflichtete Berichterstattung über Flucht, Vertreibung und Asyl in hervorragender Weise verdient gemacht haben. Eine Jury von Expertinnen und Experten unter dem Vorsitz von Gertraud Auer Borea d’Olmo, der Generalsekretärin des Bruno Kreisky Forums für internationalen Dialog und enge Vertraute von Ari Rath, hat einstimmig Noa Landau und Christa Zöchling für den „Ari Rath Preis für kritischen Journalismus“ 2023 vorgeschlagen.

Mit freundlicher Unterstützung von Wien Energie

Noa Landau ist stellvertretende Chefredakteurin von Haaretz, der ältesten führenden Tageszeitung des Landes, und Mitglied des Redaktionsausschusses der Zeitung.
Zuvor war sie Leiterin des Nachrichtenressorts der Zeitung und Redakteurin der englischen Ausgabe von Haaretz. Bevor sie 2009 zu Haaretz kam, arbeitete Landau als Nachrichtenreporterin und Redakteurin für verschiedene israelische Nachrichtensender, darunter Galei-Tzahal, Channel 10 und Maariv, und war Gründungsmitglied des ersten Journalistinnenforums des Landes.
Sie war 2016 Journalist Fellow am Reuters Institute, das von der Thomson Reuters Foundation gesponsert wird, und untersuchte dort den Anstieg von Nachrichtensperren in Israel.

Christa Zöchling ist eine österreichische Journalistin und Publizistin. Von 1992 bis 2023 war sie für das Nachrichtenmagazin profil tätig.
Zöchling studierte Geschichte und Germanistik in Graz und Wien. Sie gab Deutschkurse für Ausländer an der Universität Wien und arbeitete an Projekten zur Zeitgeschichte mit. Im Jahre 1989 kam sie als Volontärin zur Arbeiterzeitung (AZ,) kurz nachdem diese von der SPÖ verkauft und von Hans Schmid übernommen worden war. Nach Einstellung der AZ Ende Oktober 1991 arbeitete Zöchling kurz für den Kurier und wurde schließlich 1992 als innenpolitische Redakteurin von profil verpflichtet.
Zöchling beschreibt schwerpunktmäßig die österreichische Innenpolitik und befasst sich immer wieder mit dem Thema Rechtspopulismus. Sie hat in Buchform zwei Standardwerke zu Jörg Haider vorgelegt und schreibt fallweise auch für Sammelbände und andere Publikationen, wie Emma. Nachdem Zöchling in der Profil-Ausgabe vom 7. September 2015 FPÖ-Sympathisanten als „die hässlichsten Menschen Wiens, ungestalte unförmige Leiber, strohige, stumpfe Haare, ohne Schnitt, ungepflegt, Glitzer-T-Shirts, die spannen, Trainingshosen, Leggins. Pickelhaut. Schlechte Zähne, ausgeleierte Schuhe“ beschrieben hatte, wurde profil.at vom österreichischen Presserat gerügt, da es sich um einen Verstoß gegen Punkt 7 des Ehrenkodex für die österreichische Presse (Schutz vor Pauschalverunglimpfung und Diskriminierung) handle.
Zöchling hält regelmäßig Vorträge, etwa im Fachbereich Gender Studies an der Universität Innsbruck.

Aufgezeichnet im Kreisky Forum am 27. April 2023.

 

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Gudrun Harrer im Gespräch mit Muriel Asseburg
ISRAEL/PALÄSTINA: RÜCKFALL IN DEN EXISTENTIELLEN KONFLIKT
Eine Echt-Zeit Eskalation

Das neue rechts-religiöse Kabinett von Israels Premierminister Benjamin Netanyahu will Israel im Inneren neu ordnen. Dazu hat es unter anderem umfassende Reformvorhaben angekündigt und begonnen, eine Justizreform einzuleiten, die die Unabhängigkeit der Justiz und ihre Kompetenz der Normenkontrolle aushebeln wird. Gleichzeitig strebt die israelische Regierung eine jüdische Vorherrschaft und die dauerhafte Kontrolle des Westjordanlands an. Von einer Zweistaatenregelung hat sie sich definitiv abgewendet. Die Palästinensische Autonomiebehörde verliert zusehends an Legitimität und Kontrolle. Vor allem in den nördlichen Städten des Westjordanlandes haben sich neue bewaffnete Gruppierungen herausgebildet. In Folge spitzen sich die Konflikte innerhalb Israels sowie mit den Palästinenserinnen und Palästinensern immer stärker zu. Was sind die Hintergründe, welche Entwicklungen zeichnen sich ab und welche Handlungsoptionen hat Europa?

Muriel Asseburg, Politiologin, Senior Fellow bei der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) in Berlin, Forschungsgruppe Afrika und Mittlerer Osten
Gudrun Harrer, Leitende Redakteurin, Der Standard; Lektorin für Moderne Geschichte und Politik des Nahen und Mittleren Ostens an der Universität Wien und an der Diplomatischen Akademie Wien

Aufgezeichnet im Kreisky Forum am 20. April 2023.

 

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Armin Thurnher im Gespräch mit Franz Schuh
ANSTANDSLOS
Demokratie, Oligarchie, österreichische Abwege

„Die Welt steht auf kan Fall mehr lang“, heißt es in Nestroys berühmtem „Kometenlied“. Vieles von dem, was einst zum festen Bestand demokratischer Selbstverständlichkeiten zählte, scheint abgeschafft zu werden. Wir wissen nicht mehr, was wir für wahr halten sollen. Ganz schnell löste sich etwa der falsche Glanz des konservativen Hoffnungsträgers Sebastian Kurz auf in einer Wolke von Skandalen, Korruption und dubiosem Gefolge. Während die multiplen Krisen das Publikum aber vollends verunsichern, findet Kurz mühelos Anschluss an jene Kreise um Donald Trump, die unser politisches System lieber heute als morgen über Bord werfen möchten.
In seinem neuen Buch sondiert Armin Thurnher die Lage und zeigt, dass der große Weltuntergang wie immer in Österreich seine kleine Generalprobe hält. Im Kreisky Forum spricht er darüber mit dem Schriftsteller Franz Schuh.

Armin Thurnher, geboren 1949 in Bregenz. Mitbegründer, Miteigentümer und Herausgeber der Wiener Stadtzeitung Falter. Zahlreiche Auszeichnungen, u. a. Preis des österreichischen Buchhandels für Toleranz und Otto-Brenner Preis für seinen Einsatz für ein soziales Europa.

Franz Schuh, Schriftsteller

(aufgezeichnet am 18.4.2023 im Bruno Kreisky Forum)

In Kooperation mit Zsolnay Verlag

Armin Thurnher: Anstandslos
Zsolnay Verlag, März 2023, € 19,-

 

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Tessa Szyszkowitz im Gespräch mit Julia Ebner
WIE EXTREMISTEN DIE MITTE EROBERTEN

Seit der Corona-Pandemie und dem Sturm auf das US-Kapitol ist Radikalisierung zum Massenphänomen geworden.
Die Extremismusforscherin Julia Ebner untersucht in ihrem neuen Buch “Massenradikalisierung”, warum so viele Menschen anfällig auf Ideen sind, die früher als Randerscheinungen galten. Die Eskalation betrifft seit einigen Jahren Freundeskreise, Familien und das Arbeitsumfeld. Massenbewegungen, rekrutiert aus der Mitte der Gesellschaft, entstehen – Querdenker, QAnon, Impfgegner –, radikal und brandgefährlich. Julia Ebner will nicht nur verstehen, welche Strukturen und Mechanismen dahinterstehen. Sie fragt auch nach: Was soll unternommen werden im Kampf um Gerechtigkeit und Demokratie?

Julia Ebner forscht am Institute for Strategic Dialogue in London sowie am Centre for the Study of Social Cohesion an der Universität von Oxford zu Extremismus. Als Expertin arbeitet sie mit Regierungsorganisationen und Polizeiorganen zusammen, berät UN, NATO und die Weltbank in Fragen des Extremismus. Der Öffentlichkeit ist sie durch Auftritte bei Markus Lanz, den Tagesthemen und dem heute-journal bekannt. Ihr Buch Radikalisierungsmaschinen wurde 2020 als »Wissenschaftsbuch des Jahres« ausgezeichnet, war SPIEGEL-Bestseller und stand auf der Sachbuch-Bestenliste. Sie wurde mit dem Dr. Caspar Einem Preis 2022, Wissenschaftsbuch des Jahres 2020 und dem Bruno-Kreisky-Preis für das politische Buch 2018 ausgezeichnet.

Tessa Szyszkowitz ist Journalistin und Autorin, seit 2010 mit Sitz in London. Davor war sie Korrespondentin in Moskau, Brüssel und Jerusalem. Sie schreibt regelmäßig für Falter, profil & Cicero, ist Kuratorin der Reihe Philoxenia im Kreiskyforum und Distinguished Fellow im Royal United Services Institute in London.

In Zusammenarbeit mit der Initiative.LiteraturSchiff

Aufgezeichnet am 13.4.2023 im Bruno Kreisky Forum.

 

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Robert Misik im Gespräch mit Armen Avanessian
KONFLIKT
Von der Dringlichkeit, Probleme von morgen schon heute zu lösen

Unser Zeitalter ist geprägt von völlig neuen Konfrontationen, die die gesellschaftliche Ordnung bedrohen und uns überfordern. Kaum ein Bereich, der nicht voller Konflikte beschrieben wird: zwischen den Geschlechtern und Generationen, zwischen Nationen, Zivilisationen und Kulturen – und natürlich sind wir auch uneins mit uns selbst. Gleichzeitig macht sich eine zunehmende Konfliktscheu oder gar Konfliktverdrängung breit. Dabei formen längst schon die Konflikte der Zukunft die Gegenwart und rasen unaufhaltsam auf uns zu: die Digitalisierung unseres Wissens, entgrenzte Kriege, der Klimawandel und neue Formen des planetaren Zusammenlebens. Vor diesem Hintergrund plädiert Armen Avanessian für ein radikales Neuverständnis und eine positive Neubewertung des ebenso inflationär gebrauchten wie wenig verstandenen Phänomens Konflikt. Um die gesellschaftlichen Probleme der Gegenwart zu lösen, müssen wir erst lernen, unsere zukünftigen Konflikte zu verstehen.

Armen Avanessian, geboren 1973 in Wien, ist Philosoph, Literaturwissenschaftler und politischer Theoretiker. Er war Gastprofessor an verschiedenen Kunstakademien und Universitäten, u.a. in Nürnberg, Hamburg, Kopenhagen und Paris. Von 2017 bis 2021 leitete er die beliebte Veranstaltungsreihe »Armen Avanessian & Enemies« im Roten Salon der Berliner Volksbühne. Seit August 2021 ist er Professor für Medientheorie an der Zeppelin-Universität in Friedrichshafen.

Robert Misik, Autor und Journalist

Armen Avanessian:
Konflikt. Von der Dringlichkeit, Probleme von morgen schon heute zu lösen
Ullstein Verlag 2022, ISBN 9783550201790, € 27,50

Aufgezeichnet am 12.4.2023 im Bruno Kreisky Forum.

 

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„Aus Kreiskys Wohnzimmer“

Philipp Blom im Gespräch mit Charlotte Wiedemann
DEN SCHMERZ DER ANDEREN BEGREIFEN
Wege zu einer neuen Gedenkkultur

Mit ihrem neuen Buch Den Schmerz der anderen begreifen. Holocaust und Weltgedächtnis hält deutsche Journalistin und Autorin Charlotte Wiedemann ein Plädoyer für eine moderne, empathische Erinnerungskultur. In einem Moment, in dem in Deutschland hitzige Feuilleton-Debatten den Eindruck erwecken, es ginge um einen kurzlebigen Positionsstreit, stellt sie klar: Was wir erleben, ist eine Zeitenwende – wir müssen unsere Haltung zur Geschichte aus einer kosmopolitischen Perspektive neu begründen. Das heißt: nicht-europäische, nicht-westliche Sichtweisen ebenso einbeziehen wie die Ansprüche einer jungen, diversen Generation in Deutschland. Wie lässt sich in Zukunft an den Holocaust und an die kolonialen Verbrechen erinnern? Globalhistorisch fundiert und persönlich zugleich denkt Charlotte Wiedemann die Idee des Antifaschismus neu und entwirft ein empathisches Gedenkkonzept für unsere Zeit.

Philipp Blom hat Charlotte Wiedemann zu einem Gespräch in Kreiskys Wohnzimmer zu Gast.

Charlotte Wiedemann, ist freie Auslandsreporterin, ihre Beiträge erschienen u.a. in Geo, Die Zeit, Neue Zürcher Zeitung, Merian und Le Monde Diplomatique. Sie gehört dem Wissenschaftlichen Beirat des Zentrums Moderner Orient in Berlin an und hält Vorträge zu interkulturellen Themen und zur Erinnerungskultur. Sie ist Kolumnistin der taz und hat zahlreiche Bücher veröffentlicht, u.a. „Der neue Iran. Eine Gesellschaft tritt aus dem Schatten“ (dtv, 2017), „Der lange Abschied von der weißen Dominanz“ (dtv 2019). „Den Schmerz der anderen begreifen“ ist im Mai 2022 erschienen (Prophyläen Verlag, ISBN 978-3-549-100493)

Philipp Blom studierte Philosophie, Geschichte und Judaistik in Wien und Oxford. Er lebt als Historiker und Schriftsteller in Wien. Sein jüngstes Buch „Die Unterwerfung. Anfang und Ende der menschlichen Herrschaft über die Natur“ ist im September 2022 erschienen (Hanser Verlag, ISBN 978-3-446-274211)

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Robert Misik im Gespräch mit Matthias Quent
KLIMARASSISMUS
Der Kampf der Rechten gegen die ökologische Wende

Weltweit blockieren rechte Parteien und Netzwerke effektiven Klimaschutz. Das ist kein Zufall: Denn die Hauptverantwortung für den Klimawandel trägt der reiche globale Norden, aber seine Opfer sind vor allem ohnehin benachteiligte Menschen – hierzulande und im globalen Süden. Weiße Vorherrschaft, extreme Ungleichheit und die Ausbeutung von Menschen und der Umwelt gehen Hand in Hand. Um Klimarassismus und -klassismus zu verschleiern, leugnen viele, dass die Erderhitzung überhaupt ein Problem ist.

Wo liegen die massiven politischen Gefahren des Rückschlags gegen den grünen Umbau? Mit welchen Netzwerken und Argumentationsweisen greifen die Rechten die Zukunft an? Was hat das mit unserem Alltag und dem herrschenden System zu tun? Und was können wir für Klima und Gerechtigkeit tun?

Matthias Quent ist Professor für Soziologie an der Hochschule Magdeburg-Stendal. Er gründete und leitete bis 2022 das Institut für Demokratie und Zivilgesellschaft (IDZ) in Jena. Quent forscht und lehrt unter anderem zu Rechtsradikalismus, Folgen der Digitalisierung, zu Demokratieförderung und zu gesellschaftspolitischen Fragen der ökologischen Transformation.

Robert Misik, Autor und Journalist

Aufgezeichnet am 22.3.23 im Bruno Kreisky Forum.

 

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Georg Lennkh in conversation with Philomena Apiko and Franz Schmidjell
AFRICA, EUROPE AND THE WAR IN UKRAINE

A year ago, AU and EU held their sixth summit, in Brussels. Whereas the sentiments afterwards were optimistic on the EU-side – mainly because it had rolled out their Global Gateway initiative to be financed with 150 billion €, Africans were disappointed: Europe had made promises, as always, but discussions were still not on an equal level, issues like migration, Covid 19, and even security had been put aside. The summit results were immediately overshadowed by Russia’s invasion of Ukraine, whose spill over effects continue to affect EU-Africa relations. The war has devastating effects on food and fuel security across Africa, deepening existing food crisis, driving millions more into poverty, triggering protests and political instability across the continent and increasing the risk of long-lasting armed conflicts, in the Sahel. Africans view EU sanctions on Russia as exacerbating Africa´s food security and economic problems. EU funding for Ukraine fuel concerns that financial promises made to African countries may no longer hold.
Georg Lennkh will discuss with Philomena Apiko and Franz Schmidjell about the economic, social and political impact of the war in Ukraine on African countries, on EU- Africa relations and about what this means for Europe.

Philomena Apiko, Head of the EU – AU Department at the Centre for Africa – Europe relations. She specialises in AU-EU relations, AU reforms, trade and regional integration, gender, governance, democracy and human rights, and international law and justice.

Franz Schmidjell, Deputy Director of Vienna Institute for International Dialogue and Cooperation VIDC

Moderation: Georg Lennkh, Ambassador ret., former Special Representative for Africa of the Austrian Government, Member of the Board of Bruno Kreisky Forum

Aufgezeichnet am 21.3.2023 im Bruno Kreisky Forum.

 

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AUS WIDERSTAND UND SOLIDARITÄT
Kann man aus der Geschichte lernen?

Begrüßung:
Gertraud Auer Borea d’Olmo, Kreisky Forum
Tanja Wehsely, Volkshilfe Wien
Einleitung:
Alexander Emanuely, Schriftsteller, Kulturwissenschaftler

Im Gespräch:
Michael Häupl, Präsident der Volkshilfe Wien
Barbara Prainsack, Univ. Wien, Forschungs­gruppe Zeitgenössische Solidaritätsstudien
Moderation: Christa Zöchling, Journalistin

1922, in den frühen Jahren der jungen Ersten Republik, wurde die Hilfsorganisation Societas gegründet, um die unfassbare Not nach dem 1. Weltkrieg zu lindern. Die Societas war ein Verband von vorwiegend Wiener Fürsorgevereinen der Arbeiter*innenbewegung auf Bezirksebene und arbeitete eng mit der staatlichen Fürsorge bzw. mit jener der Wiener Stadtverwaltung, des Roten Wien, und mit anderen privaten Fürsorgevereinen zusammen. Diese aus der Zivilgesellschaft entstandene Organisation wollte, ohne Unterschied von Herkunft und Religion, helfen und eingreifen, wo dem Staat die Mittel fehlten. Man wollte nicht nur wohltätig sein, sondern die Armut auch politisch bekämpfen. 1934 wurde die Societas verboten. Am 21. März 1947 wurde im Geiste der Societas die Volkshilfe gegründet. Damals wie heute geht es nicht nur um das bloße Verteilen von Almosen an Bedürftige, sondern um die Begegnung mit in Not geratenen Menschen auf Augenhöhe, um deren Unterstützung und darum, ihnen wieder eine Perspektive zu bieten.

Ob und inwieweit kann man aus der Geschichte lernen? Wie passen der Wunsch nach mehr Solidarität und Zusammenhalt und die zunehmende Vereinzelung in unserer Gesellschaft zusammen? Welche Impulse braucht es aus Politik und Zivilgesellschaft, um den vielen Krisen zu begegnen und um ein gutes Leben für möglichst alle zu ermöglichen? Kann Geschichte Orientierung und Zuversicht für eine wenig berechenbare Zukunft geben?

In Zusammenarbeit mit der Volkshilfe Wien und dem Republikanischen Club

Aufgezeichnet am 20.3.2023 im Bruno Kreisky Forum.

 

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Tessa Szyszkowitz in Konversation mit Robert Menasse
DIE ERWEITERUNG
Soll die Europäische Union weitere Mitglieder aufnehmen? In seinem neuen Roman erzählt der österreichische Europäer über die Widersprüchlichkeit der EU am Beispiel von Albanien.

Die Erweiterung ist bereits das zweite große EU-Buch von Robert Menasse. Der preisgekrönte Autor beschreibt darin „eine Geschichte von biblischer Drastik, die kontrastiert wird mit den Rechtsauffassungen jener politischen Organisation, der sich Menasse als engagierter Intellektueller verschrieben hat.“ (FAZ) Menasse streicht die Widersprüchlichkeit heraus, dass man innerhalb der EU mit antieuropäischer Rhetorik nationale Wahlen gewinnen kann, während man außerhalb der EU Wahlen gewinnt, indem man pro-europäische Signale ausschickt. Was macht das mit den Menschen hier und da?

Anhand von Albanien erzählt Menasse nicht nur von den Hoffnungen und Enttäuschungen jener, die vor der Festung Europa stehen. Er schreibt auch über die die sogenannten „Schwurjungfrauen“ – eine alte albanische Tradition, bei der Frauen sich zu Männern erklären. Für Menasse ein guter Beitrag zur Transgender-Debatte. Welche Werte gibt sich die EU? Was können Mitglieder und Beitrittskandidaten voneinander lernen?

Robert Menasse, ist ein Wiener Schriftsteller, der für seine Romane vielfach ausgezeichnet wurde. Für seinen ersten großen EU-Roman „Die Hauptstadt“ erhielt er 2017 den Deutschen Buchpreis, für seinen zweiten großen Europaroman „Die Erweiterung“ den Bruno-Kreisky-Preis für das Politische Buch 2022.

Tessa Szyszkowitz ist Journalistin und Autorin, seit 2010 mit Sitz in London. Davor war sie Korrespondentin in Moskau, Brüssel und Jerusalem. Sie schreibt regelmäßig für Falter, profil & Cicero, ist Kuratorin der Reihe Philoxenia im Kreiskyforum und Distinguished Fellow im Royal United Services Institute in London.

Aufgezeichnet im Kreisky Forum am 16. März 2023

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DIALOGUES FOR TOMORROW
Philipp Blom in conversation with Nina Khrushcheva
RUSSIA – A SOCIETY IN MELTDOWN

The war on Ukraine is catastrophic for both parties. Ukraine has to bear widespread destruction of infrastructure and a terrible loss of life. The morale within the society is high, and if the country can prevail on the battlefield, the future appears dynamic. For Russia the situation is radically different, says political scientist Nina Khrushcheva, the first guest of the Dialogues for Tomorrow. Having divided her time between Moscow and the US during the past year, she has observed the changes in Russian society from within.

How is Russian society developing in the shadow of war and political oppression? How secure is Putin’s power and are their oppositional protagonists and structures apart from the Kremlin elite and the oligarchs? Is a change of power in Russia a plausible prospect, and what will Russia look like after the war, and after Putin? How much has been destroyed already by the loss of countless people who left the country, by the tightening of dictatorship and the breakdown of trade and political relations with Western countries? What will the future hold for Russia and for European and global power politics and global alliances?

Philipp Blom (Historian and Author) speaks with Nina Khrushcheva (Professor of International Affairs, The New School, New York) about a society in meltdown and its future in the context of both its historical and political path, and of international security.

Recorded on 15 March 2023 at Angewandte Interdisciplinary Lab/AIL, Vienna.

 

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Gudrun Harrer im Gespräch mit Tobias Zumbrägel
DIE „GRÜNE STUNDE“ DER VEREINIGTEN ARABISCHEN EMIRATE
Ist die neue Klimapolitik der Golfmonarchien eine ernsthafte Nachhaltigkeitswende?

Die nächste UN-Klimakonferenz wird im Dezember 2023 von den Vereinigten Arabischen Emiraten ausgerichtet. Höchste Zeit, sich mit dem kleinen aber ambitioniertem Wüstenstaat auseinanderzusetzen, der seinen Reichtum und politischen Einfluss dem Verkauf von Öl und Gas verdankt. Seit kurzem findet aber ein radikaler Wandel in den ölreichen Golfmonarchien auf der Arabischen Halbinsel statt, der federführend von den Emiraten ausgestaltet wird. Was sind die Motive des Emirats und was verbirgt sich hinter dem „grünen Hype“? Wie findet eine klimaneutrale Energiewende in einem auf Erdöl getrimmten Land statt? Diesen und anderen Fragen wird sich der Vortrag widmen.

Tobias Zumbrägel ist Historiker, Politologe und Islamwissenschaftler mit Fokus auf den Nahen Osten. Seit Jänner 2023 ist er als Postdoc am Institut für Geographie der Universität Heidelberg tätig. Dem voraus gingen Forschungstätigkeiten am Kompetenzzentrum „Climate, Climatic Change, and Society“ (CLICCS) der Universität Hamburg sowie am Center for Applied Research in Partnership with the Orient (CARPO) in Bonn. 2022 erschien sein Buch Political Power and Environmental Sustainability in Gulf Monarchies (Palgrave).

Gudrun Harrer, Leitende Redakteurin, Der Standard; Lektorin für Moderne Geschichte und Politik des Nahen und Mittleren Ostens an der Universität Wien und an der Diplomatischen Akademie Wien

Buchtipp:
Tobias Zumbrägel: Political Power and Environmental Sustainability in Gulf Monarchies
Palgrave, ISBN 978-981-19-4430-7, € 128,39

Online Live Gespräch, aufgezeichnet am 15.3.2023.

 

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GLOBAL FEMALE FUTURE
Frauen zwischen bewaffnetem Kampf und parlamentarischer Teilhabe
Zum Internationalen Frauentag 2023

Luisa Dietrich Ortega, Konflikt- und Friedensberaterin, Autorin, Politikwissenschaftlerin
Schwerpunkt: Lateinamerika
Ulrike Lunacek, Autorin, langjährige Bundes- und Europapolitikerin (Die Grünen), Schwerpunkt: Europapolitik, Außenpolitik und Menschenrechte
Margit Maximilian, Journalistin und Autorin, ORF-Redakteurin, freie Afrika-Korrespondentin, Schwerpunkt: Subsahara-Afrika, Nigeria
Moderation: Andrea Ernst, Autorin, langjährige WDR/ARD/ARTE-Redakteurin

Anlass des Gesprächs ist das kürzlich bei Kremayr& Scheriau erschienene Buch „Global Female Future“ (Hrsg.: A. Ernst, U. Lunacek, G. Neyer, R. Zechner, A. Zelinka). Der Sammelband öffnet den Blick auf 40 Jahre feministische Auseinandersetzungen in Politik, Wirtschaft, Reproduktion, Ökonomie und Ökologie – exemplarisch erzählt von und mit Autor*innen aus Afrika, Asien, Lateinamerika und Europa.

Pressestimmen:
„Insgesamt gibt der Band eine notwendige Orientierung in einer Zeit rasant sich verändernder geopolitischer Konstellationen: Die Beiträge situieren zeitlich und räumlich Wissen und Engagement, sie benennen eindrücklich aktuelle Brennpunkte, geben viele Denkansätze und informieren über angewandte Projekte, die zeigen, dass es auch anders gehen könnte und anders gehen sollte.“
Sieglinde Rosenberger, Falter

„Dieser Sammelband ist für alle interessant, die einen Einblick bekommen wollen in feministische Initiativen auf der ganzen Welt inkl. Österreich und Deutschland.“ Hanna Ronzheimer, Ö1

Aufgezeichnet am 9.3.2023 im Bruno Kreisky Forum.

 

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EVA NOWOTNY IM GESPRÄCH MIT CHRISTIAN STROHAL UND MARTIN SAJDIK
OSZE, Ukraine und die Bedeutung von multilateralen Verhandlungen in Krisen

Der Angriff Russlands auf die Ukraine war nicht nur eine völkerrechtswidrige Aggression gegen einen Nachbarstaat, er war auch ein Angriff auf das System europäischer Sicherheit, das durch KSZE/OSZE durch Jahrzehnte aufgebaut wurde. Viele Experten meinen, dass der Krieg in einem militärischen Patt mündet. Damit stellt sich die Frage, ob es eine Chance für ein diplomatisches Verhandlungsangebot gibt, beziehungsweise wann der richtige Zeitpunkt für eine diplomatische Initiative kommen würde? Ist die OSZE durch den Krieg als Organisation europäischer Sicherheit in ihrer Existenz beschädigt? Was ist die Zukunft multilateraler Diplomatie? Diese und andere Fragen wird Eva Nowotny mit Martin Sajdik und Christian Strohal, zwei ausgewiesenen OSZE-Experten, diskutieren

Christian Strohal, Diplomat, Sonderbeauftragter für den österreichischen Vorsitz der OSZE 2017
Martin Sajdik, Diplomat, Senior Advisor und Board Member des Austria Institut für Europa- und Sicherheitspolitik, Ukraine-Sondergesandter der OSZE von 2015 bis 2020
Eva Nowotny, Vorstandsmitglied des Bruno Kreisky Forums, Diplomatin i.R., Vorsitzende des Universitätsrates der Universität Wie

Aufgezeichnet am 2. März 2023 im Kreisky Forum

 

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Robert Misik im Gespräch mit Maurice Höfgen
DER NEUE WIRTSCHAFTSKRIEG

»Deutschlands spannendster Nachwuchs-Ökonom«
— Berliner Zeitung

Putins schrecklicher Überfall auf die Ukraine war eine Zäsur – auch für die Wirtschaftspolitik. Der Westen hat mit Sanktionen geantwortet, die es in dieser Härte noch nicht gab. Gleichzeitig haben sich politische Fehler der Vergangenheit gerächt: die Abhängigkeit von russischer Energie, der deutsche Investitionsstau, das Geldwäsche-Paradies im Immobiliensektor.
Der Ökonom Maurice Höfgen hat jetzt ein Buch für all jene geschrieben, die die komplizierten Wirtschafts­sanktionen und die Rolle von Zentralbanken, Energieriesen und Steueroasen verstehen wollen. Er bilanziert das Vorgehen der deutschen Ampel-Regierung und erklärt, mit welchen Wirtschaftsreformen wir die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts stemmen können.
Wer immer wissen will, wie die Sanktionen wirken, welche Auswirkungen sie genau haben, welche davon schlauer, welche weniger schlau sind – Höfgen hat die Antworten. Um das Buch des aufgehenden Sterns am Jungökonomen-Himmel wird man kaum herum kommen.

Maurice Höfgen ist Ökonom, Betriebswirt und Buchautor. Derzeit ist er als wissenschaftlicher Mitarbeiter für Finanzpolitik im Bundestag tätig. Er ist Autor der Bücher »Der Neue Wirtschaftskrieg« und »Mythos Geldknappheit«. Außerdem ist er YouTuber bei »Geld für die Welt« und »Jung und Naiv« und Kolumnist bei der Berliner Zeitung.

Robert Misik, Autor und Journalist

Aufgezeichnet am 28.2.2023 im Bruno Kreisky Forum.

 

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Tessa Szyszkowitz in Konversation mit Cathrin Kahlweit
EIN JAHR KRIEG: EUROPA IN DER ZEITENWENDE

Putins Aggression gegen die Ukraine zwingt die EU zu diplomatischem und militärischem Handeln.
Braucht Europa eine neue Entspannungspolitik? Oder eine europäische Armee?

Seit einem Jahr herrscht Krieg in Europa. In der Ukraine sterben Soldaten und Zivilbevölkerung unter den Angriffen der russischen Armee. Der Krieg verändert auch die europäischen Nachbarstaaten – Österreich und Deutschland ganz besonders. Haben auch in Österreich und Deutschland Regierungen und Bevölkerungen umgedacht und sich von dem Bild des billigen, verlässlichen Gaslieferanten im Osten verabschiedet? Hat Putin mit seinem Angriff die EU-Staaten enger zusammengeschweißt? Wird die Ukraine durch den Krieg immer sicherer ein westlicher Staat auf dem Weg in die EU? Oder, das wird Cathrin Kahlweit im Gespräch mit Tessa Szyszkowitz diskutieren, zeigen sich Ermüdungserscheinungen an der Front und in den europäischen Staatskanzleien? Der Druck für einen Waffenstillstand steigt, eventuell auch mit territorialen Kompromissen. Das Engagement für die Ukraine in Europa wird nicht schwächer. Aber militarisiert oder pazifiziert sich die Europäische Union dadurch?

Cathrin Kahlweit, derzeit wieder Korrespondentin der Süddeutschen Zeitung in Wien für Österreich, Mittel- und Osteuropa. Seit sie 1989 bei der SZ anfing, war Kahlweit als Korrespondentin und Reporterin unermüdlich zwischen Donau und Donbass im Einsatz. Sie analysiert Europas Krieg und Frieden in Kommentaren und Analysen in Presse und Fernsehen.

Tessa Szyszkowitz ist Journalistin und Autorin, seit 2010 mit Sitz in London. Davor war sie Korrespondentin in Moskau, Brüssle und Jerusalem. Sie schreibt regelmäßig für Falter, profil & Cicero, ist Kuratorin der Reihe Philoxenia im Kreiskyforum und Distinguished Fellow im Royal United Services Institute in London.

Aufgezeichnet am 23.2.2023 im Bruno Kreisky Forum

 

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Robert Misik im Gespräch mit Philipp Ther
DIE KRISE(N) DES „NEUEN EUROPA“

Mit den Revolutionen der Jahre 1989 ff setzte in den zentral- und osteuropäischen Nationen eine Systemtransformation ein. Zunächst sorgte der Fall des Eisernen Vorhanges für Faszination im Westen, doch das wich schnell auch Ignoranz. Die Länder des Ostens müssten modernisiert und verwandelt werden, aber einfach nach und nach „so wie wir“ werden – so eine weit verbreitete Auffassung. Desinteresse und Arroganz gingen oft auch Hand in Hand. Im Osten wiederum führten die Mühen der Ebene oft auch zu Enttäuschungen. Mentalitäten im Westen und Osten blieben getrennt. Die Transformationen im Osten wirkten aber auch auf den Westen zurück, es vollzog und vollzieht sich bis heute eine Art von „Kotransformation“, die längst noch nicht wirklich realisiert wird, da uns Routinen und Konventionen des Denkens den Blick verstellen.
Neoliberalismus im Westen und Schocktherapie im Osten, Privatisierungen und auch Korruptionsskandale lassen sich nicht getrennt voneinander verstehen. Wertekonflikte, etwa mit Regierungen in Polen und Ungarn, prägen die Wahrnehmung, und mit der Invasion Russlands in die Ukraine kehrte der Großkrieg nach Europa zurück, machte aber auch Spannungen unübersehbar, die zu lange ignoriert wurden. Manche Hoffnungen blieben auch Blütenträume und führten auf beiden Seiten der einstigen Blockgrenzen zu Enttäuschungen und zu einer gesellschaftlichen Übellaunigkeit. Heute liegt die Sicherheitsarchitektur der Post-1989er-Jahre in Trümmern. Müssen wir also ganz neu auf die politische Geografie des „Neuen Europa“ blicken?

Im Rahmen eines „Europäischen Salon“ spricht Robert Misik mit dem Historiker, Osteuropa-Experten und Wittgenstein-Preisträger Philipp Ther.

Ein „Europäischer Salon“ in Kooperation von Willi-Eichler-Akademie und Bruno-Kreisky-Forum im Rahmen der Reihe „Transformation der Erinnerung – Transformation der Aufarbeitung“.

Aufgezeichnet am 22.2.2023 im Bruno Kreisky Forum.

 

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Gudrun Harrer und Walter Posch im Gespräch
DAS BEBEN, DAS ALLES VERÄNDERT

Türkei und Syrien – die möglichen politischen Folgen
Montag, der 6. Februar 2023, wird in der Türkei und Syrien als Katastrophen-Tag in trauriger Erinnerung bleiben. Das ganze Ausmaß des Erdbebens, das den Südosten der Türkei und das türkisch-syrische Grenzgebiet erschüttert hat, ist derzeit noch nicht absehbar. Zehntausende Todesopfer, Verwundete, deren Versorgung die Türkei und Syrien überfordert, menschliches Leid und Zerstörungen, die die Region für lange Zeit prägen werden. Nach der Katastrophe wird nichts mehr so sein wird wie vorher.
Das Erdbeben wird auch politische Verwerfungen nach sich ziehen. Aktuell liegt nicht nur die Frage nach den Wahlen in der Türkei auf der Hand, sondern auch jene, wie es mit der türkischen Präsenz, den Interventionen gegen linke Kurden, in Syrien weitergeht. Im Bürgerkriegsland wird die Erdbebenhilfe durch die internen Spaltungen massiv erschwert. Vor allem die Provinz Idlib, die als einziges Gebiet noch von nicht-kurdischen Rebellen gehalten wird, blieb lange unversorgt.

Gudrun Harrer und Walter Posch sprechen über die möglichen politischen und geopolitischen Folgen.

Walter Posch, Institut für Friedensforschung und Konfliktmanagement (IFK) an der Landesverteidigungsakademie.

Gudrun Harrer, Leitende Redakteurin, Der Standard; Lektorin für Moderne Geschichte und Politik des Nahen und Mittleren Ostens an der Universität Wien und an der Diplomatischen Akademie Wien

Aufgezeichnet am 21.2.23 im Bruno Kreisky Forum.

 

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Robert Misik im Gespräch mit Andreas Babler
ANPACKEN!
Solidarität, Mut und Empathie in der Politik

Als Bürgermeister von Traiskirchen führt er vor, wie man Politik nicht nur „für die Menschen“ macht – wie das gerne genannt wird – sondern wie man gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern ein Gemeinwesen schafft, das zusammenhält – und darauf dann stolz ist. Politik „wieder von unten“ denken, nennt Andreas Babler das. Im niederösterreichischen Landtagswahlkampf warf er seinen Hut mit einer Vorzugsstimmen-Kampagne in den Ring. Bundesweit strahlt er längst über seine Heimatstadt hinaus, als einer, der glaubwürdig linke Werte verkörpert.

Im Gespräch mit Robert Misik diskutiert Babler durch, wie man die große Leitidee einer solidarischen Gesellschaft der Freien und Gleichen wieder zu einem packenden Bild machen kann, zur Identität einer Sozialdemokratie, die nicht im Geplapper der Erregungen zerrieben wird und auch nicht wie ein Fähnchen im Wind flattert.

Andreas Babler, Bürgermeister der Stadtgemeinde Traiskirchen
Robert Misik, Autor und Journalist
Aufgezeichnet am 16.2.23 im Bruno Kreisky Forum.

 

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Irene Giner-Reichl im Gespräch mit Feng Xiaohu

CHINAS BEZIEHUNGEN ZU ÖSTERREICH UND DEUTSCHLAND
Aktuelle Möglichkeiten und Herausforderungen der wirtschaftlichen und kulturellen Zusammenarbeit

Mit einem bilateralen Handelsvolumen von rund 17,9 Mrd. EUR (2021) ist China ist der mit Abstand wichtigste Handelspartner Österreichs in Asien und weltweit der drittwichtigste. Auch der kulturelle und wissenschaftliche Austausch mit dem Ziel, tieferes gegenseitiges Verständnis zu schaffen, ist intensiv. Politisch kommt angesichts internationaler Krisen und globaler Herausforderungen der Zusammenarbeit und Abstimmung der EU und ihrer Mitgliedsstaaten mit China große Bedeutung zu. Feng Xiaohu, Universitätsprofessor in Peking, befasst sich seit vielen Jahren mit den Beziehungen Chinas mit Österreich und Deutschland. Irene Giner-Reichl spricht mit ihm über aktuelle Möglichkeiten und Herausforderungen der Zusammenarbeit.

Prof. FENG Xiaohu ist Inhaber des Lehrstuhls für Germanistik an der University of International Business and Economics (UIBE) in Peking und Dekan der Research Academy der UIBE in Chengdu. Er war Gastprofessor an Universitäten in den USA, Japan, Frankreich, Brasilien und Deutschland In Verbundenheit zur Humboldt-Universität in Berlin, wo er post-doktorale Studien absolvierte, gründete er 2013 das Beijing-Humboldt-Forum, das sich in jährlichen Tagungen in Peking und anderen chinesischen Orten der Förderung des wirtschaftlichen und kulturellen Austausches vor allem mit Deutschland und Österreich widmet.

Irene Giner-Reichl, Diplomatin, war von 2012 bis 2017 österreichische Botschafterin in China und danach bis 2021 in Brasilien. Sie lehrt an der Diplomatischen Akademie in Wien und kuratiert seit 2018 die BKF-Veranstaltungsreihe „China im Blick“.
„China im Blick“ versucht, so die Kuratorin, die wechselseitigen Perzeptionen in einer lockeren Folge von Veranstaltungen miteinander in Dialog zu setzen und ein neues Verständnis für internationale Beziehungen im 21. Jahrhundert aufzubauen, die China maßgeblich mitgestaltet und tiefgreifend verändert.

Aufgezeichnet am 14.2.2023 im Bruno Kreisky Forum.

 

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Juliane Nagiller im Gespräch mit Rainer Bauböck und Martin Ruhs

DAS GASTARBEITS-DILEMMA
Ein weiteres Beispiel für ethische Dilemmata in der Migrationspolitik

Migrationspolitik polarisiert. Politische Parteien beziehen konträre Positionen. Regierungen und zivilgesellschaftliche AktivistInnen sprechen kaum noch dieselbe Sprache, wenn es um Ziele und Werte in der Migrationspolitik geht. Entgegen diesem gesellschaftlichen Trend behauptet das Projekt „Ethische Dilemmata der Migrationspolitik“, dass es in diesem Feld auch echte Wert- und Zielkonflikte gibt, denen sich politische Akteure stellen müssen. Das von Martin Ruhs, Julia Mourao Permoser, Lukas Schmid und Rainer Bauböck koordinierte „Dilemmata Projekt“ hat vor kurzem in einem Sonderband der Zeitschrift Migration Studies fünf Dilemmata vorgestellt und ihre allgemeinen Dynamiken in einem Einleitungsaufsatz analysiert. Im Bruno Kreisky Forum soll dieser innovative Ansatz für migrationspolitische Debatten an zwei Abenden vorgestellt werden. Beim ersten Gespräch am 30. Jänner geht es um die allgemeine Frage, wie migrationspolitische Dilemmata bearbeitet werden können und um Dilemmata von NGOs in der Seenotrettung.
Am 13. Februar steht das sogenannte Gastarbeits-Dilemma im Mittelpunkt. Programme für legale zeitlich befristete Arbeitsmigration bedeuten für Migrant*innen beschränkte soziale und Aufenthaltsrechte, andererseits eröffnen sie ihnen die Chance, ihre Situation zu verbessern und tragen durch Rücküberweisungen und Qualifizierungseffekte mehr zur Entwicklung der Herkunftsländer bei als offiizelle Entwicklungsprogramme. Ruhs und Bauböck analysieren diesen Widerspruch als ein Dilemma zwischen den Anforderungen sozialer Gerechtigkeit im Aufnahmeland und auf globaler Ebene. Sie behaupten, dass das Dilemma nicht vollständig aufgelöst werden kann, dass Abkommen zur temporären Arbeitsmigration aber grundsätzlich gerechtfertigt sind, wenn sie tatsächlich allen Beteiligten (den Aufnahmestaaten, den Herkunftsstaaten und den Migrant*innen) Vorteile bringen. Um dies zu gewährleisten, müssen Grundrechte von Migrant*innen geschützt werden und ihre Interessen sowie jene der Herkunftsländer in der Aushandlung und Implementierung von Abkommen zur temporären Arbeitsmigration in fairer Weise repräsentiert werden.

RAINER BAUBÖCK, Soziologe, Politologe und Migrationsforscher, Professor am Europäischen Hochschulinstitut in Florenz und Obmann der Kommission für Migrations- und Integrationsforschung der österreichischen Akademie der Wissenschaften
MARTIN RUHS, Professor für Migrationsstudien und stellvertretender Direktor des Migration Policy Centre (MPC) am Europäischen Hochschulinstitut (EUI) in Florenz
Moderation: JULIANE NAGILLER, Redakteurin, ORF/Radio Ö1, Redaktion „Wissenschaft, Bildung, Gesellschaft“

In Zusammenarbeit mit dem Europäischen Hochschulinstitut (EUI) in Florenz
Aufgezeichnet am 13.2.2023 im Bruno Kreisky Forum.

 

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Rudolf Scholten und Wolfgang Maderthaner:

GESCHICHTSSCHREIBUNG ZWISCHEN MYTHEN UND LEGENDEN
Interregnum: von den Babenbergern zu den Habsburgern

In der dritten Folge ihrer Gespräche über Mythen und Legenden in der Geschichte Österreichs widmen sich BKF-Präsident Rudolf Scholten und Historiker Wolfgang Maderthaner der turbulenten Phase des Übergangs von den Babenbergern zu den Habsburgern.

Friedrich II, genannt der Streitbare, ist der letzte männliche Babenberger. In einer Schlacht gegen Ungarn stirbt er 1246. Seine einzigen Verwandten sind seine Schwester Margarete und seine Nichte Gertrud. Um die von ihm beherrschten Länder, das Herzogtum Österreich und die Steiermark, beginnt ein fast drei Jahrzehnte währender Machtkampf, das sog. Interregnum.
1251 wird Ottokar II. aus dem böhmischen Geschlecht der Přemysliden von den österreichischen Landständen in dieser „schrecklichen, kaiserlosen Zeit“ ins Land gerufen. Zur Legitimation seines Anspruchs auf Österreich heiratet er Margarete, die um dreißig Jahre ältere Schwester von Friedrich II. Nach dem Tod seines Vates Wenzel wird er König von Böhmen, erobert die Steiermark und erbt Kärnten. Seine Politik ist darauf ausgerichtet, den Adel zurückzudrängen und das städtische Bürgertum zu fördern. In seinem Streben nach der Krone des Römisch-Deutschen Reiches scheitert er jedoch. Er ist den Kurfürsten ist er zu mächtig. 1273 wählen sie den vermeintlich schwächeren Grafen Rudolf von Habsburg. Ottokar erkennt den neuen römisch-deutschen König Rudolf I. nicht an, und dieser spricht ihm die Herrschaft über Österreich und die Steiermark ab. Adelsrevolten machen Ottokar zunehmend zu schaffen, der Konflikt mit Rudolf und seinen Verbündeten eskaliert. 1278 kommt es im Marchfeld zu einer der größten Ritterschlachten des europäischen Mittelalters. Ottokar wird getötet, Rudolf begründet die Herrschaft der Habsburger über Österreich.

Wolfgang Maderthaner, Historiker, Verein Geschichte der Arbeiterbewegung
Rudolf Scholten, Präsident des Bruno Kreisky Forums

Aufgezeichnet im Kreisky im Jänner 2023
Technische Produktion: Maximilian Hofko

 

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WOLFGANG MADERTHANER IM GESPRÄCH MIT PETER LACHNIT

ÖFFENTLICH-RECHTLICH?
Wer davon nicht reden will, schafft es ab (©Armin Thurnher)

Für den ORF wird 2023 zu einem Schicksalsjahr: Zum einen muss, nach einem Urteil des Verfassungsgerichts, seine Finanzierung neu geregelt werden – die bisherige GIS-Gebühr muss entweder ausgeweitet oder durch eine Abgabe für alle Haushalte ersetzt werden. Oder er wird künftig aus dem Bundesbudget finanziert – jährliche Verhandlungen mit der Regierung zwecks Absicherung des Wohlverhaltens inklusive. Außerdem sollen dem öffentlich-rechtlichen Medium durch eine Digitalisierungsnovelle ein paar jener Steine aus dem Weg geräumt werden, die ihm dank des Lobbyings der Zeitungsverlage dorthin gelegt wurden – etwa dass man Sendungen nur sieben Tage lang nachhören bzw. nachsehen kann.

In der Zeit der Corona-Pandemie wurde der ORF verstärkt als „Staatsfunk“ wahrgenommen. Auch dass er durch Parteipolitik bestimmt werde, aufgeblasene Strukturen habe und nicht wirtschaften könne, hieß und heißt es immer wieder. Die neue Hörfunkdirektorin Ingrid Thurnher hat Sparmaßnahmen für Ö1 angekündigt und die Absicht, aus FM4 eine Art „Ö3 für Junge“ zu machen. Parallel dazu haben gleich zwei Chefredakteure des ORF wegen ihrer Willfährigkeit gegenüber ÖVP und FPÖ zumindest kurzzeitig ein wenig zur Seite treten müssen. Und die grüne Mediensprecherin hat überraschenderweise ihre Sympathie für die Finanzierung des ORF aus dem staatlichen Budget erkennen lassen.

Wie sieht in diesem Umfeld die Zukunft des ORF aus? Welche Rolle soll er gegenüber den kommerzialisierten Privatsendern einnehmen? Und sind umfassende ORF-Gebühren für Alle zumutbar?

Darüber spricht Wolfgang Maderthaner mit dem Journalisten und Historiker Peter Lachnit.
Lachnit war ab 1984 im genossenschaftlich organisierten „Verlag für Gesellschaftskritik“ aktiv und seit 1997 beim Radioprogramm Ö1. Dort war er Redaktionssprecher und leitete von 2012 bis 2017 die Sendereihe „Diagonal – Radio für Zeitgenoss:innen“. Den „Radiopreis der Erwachsenenbildung“ hat er dreimal erhalten, 2016 den Dr. Karl Renner-Publizistikpreis.
In „Kreiskys Wohnzimmer“ erläutert er, warum er keinen Widerspruch darin sieht, in den 1980ern bei der Gründung der „ARGE österreichischer Privatverlage“ dabei gewesen zu sein und heute für eine Stärkung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks einzutreten.

Aufgezeichnet im Kreisky Forum am 30.1.2023

 

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Robert Misik im Gespräch mit Gerald Knaus
WIR UND DIE FLÜCHTLINGE

Während Migration immer öfter als politisches Druckmittel eingesetzt wird – etwa bei der russischen Invasion der Ukraine oder im Syrien-Krieg – wird bei größeren Fluchtbewegungen in Europa rasch die Frage aufgeworfen: Gefährdet irreguläre Migration die Demokratie? Der Migrationsexperte Gerald Knaus zeigt, wie sehr Flucht auch unsere Werte infrage stellt: Ist es moralisch, zwischen Flüchtlingen und anderen Migranten zu unterscheiden? Oder unmoralisch, es nicht zu tun? Sind wir besonders empathisch, weil Europa in den letzten Jahren weltweit am meisten Geflüchtete aufgenommen hat? Oder Heuchler, weil an Europas Grenzen mehr Menschen sterben als irgendwo anders? Über Flucht zu sprechen heißt, auch über Moral, Politik und die Natur des Menschen zu sprechen. Zugleich zeigt Knaus auf, wie Lösungen für humane Grenzen und mehr Schutz für Flüchtende aussehen.

Gerald Knaus, Soziologe und Migrationsforscher
Robert Misik, Autor und Journalist

Gerald Knaus berät als international gefragter Experte Regierungen und Institutionen bei den Themen Flucht, Migration und Menschenrechte. Der in Salzburg geborene und heute in Berlin lebende Gründungsdirektor der Denkfabrik European Stability Initiative (ESI) studierte er Philosophie, Politik und Internationale Beziehungen in Oxford, Brüssel und Bologna, war Gründungsmitglied des European Council on Foreign Relations und Associate Fellow am Carr Center for Human Rights Policy der Harvard University’s John F. Kennedy School of Government.

In Kooperation mit dem Brandstätter Verlag.

Aufgezeichnet am 1.2.2023 im Bruno Kreisky Forum.

Gerald Knaus: Wir und die Flüchtlinge
Brandstätter Verlag, 2022
ISBN: 978-3-7106-0647-2, 160 Seiten, € 20,00, E-Book € 15,99

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Judith Kohlenberger im Gespräch mit Rainer Bauböck und Julia Mourão Permoser
DAS DILEMMA DER SEENOT-RETTUNG
Ein Beispiel für ethische Dilemmata in der Migrationspolitik

Migrationspolitik polarisiert. Politische Parteien beziehen konträre Positionen. Regierungen und zivilgesellschaftliche AktivistInnen sprechen kaum noch dieselbe Sprache, wenn es um Ziele und Werte in der Migrationspolitik geht. Entgegen diesem gesellschaftlichen Trend behauptet das Projekt „Ethische Dilemmata der Migrationspolitik“, dass es in diesem Feld auch echte Wert- und Zielkonflikte gibt, denen sich politische Akteure stellen müssen. Das von Martin Ruhs, Julia Mourao Permoser, Lukas Schmid und Rainer Bauböck koordinierte „Dilemmata Projekt“ hat vor kurzem in einem Sonderband der Zeitschrift Migration Studies fünf Dilemmata vorgestellt und ihre allgemeinen Dynamiken in einem Einleitungsaufsatz analysiert.
Im Bruno Kreisky Forum soll dieser innovative Ansatz für migrationspolitische Debatten an zwei Abenden vorgestellt werden. Am 30. Jänner geht es um die allgemeine Frage, wie migrationspolitische Dilemmata bearbeitet werden können und um Dilemmata von NGOs in der Seenotrettung.

Rainer Bauböck, Soziologe, Politologe und Migrationsforscher, Professor am Europäischen Hochschulinstitut in Florenz und Obmann der Kommission für Migrations- und Integrationsforschung der österreichischen Akademie der Wissenschaften

Julia Mourão Permoser, Politologin und Migrationsforscherin, Gastprofessorin für Politikwissenschaft an der Universität Wien und Senior Research Fellow am Institut für Politikwissenschaft der Universität Innsbruck. Leiterin des FWF-Projekts „Migration als Moralpolitik“ (www.migration-morality.com).

Moderation: Judith Kohlenberger, Kulturwissenschaftlerin und Migrationsforscherin am Institut für Sozialpolitik der WU Wien, Vorsitzende des Wiener Integrationsrats, Gründungsmitglied von COURAGE – Mut zur Menschlichkeit

Aufgezeichnet am 30.1.2023 im Bruno Kreisky Forum

 

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RAIMUND LÖW IN CONVERSATION WITH ANDREI KOLESNIKOV
THE MOOD OF THE PEOPLE AND THE BEHAVIOR OF THE ELITES

Almost a year ago, Russia launched its attack against Ukraine. The war since February 24, 2022 has wreaked havoc and devastation in Ukraine – tens of thousands of soldiers and civilians have perished. The geopolitical situation but also the Russian society have changed as a result of this war that President Putin has unleashed.
Raimund Löw talks about this with a high-ranking expert directly in Moscow, Andrei Kolesnikov.

Andrei Kolesnikov is a senior fellow at the Carnegie Endowment for International Peace. His research focuses on the major trends shaping Russian domestic politics, with particular focus on ideological shifts inside Russian society. He also works with the Gaidar Institute for Economic Policy, is member of the board of the Yegor Gaidar Foundation and of the Committee of Civil Initiatives (the Alexei Kudrin Committee).
He previously was the managing editor of Novaya Gazeta newspaper and served as deputy editor in chief of Izvestia and The New Times. Novaya Gazeta had to close its office last year in Russia. Novaja Gazetta Europe, is publishing from Latvia.
He has won numerous journalism awards, and he is the author of several books.

Raimund Löw, Journalist, Historian, Author, Director of Falter Radio, former ORF-Correspondent in Moscow, Washington, Brussels and Beijing

ZOOM Talk, recorded January 17, 2023

 

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Gudrun Harrer im Gespräch mit Azadeh Zamirirad
REBELLION IM IRAN

Seit Mitte September gehen Iranerinnen und Iraner gegen das Regime auf die Straße. Was als Empörung über den Tod der 22-jährigen Kurdin Mahsa Amini in den Händen der Sittenpolizei begann, ist längst nicht nur ein Aufstand der Frauen gegen die Kleidungsvorschriften in der Islamischen Republik. Die Proteste haben unterschiedliche Sektoren der Gesellschaft und Teile des Landes erfasst, alle eint sie die Ablehnung nach einer Zwangsordnung unter islamischen Deckmantel. Das Regime reagiert mit Repression und dem Versuch, Demonstrationen in den Randgebieten, vor allem in Kurdistan, als „Separatismus“ darzustellen.

Azadeh Zamirirad ist Wissenschaftlerin bei der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) in Berlin. Sie ist dort als stellvertretende Leiterin der Forschungsgruppe Naher/Mittlerer Osten und Afrika tätig. Ihr Forschungsschwerpunkt sind Iran und die Atomverhandlungen.

Gudrun Harrer, Leitende Redakteurin, Der Standard; Lektorin für Moderne Geschichte und Politik des Nahen und Mittleren Ostens an der Universität Wien und an der Diplomatischen Akademie Wien

(aufgezeichnet am 25.1.2023)

 

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Christa Zöchling im Gespräch mit Oliver Rathkolb zum 112. Geburtstag von Bruno Kreisky

Im Anschluss an den Festvortrag zum 112. Geburtstag von Bruno Kreisky führte die Journalistin und Publizistin Christa Zöchling ein Gespräch mit dem Historiker und Kreisky-Biograph Oliver Rathkolb.

Aufgezeichnet im Kreisky Forum am 23. Jänner 2023

 

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Zum 112. Geburtstag von Bruno Kreisky

BRUNO KREISKY UND SEINE VIELSCHICHTIGEN EIGENSCHAFTEN
Versuche einer biographischen Dialektik

Festvortrag: Univ. Prof. Dr. Dr. Oliver Rathkolb
Professor am Institut für Zeitgeschichte der Universität Wien; Autor, Herausgeber und Mitherausgeber zahlreicher Publikationen zu Themen der österreichischen Zeit-, Kultur- und Mediengeschichte; Vorsitzender des internationalen wissenschaftlichen Beirats des Hauses der Europäischen Geschichte (Europäisches Parlament, Brüssel)

Bruno Kreisky (1911-1990): Der »beste zweite Mann« als beliebtester Bundeskanzler der Zweiten Republik.

Bruno Kreisky hätte eigentlich nie Bundesparteivorsitzender der SPÖ oder Bundeskanzler der Republik Österreich werden dürfen – zu viele innenpolitische Traditionen standen diesen Funktionen entgegen: Er war jüdischer Herkunft und Agnostiker, ein Intellektueller aus einer bürgerlichen Familie, Revolutionärer Sozialist, verurteilter „Hochverräter“ der Schuschnigg-Diktatur und Gestapo-Häftling, 1938-1950 im Exil in Schweden, lebte in einer großbürgerlichen Villa, war ein Weltbürger und ein schlichter österreichischer Patriot.

Es ist kein Zufall, dass die »Unvollendete« von Franz Schubert zu Kreiskys Lieblingswerken gehörte und er unter Hinweis darauf 1983 resümierte, »dass wir den Mut haben, uns immer wieder selber in Frage zu stellen und zur Kenntnis nehmen, dass eben alles, was wir beginnen, unvollendet bleibt. Aber es müssten eben andere erneut versuchen«.

Aufgezeichnet im Kreisky Forum am 23. Jänner 2023

 

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Monika Halkort in conversation with Alexander Etkind
RUSSIA AGAINST MODERNITY
Climate Denialism and Putin’s War in the Ukraine

In his upcoming book Russia against Modernity the historian Alexander Etkind traces the historical entanglements of climate change, energy transition and military aggression. He suggests that the war against the Ukraine should be seen as part of a wider attack on modernity. Refusing to accept the imperatives of climate change, the dying Energy Empire undermines the global effort of preventing ecological collapse.

The inescapable demand to move away from fossil fuels has long constituted an existential threat to Russia, as one of the world’s largest oil and gas exporters. Its wealth and military might depend on the ruthless extraction of energy and raw materials which it has exploited for decades at the expense of the health and livelihood of the population at large. Against this backdrop, the current attack on Ukraine appears as the latest stage in a long ongoing war against nature, environment, people and bodies.

Alexander M. Etkind is Professor at the Department of International Relations at the Central European University. He has authored, among others, Internal Colonization: Russia’s Imperial Experience (Polity Press 2011) and Nature’s Evil: A Cultural History of Natural Resources (Polity Press 2021). His new book, Russia against Modernity, will be released by Polity in April 2023.

Monika Halkort is a social scientist and journalist in Vienna. She currently also teaches at the University of Applied Arts as part of the master program ‚Applied Human Rights and the Arts`, under the direction of Manfred Novak. Next to her academic work, she regularly produces contributions for the Ö1 programs Radiokolleg, Hörbilder and Diagonal. From 2011 to 2020, she taught and conducted research at the Lebanese American University in Beirut, Lebanon. The thematic focus of her scholarly and publishing work is the historical interconnections of colonialism, technology and knowledge production and how they continue to shape ideas of sustainability, planetary thinking and environmental justice today.

Recorded at Bruno Kreisky Forum, January 19, 2023

 

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Viola Raheb in conversation with Matthew Teller
NINE QUARTERS OF JERUSALEM

In Jerusalem, what you see and what is true are two different things. Maps divide the walled Old City into four quarters, yet that division doesn’t reflect the reality of mixed and diverse neighbourhoods. Beyond the crush and frenzy of its major religious sites, much of the Old City remains little known to visitors, its people overlooked and their stories untold. Nine Quarters of Jerusalem lets the communities of the Old City speak for themselves. Ranging through ancient past and political present, it evokes the city’s depth and cultural diversity.

Matthew Teller’s highly original ‚biography‘ features the Old City’s Palestinian and Jewish communities, but also spotlights its Indian and African populations, its Greek and Armenian and Syriac cultures, its downtrodden Dom Gypsy families and its Sufi mystics. It discusses the sources of Jerusalem’s holiness and the ideas – often startlingly secular – that have shaped lives within its walls. It is an evocation of place through story, led by the voices of Jerusalemites.

Matthew Teller is an Author, Travel Writer and Documentary-Maker. He writes and broadcasts for the BBC and other media outlets around the world.
His latest book Nine Quarters of Jerusalem: A New Biography of the Old City was published in March 2022 (Profile Books Ltd, 9781788169189)

Viola Raheb, Theologian is Project Manager at Pro Oriente Foundation Vienna and Senior Fellow at Bruno Kreisky Forum

Recorded at Kreisky Forum, January 16, 2023

 

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Rudolf Scholten im Gespräch mit Julian Nida-Rümelin
PERSPEKTIVEN NACH DEM UKRAINE KRIEG

Im Anschluss an den Vortrag des Philosophen Julian Nida-Rümelin führte Rudolf Scholten, Präsident des Bruno Kreisky Forums für internationalen Dialog, ein Gespräch mit ihm.

Aufgezeichnet im Kreisky Forum am 12. Jänner 2023

 

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Julian Nida-Rümelin
PERSEPKTIVEN NACH DEM UKRAINEKRIEG
Europa auf dem Weg zu einer neuen Friedensordnung?

Der Krieg in der Ukraine hat alle Hoffnung zerstört, dass Europa keine bewaffneten Konflikte mehr erlebt. Wieder, wie nach dem Zweiten Weltkrieg und nach dem Fall des Eisernen Vorhangs, muss eine neue Friedensordnung gefunden werden. Dazu muss über die aktuelle militärische Lage im Ukrainekrieg hinausgedacht werden.

Der Philosoph Julian Nida-Rümelin hat gemeinsam mit anderen ein Buch veröffentlicht, das einer Verkürzung der aktuellen Debatten auf die militärische Logik und gleichzeitig einer falsche Moralisierung der Außenpolitik entgegenhält. Im Fokus stehen unterschiedliche Perspektiven für eine neue Realpolitik, in der die Interessen der Ukraine berücksichtigt und zugleich die Chancen für stabile Sicherheit und Frieden ausgelotet werden.

Nida-Rümelin warnt vehement vor dem völligen Rückzug aus globalen Abhängigkeiten. Er sieht darin eine neue Blockbildung wie im Kalten Krieg. Im Gespräch mit Kreisky Forums-Präsident Rudolf Scholten spürt er möglichen Perspektiven für eine neue Friedensordnung nach dem Ukrainekrieg nach.

Julian Nida-Rümelin, Prof. Dr. Dr. h. c.; Professor am Seminar für Philosophie der LMU München; Kulturstaatsminister im ersten Kabinett Schröder; Mitglied der Akademie der Wissenschaften zu Berlin und der Europäischen Akademie der Wissenschaften, Direktor am Bayerischen Institut für digitale Transformation sowie Vorstand der Parmenides Foundation und stellvertretender Vorsitzender des Deutschen Ethikrates.

Begrüßung:
Rudolf Scholten, Präsident des Bruno Kreisky Forums für internationalen Dialog

Julian Nida-Rümelin, Mattias Kumm, Erich Vad, Albrecht von Müller, Werner Weidenfeld, Antje Vollmer:
Perspektiven nach dem Ukrainekrieg
Verlag Herder, Freiburg 2022, Gebundene Ausgabe, 16,00 €, ISBN: 978-3-451-39524-6

Aufgezeichnet am 12. Jänner 2023 im Kreisky Forum

 

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Tessa Szyszkowitz in conversation with Alex von Tunzelmann

FALLEN IDOLS
Is history erased when statues are pulled down? Or is history then made?

In her book “Fallen Idols” – in German: “Heldendämmerung” – British historian Alex von Tunzelmann explores how societies deal with their monuments. In the past few years, there has been a rush to topple statues. Black Lives Matter protesters also defaced of politicians and philanthropists, who were slaveholders and/or imperialists. Edward Colston, Christopher Columbus, Belgian King Leopold II or Winston Churchill: Do they deserve their monuments?
Vienna has its own controversy around the monument for Karl Lueger, mayor of Vienna from 1895 to 1910. While praised for city reforms, Lueger was also an avid antisemite who used racism as political instrument – right in time for Adolf Hitler to learn the trade.
Statues are a visible form of historical storytelling. The stories we tell are vital to how societies understand our past and make our future. Shall we contextualize controversial monuments or take them down? Who controls history?

HELDENDÄMMERUNG tells the story of twelve toppled statues around the world. Übersetzt von Kristin Lohmann, Goldmann,2022, 384 S, 17 Euro.

Alex von Tunzelmann is a British historian and publicist. She is the author of several historical books – Indian Summer 2007 about the end of colonialsm, Red heat 2011 about Cold War in the Caribbean – and her articles appear in The Guardian, The New York Times and others.

Tessa Szyszkowitz is a foreign affairs commentator for Falter and a London correspondent for profil & Cicero. Her last book was Echte Engländer, Britain & Brexit (2018). She is also Distinguished Fellow at the Royal United Services Institute in London.

Recorded at Kreisky Forum, January 10, 2023

 

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ROBERT MISIK IN CONVERSATION WITH JUSTIN GEST
MAJORITY MINORITY

How do societies respond to great demographic change? This question lingers over the contemporary politics of the United States and other countries where persistent immigration has altered populations and may soon produce a majority minority milestone, where the original ethnic or religious majority loses its numerical advantage to one or more foreign-origin minority groups. Until now, most of our knowledge about large-scale responses to demographic change has been based on studies of individual people’s reactions, which tend to be instinctively defensive and intolerant. We know little about why and how these habits are sometimes tempered to promote more successful coexistence.
To anticipate and inform future responses to demographic change, Justin Gest looks to the past. In Majority Minority, Gest wields historical analysis and interview-based fieldwork inside six of the world’s few societies that have already experienced a majority minority transition to understand what factors produce different social outcomes. Gest concludes that, rather than yield to people’s prejudices, states hold great power to shape public responses and perceptions of demographic change through political institutions and the rhetoric of leaders. Through subsequent survey research, Gest also identifies novel ways that leaders can leverage nationalist sentiment to reduce the appeal of nativism—by framing immigration and demographic change in terms of the national interest. Grounded in rich narratives and surprising survey findings, Majority Minority reveals that this contentious milestone and its accompanying identity politics are ultimately subject to unifying or divisive governance.

Justin Gest is an Associate Professor of Policy and Government at George Mason University’s Schar School of Policy and Government. He is the author of six books, primarily on the politics of immigration and demographic change—all from Oxford University Press or Cambridge University Press.

Robert Misik, Author and Journalist

Recorded at Kreisky Forum in December 2022

 

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EVA NOWOTNY IN CONVERSATION WITH JEFFREY SACHS
US FOREIGN POLICY AFTER THE MID TERM ELECTIONS

Against a background of an international climate of heightened tensions, an unprecedented act of military aggression by Russia against Ukraine, many unresolved issues in the US relationship to China, the Mid Term Election of November 2022 has altered the domestic political landscape in the US. Foreign policy mainly is in the domain of the President. Nevertheless, the question whether and to what extent the outcome of the election can impact on foreign policy in general and on the President’s capability to shape it needs to be explored

Jeffrey D. Sachs is a world-renowned economics professor, bestselling author, innovative educator, and global leader in sustainable development. He serves as the Director of the Center for Sustainable Development at Columbia University. He is also President of the UN Sustainable Development Solutions Network, a commissioner of the UN Broadband Commission for Development, and an SDG Advocate for UN Secretary General Antonio Guterres. From 2001-18, Sachs served as Special Advisor to UN Secretaries-General Kofi Annan (2001-7), Ban Ki-moon (2008-16), and António Guterres (2017-18). Sachs has authored and edited numerous books, most recently A New Foreign Policy: Beyond American Exceptionalism (2018), and The Ages of Globalization: Geography, Technology, and Institutions (2020).

Eva Nowotny, Board Member of Bruno Kreisky Forum, Amb. ret., Chair of the Vienna University Board

Recorded at Kreisky Forum, December 14, 2022

 

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Alexia Weiss und Daniel Landau im Gespräch
ZERSCHLAGT DAS SCHULSYSTEM… UND BAUT ES NEU!

Die Unzufriedenheit mit dem Schulsystem ist groß: Kinder sind unter- oder überfordert, Eltern beklagen zu großen Druck und ein zu hohes Lernpensum. Lehrer*innen wollen unterrichten, sehen aber, dass sie manche Schüler*innen nicht erreichen oder zu wenig Unterrichtszeit für sie haben, um ihnen das zu vermitteln, was sie brauchen. Direktor*innen sind frustriert vom ständig steigenden Administrationsaufwand. Also wie weiter? „Die Notwendigkeit zur Veränderung an Schulen könnte man nutzen, um nicht nur wieder ein kleines Reförmchen anzugehen, sondern das Bildungswesen neu zu konzipieren.“ meint Alexia Weiss.
Im Gespräch mit dem Bildungsexperten und -aktivisten Daniel Landau präsentiert sie ihre Überlegungen und Vorschläge.

Alexia Weiss hat an der Universität Wien Germanistik studiert und eine Journalismusausbildung gemacht.
Seit 1993 ist sie journalistisch tätig. Derzeit ist sie Redakteurin des jüdischen Magazins Wina, schreibt als freie Journalistin für gewerkschaftliche Medien wie Kompetenz oder Arbeit & Wirtschaft, fallweise auch für andere Magazine und Zeitungen. Ihr erster Roman „Haschems Lasso“ erschien 2009, 2011 das Kinderbuch „Dinah und Levi. Wie jüdische Kinder feiern (Annette Betz Verlag), 2014 ihr zweiter Roman „Endlosschleife“.
Mit „Jude ist kein Schimpfwort“ (Verlag Kremayr & Scheriau) legt sie im Frühjahr 2021 ein sehr persönlich gehaltenes Sachbuch vor. Ihre Streitschrift „Zerschlagt das Schulsystem … und baut es neu!“ ist seit August erhältlich (Kremayr & Scheriau, ISBN: 978-3-218-01353-6)

Daniel Landau absolvierte Ausbildungen zum Dirigenten, Magister der Betriebswirtschaftslehre und Diplompädagogen für Musik und Mathematik. Er war Mittelschul- und AHS-Lehrer, künstlerisch u.a. als Regisseur und Dirigent tätig (ua mit seinem Orchester „Live your charity“), und er ist Gründer zahlreicher Bildungsinitiativen, darunter das Bildungsvolksbegehren, zukunft.bildung sowie jedesK!ND. Aktuell ist er Bildungskoordinator der Bundesregierung, zuständig für die jungen ukrainischen Schutzsuchenden.

In Zusammenarbeit mit Kremayr & Scheriau

Aufgezeichnet im Kreisky Forum am 13. Dezember 2022

 

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TESSA SZYSZKOWITZ IN CONVERSATION WITH CAROLINE DE GRUYTER
WHAT’S HABSBURG GOT TO DO WITH IT?
The EU can learn from parallels to the Austrian Empire.

EU expert Caroline de Gruyter surprised many with her new book “Das Habsburgerreich – Inspiration für Europa?”. There is little sympathy left for the Austrian Empire today. But De Gruyter traces striking parallels between old monarchy and new European Union: Like the Empire then, the EU today provides a roof over the heads of many nations and language groups, keeping the bigger ones in check and protecting the smaller ones. Playing for time, avoiding conflict, working on never-ending reforms and finding ugly compromises are key characteristics of both Habsburg and EU governance – muddling through, in short.
Hundred years after the First World War, Europe now faces a similar dilemma as the Habsburgs did then: As an interstitial power squeezed between rivals the EU is constantly challenged. Caroline de Gruyter will discuss parallels and differences: Can cultivating buffer zones outside the external borders help? And: Will the EU as an organisation survive the war in the Ukraine or cease to exist like the Habsburg Empire after WWI?

Caroline de Gruyter is an EU affairs journalist based in Brussels working with the Dutch daily NRC Handelsblad and Foreign Policy as a Europe columnist and correspondent. She is a member of the European Council on Foreign Relations, her commentary appeared in The Guardian, The New York Times a.o.. She is the author of five books, her latest was translated into German by Leopold Decloedt: “Das Habsburgerreich – Inspiration für Europa?”
Tessa Szyszkowitz is a foreign affairs commentator for Falter and a London correspondent for profil & Cicero. Her last book was Echte Engländer, Britain & Brexit (2018). She is also Distinguished Fellow at the Royal United Services Institute in London.

Recorded at Kreisky Forum, December 6, 2022

 

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GUDRUN HARRER IM GESPRÄCH MIT EMRAN FEROZ
DAS ENDLOSE AFGHANISTAN-DESASTER
Warum wir heute sind, wo wir sind

Seit über einem Jahr wird Afghanistan wieder von den militant-islamistischen Taliban regiert. Wir erinnern uns: Am 15. August 2021 fielen die Extremisten in die Hauptstadt ein, während der letzte Präsident der afghanischen Republik, Ashraf Ghani, ins Ausland flüchtete und die USA und ihre Verbündeten mit ihrem Truppenabzug beschäftigt waren. Doch wie kam es zu jenem schicksalhaften Tag und was hat der „längste Krieg“ der Amerikaner am Hindukusch überhaupt gebracht?

Emran Feroz ist freier Journalist, Kriegsreporter und Autor. Er berichtet seit fast zehn Jahren aus und über Afghanistan und schreibt mitunter für das US-Magazin Forein Policy, CNN, die New York Times, für Profil und den Spiegel. 2021 erschien Feroz‘ Bestseller „Der längste Krieg“, worin er kritisch und detailreich 20 Jahre War on Terror in Afghanistan analysiert. Im selben Jahr wurde Feroz für seine Arbeit mit dem österreichischen Concordia-Preis in der Kategorie Menschenrechte ausgezeichnet.
Gudrun Harrer, Leitende Redakteurin, Der Standard; Lektorin für Moderne Geschichte und Politik des Nahen und Mittleren Ostens an der Universität Wien und an der Diplomatischen Akademie Wien

Emran Feroz:
Der längsten Krieg: 20 Jahre War on Terror
Westend, ISBN 3864893283, € 18,50,-

ZOOM Live Talk, 5.12.2022

 

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BERT FRAGNER MEMORIAL LECTURE 2022

Hessam Habibi Doroh
BETWEEN GREATER KHORASAN AND THE KHORASAN PROVINCE
The continuity of Greater Khorasan in the social identity of Iranian Sunnis in Khorasan province

Introduction and moderation:
Florian Schwarz, Institute Director Austrian Academy of Sciences, Institute for Iranian Studies.
Walter Posch, Senior Fellow, Institute for Peacekeeping and Conflict Management (IFK), National Defense Academy
Hessam Habibi Doroh, FH Campus Vienna

The Persian-speaking Iranian Sunnis of the Khorasan province feel a deep collective resonance with the historical roots of Greater Khorasan in their social identity. Even today, they continue to praise and illustrate the glorious Islamic past through their narratives. This is in contrast to most Iranian Sunnis with a non-Persian-speaking ethnic identity.
Historically Khorasan has long been recognized as the center of Sunni education. This dates back to the Seljuk period and the establishment of Sunni educational institutions such as Nizamiyyeh of Niyshabur. However, the central status of this eastern region of the Islamic world was diminished following the 15th century – in particular, due to the early 16th-century expansion of Shiʿi Islam under the Safavids. Yet the sense or idea of centrality has continued like a thread weaving through the social identity of the Iranian Sunnis in Khorasan and remains reflected in their religious and historical narrations today. This lecture explores this continuity of Greater Khorasan, shows how the historical roots of Khorasan shaped the social identity of Sunnis in the Khorasan province, and investigates transnational identity within the local social identity.

Recorded at Kreisky Forum on December 1, 2022

 

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In Kooperation mit Buch Wien 2022
ULRIKE HERMANN IM GESPRÄCH MIT ROBERT MISIK
DAS ENDE DES KAPITALISMUS

Die Menschheit ruiniert den gesamten Planeten, und besonders bedrohlich ist die Klimakrise. Politik und Wirtschaft hoffen daher auf „grünes Wachstum“. Doch das ist eine Illusion. Der Ökostrom aus Solarpaneelen und Windrädern wird nicht reichen, um permanentes Wachstum zu befeuern.
Die Wirtschaft muss schrumpfen. Dies wäre jedoch das Ende des Kapitalismus, weil er nur stabil ist, solange es Wachstum gibt. Die Wirtschaftsjournalistin Ulrike Herrmann beschreibt, wie die Zukunft aussieht – ohne Wachstum, ohne Gewinne, ohne Autos, ohne Flugzeuge, ohne Banken, ohne Versicherungen und fast ohne Fleisch.

Ulrike Hermann, Wirtschaftsredakteurin bei der „tageszeitung“ (taz)
Moderation: Robert Misik, Autor und Journalist

Ulrike Hermann ist ausgebildete Bankkauffrau und hat Geschichte und Philosophie an der FU Berlin studiert. Von ihr stammen mehrere Bestseller. Ihr neuestes Buch ist: „Das Ende des Kapitalismus. Warum Wachstum und Klimaschutz nicht vereinbar sind – und wie wir in Zukunft leben werden“ ist im September 2022 im Verlag Kiepenhauer & Witsch erschienen.

Ulrike Hermann:
Das Ende des Kapitalismus.
Verlag Kiepenhauer & Witsch, 2022
ISBN 978-3-462-00255-3

Aufgezeichnet im Kreisky Forum am 24. November 2022

 

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ROBERT MISIK IM GESPRÄCH MIT MARKUS MARTERBAUER

ANGST UND ANGSTMACHEREI
Wie bezahlen wir die wirtschaftlichen Folgen von Pandemie und Krieg?

Neoliberale Wirtschaftspolitik betrachtet Angst als mobilisierenden Faktor. Sie schürt Angst vor Altersarmut, sozialem Abstieg und dem bevormundenden Staat. Doch ist es das, was wir angesichts von Pandemie, Krieg und Klimakrise brauchen?
Markus Marterbauer und Martin Schürz plädieren für eine Wirtschaftspolitik, die begründeten Ängsten gezielt entgegenwirkt, die Verängstigten bestärkt, Hoffnung weckt und Freiheit schafft. In einer Gesellschaft, in der Wenige Milliarden besitzen, darf es keine Armut geben, und es darf nicht mit Angstmacherei Politik betrieben werden. Ein Plädoyer für hohe Mindeststandards in einem besseren Sozialstaat, Löhne, von denen man gut leben kann, und eine Begrenzung des Reichtums.

Markus Marterbauer, Chefökonom der Arbeiterkammer Wien
Robert Misik, Autor und Journalist

In Kooperation mit dem Zsolnay Verlag

Markus Marterbauer, Martin Schürz
Angst und Angstmacherei
Verlag Zsolnay, September 2022, € 26,80
ISBN 978-3-552-07311-1

Aufgezeichnet im Kreisky Forum am 22. November 2022
 

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Eva Nowotny im Gespräch mit Reinhard Heinisch
US MIDTERM ELECTIONS – EINE ANALYSE

In den amerikanischen Midterm Elections werden das gesamte Abgeordnetenhaus und ein Drittel des Senats neu gewählt.
Entscheidend ist, wie generell bei amerikanische Wahlen, die Wahlbeteiligung. Der, dessen Anhänger eher zu den Urnen gehen, gewinnt. Wahlkämpfe sind daher weniger Überzeugungskampagnen, sondern Mobilisierungsschlachten. Dabei spielen Emotionen und das Schüren der Angst vor dem Gegner die Hauptrolle.
Bis auf zwei Fälle haben alle Präsidenten seit dem Zweiten Weltkrieg bei Midterms Niederlagen eingefangen. Denn zur Mitte der Amtszeit sind die eigenen Wähler mit den politischen Verhältnissen noch eher zufrieden und daher weniger zu mobilisieren. Dagegen brennen die politischen Gegner darauf, es endlich dem Präsidenten und seiner Partei zu zeigen. Allerdings wird das Ganze noch durch lokal relevante Themen und Personen beeinflusst, denn ohne den Präsidenten als Zugpferd auf dem Stimmzettel wird anderes plötzlich wichtiger.
Der Ausgang dieser Wahlen hat große Auswirkungen auf die US-Innenpolitik und vor allem auf die restlichen zwei Jahre der Präsidentschaft von Joe Biden.

Reinhard Heinisch, Universitätsprofessor für Österreichische Politik in vergleichender europäischer Perspektive und Leiter des Fachbereichs Politikwissenschaft und Soziologie, Paris Lodron Universität Salzburg

Eva Nowotny, Vorstandsmitglied des Bruno Kreisky Forums, Diplomatin i.R., Vorsitzende des Universitätsrates der Universität Wien

Aufgezeichnet im Kreisky Forum am 21. November 2022

 

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Martin Staudinger im Gespräch mit Thomas Faist
EXIT. Warum Menschen aufbrechen

Die Frage, auf welchem Fleckchen Erde man geboren wurde, ist längst zum Bestimmungsfaktor individueller Lebenschancen geworden. In manchen Weltregionen brechen heute immer mehr Menschen auf, um ihr Glück dauerhaft woanders zu suchen. Was macht das mit ihrer Heimat – und was folgt daraus für die reichen Zielländer im globalen Norden? Der Soziologe Thomas Faist bringt Licht ins Dunkel – und räumt mit einigen grassierenden Mythen zur globalen Migration im 21. Jahrhundert auf.

Der Begriff «Exit» bezeichnet die Entscheidung, die eigene Heimat zu verlassen, weil es dort schlichtweg keine Perspektiven mehr gibt. Sie ist zum politischen Massenphänomen unserer Zeit und vor allem im globalen Süden zu einer Alternative zum sozialen Protest geworden. Die Abwanderung etwa auf dem afrikanischen Kontinent verschärft sich nicht zuletzt infolge des Klimawandels, der den globalen Süden ungleich härter trifft als den globalen Norden. Dadurch entstehen sowohl in den Immigrations- als auch in den Emigrationsländern neue politische Konfliktkonstellationen. Auf der anderen Seite wird die weltweite soziale Ungleichheit, die Schere zwischen Nord und Süd, durch immer rigidere Migrationsregime zementiert statt abgemildert. Es bedarf folglich einer neuen, fairen Migrationspolitik, um den Exit im globalen Süden in eine für alle Beteiligten gewinnbringende Mobilität zu lenken.

Im Gespräch mit Martin Staudinger spricht Thomas Faist, einer der führenden Migrationsexperten in Europa, über Erkenntnisse seiner Forschung zu globaler Migration.

Thomas Faist ist Professor für Transnationale Beziehungen, Entwicklungs- und Migrationssoziologie an der Universität Bielefeld. Faist ist Mitglied in Deutschlands Rat für Migration und wurde 2020 in die Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste gewählt.
Sein Buch „Exit“ ist im September 2022 im Verlag C.H. Beck erschienen (ISBN 978-3-406-78235-0).

Martin Staudinger, Journalist, arbeitete bis 1998 beim Falter, wechselte danach zuerst zum Format, dann zum Profil, wo er zum Chef des Auslandsressorts avancierte. Seit 2021 ist er zurück beim Falter und leitet das tagesaktuelle Newsletter-Projekt FALTER.morgen.

Buchtipp:
Thomas Faist: EXIT. Warum Menschen aufbrechen
Verlag C. H. Beck, September 2022, 978-3-406-78235-0, Hardcover, € 32,oo

aufgezeichnet im Bruno Kreisky Forum am 14.11.2022

 

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In Kooperation mit Karl Renner-Institut und Sir Peter Ustinov-Institut
ROBERT MISIK IM GESPRÄCH MIT OLIVER NACHTWEY
GEKRÄNKTE FREIHEIT

Corona-Kritiker mit Blumenketten, Künstlerinnen, die naturwissenschaftliche Erkenntnisse infrage stellen, Journalisten, die sich als Rebellen gegen angebliche Sprechverbote inszenieren: Der libertäre Autoritäre hat Einzug gehalten in den politischen Diskurs. Er sehnt sich nicht nach einer verklärten Vergangenheit oder der starken Hand des Staates, sondern streitet lautstark für individuelle Freiheiten. Etwa frei zu sein von Rücksichtnahme, von gesellschaftlichen Zwängen – und frei von gesellschaftlicher Solidarität.
Der Wirtschafts- und Gesellschaftswissenschaftler Oliver Nachtwey und die Literatursoziologin Carolin Amlinger sind in ihrem aktuellen Buch diesem „libertären Autoritarismus“ nachgegangen. Sie definieren ihn als eine Folge der Freiheitsversprechen der Spätmoderne: Mündig soll er sein, der Einzelne, dazu noch authentisch und hochgradig eigenverantwortlich. Gleichzeitig erlebt er sich als zunehmend macht- und einflusslos gegenüber einer komplexer werdenden Welt. Das wird als Kränkung erfahren und äußert sich in Ressentiment und Demokratiefeindlichkeit.
Im Kreisky Forum spricht Robert Misik mit Oliver Nachtwey über einen neuen Protesttypus der Spätmoderne, dessen Ruf nach individueller Souveränität eine Bedrohung ist für eine Gesellschaft der Freien und Gleichen: die Verleugnung einer geteilten Realität.

Oliver Nachtwey, geboren 1975, ist Professor für Sozialstrukturanalyse an der Universität Basel. 2016 erhielt er den Hans-Matthöfer-Preis.
Moderation: Robert Misik, Autor und Journalist

Carolin Amlinger, Oliver Nachtwey:
Gekränkte Freiheit. Aspekte des libertären Autoritarismus
Suhrkamp Verlag, Oktober 2022

 

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GUDRUN HARRER IM GESPRÄCH MIT LEO WIGGER
WAS WILL KATAR?

Die erste arabische WM und die Geopolitik am Golf
Der Nahost- und Fußballexperte Leo Wigger spricht über die politische Kraft des Fußballs im Nahen Osten – nicht nur in Katar, sondern auch in anderen Staaten, besonders sichtbar auch im Iran – und versucht zu erklären, wie Katar eigentlich „tickt“, was es mit einem sportlichen Engagement beabsichtigt und was nicht und worauf in der Berichterstattung in Europa mehr geachtet werden sollte.

Leo Wigger studierte Internationale Politik an der Londoner School of Oriental and African Studies (SOAS) und absolvierte u. a. Studienaufenthalte in Bulgarien und Pakistan. Beim zenith-Magazin und dem Berliner Think-Tank Candid Foundation ist er Fachmann für Süd- und Zentralasien sowie die Schwarzmeerregion. Außerdem befasst sich Wigger mit internationaler Sportpolitik. Gemeinsam mit Robert Chatterjee hat er das Buch So eine WM gab es noch nie: Katar 2022 geschrieben, welches im Juli 2022 erschienen ist.

Gudrun Harrer, Leitende Redakteurin, Der Standard; Lektorin für Moderne Geschichte und Politik des Nahen und Mittleren Ostens an der Universität Wien und an der Diplomatischen Akademie Wien

Buchtipp:
Robert Chatterjee & Leo Wigger: So eine WM gab es noch nie: Katar 2022
Deutscher Levante Verlag, ISBN ‎ 978-3943737905, € 14,90,-

Online Live Gespräch via Zoom aufgezeichnet am 9. November 2022

 

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HANNO LOEWY IM GESPRÄCH MIT ANTONY LERMAN
WHATEVER HAPPENED TO ANTISEMITISM?
Redefinition and the Myth of the “Collective Jew”

In seinem neuen Buch erklärt Antony Lerman, wie der Antisemitismus zu einem der kontroversesten Themen unserer Zeit wurde. Die Öffentlichkeit, Akademiker*innen, Journalist*innen, Aktivist*innen und Jüdinnen und Juden selbst sind über seine Bedeutung zerstritten wie noch nie. Dies ist das Ergebnis eines 30-jährigen Prozesses der Neudefinition, die Antisemitismus und Kritik an der Politik Israels immer mehr miteinander gleichsetzt. Die Folgen dieser Neudefinition sind alarmierend: Die fortschreitende Dämonisierung universalistischer Positionen und eine populistische Legitimierung von Islamophobie und Nationalismus. Das Ergebnis ist auch eine Bedrohung von Jüdinnen und Juden in aller Welt.

Antony Lerman ist ein britischer Schriftsteller, der sich auf das Studium des Antisemitismus, des israelisch-palästinensischen Konflikts, des Multikulturalismus und des Platzes der Religion in der Gesellschaft spezialisiert hat. Er ist Senior Fellow beim Bruno Kreisky Forum für Internationalen Dialog und Honorary Fellow of the Parkes Institute for the Study of Jewish/non-Jewish Relations an der Universität Southampton. Er ist der Autor von „The Making and Unmaking of a Zionist: A Personal and Political Journey“ (London, 2012) und Herausgeber von „Do I Belong?“ (London, 2017).

Hanno Loewy, Literatur- und Medienwissenschaftler, Publizist, Direktor des Jüdischen Museums Hohenems

Eine Zusammenarbeit des Jüdischen Museums Hohenems und des Bruno Kreisky Forum für internationalen Dialog

Buchtipp:
Antony Lerman: Whatever Happened to Antisemitism? Redefinition and the Myth of the ‚Collective Jew‘
Pluto Press, Juni 2022, ISBN: 9780745338774, e-book: ISBN 9781786806307

 

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TIMNA BRAUER UND NADINE SAYEGH IM GESPRÄCH
JAFFA – GESTERN UND HEUTE

Nicolas Sayegh, ein palästinensischer „Tom Sawyer“, streift mit seinen Freunden durch die sonnenübergossenen Straßen des nach Orangenblüten duftenden Jaffa der 1940er-Jahre. Doch seine unbeschwerte Kindheit endet abrupt, als im Jahr 1948 seine Familie mit vielen anderen aus ihrer Heimatstadt flüchten muss. Nadine Sayegh ist Nicolas Tochter. In ihrem Buch Orangen aus Jaffa hat sie die Erinnerungen ihres Vaters an seine Kindheit in Jaffa aufgeschrieben; sie erzählt vom Leben und der Kultur einer bürgerlichen palästinensischen Familie vor ihrer Vertreibung aus Palästina und der Staatsgründung Israels. Nadine lebt in Wien, das Jaffa der Gegenwart kennt sie kaum.
Timna Brauer ist die Tochter von Neomi, einer jemenitischen Israelin, und dem österreichischen Maler Prof. Arik Brauer. Gemeinsam mit dem israelischen Jazz-Pianisten Elias Meiri gründet sie 1985 ein Ensemble, das bis heute regelmässig international auftritt. Timna Brauer lebt einen Teil des Jahres in Tel Aviv-Jaffa.

Timna Brauer und Nadine Sayegh, die einander seit vielen Jahren kennen und schätzen, sprechen im Kreisky Forum über das Jaffa von damals und heute, über israelisch-jüdische und palästinensisch-christliche Familienerinnerungen und darüber, was sie verbindet und was sie trennt.

Nadine Sayegh, geboren in Beirut, wuchs in Wien auf, studierte Betriebswirtschaft an der McGill University in Kanada und arbeitete über zwanzig Jahre lang europaweit als Managerin für Coca-Cola in den Bereichen Finanzen, Risikomanagement und Personalwesen. Jetzt lebt sie mit ihrer Familie in Wien.

Timna Brauer, geboren in Wien, wuchs in Wien, Paris und Israel auf. Sie studierte am Wiener Konservatorium Gitarre, Klavier und Gesang, danach absolvierte sie ein Studium der Musikwissenschaften an der Pariser Sorbonne und Meisterkurse in Klassik, Jazz und indischem Gesang. An der Universität unterrichtete sie Jazz-Gesang. Seit 2010 leitet sie die Kunstsammlung Prof. Arik Brauer in der Villa ihrer Eltern in Wien-Währung. Schwerpunkte ihres musikalischen Schaffens sind Cross Over-Projekte, Chansons, Kinderprogramme und vor allem Jüdische Musik in all ihren Facetten. Vor kurzem erschien ihre erste Songwriter-CD, ein Liebeslieder-Zyklus mit dem Titel Minnesang & Drang.

Buchtipp:
Nadine Sayegh: Orangen aus Jaffa – Eine wahre Geschichte über das Ende der goldenen Ära Palästinas
Verlag edition a, Wien, 2022, ISBN: 978-3-99001-554-4

Musiktipp:
Timna Brauer: Minnesang und Drang. Mit dem Vienna Tango Quintet. Preiser Records

Aufgezeichnet im Kreisky Forum am 3. November 2022

 

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GUDRUN HARRER IN CONVERSATION WITH ORAIB RANTAWI
JORDAN’S GEOPOLITICAL AND STRATEGIC ROLE IN THE MIDDLE EAST

Historically, Jordan has played a wider regional role as part of the security order in the Gulf States and as a main player in the Arab-Israeli conflict building on its strong ties with the West. However, there are new dynamics in the region. With the rise of the Gulf States there is no longer the need for Jordanian support. Meanwhile, Israel is not paying the same attention to the role of Jordan as it did previously because of the systematic shift in Israel towards the right. Consequently, changing priorities in the Gulf and Israel have led to changes in and challenges to Jordan’s geopolitical and strategic role, especially as developments, such as the Abraham Accords, have shifted the focus to other regional players. This reflects a wider regional dynamic in which we are witnessing a movement away from a confrontational approach between separate camps to one of fluidity between conflicting axes.
The discussion with Oraib Rantawi will seek to cover how Jordan can maintain its role in a changing regional environment, considering the role of Jordanian domestic challenges and questions of the priorities on the Jordanian foreign and defence policy agenda.

Oraib Rantawi is the founder and director general of the Amman-based Al Quds Center for Political Studies and an established writer and columnist. He has authored and edited several strategic studies and organized and participated in seminars and conferences in Jordan and internationally. He is also a frequent commentator and analyst on television and has produced his own show “Qadaya wa Ahdath” (Issues and Events).
Gudrun Harrer, Senior Editor at Der Standard, Lecturer on Modern History and Politics of the Middle East, University of Vienna and Diplomatic Academy of Vienna

ZOOM live talk on October 24, 2022

 

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IRENE GINER-REICHL IN CONVERSATION WITH JOSEPH LIOW CHIN YONG
CHINA AND THE NEW INTERNATIONAL ORDER

The rules-based international order – that the EU is particularly keen to uphold – is under pressure, and not just since February 2022. Balances of powers are shifting as war continues on European soil, an global gas and food prices are rising. Regional powers and regional international organisations – such as the Shanghai Cooperation Organisation – that were long deemed of secondary relevance by the European political establishment – seem to grow in self-confidence and international agency. China’s role in all of this is pivotal.

Our conversation will explore what exactly are China’s interests today and what tools and allies Beijing has to advance them.

Joseph Liow Chin Yong is Tan Kah Kee Chair in Comparative and International Politics at Nanyang Technological University (NTU), Singapore. He is Professor and former Dean at the S. Rajaratnam School of International Studies, and currently Dean of College of Humanities, Arts, and Social Sciences at NTU Singapore. His research interests encompass social movements in Southeast Asia and the geopolitics and geoeconomics of the Asia Pacific region.
Joseph Liow Chin Yong is the author, co-author, or editor of 14 books. His most recent single-authored books are Ambivalent Engagement: The United States and Regional Security in Southeast Asia after the Cold War (Brookings 2017), Religion and Nationalism in Southeast Asia (Cambridge University Press, 2016) and Dictionary of the Modern Politics of Southeast Asia, fourth edition (Routledge, 2014). A regular columnist for The Straits Times, his commentaries on international affairs have also appeared in New York Times, Foreign Affairs, Foreign Policy, National Interest, Nikkei Asian Review, and the Wall Street Journal.

Irene Giner-Reichl, Ambassador (ret.)

 

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GUDRUN HARRER IN CONVERSATION WITH JAMES DORSEY
MIDDLE EAST: REALISM VS. PRICIPLES IN US FOREIGN POLICY

At the core of a US policy debate over the Middle East lies the question of how to best ensure regional stability and protect US interests. Lost in the debate is whether the cost of maintaining stability by supporting autocratic rule is lower in the long term than the upfront expense of adhering to human rights principles, pluralism, and transparent and accountable governance that would initially alienate Middle Eastern partners.

For a long time, the United States have been supporting autocracy at the expense of making greater transparency and accountability cornerstones of cooperation with Washington.

The short-term benefits are obvious but so are the wounds that fester because they are not properly treated, causing greater turmoil and costs further down the road. Moreover, the approach that juxtaposes US actions against US rhetoric makes US pledges of adherence to values ring hollow at a time when credibility may be a major determining factor in the rivalry with Russia and China.

While neither China nor Russia is willing or able to replace the United States as the region’s security guarantor, regional alliances, particularly with Israel, may compensate to a degree for uncertainty about US reliability but are fraught with pitfalls. Gulf states are a long way away from being able to shoulder full responsibility for their defense, which in the case of the smaller states may never be achievable, even if there is a greater emphasis on building domestic arms industries.

James M. Dorsey is an adjunct senior fellow at the S. Rajaratnam School of International Studies at Singapore’s Nanyang Technological University, a syndicated columnist, and the author of the blog and podcast, The Turbulent World of Middle East Soccer. As a journalist and scholar Dorsey focuses on the geopolitics of Eurasia, political and social change in the Middle East and North Africa and its impact on Southeast, South and Central Asia, as well as the nexus of sports, politics and society.

Gudrun Harrer, Senior Editor at Der Standard, Lecturer on Modern History and Politics of the Middle East, University of Vienna and Diplomatic Academy of Vienna

ZOOM live Talk September 17th 2022

 

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ROBERT MISIK IM GESPRÄCH MIT VERONIQUE ZANETTI
SPIELARTEN DES KOMPROMISSES

„Der Kompromiss hat eine Ehrenrettung verdient. Zanettis Buch dekliniert die Formen, Umstände und Dilemmata beim Kompromisse-finden durch, ist aber zugleich eine große Lobpreisung des Kompromisses.“
Robert Misik

Kompromisse sind nicht beliebt, aber im Alltag so unentbehrlich wie in der Politik. Das liegt daran, dass konfligierende Interessen und Überzeugungen oft prinzipiell nicht zur Deckung gebracht werden können. Dann ist es vernünftig, sich auf eine gewaltfrei und gemeinschaftlich ausgehandelte »zweitbeste Lösung« einzulassen – auf einen Kompromiss. Nichtsdestoweniger haben Kompromisse einen schlechten Ruf. Gerne ist von „faulen Kompromissen“ die Rede, die alles verwässern würden. Kompromisse brauchen auch Zeit, sorgen für Schneckentempo. Aber zugleich gibt es praktisch keine gesellschaftlichen Fortschritte, die nicht in Kompromissen verwirklicht wurden. Der Kompromiss selbst ist eine Tugend: Er lebt von der Bereitschaft, einen Konsens zu finden. Bei der Kompromissfindung werden viele Gesichtspunkte beachtet, sie sind oftmals „klüger“ als die divergierenden Ausgangspositionen. Der Dialog, der den Kompromiss begleitet, führt also zu schlaueren Ergebnissen.
Véronique Zanetti zeigt anhand zahlreicher Beispiele, wie sich verschiedene Spielarten des Kompromisses in individuellen und sozialen Entscheidungsprozessen, in Politik, Moral und Recht je anders gestalten und führt uns auf eine philosophische Reise durch die Welt der Kompromisse.
Mit Robert Misik spricht die Philosophin über ihr neues Buch.

Véronique Zanetti, Professorin für politische Philosophie an der Universität Bielefeld
Robert Misik, Autor und Journalist

ZOOM Live Talk, 13. Oktober 2022

 

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ISOLDE CHARIM IM GESPRÄCH MIT FRANZ SCHUH
DIE QUALEN DES NARZISSMUS

Wie kommt es, dass wir uns den Verhältnissen unterordnen? Oder mit Spinoza gefragt: Wie kommt es, dass „die Menschen für ihre Knechtschaft kämpfen, als sei es für ihr Heil“? Diese Frage gilt es zu allen Zeiten neu zu stellen, erst recht jedoch in Zeiten von Krisen und Verunsicherungen. Die Antwort heute muss lauten: Es ist der Narzissmus, der Narzissmus als gesellschaftliche Forderung an jeden Einzelnen: Du musst mehr werden, als du bist, du musst zu deinem Ideal werden. Was aber bedeutet es für die Gesellschaft, wenn dieses antigesellschaftliche Prinzip zur herrschenden Ideologie wird?

In ihrem neuen Buch erklärt die Philosophin Isolde Charim beeindruckender Klarheit, was uns dazu bringt, uns freiwillig zu unterwerfen. Im Kreisky Forum spürt sie diesen „Qualen des Narzissmus“ im Gespräch mit Franz Schuh nach.

Isolde Charim, geboren in Wien, Studium der Philosophie in Wien und Berlin, arbeitet als freie Publizistin und ständige Kolumnistin der „taz“ und des „Falter“. 2006 erhielt sie den Publizistik-Preis der Stadt Wien. Seit 2007 ist sie wissenschaftliche Kuratorin am Bruno Kreisky Forum. Bücher u.a.: „Lebensmodell Diaspora. Über moderne Nomaden“ (Hrsg. gem. mit Gertraud Auer 2012). Bei Zsolnay erschien im Frühjahr 2018 der Band „Ich und die Anderen. Wie die neue Pluralisierung uns alle verändert“, für den sie den Philosophischen Buchpreis 2018 erhält. 2022 erhielt sie den Österreichischen Staatspreis für Kulturpublizistik.

Franz Schuh, geb. 1947 in Wien, studierte Philosophie, Geschichte und Germanistik. Er erhielt u.a. 2006 den Preis der Leipziger Buchmesse, 2011 den Österreichischen Kunstpreis und 2021 den Johann-Heinrich-Merck-Preis für literarische Kritik und Essay. Bei Zsolnay erschienen zuletzt Sämtliche Leidenschaften (2014), Fortuna. Aus dem Magazin des Glücks (2017) und Lachen und Sterben (2021). 2022 wurde er mit dem Bruno Kreisky Preis für das politische Buch für sein Lebenswerk ausgezeichnet.

Isolde Charim:
Die Qualen des Narzissmus. Über freiwillige Unterwerfung
Hardcover, 219 Seiten, September 2022 Zsolnay-Verlag, 24,- €
ISBN 978-3-552-07309-8

In Kooperation mit dem ZSOLNAY Verlag

Aufgezeichnet im Kreisky Forum am 11. Oktober 2022

 

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GUDURN HARRER IN CONVERSATION WITH ERZSÉBET RÓZSA
CIVIL REBELLION IN IRAN

The death of a detained young woman in Teheran who had been arrested for ‚bad hijab‘ has provoked demonstrations which started in Kurdistan – Mahsa Amini was Kurdish and Sunni – but evolved into nationwide protests of the Iranian civil society against the enforced rules by the Islamic Republic’s regime and against the system in general. It is a particularly sensitive time for Iran because the end of Ali Khamenei’s leadership era is foreseeable. A normalisation of relations with ‚the West‘ through a reactivation of the nuclear deal (JCPOA) has failed so far. Tensions are intensifying because of Iran’s ‚alliance‘ with Russia.

Erzsébet Rózsa is a Professor at the National University of Public Service, Budapest and a Senior Research Fellow at the Institute for World Economics of the Hungarian Academy of Sciences. She is also an External Fellow at the Institute for Foreign Affairs and Trade, Budapest. Her fields of research include the political, security and social processes of the Middle East, Egypt, Iran, the Iranian nuclear debate, nuclear non-proliferation, as well as the Euro-Mediterranean cooperation institutions. Erzsébet N. Rózsa holds an MA in Arabic Studies, Iranian Studies and English Studies, and a PhD in International Relations.

Gudrun Harrer, Senior Editor at Der Standard, Lecturer on Modern History and Politics of the Middle East, University of Vienna and Diplomatic Academy of Vienna

ZOOM Live Talk, October 10, 2022

 

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HELFRIED CARL IM GESPRÄCH MIT LORENZ GALLMETZER
ITALIEN – DIE RECHTE WENDE?

Nach den Parlamentswahlen am 25. September wird mit Giorgia Meloni wahrscheinlich erstmals eine Frau Regierungschefin Italiens. Ein längst fälliger Fortschritt aus Sicht der Gleichberechtigung. Doch die 45-jährige Politikerin aus bescheidenen Verhältnissen durchbricht nicht nur die Karriere-Glasdecke – sie bricht auch ein politisches Tabu: Ausgerechnet rund um den 100. Jahrestag des Marsches auf Rom und der Machtergreifung Benito Mussolinis will die Anführerin einer rechtsextremen Partei „ihre“ Regierung der geeinten Rechten bilden. Meloni nannte den „Duce“ auch noch als Berufspolitikerin „den besten Staatsmann, den Italien hatte“. Auch ihre Koalitionspartner Matteo Salvini und Silvio Berlusconi sehen antifaschistische Gedenk- und Feiertage als „Italien spaltende Überbleibsel der kommunistischen Linken“.

Trotz vieler Differenzen wollen Meloni, Salvini und Berlusconi eine reaktionäre Gesellschafts- und Sozialpolitik durchsetzen, in der Wirtschaftspolitik eine Mischung aus neoliberalem Flat-Tax-Kahlschlag und einem national-souveränistisch-protektionistischen Staat. Demokratiepolitisch versprechen sie plebiszitär-populistische Reformen in Richtung illiberaler Präsidial-Republik. Vorprogrammiert ist allerdings eine Zerreißprobe der neuen Regierung in der Außenpolitik. Salvini ist Putin-Verfechter und Gegner der westlichen Ukraine-Politik. Berlusconi sieht im Aggressionskrieg Putins nicht mehr als einen „Fehler“ seines „engen Freundes“. Meloni steht hingegen zur Sanktions- und Unterstützungspolitik von NATO und EU. Bedenkt man, dass auch die 5-Sterne-Partei gegen die Anti-Putin-Sanktionen auftritt, könnte das schwankende Italien zur Schwächung der gesamten EU führen.

Vor seinem Sturz war Mario Draghi mit seiner stabilen und proeuropäischen Regierung von allen größeren Parteien außer Meloni länger unterstützt worden, als es die meisten BeobachterInnen für möglich gehalten hatten. Er bleibt weiter die populärste politische Figur Italiens. Womit ist dann diese erstaunliche Wende nach rechts im Land zu erklären?

Lorenz Gallmetzer ist Journalist und Buchautor. In Südtirol geboren, studierte er Romanistik, Geschichte und Literatur in Wien und Mailand. Von 1981 bis 2011 arbeitete er für den ORF, u. a. als Auslandskorrespondent in Paris und Washington. Gallmetzer lebt als freier Publizist in Wien. 2019 erschien bei Kremayr&Scheriau sein Buch „Von Mussolini zu Salvini. Italien als Vorreiter des modernen Nationalpopulismus“.

Helfried Carl, Diplomat, ist Partner des 2019 von ihm mitbegründeten Innovation in Politics Institute in Wien. Von 2014-2019 war er Botschafter Österreichs in der Slowakischen Republik, davor, von 2008-2014, Büroleiter und außenpolitischer Berater von Nationalratspräsidentin Barbara Prammer.

Aufgezeichnet im Kreisky Forum am 6. Oktober 2022

 

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85 JAHRE FRANZ VRANITZKY

Am 4. Oktober 2022 feierte Franz Vranitzky seinen 85. Geburtstag im Bruno Kreisky Forum für internationalen Dialog, das er 1991 geründet hat und dessen Ehrenpräsident er bis heute ist.
Die Festrede hielt der deutsche Philosoph Julian Nida-Rümelin.

Aufgezeichnet am 4.10.2022 im Kreisky Forum

 

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Tessa Szyszkowitz in conversation with MISHA GLENNY
WAR IN THE UKRAINE – NO PEACE FOR EUROPE
What is at stake for Russia and what for Europe?

Misha Glenny arrived just in time for the European Zeitenwende in Vienna in May 2022, when he took up his new post as rector of the Institute for Human Sciences. For decades the Viennese thinktank has built a reputation to collect intellectual voices from Eastern and South-eastern Europe. A task that has never been as important than right now, when relations between Russia and the West, but also the regions in between are feeling the tectonics shifts created by the war Russia’s president has unleashed on the Ukraine.
The biggest question of the coming months will be how this war affects not only the Ukraine itself, but also Russia and Europe. While the Ukrainian government, its army, soldiers, and civilians are struggling to resist the Russian invasion, the West and in particular European capitals must stand united and defend democracy. Misha Glenny will argue in his conversation with Tessa Szyszkowitz what is needed – also in areas where Russia and the EU are struggling for influence, the Western Balkans for example.
Plus: Russia attacked Ukraine not only for geopolitical interests, as Glenny will also reveal.

Misha Glenny is a British author, journalist and specialist in organized crime, cybersecurity and Eastern and South-eastern Europe. He served as Central Europe correspondent for The Guardian and the BBC. His acclaimed book McMafia: A Journey Through the Global Criminal Underworld was adapted into a BBC drama. In May 2022 he was appointed rector of the Institute for Human Sciences in Vienna.

Tessa Szyszkowitz is a foreign affairs commentator for Falter and a London correspondent for profil & Cicero. Her last book was Echte Engländer, Britain & Brexit (2018). She is also Senior Associate Fellow at the Royal United Services Institute in London.

Recorded at Kreisky Forum, October 3, 2022

 

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Monika Halkort im Gespräch mit Verena Winiwarter:
VERMÄCHTNISRISIKEN
Wie Krieg, Öl und Waffen Umwelt und Klima zerstören

KRIEG UND KLIMA ist eine neue Gesprächsreihe, die die langfristigen Umwelt- und Klimafolgen kriegerischer Auseinandersetzungen anhand der aktuellen Konflikte in der Welt verdeutlicht. Die Kriege unter anderem in Syrien, Jemen, Libyen, Irak und Sudan haben ganze Landstriche, Flüsse und Küstenstreifen in toxische Müllhalden verwandelt, wo sich Kriegstrümmer mit giftigen Chemikalien, Ölteppichen und radioaktivem Waffenmaterial auf gefährliche Weise vermischen. Sie bedrohen nicht nur die Grundwasser und Nahrungsversorgung der betroffenen Bevölkerungen, sondern treiben weitgehend unkontrolliert den CO2 Ausstoß nach oben, während sie wichtige natürliche Ressourcen zur Verminderung dieser Emissionen zerstören. Öl-Pipelines, Kraftwerke, und Industrieanlagen sind routinemäßige Angriffsziele in der strategischen Planung von Kriegseinsätzen. Mögliche Schutzbestimmungen für Natur und Umweltressourcen sind damit von vornherein ausgehebelt bzw. werden mit dem Verweis auf den militärischen Nutzen solcher Angriffe zur Seite gewischt. Die finanzielle wie moralische Verantwortung für die Widerinstandsetzung bzw. die Beseitigung der langfristigen Folgen dagegen, ist weder rechtlich noch geopolitisch eindeutig geklärt. Das Kreisky Forum bietet einen ausgezeichneten Rahmen, um diese kritische Leerstelle in der Diskussion rund um den Klimawandel zu füllen und die lange vernachlässigte Rolle von Krieg und militärischen Konflikten breitenwirksam in der öffentlichen Wahrnehmung zu etablieren.

In diesem Gespräch geht es um eine historische Perspektive, um den Zusammenhang von Erdöl und Krieg, der sich seit dem Ersten Weltkrieg als entscheidend erweist.

Verena Winiwarter war Professorin für Umweltgeschichte an der Universität für Bodenkultur Wien. Sie leitet die Kommission für interdisziplinäre ökologische Studien der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Ihre aktuelle Forschung beschäftigt sich mit den toxischen Altlasten aufgelassener Minen, Waffendepots oder auch Militärbasen, und hier vor allem mit der Unberechenbarkeit biologischer und chemischer Prozesse, die Industrie und Kriegsabfall auslösen können. Diese Unwägbarkeiten sind in den UN-Klimazielen aber auch in den Zielvorgaben für die Nachhaltigen Entwicklung (SDG) nicht berücksichtigt. Winiwarter nähert sich dem Thema aus einer feministischen Perspektive und greift auf interdisziplinäre Forschungsmethoden zurück.

Monika Halkort ist Sozialwissenschaftlerin und Journalistin in Wien. Neben ihrer wissenschaftlichen Arbeit produziert sie regelmäßig Beiträge für die Ö1 Sendungen Radiokolleg, Hörbilder und Diagonal. Darüber hinaus unterrichtet sie an der Universität für Angewandte Kunst im Rahmen des Master-Studienganges ‚Applied Human Rights and the Arts`, unter der Leitung von Manfred Novak. Von 2011 bis 2020 lehrte und forschte sie an der Libanesisch Amerikanischen Universität in Beirut, Libanon. Der thematische Schwerpunkt ihrer wissenschaftlichen und publizistischen Tätigkeit sind die historischen Verflechtungen von Kolonialismus, Technologie- und Wissensproduktion und wie sie Ideen von Nachhaltigkeit, planetarisches Denken und Umweltgerechtigkeit bis heute prägen.

Aufgezeichnet im Kreisky Forum am 29. September 2022

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Tessa Szyszkowitz in conversation with Claudia Rankine
JUST US
An American conversation

America is at war with itself. At home and in government, contemporary America finds itself riven by a culture war in which aggression and defensiveness alike are on the rise. It is not alone. In such partisan conditions, how can humans best approach one another across our differences?
Taking the study of whiteness and white supremacy as a guiding light, Claudia Rankine explores a series of real encounters with friends and strangers – each disrupting the false comfort of spaces where our public and private lives intersect, like the airport, the theatre, the dinner party and the voting booth – and urges us to enter into a conversation. Her recent collection of essays Just Us: An American Conversation is an invitation to discover what it takes to stay in the room together.

“Claudia Rankine offers further proof that she is one of our essential thinkers about race, difference, politics, and the United States of America. Written with humility and humour, criticism, and compassion, Just Us asks difficult questions and begins necessary conversations.” – Viet Thanh Nguyen

“Riveting” – Bernardine Evaristo

Claudia Rankine is the author of five books of poetry, including Citizen: An American Lyric and Don’t Let Me Be Lonely; three plays including HELP, which premiered in March 2020 (The Shed, NYC). In 2016, Rankine co-founded The Racial Imaginary Institute (TRII). Among her numerous awards and honours, Rankine is the recipient of the Bobbitt National Prize for Poetry, the Poets & Writers’ Jackson Poetry Prize, and fellowships from the Guggenheim Foundation, the Lannan Foundation, the MacArthur Foundation, United States Artists, and the National Endowment of the Arts. A former Chancellor of the Academy of American Poets, Claudia Rankine will join the NYU Creative Writing Program in Fall 2021. She teaches at Yale University as the Frederick Iseman Professor of Poetry.

Tessa Szyszkowitz is a foreign affairs commentator for Falter and a London correspondent for profil & Cicero. Her last book was Echte Engländer, Britain & Brexit (2018). She is also Senior Associate Fellow at the Royal United Services Institute in London.

Recorded at Kreisky Forum, September 26, 2022

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Robert Misik im Gespräch mit Marlene Engelhorn
GELD

Zaster, Moneten, Knete, Marie: Wer Geld hat, redet nicht darüber; wer es nicht hat, jagt einem meist unerreichbaren Heilsversprechen hinterher. Immer jedoch geht Geld mit Macht Hand in Hand und ist oft ein Mittel, um Beziehungen zu führen, ohne sich auf Augenhöhe auf diese einlassen zu müssen. Nicht umsonst heißt es oft: Wer das Gold hat, macht die Regel. Warum eigentlich?
Marlene Engelhorn tut etwas, was so einigen Schweiß auf die Stirn treibt: Als Erbin eines beträchtlichen Vermögens redet sie über Geld – und besteht darauf, dass wir alle es tun. Wie viel ist genug? Was ist das gute Leben für alle? Wie wollen wir teilen? In wessen Händen liegt das Recht, zu entscheiden? Wenn wir nachhaltige Antworten wollen, müssen wir uns persönlich sowie gesellschaftlich damit auseinandersetzen, was Geld eigentlich ist. Ein Druckmittel? Eine sichere Bank? Ein erstrebenswertes Ziel oder der direkte Weg ins Verderben? Marlene Engelhorn seziert mit spitzer Feder unser Verhältnis zu Geld – und entwirft eine Vision, die zeigt, dass gerechte Umverteilung nur demokratisch wirken kann.
Mit Robert spricht sie über ihr klares Plädoyer für eine nachhaltige Umverteilungspolitik.

Marlene Engelhorn, geboren 1992, studiert Germanistik an der Universität Wien und hat u.a. im Bereich der Nachhilfe und der Sprachtrainings gearbeitet. Als sie von ihrer hohen Erbschaft erfährt, beginnt sie sich mit den Ideen der Guerrilla Foundation auseinanderzusetzen, die sie heute als Radical Philanthropy Advisor berät. Sie ist Mitglied bei den „Millionairs for Humanity“ und Mitgründerin der Initiative „taxmenow“. Engelhorn tritt vehement für eine Erbschaftssteuer ein und erhebt ihre Stimme in der öffentlichen Debatte zu Steuer- und Verteilungsgerechtigkeit.

Robert Misik, Autor und Journalist

Marlene Engelhorn: Geld
K&S übermorgen; ISBN 978-3-218-01327-7; € (A, D) 20,-

Aufgezeichnet im Kreisky Forum am 27. September 2022

 

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Renata Schmidtkunz im Gespräch mit Ernst Strouhal
VIER SCHWESTERN. FERNES WIEN, FREMDE WELT

Gerda, Friedl, Ilse und Susanne waren die Töchter von „Benedikt-Sohn“ und Enkelinnen von Moriz Benedikt, dem berühmten Herausgeber der mächtigen „Neuen Freien Presse“, gegen die Karl Kraus heftig polemisierte. In unmittelbarer Nachbarschaft der Benedikts lebte Elias Canetti, dessen Blicken die Töchter nicht entgingen und von denen er sich in den Salon einladen ließ. Der „Anschluss“ machte dem privilegierten Dasein ein Ende, den vier Schwestern aber gelang die Flucht. Verstreut in alle Himmelsrichtungen, blieben sie einander über Emigration, Krieg, Nachkrieg hinweg verbunden.
Ernst Strouhal erzählt in Vier Schwestern von einem Stück unwiederbringlicher Kultur und gibt damit seiner eigenen Mutter und seinen drei Tanten eine Stimme. Diese große Wiener Familiengeschichte des 20. Jahrhundert erscheint Ende August im Zsolnay Verlag.

Ernst Strouhal ist Professor an der Universität für angewandte Kunst Wien, Autor und Publizist. Er erhielt 2010 den Österreichischen Staatspreis für Kulturpublizistik und arbeitete bei Ausstellungen mit, u. a. Ein Lied der Vernunft (Jüdisches Museum der Stadt Wien 1996), Spiele der Stadt (Wien Museum 2011). Zuletzt erschienen von ihm folgende Bücher: Die Welt im Spiel. Atlas der spielbaren Landkarten (2015), Böse Briefe. Zur Geschichte des Drohens und Erpressens (gem. mit Christoph Winder, 2017) und Gespräch mit einem Esel. Vom Lesen mit dem Daumen (2019).

Moderation: Renata Schmidtkunz, Journalistin, Regisseurin und Moderatorin, Leiterin der Sendereihe „Im Gespräch“, Radio Österreich 1

In Zusammenarbeit mit dem Zsolnay Verlag

Aufgezeichnet im Kreisky Forum am 22. September 2022

 

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MARTIN STAUDINGER IN CONVERSATION WITH PETER CONRADI

WHO LOST RUSSIA?
From the Collapse of the USSR to Putin’s War on Ukraine

Why did Vladimir Putin launch his devastating attack on Ukraine in February 2022? And is Western policy towards Russia to blame for the bloodiest war on European soil since 1945?
These are the questions at the heart of Peter Conradi’s Who Lost Russia? From the Collapse of the USSR to Putin’s War on Ukraine. In this updated version of his critically acclaimed book, first published in 2017, he analyses the series of mistakes and misunderstandings on both sides since the end of the Soviet Union, examines the events leading to the invasion and sets out what the conflict will mean for the future of Europe.
Martin Staudinger, former head of the foreign department of the weekly profil, meets Peter Conradi at the Kreisky Forum and tries to establish what went wrong between Russia and the West.

Peter Conradi is the Europe editor of The Sunday Times. During his seven years as a foreign correspondent in Moscow, he witnessed the USSR’s collapse first-hand. His previous books include Hitler’s Piano Player and The King’s Speech, co-authored with Mark Logue, which tells the true story of events depicted in the Oscar-winning film. He lives in Paris.

Martin Staudinger worked at Falter until 1998, then moved first to Format, then to profil, where he advanced to head of the foreign department and won the Riehl-Heyse Prize, one of Germany’s most prestigious journalism awards. He has been back at Falter since 2021 and heads the daily newsletter project FALTER.morgen.

Recorded at Kreisky Forum, October 19, 2022

 

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Robert Misik im Gespräch mit Alisa Vengerova und Klaus Pumberger

DER EIGENARTIGE GENOSSE ENRICO BERLINGUER
Zum 100. Geburtstag von Enrico Berlinguer

Enrico Berlinguer ist eine Schlüsselfigur der politischen Geschichte Italiens. Von 1972 bis 1984 war er Generalsekretär der Kommunistischen Partei Italiens, der größten in einem westlichen Land. Er gilt als Vater des »Eurokommunismus«. Wie kam es, dass Berlinguer diese neue Konzeption eines demokratischen Kommunismus entwickelte und damit neue Wege ging? Worin liegt Berlinguers Bedeutung heute?

Im Mai dieses Jahres erschien die erste Biographie auf Deutsch über den »Vater des Eurokommunismus«, geschrieben von Chiara Valentini. Sie berichtet darin über bislang unbekannte menschliche und politische Dimensionen und beschreibt die Ideen, Leidenschaften, Fehler und Erfolge dieses großen Europäers. Im Zentrum seiner Idee des Eurokommunismus standen die Themen Demokratie als universeller Wert, Unabhängigkeit von Moskau, Eintreten für die europäische Einigung, Einsatz für den Weltfrieden und die damalige »Dritte Welt«, Betonung der »moralischen Frage« in der Politik bis hin zu dem Versuch, gegensätzliche Welten zu integrieren, insbesondere im Zuge des angestrebten »historischen Kompromisses« zwischen Kommunisten und christdemokratischen Katholiken.

Alisa Vengerova, Bundessprecherin junge linke

Klaus Pumberger, Senior Human Resources Consultant, Übersetzer

Moderation: Robert Misik, Autor und Journalist

Aufgezeichnet im Kreisky Forum am 13. September 2022

 

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Judith Kohlenberger im Gespräch mit Jürgen Pettinger

DAS FLUCHTPARADOX
Über unseren widersprüchlichen Umgang mit Vertreibung und Vertriebenen

Flucht ist ein Widerspruch: Man will bleiben, muss aber weg. Flucht ist traumatisierend: Man sucht Sicherheit, muss dafür aber sein Leben aufs Spiel setzen. Und Flucht (nach Europa) ist paradox: Man muss Recht brechen, nämlich „illegal“ Grenzen passieren, um zu seinem Recht auf Asyl zu kommen. Nur um sich im Aufnahmeland abermals mit widersprüchlichen Anforderungen und unerfüllbaren Zuschreibungen der Integration auseinandersetzen zu müssen.

Die Fluchtforscherin Judith Kohlenberger liefert eine detaillierte Analyse unseres Umgangs mit Vertreibung und Vertriebenen, zeichnet die historischen und rezenten Entwicklungen, nicht erst seit dem Krieg in der Ukraine, in rechtlicher, gesellschaftlicher und individueller Perspektive nach und zeigt, wie wir zu einer menschlichen Asyl- und Integrationspolitik kommen, wenn wir unsere moralische Verantwortung wahrnehmen, kurz: wenn wir der Stärke unserer Institutionen, unseres Rechtsstaats und unserer Zivilgesellschaft vertrauen.

Judith Kohlenberger ist Kulturwissenschaftlerin und Migrationsforscherin am Institut für Sozialpolitik der WU Wien, wo sie zu Fluchtmigration, Integration und Zugehörigkeit forscht und lehrt. Im Herbst 2015 war sie an einer der europaweit ersten Studien zur großen Fluchtbewegung beteiligt. Ihre Arbeit wurde in internationalen Journals veröffentlicht und mit dem Kurt-Rothschild-Preis 2019 sowie dem Förderpreis der Stadt Wien ausgezeichnet. Neben ihrer wissenschaftlichen Tätigkeit ist sie im Integrationsrat der Stadt Wien tätig und engagiert sich als Gründungsmitglied von COURAGE – Mut zur Menschlichkeit für legale Fluchtwege.

Moderation: Jürgen Pettinger, Journalist, Autor und Moderator

In Zusammenarbeit mit Kremayr & Scheriau

 

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RUDOLF SCHOLTEN IM GESPRÄCH MIT WOLFGANG MADERTHANER
GESCHICHTSSCHREIBUNG ZWISCHEN MYTHEN UND LEGENDEN:
DIE „AFFÄRE RICHARD LÖWENHERZ“ UND ANDERE BABENBERGER-GESCHICHTEN

In der zweiten Folge ihrer Gespräche über Mythen und Legenden in der Geschichte Österreichs führen uns BKF-Präsident Rudolf Scholten und Historiker Wolfgang Maderthaner ein weiteres Mal ins Mittelalter, in die Zeit der Babenberger.
Eine der Herrscherpersönlichkeiten, über die sie sprechen, ist Leopold V (1157-1194), Herzog von Österreich und der Steiermark, der in die Geschichte einging, weil er den englischen König Richard Löwenherz auf dessen Rückreise vom Kreuzzug gefangen nehmen ließ, in Dürnstein festsetzte und dann an den deutschen Kaiser Heinrich VI auslieferte. Seinen Anteil am Lösegeld, das die Engländer für die Freilassung ihres Königs zahlen mussten, investierte er u.a. in die Gründung der Münze in Wien und der Stadt Wiener Neustadt sowie die Erneuerung der Wiener Stadtmauer. Die Habsburger gaben ihm später den Beinamen „der Tugendhafte“ …
Auch sein Sohn Leopold VI, genannt der Glorreiche, und sein Nachfolger Friedrich II, genannt der Streitbare und letzter Herzog aus dem Babenberger-Geschlecht, prägten mit ihren Handlungen ihre Zeit und die Nachwelt. Sie spielten mit im Spiel um die Macht in Europa und begründeten Mythen und Legenden, auf denen später die Habsburger geschickt ihre Herrschaft auf- und ausbauten.

Wolfgang Maderthaner, Historiker, Verein Geschichte der Arbeiterbewegung

Rudolf Scholten, Präsident des Bruno Kreisky Forums

Aufgezeichnet im Kreisky Forum 8. Juli 2022
Technische Produktion: Maximilian Hofko

 

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ROBERT MISIK IM GESPRÄCH MIT RUDOLF SCHICKER
150 JAHRE „GROSSE PLÄNE“ FÜR WIEN

Wien war und ist immer eine Stadt der Veränderung gewesen. Vieles davon geschah chaotisch, aber vieles auch planmäßig. Der Schleifung des Stadtwalles folgten Gründerzeit, Ringstraßenbau und Gründerzeit. In der Ersten Republik die Gemeindebauten und der Umbau zur sozialen Stadt. In der zweiten Republik begann die Zeit der „großen Pläne“, die seit 1984 die Bezeichnung „Stadtentwicklungsplan“ tragen und alle zehn Jahre im Gemeinderat beschlossen werden.
Erlebt Wien heute eine neue Gründerzeit, mit dem Bau ganzer Stadtviertel – von Seestadt über Sonnwend- und Nordbahnviertel usw? Ist Wien wieder Vorbild in Sachen „Stadtästhetik“ mit diesen neuen Bauweisen, die alle Fehler von Trabantenstädten vermeiden wollen? Was muss getan werden, um explodierende Mietpreise zu verhindern? Wie kann sich sozialer Wohnbau gegen den spekulativen Immobilienboom behaupten? Und wie kriegen wir die klimagerechte Stadt der Zukunft hin? All diese Fragen debattieren wir mit Rudolf Schicker, der gleich doppelt kompetent ist: Als Raumplaner gewann er berufliche und technologische Expertise, als Politiker und Wiener Planungsstadtrat zwischen 2001 und 2010 hat er auch noch politisch einzigartige Fachkunde.

Rudolf Schicker studierte nach der Matura an der Technischen Universität Wien die Studienrichtungen Vermessungswesen sowie Raumplanung und Raumordnung.1976 schloss er sein Technikstudium mit dem akademischen Grad Dipl.-Ing. ab und arbeitete bis 1978 als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Österreichischen Institut für Raumplanung. Zwischen 1978 und 1987 war er Referent in der Abteilung Raumplanung und Regionalpolitik des Bundeskanzleramtes und zwischen 1988 und 2001 Geschäftsführer der Österreichischen Raumordnungskonferenz (ÖROK).
Schon früh engagierte sich Rudolf Schicker in der Politik. 1967 trat er dem Verband Sozialistischer Mittelschüler bei, von 1970 bis 1974 engagierte er sich bei den Roten Falken, von 1974 bis 1982 bei der Jungen Generation Wien, wo er stellvertretender Vorsitzender war. Von 1983 bis 1994 war Schicker Bezirksrat im 3. Bezirk, von 1988 bis 1994 Klubvorsitzender der SPÖ-Landstraße, von 1994 bis 2001 Gemeinderat und Landtagsabgeordneter für den 3. Bezirk. Von 2001 bis 2010 war er als Planungsstadtrat Mitglied der Wiener Landesregierung.
Seit 2014 war Schicker einer der beiden Koordinatoren für das Teilgebiet Institutional Capacity and Cooperation für die Strategie der Europäischen Union für den Donauraum, angesiedelt innerhalb der Wien Holding. Seit 2018 ist er in ähnlicher Funktion Leiter des in Wien ansässigen internationalen Donau-Strategiepunktes der Donauraumstrategie.

Moderation: Robert Misik, Autor und Journalist

Aufgezeichnet im Kreisky Forum am 6. Juli 2022
Technische Produktion: Maximilian Hofko

 

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IN MEMORIAM GERHARD ROTH
„Die Erinnerung ist eine Fata Morgana in der Wüste des Vergessens.“

Begrüßung: Rudolf Scholten, Bundesminister a.D., Präsident des Bruno Kreisky Forums

Erinnerungen an Gerhard Roth: Heinz Fischer, Bundespräsident a.D.

Gespräch: Politik – Macht – Literatur. Gerhard Roth und Bruno Kreisky
Wolfgang Petritsch, Diplomat
Peter Stephan Jungk, Schriftsteller

Lesung: Cornelius Obonya, Schauspieler und Regisseur

Musik: Hans Theessink, Roots & Blues

Moderation: Gertraud Auer Borea d’Olmo, Generalsekretärin des Bruno Kreisky Forums

Gerhard Roth, geboren am 24. Juni 1942 in Graz und gestorben im Februar 2022, war einer der wichtigsten österreichischen Schriftsteller. Er veröffentlichte zahlreiche Romane, Erzählungen, Essays und Theaterstücke, darunter den 1991 abgeschlossenen siebenbändigen Zyklus »Die Archive des Schweigens« und den nachfolgenden Zyklus »Orkus«. Im Mittelpunkt der Romanzyklen steht jeweils die erzählte und dokumentierte Aufarbeitung der Vergangenheit in allgemeiner Sicht und der österreichischen Zeitgeschichte in besonderer Perspektive.
Gerhard Roth bezeichnete sich selbst als „ein vom Schreiben im besten Sinne Besessener“. Zum österreichischen Staatsmann und Politiker Bruno Kreisky hatte Roth ein wertschätzendes Verhältnis. Er besuchte Kreisky in dessen Ferienhaus auf Mallorca, begleitete ihn auf einem Staatsbesuch nach Belgrad, am 1. Mai-Aufmarsch in Wien und auf einer Wahlkampfreise durch Niederösterreich. Auch in Kreiskys Wiener Wohnsitz in der Armbrustergasse 15 war Roth mehrmals zu Gast.
Gerhard Roth erhielt zahlreiche Auszeichnungen, u.a. den Bruno Kreisky Preis für das politische Buch 2003 und den Großen Österreichischen Staatspreis 2016. Sein nun letzter Roman »Die Imker« erschien im Mai 2022 im Fischer Verlag.
Am 24. Juni 2022 hätte er seinen 80. Geburtstag gefeiert.

Aufgezeichnet im Kreisky Forum am 29. Juni 2022

 

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ROBERT MISIK IM GESPRÄCH MIT VERONICA KAUP-HASLER

„OHNE KUNST UND KULTUR WIRD ES STILL“
Aufgaben der Kulturpolitik

Zum Amtsantritt hat sie sich als „seltsames Wesen“ in der Politik bezeichnet – Wiens Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler ist beispielsweise nicht SPÖ-Mitglied, und kaum jemand hätte sie als Kandidatin für Michael Ludwigs Regierungsteam am Zettel gehabt. Sie repräsentiert die Zivilgesellschaft und die Kunstwelt in der Stadtpolitik, ist „parteilos“, aber nicht „unparteiisch“. Als Kulturpolitikerin ist sie eine „Ermöglicherin“, die den Künstler*innen den Freiraum schaffen und garantieren muss, aber auch Sozialpolitikerin im doppelten Sinne: Künstler*innen sollen einigermaßen abgesichert arbeiten können, aber der Zugang zur „Kultur für alle“ ist auch eine zentrale, historische sozialdemokratische Zielsetzung.
Progressive Kulturpolitik war immer mit den Avantgarden verbunden, die neue Stile und radikale Sprachformen und Formsprachen entwickelten und gegen konformistische Hochkultur und flache Kommerzkultur anrannten. Heute ist der Weg von der Gegenkultur auf die großen Bühnen ein kurzer. Was bedeutet aber dann radikale Kunst heute? Ist ihr der Gegner abhandengekommen? Ist ihr der Stachel gezogen?
Kulturpolitik muss ermöglichen, aber auch eigene Ziele definieren, auch mutige Entscheidungen treffen. Welche gesellschaftspolitischen Aufgaben hat Kulturpolitik? Kann sie den Streit und die Debatten anfachen, die die Demokratie wie die Luft zum Atmen braucht? Wie eindeutig und parteiisch muss sie sich artikulieren, um nicht in die Falle der Beliebigkeit zu tappen? Und was sind die großen Leuchtturmprojekte, die sich die Kulturstadträtin vornimmt? Über all das und vieles mehr spricht Veronika Kaup-Hasler mit Kreisky-Forum-Kurator Robert Misik in Bruno Kreiskys Wohnzimmer.

Veronica Kaup-Hasler wurde 1968 in Dresden in der ehemaligen DDR geboren. 1970 flüchtet die Familie nach Wien. Sie war unter anderem Dramaturgin bei den Wiener Festwochen, Leiterin des Festivals Theaterformen (2001-2004) und Intendantin bei steirischer herbst (2006-2017). Im Mai 2018 holte Bürgermeister Michael Ludwig Kaup Hasler als Nachfolgerin von Andreas Mailath-Pokorny in sein Team. Seither ist sie Wiener Stadträtin für Kultur und Wissenschaft.

Veronica Kaup-Hasler, Amtsführende Stadträtin für Kultur und Wissenschaft

Moderation: Robert Misik, Autor und Journalist

Aufgezeichnet im Kreisky Forum am 27. Juni 2022 im Kreisky Forum
Technische Produktion: Maximilian Hofko

 

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Verleihung der Bruno Kreisky Preise für Verdienste um die Menschenrechte 2022

Begrüßung: Gouverneur Univ. Prof. Dr. Ewald Nowotny (Vorsitzender des Kuratoriums der Bruno Kreisky Stiftung für Verdienste um die Menschenrechte)

Laudatio: Außenminister a. D. Dr. Peter Jankowitsch, Ehemaliger Außenminister und BotschafterVerleihung des Bruno Kreisky Preises an:
Verleihung des Bruno Kreisky Preises an: Maria Kalesnikawa
In Stellvertretung wird ihre Schwester und Repräsentantin für politische Gefangene des Koordinierungsrates von Belarus, Tatsiana Khomich, den Preis entgegennehmen.

Laudatio: Elias Khoury, Libanesischer Schriftsteller und JournalistVerleihung des Bruno Kreisky Preises an:
Verleihung des Bruno Kreisky Preises an: Al-Haq

Laudatio: Pater Wili Maningi, Pfarrer in Moshi (Tansania) und Projektpartner von Martin Hochegger
Verleihung des Bruno Kreisky Preises an: Martin Hochegger

Laudatio: Mag.a Nina Horaczek, Politologin und Chefreporterin der Wochenzeitung FALTER
Verleihung des Bruno Kreisky Preises an: Asylkoordination Österreich

Dank und Schlussworte:
Univ. Prof. DDr. Oliver Rathkolb (Vorstandsmitglied, Bruno Kreisky Stiftung für Verdienste um die Menschenrechte)

PREISTRÄGERINNEN UND PREISTRÄGER 2022

Maria Kalesnikawa ist eine Oppositionspolitikerin aus Belarus, sie war eine der Preisträgerinnen des Karlspreises 2022. Sie ist politische Aktivistin, Musikpädagogin, Flötistin und bekennende Feministin. Frau Kalesnikawa ist gemeinsam mit u.a. Swjatlana Zichanouskaja Teil des Präsidiums des Koordinierungsrates von Belarus. In Zusammenhang mit der umstrittenen Wahl in Belarus im Jahre 2020 und den damit einhergehenden Protesten wurde Maria Kalesnikawa im September 2020 verschleppt und verhaftet. Im September 2021 wurde sie zu 11 Jahren Haft verurteilt.

Al-Haq ist eine palästinensische Menschenrechtsorganisation. Sie wurde 1979 von Rechtsanwälten gegründet und hat ihren Sitz in Ramallah. Al-Haq hat es sich zur Aufgabe gemacht, Menschenrechtsverletzungen, unabhängig von der Herkunft der Täter, zu dokumentieren. Sie wird von Shawan Jabarin geleitet. Im Oktober 2021 stufte die damalige israelische Regierung Al-Haq neben fünf weiteren Organisationen als terroristische Organisation ein, ohne dass konkrete Beweise vorgelegt wurden, dadurch wurde die weitere Arbeit als NGO de facto verhindert.

Martin Hochegger ist Pädagoge, Supervisor, Sozialmanager und Erwachsenenbildner. Zentrale gesellschaftliche Grundthemen wie Weiterentwicklung der Demokratie, Aufklärung und Bildung, Empowerment und Menschenrechte stehen im Fokus seines Wirkens. Er war Initiator und Hauptverantwortlicher der Präsentation der „Wehrmachtsausstellung“ in Graz, damit verbunden auch Kurator einer Vielfalt von Veranstaltungen zum Thema „Krieg und Faschismus“. Neben der Leitung von verschiedenen Sozialprojekten, aktuell in Tansania, war er pädagogisch tätig, ist Gründungsmitglied der Steirischen Grünen und war deren Landesgeschäftsführer sowie im Grazer Gemeinderat.

Die asylkoordination österreich unterstützt Organisationen, Initiativen und Freiwillige bei der Beratung und Betreuung von Flüchtlingen. Seit 1991 arbeitet asylkoordination österreich an der Vernetzung von Flüchtlings-NGOs sowie engagierten Einzelpersonen und ist auch auf europäischer Ebene bestens vernetzt. Zudem werden Fortbildungen und Workshops zu den Themen Flucht, Asyl oder Rassismus angeboten sowie die Öffentlichkeit auf Missstände in der österreichischen Asylpraxis hingewiesen.

Aufgezeichnet am 23. Juni 2022 im Kreisky Forum

 

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IRINA SCHERBAKOWA IM GESPRÄCH MIT CAROLA SCHNEIDER

PUTINS KRIEG UND DIE RUSSISCHE GESELLSCHAFT
Gibt es einen Ausweg?

Nach dem russischen Angriff auf die Ukraine hat Scherbakowa ihr Heimatland verlassen. In einem Zeitungsinterview beklagte Scherbakowa, kritische Stimmen zu Russland in Deutschland hätten zu wenig Gehör gefunden: „Wir haben immer wieder gesagt, wohin die Reise in Russland geht – auch wenn ich mir sicherlich diese Katastrophe nicht vorgestellt habe“, sagte Scherbakowa. Zugleich verurteilte sie die Regierungsnähe und kriegsbejahende Haltung der russisch-orthodoxen Kirche. Die Weltsicht des russischen Präsidenten Wladimir Putin bezeichnete Scherbakowa als „eine Giftmischung aus Nationalismus, Imperialismus, Ressentiments und Verachtung anderer Völker und Republiken, die sich aus der Sowjetunion befreit haben“

Irina Scherbakowa ist eine der prominentesten Stimmen der russischen Zivilgesellschaft. Die 1949 in Moskau geborene Historikerin ist Mitbegründerin der Menschenrechtsorganisation Memorial. Die Organisation erforscht die Verbrechen der stalinistischen Gewaltherrschaft. Memorial ist seit Ende letzten Jahres in Russland verboten. In Deutschland wurde Scherbakowa u.a. mit der Goethe-Medaille ausgezeichnet. Sie ist Autorin und Herausgeberin zahlreicher Schriften zu Gulag und Stalinismus. Zuletzt erschien von ihr auf Deutsch das Buch „Die Hände meines Vaters. Eine russische Familiengeschichte“.

Carola Schneider, ORF, war von 1996 bis 2001 in der Politikredaktion des ORF-Landesstudio Vorarlberg tätig. Seit 2001 ist Schneider als ORF-Auslandskorrespondentin im Einsatz, zunächst bis 2003 in Paris, anschließend bis 2011 in Zürich. Von 2011 bis 2021 leitete sie das Moskauer ORF-Korrespondentenbüro. Derzeit ist Carola Schneider in Bildungskarenz und lebt weiterhin in Moskau. 2017 erschien ihr Buch „Mein Russland. Begegnungen in einem widersprüchlichen Land“.

In Zusammenarbeit mit dem Österreichischen Frauenrat

Aufgezeichnet im Kreisky Forum am 22. Juni 2022

 

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Rudolf Scholten im Gespräch mit Nikolaus Kowall
„REDEN WIR TACHELES“

Über politische Kultur und Mitbestimmung in krisenhaften Zeiten
Nikolaus Kowall, 1982 in Wien geboren und in Niederösterreich aufgewachsen, brennt seit Jugendtagen für Politik. Im Gymnasium in Lilienfeld war er Schulsprecher und baute eine lokale Gruppe der SPÖ-nahen Aktion kritischer SchülerInnen (AKS) auf. Im Jahr 2000 gewann er mit seinem Team die Wahlen zur Landesschülervertretung und wurde zum ersten sozialdemokratischen AHS-Landesschulsprecher Niederösterreichs und kurz darauf zum Vize-Bundesschulsprecher gewählt. 2001 übernahm er den Vorsitz der AKS. Während seines Studiums an der Wirtschaftsuniversität Wien war er im Verband Sozialistischer Student/innen aktiv. Mit Weggefährt/innen gründete er 2008 (?) im Wiener Bezirk Alsergrund die „Sektion 8“ als sozialdemokratische NGO, die Raum für zivilgesellschaftliches Engagement innerhalb einer Partei bieten sollte.

Nach seiner Promotion an der Wirtschaftsuniversität Wien im Jahr 2014 übersiedelte Kowall nach Düsseldorf, wo er die Geschäftsstelle des vom Land Nordrhein-Westfalen geförderten Forschungsinstituts für gesellschaftliche Weiterentwicklung leitete. Danach war er als Vertretungsprofessor für „International Economics“ an der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Berlin tätig. Seit 2019 ist Nikolaus Kowall zurück in Wien und Inhaber einer Stiftungsprofessur für Internationale Makroökonomie an der Hochschule für Wirtschaft, Management und Finance des BFI. Seine Forschungsschwerpunkte sind die Bedeutung der Auswirkungen von Freihandel, Standortwettbewerb und Globalisierung auf die politische Polarisierung in westlichen Industriestaaten sowie die sozioökonomische Handlungsfähigkeit der Europäischen Union in diesem Kontext.

Seit Mai 2021 betreibt er den politischen Video-Blog „Kowall redet Tacheles“, seit September 2021 ist er Vize-Vorsitzender der SPÖ Alsergrund.

Rudolf Scholten hat Nikolaus Kowall zu einem Gespräch in Kreiskys Wohnzimmer eingeladen. Sie diskutieren über politische Kultur und Mitbestimmung, über grassierende Demokratiemüdigkeit und was dagegen getan werden kann und über Themen, die Menschen in unseren krisenhaften Zeiten beschäftigen.

Nikolaus Kowall, Ökonom, Lektor für internationale Makroökonomie an der Hochschule für Wirtschaft, Management und Finance des BFI in Wien, Stv. Vorsitzender der SPÖ-Alsergrund, Betreiber des politischen Video-Blog „Kowall redet Tacheles“

Rudolf Scholten, Präsident des Bruno Kreisky Forums für internationalen Dialog

Aufgezeichnet am 8. Juni 2022 im Kreisky Forum
Technische Produktion: Maximilian Hofko

 

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ARI RATH-PREISE FÜR KRITISCHEN JOURNALISMUS 2022 AN SIMON INOU UND VANESSA SPANBAUER

EXIL-FLUCHT-VERTREIBUNG

Begrüßung: Franz Vranitzky, Bundeskanzler a.D., Gründungs- und Ehrenpräsident des Kreisky Forums

Begründung der Jury: Gertraud Borea d’Olmo, Generalsekretärin des Kreisky Forums

Über Rubina Möhring: Cornelia Krebs, ORF

Preisträger: Simon Inou, aus Kamerun stammender Journalist und Medienkritiker
Laudator: Fritz Hausjell, Institut für Publizistik und Kommunikationswissenschaften, Präsident Reporter ohne Grenzen

Preisträgerin: Vanessa Spanbauer, freie Journalistin und Historikerin aus Wien
Laudatorin: Clara Akinyosoye, Journalistin, ORF.at

Die Preisverleihung 2022 ist Rubina Möhring gewidmet, die uns am 2. März 2022 verlassen hat.

Der „Ari-Rath-Preis für kritischen Journalismus“ wurde auf der Basis einer Privatinitiative eingerichtet, um im Sinne des im Jänner 2017 verstorbenen renommierten ehemaligen Chefredakteurs der Jerusalem Post Journalistinnen und Journalisten auszuzeichnen, die sich in ihrer Arbeit um eine kritische und der Wahrung der Menschenrechte verpflichtete Berichterstattung über Flucht, Vertreibung und Asyl in hervorragender Weise verdient gemacht haben.

Eine Jury von Expertinnen und Experten unter dem Vorsitz von Gertraud Auer Borea d’Olmo, der Generalsekretärin des Bruno Kreisky Forums für internationalen Dialog und enge Vertraute von Ari Rath, hat einstimmig Simon Inou und Vanessa Spanbauer für den heurigen „Ari Rath Preis für kritischen Journalismus“ vorgeschlagen.

Mit freundlicher Unterstützung von Wien Energie

Aufgezeichnet im Kreisky Forum am 13. Juni 2022

 

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«Within the Framework of the partnership „Schwarzenbergplatz Forum/ Rencontres de Schwarzenbergplatz“ between the Austro-French Center and the French Embassy in Austria»

HOW REALISTIC IS A NEW PARTNERSHIP BETWEEN EUROPE AND AFRICA?

To many observers the relationship between the EU and Africa over the years has shown an increasing “fatigue” with mutual recriminations and misunderstandings standing in the way of a future oriented, mutually fruitful cooperation. Trade relations have stagnated and African countries have increasingly looked to other partners, mainly China to provide much needed investments. Migration and most recently the issue of access to Covid vaccines have been added to the list of irritants. Both sides have become increasingly aware that a new approach was needed. This perception set the tone for the latest edition of the EU – Africa summit which took place in Brussels on 17/18 February after a hiatus of five years. On an optimistic note the outcome document defines a joint vision for a renewed partnership. But then, five days after the summit, Russia invaved Ukraine, the world entered a new ‘dis’- order.
It is not the first time that a new start in the relationship between the two continents is announced, but it is difficult to avoid the impression that lofty proclamations were not translated into real progress and that giving substance to cooperation across the board would require far greater engagement. A partnership of equals cannot rely on the interests and preoccupations of either side but would require a meeting of minds and shared commitment to a common agenda. It is therefore not surprising that expectations for the last summit meeting were rather modest. What is different from previous meetings, however, is the EU’s willingness to go beyond declarations and put a substantial investment package with a price tag of € 150 on the table as part of its new Global Gateway initiative. Even if this is at least partly motivated by the perceived need to counter China’s advance into Africa, it still indicates a clear willingness to work on concrete projects in the areas of energy, transport and digital infrastructure, sustainable growth and jobs creation, health and education.
The question is how this new vision will be implemented and even more so to what extent African partners see it as a credible offer from the European side. In this seminar we want to discuss how the relationship and its prospects are perceived on both sides in light of the last Summit outcome and what will be needed to overcome the manifold obstacles to implement this new agenda. We will look at possible changes in European Africa-policies, noting that Austria is preparing a comprehensive Austrian strategy.

Opening
Gilles Pécout, Ambassador of France to Austria
Dietmar Schweisgut, Secretary General, Austro-French Centre for Rapprochement in Europe

Interview
Toni Haastrup, Senior Lecturer International Politics at University of Stirling, Co-Editor of “Routledge Handbook on EU-Africa Relations”

Panel discussion
Thierry Vircoulon, Associate Research Fellow, Sub-Saharan Africa Center, IFRI
Stéphane Gompertz, Member of Advisory Board at The Bridge Tank
Irene Horejs, former EU-Ambassador to Niger, Mali, Dominican Republic, Cuba and Peru
Margit Maximilian, journalist, ORF Austria

Moderation: Georg Lennkh, Member of the Board, Bruno Kreisky for International Dialogue

A cooperation with Austrian-French centre , Embassy of the Republic of France in Austria , Instititut Francais des Relations International ifri and The Bridge Tank.

Recorded at Kreisky Forum, June 7, 2022

 

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ROBERT MISIK IM GESPRÄCH MIT THOMAS EDLINGER
DAS GROSSE BEGINNERGEFÜHL

„Die Künstler, die Schriftsteller sind Seismographen gesellschaftlicher Veränderungen und Erschütterungen“, schrieb der große österreichische Kommunist Ernst Fischer einst. Viele Werke „geben Auskunft über bedeutende Probleme eines Zeitalters und tragen dazu bei, die kapitalistische Welt zu unterminieren“. Konventionen zertrümmern, Wahrnehmung revolutionieren, Neues imaginieren – das war der Geist der radikalen Moderne. Bert Brecht sprach vom großen „Beginnergefühl“.
Robert Misik beschreibt in seinem Großessay die Wechselwirkungen von revolutionären Ideen, neuen Wahrnehmungsformen, radikalen Schreibweisen und Formsprachen, von Avantgarde und gesellschaftlichen Fortschritt. Er zeichnet die, im Doppelsinn, „rote Linie“ der Moderne. Es ist eine linke Geschichte von zweihundert Jahren moderner Kunst. Und Misik beschreibt, wie sich, in den besten Momenten, radikale Kunst, revolutionäre Ideen und utopische Politik zu einem „Zeitgeist“ fügen, zu diesen eigentümlichen Atmosphären, die ein Zeitempfinden prägen.
Ein Parforceritt: von Balzac und Heinrich Heine bis Elfriede Jelinek, von Patti Smith bis Soap & Skin, vom Bauhaus bis zum Gemeindebau, von Margarete Schütte-Lihotzky bis Milo Rau. Das Aufbegehren gegen das Überholte und die Revolutionierung der Stile sind auch heute die große Aufgabe der Kunst, genauso wie Exzess und Intensität. „Ändere die Welt, sie braucht es“, sagt Misik mit dem alten BB. Er skizziert ein ästhetisches Programm jenseits von Kommerz, Entertainment und dem ewig schon Dagewesenen.
Über sein druckfrisches neues Buch spricht der Autor, Journalist und Kurator des Kreisky Forums mit dem Kulturjournalisten und künstlerischen Leiter des Donaufestivals Thomas Edlinger.

Robert Misik, Autor und Journalist
Thomas Edlinger, Radiomacher (FM4-Im Sumpf, Ö1), freier Kulturjournalist, Buchautor und ab 2017 künstlerischer Leiter des Donaufestivals in Krems

Robert Misik:
Das große Beginnergefühl. Moderne, Zeitgeist, Revolution
edition suhrkamp Mai 2022, € 18,50, ISBN 978-3-518-12788-9

Aufgezeichnet im Kreisky Forum am 8. Juni 2022

 

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Tessa Szyszkowitz in conversation with Lea Ypi
FREE – Coming of age at the end of history

Lea Ypi grew up in one of the most isolated countries on earth, a place where communist ideals had officially replaced religion. Albania, the last Stalinist outpost in Europe, was almost impossible to visit, almost impossible to leave. It was a place of queuing and scarcity, of political executions and secret police. To Lea, it was home.

Then, in December 1990, a year after the fall of the Berlin Wall, the statues of Stalin and Hoxha were toppled. Almost overnight, people could vote freely. There was no longer anything to fear from prying ears. But factories shut, jobs disappeared and thousands fled to Italy on crowded ships, only to be sent back. Predatory pyramid schemes eventually bankrupted the country, leading to violent conflict. As one generation’s aspirations became another’s disillusionment, and as her own family’s secrets were revealed, Lea found herself questioning what freedom really meant.
Free is an engrossing memoir of coming of age amid political upheaval. With acute insight and wit, Lea Ypi traces the limits of progress and the burden of the past, illuminating the spaces between ideals and reality, and the hopes and fears of people pulled up by the sweep of history. Lea Ypi will present the German edition of Free/Frei.

‚Funny, moving but also deadly serious, this book will be read for years to come. . . Beautifully brings together the personal and the political to create an unforgettable account of oppression, freedom and what it means to acquire knowledge about the world‘ – David Runciman

Frei – Erwachsenwerden am Ende der Geschichte, aus dem Englischen von Eva Bonné, erschschien bei Suhrkamp im März 2022.

Lea Ypi, is a professor of Political Theory at the London School of Economics. Free is being translated into more than a dozen languages.
Tessa Szyszkowitz, Author and Journalist for PROFIL, Falter and Cicero. She is also Senior Associate Fellow at the Royal United Services Institute in London.

ZOOM Live, June 2, 2022

 

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WAR IN UKRAINE: HOW AND WHY THE PIVOTAL DECISION WAS MADE

Analysing how the most important decisions are made within the framework of the political system is the best way to understand the internal structure of the system, and the way how it functions. The escalation of Russia’s relations with the West over Ukraine in 2021 – 2022 and the whole bunch of decisions made in this regard serve as a case study. On a base of all available information about decision-making in various fields, the work of decision-making mechanisms in Putin’s Russia should be reconstructed in dynamics, letting to describe the system, its internal structure and how it works.

Nikolay Petrov, Senior Research Fellow, Russia and Eurasia Programme, Chatham House, , London
Kirill Rogov, Political Analyst, Liberal Mission Foundation, Moscow; currently Research Fellow at the Institute for Human Sciences (IWM), Vienna
Ivan Krastev, Chairman of the Centre for Liberal Strategies, Sofia
Moderator: Anna Ganeva, Executive Director, Centre for Liberal Strategies, Sofia

Recorded at Kreisky Forum, May 31, 2022

 

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Robert Misik im Gespräch mit Lars Klingbeil:
REGIEREN IN DER „ZEITENWENDE“

Seit Ende vergangenen Jahres führt Olaf Scholz als Bundeskanzler die deutsche Regierung aus SPD, Grünen und FDP an. Einer der hauptsächlichen Architekten der Koalition – und des Wahlerfolges, der die SPD auf Platz eins brachte – war Lars Klingbeil als SPD-Generalsekretär. Er hat viel dazu beigetragen, den vorher gebeutelten Sozialdemokraten eine Linie zu geben und die wichtigsten Personen der Parteiführung zusammen zu halten. Nach der Bildung der Koalition rückte Klingbeil an die Parteispitze auf. Gemeinsam mit Saskia Esken bildet er das Spitzenduo der Parteivorsitzenden.

Der Wahlsieg wurde mit dem Thema „Respekt“ gewonnen, dem Versprechen, wieder Fürsprecher der normalen Leute zu sein. In einer komplizierten Dreierkoalition wird es aber sicherlich nicht einfach, markante Eckpunkte zu setzen. Als wäre das nicht Herausforderung genug, ist das Regierungsübereinkommen praktisch auch schon wieder Makulatur, da mit der Invasion Russlands in die Ukraine nicht nur der große Flächenkrieg nach Europa zurückgekehrt und die bisherige Sicherheitsarchitektur zerstört ist. Die wirtschaftlichen Aussichten sind unklar. Europa muss sich aus der Energie-Abhängigkeit von Russland lösen. Unternehmen bekommen Schwierigkeiten. Die Inflation schießt nach oben.

Was ist eine sozialdemokratische Politik unter diesen Vorzeichen? Was wird es uns kosten müssen, die demokratische Lebensart gegen eine neue imperiale Herausforderung zu verteidigen? Was ist die Perspektive einer künftigen sozialdemokratischen Außenpolitik? Ein „Containment“ Russlands, wie in den schlimmsten Tagen des Kalten Krieges? Was könnte eine progressive Friedenspolitik sein? Über all diese Fragen sprechen wir mit dem neuen SPD-Vorsitzenden.

Lars Klingbeil, SPD-Bundesvorsitzender
Robert Misik, Autor und Journalist

Lars Klingbeil (geb. 23. Februar 1978 in Soltau) absolvierte ein Studium der Politikwissenschaft, Soziologie und Geschichte an der Univ. Hannover. Neben dem Studium arbeitete er von 2001 bis 2003 im Wahlkreisbüro von Bundeskanzler Gerhard Schröder und dem Bundestagsabgeordneten Heino Wiese. Er gehörte von 2001 bis 2016 dem Rat der Stadt Munster an und war von 2002 bis 2021 Vorstandsmitglied des SPD-Bezirks Nord-Niedersachsen, ab 2010 als stellvertretender Bezirksvorsitzender. Nach dem Studium arbeitete er von 2004 bis 2005 als Jugendbildungsreferent der SPD Nordrhein-Westfalen. Von 2003 bis 2007 war er einer der stellvertretenden Bundesvorsitzenden der Jusos und von 2004 bis 2007 Mitglied der Internationalen Kommission des SPD-Parteivorstands.
Von Dezember 2017 bis Dezember 2021 war Klingbeil Generalsekretär der SPD und von Mai 2003 bis November 2007 einer der stellvertretenden Bundesvorsitzenden der Jusos. Seit Oktober 2009 ist er Mitglied des Deutschen Bundestages, dem er zuvor bereits von Januar bis Oktober 2005 angehörte.
Seit Dezember 2021 ist er mit Saskia Esken einer der beiden Bundesvorsitzenden der SPD.
Klingbeil gehört dem Seeheimer Kreis an, in dem sich der konservative Flügel der SPD-Bundestagsfraktion zusammengeschlossen hat. Bis 2015 war er Mitglied der Parlamentarischen Linken.

ZOOM Talk, aufgenommen am 24. Mai 2022

 

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Eva Nowotny in conversation with Ian Buruma:
WAR WITH THE WEST

The West faces existential threats. In this “war with the West”, the West is not understood in a strict geographical sense, but as a way to describe liberal open societies, which would now include several Asian countries too. Eva Nowotny and Ian Buruma talk about the threats to liberal democracy, from authoritarian enemies inside and outside our democracies.

Ian Buruma, writer and editor; in 2017, he became editor of The New York Review of Books, but left the position in September 2018. He was the Paul W. Williams Professor of Human Rights and Journalism at Bard College from 2003 to 2017

Eva Nowotny, Board Member of Bruno Kreisky Forum, Amb. ret., Chair of the Vienna University Board

Recorded at Kreisky Forum, May 24, 2022

 

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Philipp Blom in conversation with Michael Ignatieff

ON CONSOLATION
Finding Solace in Dark Times

When we lose someone we love, when we suffer loss or defeat, when catastrophe strikes—war, famine, pandemic—we go in search of consolation. Once the province of priests and philosophers, the language of consolation has largely vanished from our modern vocabulary, and the places where it was offered, houses of religion, are often empty. Rejecting the solace of ancient religious texts, humanity since the sixteenth century has increasingly placed its faith in science, ideology, and the therapeutic.

How do we console each other and ourselves in an age of unbelief? In a series of lapidary meditations on writers, artists, musicians, and their works—from the books of Job and Psalms to Albert Camus, Anna Akhmatova, and Primo Levi—esteemed writer and historian Michael Ignatieff shows how men and women in extremity have looked to each other across time to recover hope and resilience. Recreating the moments when great figures found the courage to confront their fate and the determination to continue unafraid, On Consolation takes those stories into the present, movingly contending that we can revive these traditions of consolation to meet the anguish and uncertainties of our precarious twenty-first century.

Michael Ignatieff, Rector Emeritus and currently Professor of History at the Central European University in Vienna, is the author of several acclaimed books, among them The Ordinary Virtues: Moral Order in a Divided World (2017), Fire and Ashes: Success and Failure in Politics (2013), The Lesser Evil: Political Ethics in an Age of Terror (2004), Human Rights as Politics and Idolatry (2001), The Rights Revolution (2000), Isaiah Berlin (1998), Scar Tissue (1992. He writes regularly for the New York Times, the New York Review of Books and the London Review of Books.
His most recent book On Consolation. Finding Solace in Dark Times was published by Metropolitan Books, New York, in autumn 2021 (ISBN 9780805055214; available also as e-book) and a German translation – Über den Trost in dunklen Zeiten – by Ullstein Verlag (ISBN: 9783550201981)

Philipp Blom is Historian, Author, Journalist and Translator

Recorded at Kreisky Forum, May 3, 2022
Technical production: Maximilian Hofko

 

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Gudrun Harrer in conversation wit Harith Hasan:
IRAQ’S POLITICAL TRAJECTORIES AFTER THE PARLIAMENTARY ELECTION

Iraq voted on October 10th of last year, in snap elections meant to address the causes of the nationwide protests of 2019 which toppled the previous government. Lengthy government formation processes are not unusual in Iraq, however, it seems that the elections of 2021 brought to an end the informal agreements – also within confessional and ethnical groups – which dominated the political landscape since the first elections in 2005 after Saddam Hussein’s fall. What could have been seen as a hope for normalization of politics in Iraq, led to a constitutional impasse and threatens the stability of the country.

Harith Hasan is a senior researcher at the Emirates Policy Center and non-resident fellow at the Carnegie Middle East Center. His research focuses on Iraq and the Middle East.

Gudrun Harrer, Senior Editor at Der Standard, Lecturer on Modern History and Politics of the Middle East, University of Vienna and Diplomatic Academy of Vienna

Recorded on ZOOM, May 17, 2022

 

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Tessa Szyszkowitz in conversation wit Kathleen Stock:
WHEN IS A WOMAN A WOMAN?

For several years Kathleen Stock has been in the centre of a storm that is raging in Britain: Should gender be defined by self-identification or birth? Is sex a biological fact or can it be changed? For her point of view on the necessity for public female spaces and for stating that transgender women can never be women she drew heated criticism from the transgender community.
In the talk with Tessa Szyszkowitz Kathleen Stock will explain the theory of her book Material Girls: Why Reality Matters for Feminism. One of the central questions: Should discrimination law prioritise protecting gender identity – crucial to trans people – or biological sex, on which women’s rights have historically depended? For Stock the answer is clear: Transgender women are a legal fiction. But she also argues that both sides in this debate – transgender activists and gender-critical feminists like her should become more non-binary.

Kathleen Stock is an author and writer. Her book Material Girls: Why Reality Matters for Feminism offers a offers a broad discussion of gender identity theory. She quit her position as professor of philosophy at the University of Sussex last October. She felt bullied by a campaign of transgender activists.

Tessa Szyszkowitz is a journalist, writer and historian currently working for Falter, profil & Cicero. Her last book was Echte Engländer, Britain & Brexit (2018). She is also Senior Associate Fellow at the Royal United Services Institute in London.

Material Girls, Warum die Wirklichkeit für den Feminismus unerlässlich ist, erschien im April 2022 im Verlag edition TIAMAT auf Deutsch.

Recorded at Kreisky Forum, May 16, 2022

 

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Robert Misik im Gespräch mit Kathrin Gaal

„WOHNEN IST EIN MENSCHENRECHT“
Wie das rote Wien leistbares Wohnen sichern und Spekulation mit Grund und Boden bekämpfen will.

Sie hat eine der wichtigsten Aufgaben in der Wiener Stadtregierung und gilt als unerschrockene „Macherin“, eine Eigenschaft, die Kathrin Gaal wohl gut gebrauchen kann. Denn als Wohnbaustadträtin muss sie Wohnraum für eine rasant wachsende Stadt schaffen. Um rund 200.000 Einwohner ist die Stadt alleine in den vergangenen zehn Jahren gewachsen. Ganze Stadtteile müssen neu entwickelt werden. Das schafft immer auch Konflikte. Eine Quadratur des Kreises: Alle Verfahren müssen berücksichtigt werden, die Bauten sollen auf der Höhe der technischen Innovation sein, Dämmung, Heizung usw. müssen ihren Beitrag zur Dekarbonisierung leisten – und schnell muss das natürlich auch gehen, und all das auch noch vor dem Hintergrund steigender Immobilien-, Boden- und Baukosten. Wie kriegt man das hin? Wie dreht man an diesem Rad?
Gaals Aufgaben sind neben Wohnen, Wohnbau und Stadterneuerungen auch die Frauenagenden. Mit Einsetzen der Pandemie wurde schnell deutlich, dass Frauen sich durch Homeoffice und Homeschooling mehrfach belastet und zum großen Teil überlastet fühlten. Alte Rollenbilder haben sich durch Corona wieder verfestigt. Und die Gewalt gegenüber Frauen ist deutlich gestiegen. Gaal ist überzeugt: „Frauen zählen zu den Verliererinnen der Krise.“ Mit der Frauenpolitik der Bundesregierung geht sie hart ins Gericht. Aber was ist eine zeitgemäße sozialdemokratische feministische Politik?
Kathrin Gaal, 1976 geboren, begann ihre politische Laufbahn bei der Favoritner SPÖ-Frauenorganisation. Von 2001 bis 2005 war die Juristin Bezirksrätin in Favoriten, 2005 wurde sie Gemeinderätin, seit 2011 ist sie Vorsitzende der SPÖ Favoriten. Als enge Mitstreiterin von Michael Ludwig war sie „gesetzt“, nach dessen Wahl zum Bürgermeister in seine Regierung einzuziehen.
Mit Robert Misik spricht Kathrin Gaal in Kreiskys Wohnzimmer über die beiden großen Aufgaben – die der Wohnbaustadträtin und die der Frauenstadträtin.

Kathrin Gaal, Amtsführende Stadträtin für Wohnen, Wohnbau, Stadterneuerung und Frauen und Vizebürgermeisterin der Stadt Wien

Moderation: Robert Misik, Autor und Journalist

Aufgezeichnet im Kreisky Forum am 3. Mai 2022
Technische Produktion: Maximilian Hofko

 

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Gudrun Harrer in conversation with Ibrahim Hamidi
STATE OF PLAY AND THE ARAB NORMALIZATION?

In one of many signs of a thawing relationship, in March the de facto ruler of the United Arab Emirates Mohammed bin Zayed Al Nahyan received Syria’s president Bashar al-Assad in Abu Dhabi. The UAE is the driver of the reintegration of Damascus in the League of the Arab States which froze Syria’s membership in 2012. To bring Assad in from the cold is a long-standing Russian project, too. The USA and the European countries oppose this development and continue to ask for progress in the Geneva talks which aim to draft a new Syrian constitution.

Ibrahim Hamidi is a Syrian journalist and the senior diplomatic editor for Syrian affairs at Asharq Al-Awsat, a pan-Arab newspaper based in London. He is one of the founders of Salon Syria, a website to train Syrian journalists and promote freedom of expression. Hamidi was the Damascus bureau chief of the Arab daily newspaper Al-Hayat for 22 years, and contributes to several other international media outlets and think tanks. Hamidi’s work focuses on strategic issues in the Middle East, with special insight into Syria’s internal and regional politics. He is also a research fellow and co-founder of the Syrian Studies Center at the University of St Andrews in Scotland.

Gudrun Harrer, Senior Editor at Der Standard, Lecturer on Modern History and Politics of the Middle East, University of Vienna and Diplomatic Academy of Vienna

Recorded on ZOOM, May 11. 2022

 

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Tessa Szyszkowitz in conversation with Priyamvada Gopal
INSURGENT EMPIRE
How rebellious colonies changed British attitudes to empire

Who ended the British Empire? Priyamvada Gopal, who teaches at Churchill College in Cambridge, puts her focus on the colonial subjects as she examines a century of dissent on the question of empire and shows how British critics of empire were influenced by rebellions and resistance in the colonies,
from the West Indies and East Africa to Egypt and India. In addition, a pivotal role in fomenting resistance was played by anticolonial campaigners based in London, right at the heart of empire. Much has been written on how colonized peoples took up British and European ideas and turned them against empire when making claims to freedom and self-determination. Gopal’s highly influencial and valued book Insurgent Empire shows how Britain’s enslaved and colonial subjects were active agents in their own liberation. What is more, they shaped British ideas of freedom and emancipation back in the United Kingdom.

“Priyamvada Gopal has calmly and authoritatively produced this impressive study of resistance against Empire, in the face of the kind of constant hostility that only serves to reminds us why her work is so urgent in the first place. We all owe her a debt.”– Afua Hirsch, author of Brit(ish)

Priyamvada Gopal is University Professor in Anglophone and Related Literatures in the Faculty of English and Fellow, Churchill College, University of Cambridge. She is the author of Literary Radicalism in India: Gender, Nation and the Transition to Independence and The Indian English Novel: Nation, History and Narration.

Tessa Szyszkowitz is a journalist, writer and historian currently working for Falter, profil & Cicero. Her last book was Echte Engländer, Britain & Brexit (2018). She is also Senior Associate Fellow at the Royal United Services Institute in London.

Recorded at Kreisky Forum, May 3, 2022

 

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Raimund Löw, Georg Hoffmann-Ostenhof, Barbara Wolschek, Tessa Szyszkowitz:
WELT IN BEWEGUNG
Warum das 21. Jahrhundert so gefährlich geworden ist

Raimund Löw berichtete seit den 1980er-Jahren für den ORF als Auslandskorrespondent. Seine Interviews mit Michail Gorbatschow, Bill Clinton, Luis Inacio „Lula“ da Silva, George W. Bush und vielen mehr fanden auch internationale Beachtung. Raimund Löw war Zeuge der Umwälzungen in Russland rund um das Jahr 1989 in Moskau, er war Korrespondent des ORF in Brüssel, Washington und Peking und erlebte hautnah die zumeist dynamischen Entwicklungen in den jeweiligen Staaten.
Sein neues, im Falter-Verlag erschienenes Buch ist eine journalistische Reise durch die Veränderungen der internationalen Politik, die zur heutigen Realität in der 1. Hälfte des 21. Jahrhunderts geführt haben. Im Zentrum stehen die krisenhafte Entwicklung der Supermacht USA, die Widerstandskraft der EU gegen zentrifugale Kräfte, der Aufstieg der autoritären Weltmacht China, Russlands Konfrontationen sowie die Zyklen der Gewalt im Nahen Osten.
Die Umwälzungen in den wichtigsten Brennpunkten der Weltpolitik werden analysiert, erlebbar gemacht und in ihrer Bedeutung erklärt.

Raimund Löw, Journalist, Autor, Historiker, Leiter des Falter Radio
Georg Hoffmann-Ostenhof, Journalist, Redakteur bei profil
Barbara Wolschek, Zeit im Bild/Auslandsredaktion, ORF

Moderation: Tessa Szyszkowitz, London-Korrespondentin für profil, Welt-Kolumnistin beim Falter, Autorin, Senior associate Fellow at Royal United Services Institute in London

Raimund Löw:
Welt in Bewegung. Warum das 21. Jahrhundert so gefährlich geworden ist.
FALTER Verlag, April 2022, € 22,90

In Zusammenarbeit mit dem Falter Verlag
Aufgezeichnet im Kreisky Forum am 28. April 2022

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Robert Misik im Gespräch mit Michael Häupl:
FREUNDSCHAFT

Was muss passieren, damit ein niederösterreichischer Lehrersohn aus christlich-sozialem Haus Bürgermeister des Roten Wien wird?
Michael Häupl erzählt in diesem Buch von seinen schwierigen Klosterschul-Jahren, von seiner Lebensentscheidung zwischen Wissenschaft und Politik, von seinem Aufstieg und von schmerzlichen Niederlagen. Er nimmt uns mit hinter die Kulissen der österreichischen Innenpolitik und beschreibt, woran die roten Kanzler Gusenbauer, Faymann und Kern gescheitert sind.
Erstmals geht Häupl auch auf die turbulenten Auseinandersetzungen in der Wiener SPÖ vor seiner Amtsübergabe an Michael Ludwig ein. Und er schreibt über die schwere Erkrankung nach seinem Rückzug aus der Politik. Michael Häupls klare politische Überzeugungen und private Einblicke machen klar, warum die Popularität des längstdienenden Bürgermeisters bis heute ungebrochen ist.

Begrüßung: Rudolf Scholten, Präsident des Kreisky Forums
Moderation: Robert Misik, Autor und Journalist

Michael Häupl, geb. 1949, studierte Biologie und begann eine wissenschaftliche Karriere im Naturhistorischen Museum, bevor er sich ganz auf das Wirken in der Politik konzentrierte. 1994 folgte er Helmut Zilk als Bürgermeister und Landeshauptmann von Wien nach und lenkte die Geschicke der Stadt auch in wechselhaften Zeiten wie kein anderer.
Nach 23 Jahren, sechs Monaten und 16 Tagen in diesem Amt zog er sich 2018 aus der Politik zurück und ist heute in zahlreichen Funktionen tätig, u.a. als Präsident der Volkshilfe Wien und des Wiener Wissenschafts-, Forschungs- und Technologiefonds.

Eine Veranstaltung in Kooperation mit dem Brandstätter Verlag.
Aufgezeichnet im Kreisky Forum am 26. April 2022

 

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GUDRUN HARRER IN CONVERSATION WITH GALIP DALAY

A SUITABLE BROKER?
Turkey and its involvement in the Ukraine-Russia negotiations

Of all countries sitting on the fence and trying to mediate, Turkey has a unique profile and position. It is a NATO member, an organization for which Russia and previously the Soviet Union served as raison d’être or the foundational threat.
Turkish President Recep Tayyip Erdogan has been increasingly castigating the Western-centric international system. But as a member of many Western institutions, Turkey is also a beneficiary, and in a sense, part of the geopolitical West.
Meanwhile, Turkey also has maritime borders with both Ukraine and Russia. Plus, Turkey is Russia’s largest trade partner in the Middle East and North Africa region. And it has competed and cooperated with Russia through conflict zones in Syria, Libya and Nagorno-Karabakh in recent years.
Compared to other contenders for mediation, Turkey has the highest stakes in this conflict. The war is fundamentally changing the geopolitics and balance of power in the Black Sea region, and Turkey is a major Black Sea power.
That said, as the war drags on, Turkey’s previous strategic juggling act may no longer be feasible, particularly as Russia is now more openly treated as an enemy of NATO and European security.

Galip Dalay is CATS Fellow at the German Institute for International and Security Affairs (SWP), an associate fellow at Chatham House, and doctoral researcher in the Faculty of History at the University of Oxford. Dalay’s pieces and analysis have appeared on Foreign Affairs, Foreign Policy, Project Syndicate, Newsweek, Le Monde, Al Jazeera, CNN, National Interest, Open Democracy, Middle East Eye and The World Politics Review.

Gudrun Harrer, Senior Editor at Der Standard, Lecturer on Modern History and Politics of the Middle East, University of Vienna and Diplomatic Academy of Vienna

ZOOM Live Talk, April 21, 2022

 

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Georg Lennkh in conversation with Roland Marchal, Marie-Roger Biloa and Günther Barnet:
A TURBULENT HORN OF AFRICA
New actors and a sea change in world politics. What role for the EU?

Roland Marchal is one of the most outstanding international experts on Sub-Saharan Africa. His meticulous research in the field of economics and conflict receives regular praise by academics and the diplomatic world alike for being close to the ground. In his address, Roland Marchal will focus on the tense political situations on the Horn of Africa, where new, and not so new actors compete in mapping out their interests, both regionally and on a global scale. War in the Ukraine has added a dramatic new element, threatening to make the Horn of Africa a neuralgic point of global dimensions. The ongoing Tigray conflict in Ethiopia, with Eritrea deeply implicated, increasing political tensions in the two Sudans, a never-ending political stalemate in Somalia, or the still unresolved issue of the giant Grand Ethiopian Renaissance Dam (GERD) hydroelectric power project, are all defying ongoing diplomatic or mediation efforts. Questions covered by this talk will also include: The EU’s role; French presidency initiatives, also in the framework of AU-EU relations, after the latest not so successful summit. Where do the other great actors, China, Russia, the US and UK stand. And what about the closer neighbours, the Gulf states, Iran, Turkey and Israel.

Roland Marchal is a leading sociologist and researcher at the Institute of Political Sciences (Sciences Po) in Paris. His research focuses on the economies and conflicts in sub-Saharan Africa.
Marie-Roger Biloa, hailing from Cameroun, living in Paris, journalist, President and editor of Africa International
Günther Barnet, Federal Ministry of Defence
Georg Lennkh, former Special Envoy of the government of Austria for Africa

In cooperation with Vienna Institute for International Dialogue and Cooperation VIDC

Recorded at Kreisky Forum, April 20, 2022

 

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Rudolf Scholten und Wolfgang Maderthaner
GESCHICHTSSCHREIBUNG ZWISCHEN MYTHEN UND LEGENDEN:
DIE BABENBERGER

In unserer Veranstaltungsreihe Es ist ein gutes Land. Republikanische Geschichtsstunde(n) ist Kurator Wolfgang Maderthaner üblicherweise derjenige, der seinen Gästen Fragen stellt. In Umkehrung des Gewohnten hat BKF-Präsident Rudolf Scholten den Historiker, der viele Jahre Direktor des Österreichischen Staatsarchivs gewesen ist, für eine lose Serie über die Geschichte Österreichs als Gesprächspartner, als Befragten eingeladen.

In der ersten Folge beschäftigen sich Rudolf Scholten und Wolfgang Maderthaner mit den Anfängen Österreichs, mit der Epoche der Babenberger, die vom 976 bis zum Aussterben ihrer Dynastie im 13. Jahrhundert zunächst als Markgrafen und dann als Herzöge regiert haben. Die Babenberger als Herrscherfamilie des vorstaatlichen Österreich sind in verlässlichen historischen Quellen nur wenig dokumentiert. Umso zahlreicher sind Mythen und Legenden, die zu einem guten Teil auch Jahrhunderte später hinzugefügt wurden, die Steine des Mosaiks, in dem wir uns heute eine Bild von dieser Zeit zu machen versuchen.

Rudolf Scholten über diese Gesprächsreihe: „Sie soll in einer hoffentlich interessanten und abwechslungsreichen Form ermöglichen, was sich so viele schon vorgenommen haben: ´Wir sollten mal einen wirklichen Überblick über die Geschichte Österreichs bekommen.´ Wir wollen dabei genau, aber nicht kleinlich vorgehen. Unterhaltsam aber nicht auf Anekdoten reduziert. Wir wünschen uns, dass Ihnen das Zuhören so viel Freude macht wie uns, diese Gespräche zu führen.“

Wolfgang Maderthaner, Historiker, Verein Geschichte der Arbeiterbewegung
Rudolf Scholten, Präsident des Bruno Kreisky Forums

Aufgezeichnet im Kreisky Forum am 8. März 2022
Technische Produktion: Maximilian Hofko

 

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Eva Linsinger im Gespräch mit Herbert Lackner und Christoph Zielinski
DIE MEDIZIN UND IHRE FEINDE
Wie Scharlatane und Verschwörungstheoretiker seit Jahrhunderten Wissenschaft bekämpfen

Kaiserin Maria Theresia und Johann Wolfgang Goethe waren für die Pockenimpfung, Immanuel Kant, Andreas Hofer und Karl Lueger agitierten dagegen. Hexenjäger, Naturheiler, NS-Mediziner: Der Journalist und Autor Herbert Lackner und der bekannte Onkologe Christoph Zielinski suchen die Wurzeln der heutigen Wissenschaftsgegner-Bewegung in der Geschichte und beschreiben ihre profunden Irrtümer.
Das Ergebnis ist die erste umfassende Darstellung eines Phänomens, das viele Fragen aufwirft: Warum marschieren plötzlich in ganz Europa Hippies mit Rasta-Locken in den Impfgegner-Demos Seite an Seite mit Rechtsradikalen? Was verbindet besorgte Mütter und abseitige Verschwörungs-theoretiker? Warum vertrauen sie sonderbaren Wunderheilern mehr als der Wissenschaft? Und was ist aus der Sicht des Mediziners von ihren Argumenten zu halten?
Die Medizin und ihre Feinde (ueberreuter, April 2022, ISBN 978-3-8000-7796-0) gibt die Antworten auf diese Fragen.

Herbert Lackner, geboren in Wien, studierte Politikwissenschaft und Publizistik, war stellvertretender Chefredakteur der „Arbeiter Zeitung” und danach 23 Jahre lang Chefredakteur des Nachrichtenmagazins profil. Er ist Autor zahlreicher zeithistorischer Beiträge in profil und Die Zeit. Zuletzt sind seine zeithistorischen Bestseller Als die Nacht sich senkte, Die Flucht der Dichter und Denker und Rückkehr in die fremde Heimat im Carl Ueberreuter Verlag erschienen.

Christoph Zielinski ist Facharzt für Innere Medizin, Zusatzfacharzt für Hämatologie und internistische Onkologie und Humangenetik, Universitätsprofessor für Innere Medizin und klinische Immunologie. Er studierte an der Medizinischen Fakultät der Universität Wien und war Fellow am Cancer Research Center, Boston, USA. Seit 1999 ist er Präsident der Central European Cooperative Oncology Group. Von 2004 bis 2017 war er Vorstand der Universitätsklinik für Innere Medizin I, von 2004 bis 2014 stellvertretender Ärztlicher Direktor des Allgemeinen Krankenhauses Wien. Seit Mai 2020 ist er Ärztlicher Direktor der Wiener Privatklinik, Wien.

Moderation: Eva Linsinger, stv. Chefredakteurin und Innenpolitik-Chefin des profil

In Zusammenarbeit mit dem Carl Ueberreuter Verlag

Aufgezeichnet im Kreisky Forum am 5. April 2022

 

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WOLFGANG MADERTHANER IM GESPRÄCH MIT HILDE HAWLICEK
„DIE WILDE HILDE“
Zum 80. Geburtstag

HILDE HAWLICEK wurde am 14. April 1942 als Kind einer Arbeiterfamilie in Wien geboren. Nach der Matura 1960 absolvierte sie ein Lehramtsstudium für Deutsch und Geschichte an der Universität Wien und war von 1968 bis 1971 als Lehrerin an einer Allgemeinbildenden Höheren Schule tätig.
Ihr politisches Engagement führte sie als Jugendliche in den Verband Sozialistischer Mittelschüler, wo sie unter anderen Heinz Fischer und Karl Blecha kennenlernte. Später war sie im Verband Sozialistischer Studenten Österreichs und in der Sozialistischen Jugend tätig. Von 1965 bis 1968 wirkte sie als Erster Sekretär des Österreichischen Bundesjugendringes.
1970 wurde Hilde Hawlicek Mitglied im SPÖ-Bundes-Frauenkomitee, im Oktober 1971 zog sie in den Bundesrat, 1976 in den Nationalrat ein, dem sie bis 1987 und dann wieder von 1990 bis 1995 angehörte. Von 1987 bis 1990 war sie Ministerin für Unterricht, Kunst und Sport.
Hawlicek, die gerne Boogie-Woogie tanzte und von ihren Genossen „die wilde Hilde“ gerufen wurde, erarbeitete ein Gesetz für ganztägige Schulformen, das Minderheitenschulgesetz für zweisprachige Volksschulen in Kärnten und implementierte Wahlfächer, politische Bildung, Umwelterziehung und mit dem Sexkoffer die Sexualerziehung. Schulversuche sollten zur Regelform werden, Mädchen wurden zu allen Schultypen zugelassen, „Handarbeiten“ durch die Wahlmöglichkeit „Textiles oder Technisches Werken“ ersetzt.
Deutliche Spuren hinterließ sie auch in der Kultur. Hilde Hawlicek bestellte nicht nur Eberhard Waechter und Ioan Holender zum Leitungsduo der Staatsoper, sondern verteidigte Claus Peymanns Aufführung von Thomas Bernhards „Heldenplatz“ und verlängerte den Vertrag des umstrittenen Burgtheaterdirektors. 1991 ernannte sie Gerard Mortier zum Intendanten der Salzburger Festspiele, der als Karajan-Nachfolger das Festival für weniger Betuchte öffnete und es radikal erneuerte. Und den Bregenzer Festspielen ermöglichte sie durch die Umwandlung in eine GmbH eine Dreijahresbudgetierung.
In ihrer Amtszeit beschloss Hawlicek gemeinsam mit Finanzminister Ferdinand Lacina das Kunstförderungsgesetz mit einem eigenen Budget für dezentrale Kulturinitiativen, die Vision lautete „Kultur für alle“. Auch das Wiener Literaturhaus wurde unter ihrer Ägide gegründet.
Hilde Hawlicek blieb auch immer der europäischen Idee verbunden. Von 1979 bis 1995 gehörte sie mit einer kurzen Unterbrechung der österreichischen Delegation zur Parlamentarischen Versammlung des Europarates an und zog von 1995 bis 1999 als SPÖ Delegationsleiterin ins Europäische Parlament ein, wo sie unter anderem stellvertretende Vorsitzende des Ausschusses für Kultur, Jugend, Bildung und Medien wurde.
1999 übernahm sie unter Karl Blecha die Funktion einer Vizepräsidentin des Pensionistenverbandes Österreich. 2001 folgte die Gründung der Europäischen Seniorenorganisation (ESO) mit Blecha als Präsident und Hawlicek als Generalsekretärin. 2015 wurde sie Vizepräsidentin der EU-Plattform „AGE“.

Moderation: Wolfgang Maderthaner, Historiker, Verein Geschichte der Arbeiterbewegung

Aufgezeichnet im Kreisky Forum am 14. März 2022
Technische Produktion: Maximilian Hofko

 

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Robert Misik im Gespräch mit Yascha Mounk
DAS GROSSE EXPERMENT
Wie Diversität die Demokratie bedroht und bereichert

“The Great Experiment moves from insightful analysis of our current crisis to practical suggestions on how to mitigate conflicts over race and identity—a blueprint for a more optimistic future.”
Dr. Francis Fukuyama, author of The End of History

Wie kann eine demokratische Verfassung die sozialen und politischen Zentrifugalkräfte einer multiethnischen Gesellschaft einhegen, ohne dabei die liberale Idee zu verraten?
Yascha Mounk liefert in seinem neuen Sachbuch die Anleitung für eine intakte multiethnische Demokratie. Denn nie war es wichtiger als heute, über die Balance von Gleichheit und individueller Freiheit nachzudenken.
Zum Erscheinen seines neuen Buchs spricht Yascha Mounk mit Robert Misik darüber, warum es sich lohnt, “Das große Experiment” zu wagen und warum die Antwort auf die Herausforderung Diversität nur die liberale Demokratie sein kann. Denn bei allen Unterschieden kommt es am Ende auch in einer vielfältigen Demokratie auf die Gemeinsamkeiten an.

Yascha Mounk, 1982 in München geboren, ist Politikwissenschaftler und Associate Professor an der Johns-Hopkins-Universität. Darüber hinaus hat er die Zeitschrift Persuasion gegründet und schreibt für die New York Times, den Atlantic und die ZEIT. Bei Droemer erschien von ihm 2018 Der Zerfall der Demokratie.

Robert Misik, Autor und Journalist

Yascha Mounk:
Das große Experiment: Wie Diversität die Demokratie bedroht und bereichert.
Droemer-Knaur, 1. April 2022, ISBN-13978-3426278505

Aufgezeichnet im Kreisky Forum am 1. April 2022

 

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LEX TAKKENBERG IN CONVERSATION WITH BASHIR BASHIR
RESTORING COLLECTIVE IDENTITITY AND DIGNITY
Palestinian Refugees: The Quest for Solutions

The Palestinian refugee question, resulting from the events surrounding the birth of the State of Israel seventy years ago, remains one of the largest and most protracted refugee crises of the post-Second World War era. Numbering over six million in the Near East alone, Palestinian refugees’ status varies considerably according to the state or territory hosting them, the UN agency assisting them, and political circumstances surrounding the Israeli-Palestinian conflict these refugees are naturally associated with. Despite being foundational to both the experience of the Palestinian refugees and the resolution to their plight, international law is often side-lined in political discussions concerning their fate. Lex Takkenberg has dedicated his professional life to the question of Palestinian refugees since the very onset of his career. His doctoral dissertation in International Law on The Status of Palestinian Refugees in International Law – an integral Arabic translation of which was published by the Institute for Palestine Studies in 2003 – has recently been reissued in a new updated version co-authored with Francesca Albanese. In a conversation with Bashir Bashir, the continued relevance of the Palestinian refugee issue – and the financial perils of the UNRWA, the UN agency supporting them – for the broader quest for a resolution of the Israel-Palestine situation will be explored. The conversation will place the refugee issue and its resolution in the broader contemporary debate on migration and refugees through the prism of international law.

Bashir Bashir is Associate Professor at the Open University of Israel and Senior Research fellow at the Van Leer Jerusalem Institute. He is co-editor of The Holocaust and Nakba: A New Grammar of Trauma and History (Columbia University Press, 2018); and The Arab and Jewish Questions: Geographies of Engagement in Palestine and Beyond (Columbia University Press, 2020).

Lex Takkenberg is Senior Advisor on the Question of Palestine at the Civil Society Organisation Arab Renaissance for Democracy and Development and non-resident Professor of Humanitarian Affairs at Fordham University. Prior to that he held various positions at UNRWA, including Gaza, Syria and HQ.

Recorded at Kreisky Forum March 31, 2022

 

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ROBERT MISIK IM GESPRÄCH MIT FABIAN REICHER UND ANJA MELZER
DIE WÜTENDEN

Warum radikalisieren sich Jugendliche, die in Österreich, Deutschland oder Frankreich aufwachsen? Was muss passieren, um weitere dschihadistische Anschläge zu verhindern? Fabian Reicher und Anja Melzer geben authentische Einblicke in die Wirkungsweise der Propaganda des sogenannten Islamischen Staates und ihre Anziehungskraft auf europäische Jugendliche. Anhand von fünf Biografien radikalisierter Jugendlicher beschreiben sie, wie es gelingt, mit Kenntnis der Vorgehensweisen und den richtigen Methoden beim Ausstieg aus der vermeintlich attraktiven Jugendsubkultur zu helfen.

Fabian Reicher, geb. 1987, war sechs Jahre als Streetworker in Wien tätig und arbeitet derzeit als Sozialarbeiter bei der Beratungsstelle Extremismus im Bereich der Ausstiegs- und Distanzierungsarbeit. Er ist Mitgründer mehrerer Online-Streetwork Initiativen. Reicher lehrt an den verschiedensten Hochschulen Österreichs.

Anja Melzer, geb. 1989, arbeitet als Chefin vom Dienst beim Arbeit&Wirtschaft Magazin. Sie wurde 2017 zu den „Besten 30 unter 30“ gezählt und 2018 mit der „Story des Jahres“ der österreichischen Journalismustage ausgezeichnet. Ihre Arbeit steht in der Tradition der sogenannten Wiener Sozialreportage, einem „Journalismus von unten“. Die Devise: Hingehen, wo es weh tut, hinsehen, wo niemand hinschaut, denen eine Stimme geben, die keiner hört. Sie twittert unter @mauerfallkind.

Robert Misik, Autor und Journalist

Fabian Reicher, Anja Melzer
Die Wütenden
Warum wir im Umgang mit dschihadistischem Terror radikal umdenken müssen
Westend Verlag, Februar 2022, € 18,50 (Paperback)

Aufgezeichnet im Kreisky Forum am 24. März 2022

 

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Philipp Blom im Gespräch mit Wolfgang Müller-Funk

CRUDELITAS
Welche Rolle spielt die Grausamkeit in der Geschichte der Menschen?

Der Mensch »ist auch das grausame Tier«. Diese radikale These ist Ausgangspunkt einer Diskursgeschichte der Grausamkeit von Wolfgang Müller-Funk, die eben im Verlag Matthes & Seitz erschienen ist. Mit der Bestimmung der Grausamkeit als Teil des Zivilisierungsprozesses gelingt dem Kulturwissenschaftler ein erschütternder Blick auf einen Aspekt der menschlichen Evolution, den gängige Beschreibungen verschweigen: Das Experimentieren mit Möglichkeiten und die durch die Wortsprache bedingten Spielräume und Repräsentationsformen weisen zu völlig künstlichen Formen von Gewalt, die weder zufällig noch notwendig sind. Die unheimliche Attraktivität der Grausamkeit liegt dabei auch in ihrem zweifelhaften Versprechen ungehinderter Selbstbehauptung. In zwölf konzisen Kapiteln – zu Robert Musil und Ernst Jünger, Seneca und Friedrich Nietzsche, Elias Canetti und dem Marquis de Sade, Jean Améry und Mario Vargas Llosa, Sigmund Freud und Maurice Merleau-Ponty, Ismail Kadare und Arthur Koestler – straft Müller-Funks Studie Gottfried Benns Satz, dem zu Folge der liberale Mensch der Gewalt nicht ins Auge sehen kann, Lüge. Seine von der Literatur informierte Geschichte der Grausamkeit weist einen philosophischen Weg, ihren Verlockungen zu widerstehen.
In Kreiskys Wohnzimmer diskutiert Philipp Blom mit Wolfgang Müller-Funk über den erschreckenden Einfallsreichtum der Grausamkeit – und was sie uns über den Menschen lehrt.

Wolfgang Müller-Funk war Professor für Kulturwissenschaften in Birmingham und Wien und u.a. Fellow an der New School for Social Research in New York und am Institut für die Wissenschaft vom Menschen in Wien. Unter seinen zahlreichen Veröffentlichungen sind Theorien des Fremden (2016), 365 Tage sind kein Jahr (2020) und Die Kunst des Zweifelns (2021).

Philipp Blom studierte Philosophie, Geschichte und Judaistik in Wien und Oxford. Er lebt als Schriftsteller und Historiker in Wien und schreibt regelmäßig für europäische und amerikanische Zeitschriften und Zeitungen.

Wolfgang Müller-Funk: Crudelitas. Zwölf Kapitel einer Diskursgeschichte der Grausamkeit
360 Seiten, Matthes & Seitz Berlin, Februar 2022, ISBN 978-3-7518-0335-9

Aufgezeichnet im Kreisky Forum am 17. März 2022
Technische Produktion: Maximilian Hofko

 

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Walter Posch im Gespräch mit Guido Steinberg
STAAT UND RELIGION IN SAUDI-ARABIEN
Geschichte und Gegenwart des Wahhabismus

Mehr als 250 Jahre haben die Wahhabiten die Religionspolitik Saudi-Arabiens beherrscht und ihre Islaminterpretation im Land durchgesetzt und ins Ausland exportiert. Kronprinz Mohammed Bin Salman bemüht sich seit 2017, den Einfluss der wahhabitischen Religionsgelehrten zurückzudrängen, und Staat, Wirtschaft und Gesellschaft zu reformieren. Im Vortrag geht es um die Geschichte und Gegenwart des Verhältnisses von Religion und Politik in Saudi-Arabien.

Guido Steinberg, Islamwissenschaftler und Autor, Stiftung Wissenschaft und Politik Berlin

Walter Posch, Senior Fellow, Institut für Friedenssicherung und Konfliktmanagement (IFK), Landesverteidigungsakademie

Aufgezeichnet am 22. März 2022 im Kreisky Forum

 

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Tessa Szyszkowitz in conversation with Sathnam Sanghera

EMPIRELAND
How Imperialism has shaped modern Britain

Sathnam Sanghera’s book Empireland hit Britain in 2021 like a thunderbolt. At a time of great division, when the post-Brexit island is arguing about what it means to be British, Empireland is a groundbreaking revelation – a much-needed and enlightening portrait of contemporary British society, shining a light on everything that usually gets left unsaid.
In conversation with Tessa Szyszkowitz the author will discuss how the British Empire remains a subject of both shame and glorification. In his bestselling book he shows how the imperial past is everywhere: even in the British response to the COVID-19 crisis.

“Sathnam Sanghera’s new book is nuanced, intelligent and even entertaining It is also refreshingly honest…As well as chronicling the familiar sins of empire, particularly in India, the author gives a fair hearing to those who emphasise the more positive aspects of imperial rule.” The Economist

“Empireland is Sathnam Sanghera’s mission to decolonise himself.” The Times

“I only wish this book had been around when I was in school.” Sadiq Khan, London mayor

Sathnam Sanghera was born to Indian immigrant parents in Wolverhampton in 1976. The author is has been shortlisted for the Costa Book Awards twice, for his memoir The Boy With The Topknot and his novel Marriage Material. Empireland has been longlisted for the Baillie Gifford Prize for Non-Fiction. He is a columnist for the Times and lives in London.
Tessa Szyszkowitz is a journalist, writer and historian currently working for Falter, profil & Cicero. Her last book was Echte Engländer, Britain & Brexit (2018). She is also Senior Associate Fellow at the Royal United Services Institute in London.

Recorded at Kreisky Forum, March 18, 2022

 

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RAIMUND LÖW IN CONVERSATION WITH NINA KHRUSCHCHEVA AND STEVEN LEE MYERS
A REGIME TO STAY?
Scenarios for (Post-) Putin Russia

Since Russia began its “special operation” in Ukraine last month, civil and other liberties—or whatever was left of them after 22 years of Vladimir Putin’s rule—have been swiftly and brutally suppressed. At the time of this writing, Russian troops continue their onslaught on Kiev and other Ukrainian cities. The Russian president has put nuclear missiles on a ready alert in case his military actions get challenged by the United States and NATO. How long this new, fully dictatorial phase of Putinism could last? Can it continue even if we imagine that Vladimir Putin for one reason or another may lose his grip on power and the country. Raimund Löw, Nina Khrushcheva and Steven Lee Myers will discuss possible scenarios for Russia’s present and future.

Nina Khrushcheva, Professor of International Affairs at The New School, New York, Bruno Kreisky Forum Senior Fellow

Steven Lee Myers, Beijing Bureau Chief for The New York Times. Previously he worked as correspondent in Moscow. Author of the book “The New Tsar: The Rise and Reign of Vladimir Putin” (2015)
(connected via Zoom)

Raimund Löw, Journalist, Historian, Author, Director of Falter Radio

Recorded at Kreisky Forum on March 15, 2022
Technical production: Maria-Anna Fuchs-Grünbühel

 

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ROBERT MISIK IM GESPRÄCH MIT JÜRGEN CZERNOHORSZKY
„KLIMASCHUTZ MUSS SOZIAL SEIN“

Seit der Bildung der neuen Stadtregierung im November 2020 ist Jürgen Czernohorszky Wiener Klimastadtrat. Sein oberstes Ziel ist laut Eigendefinition der soziale Klimaschutz. Ein Klimaschutz, der das Wohl der Menschen in den Mittelpunkt stellen und ihr Leben verbessern soll. „Das möchte ich gemeinsam mit allen Wienerinnen und Wienern schaffen. In den Grätzln, Gassen, Schulen und Gemeindebauten. Mit den ArbeiterInnen sowie mit den AkademikerInnen. Von den Kindergartenkindern bis zu unseren Ältesten – alle sollen eingebunden sein. Und die PessimistInnen reißen wir mit unserem Optimismus mit. Denn die Vergangenheit ist zwar schon geschrieben, aber an der Zukunft schreiben wir gemeinsam!“, sagt Czernohorszky.
Der Politiker, 1977 in Eisenstadt geboren, schloss 2008 das Studium der Soziologie an der Universität Wien ab. Er war in der Studierendenvertretung aktiv, Abgeordneter im Wiener Landtag und Gemeinderat und war – und ist – begeisterter Funktionär der Kinderfreunde. 2015 wurde er Wiener Stadtschulratspräsident, später Bildungsstadtrat.
Mit Robert Misik spricht mit Jürgen Czernohorszky in Kreiskys Wohnzimmer über die neuen Herausforderungen einer klimagerechten und demokratischen Stadtpolitik und seine Vorstellungen von einer progressiven und modernen Sozialdemokratie.

Jürgen Czernohorszky, Wiener Stadtrat für Klima, Umwelt, Demokratie und Personal und Bundesvorsitzender der Österreichischen Kinderfreunde

Moderation: Robert Misik, Autor und Journalist

Aufgezeichnet im Kreisky Forum 7. März 2022
Technische Produktion: Maximilian Hofko

 

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GUDRUN HARRER IM GESPRÄCH MIT MONIKA BOLLIGER
WER RETTET LIBANON VOR DEM ABGRUND?

Im Libanon ist die politische Macht nach Quoten für Religionsgruppen verteilt. Ein System, das Minderheiten schützen sollte, hat zu einer Verfestigung religiöser Identitäten und einer Vertiefung der Gräben geführt. Der Bürgerkrieg hat diese Gräben zementiert, und die Warlords von damals beherrschen noch heute das Land wie Mafiabosse – während sie vorgeben, ihre jeweilige Religionsgruppe zu verteidigen. 2019 hat eine breite Protestbewegung versucht, die Gräben zu überwinden, doch da raste das Land bereits auf den Abgrund zu. Nach dem Kollaps der Wirtschaft kam es auch noch zu einer riesigen Explosion am Hafen von Beirut, die weite Teile der libanesischen Hauptstadt verwüstete und ihre Bewohner traumatisierte. Jetzt müssen die Menschen ihre ganzen Kräfte dafür aufwenden, durch den Alltag zu kommen, während die Politiker keinerlei Einsicht zeigen. Libanon braucht einen radikalen Wandel – aber ist das unter den gegebenen Umständen möglich?

Monika Bolliger studierte Geschichte, Arabistik und Völkerrecht an der Universität Zürich. Sie lebte zwischen 2012 und 2018 als Korrespondentin der Neuen Zürcher Zeitung in Jerusalem, Kairo und Beirut. Seit Frühjahr 2021 ist sie Redakteurin des Spiegels mit Schwerpunkt Nahost.

Gudrun Harrer, Leitende Redakteurin, Der Standard; Lektorin für Moderne Geschichte und Politik des Nahen und Mittleren Ostens an der Universität Wien und an der Diplomatischen Akademie Wien.

BUCHTIPP.
Monika Bolliger: Tripolis. Der Nahe Osten im Spiegelbild einer Stadt
Rotpunktverlag, Februar 2022; ISBN 978-3-85869-927-5

ZOOM Live Talk, 14. März 2022

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ROBERT MISIK IM GESPRÄCH MIT KONSTANTIN WECKER
GENUG IST NICHT GENUG

Der deutsche Liedermacher, Poet, Schauspieler und Komponist Konstantin Wecker gehört zu den vielseitigsten Künstlern des deutschsprachigen Raumes. Sowohl als Autor, Filmmusikkomponist, Musical- und Kindermusical-Produzent als auch als kritische Stimme eines ehemals Drogenabhängigen im Kampf gegen die Sucht, beeindruckt Konstantin Weckers Vielseitigkeit seit über 35 Jahren.
Werk und Leben Konstantin Weckers wurden bereits mehrfach Gegenstand von Wissenschaftlichen Abhandlungen und Diplomarbeiten an verschiedenen Universitäten weltweit.
Konstantin Wecker engagierte sich in all den Jahren seiner künstlerischen Karriere auch politisch. Er nahm 1982 an der Konzertreihe Künstler für den Frieden teil. In vielen seiner Lieder setzt sich Wecker mit dem politischen Tagesgeschehen auseinander. Seine Ballade „Willy“ behandelt die Konfrontation der 68er-Bewegung mit rechtem Gedankengut. Im Laufe der Jahrzehnte wurde sie von Wecker immer wieder adaptiert, die aktuellste Version stammt von 2021.
2010, im Interview mit der Zeitschrift Graswurzelrevolution, bekannte sich Konstantin Wecker zur herrschaftsfreien Gesellschaft: „Ich habe mich immer schon, auch in der 68er Zeit, dem Anarcho-Lager zugehörig gefühlt, weil ich als junger Mann von Henry Miller schwer beeindruckt war.“ Er führt weiter aus: „Wir müssen an unseren Utopien einer herrschaftsfreien und gewaltfreien Gesellschaft festhalten, sie zusammen mit anderen weiterentwickeln.“
Wecker erhielt für sein künstlerisches und zivilrechtliches Engagement zahlreiche Preise und Auszeichnungen.
Im Rahmen seiner neuen Konzert-Tournee UTOPIA besucht Konstantin Wecker Wien. Robert Misik spricht mit ihm in Kreiskys Wohnzimmer über das, was ihn an- und umtreibt.

Konstantin Alexander Wecker (* 1. Juni 1947 in München) ist Musiker, Liedermacher, Komponist, Schauspieler und Autor. Er gilt als einer der bedeutendsten deutschen Liedermacher.

Moderation: Robert Misik, Autor und Journalist

Aufgezeichnet im Kreisky Forum am 8. März 2022
Technische Produktion: Maximilian Hofko

 

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Gerhard Baumgartner, Claudia Kuretsidis-Haider, Peter Weinberger
FLUCHT – ARISIERUNG – RESTITUTION: ZWEI FAMILIENGESCHICHTEN

Gerhard Baumgartner und Claudia Kuretsidis-Haider vom Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes präsentieren im Gespräch mit Autor Peter Weinberger:

„Josef Franks Herzberg-Villa im Spiegel der Arisierung und Restitution von Bunzl & Biach“
Von Ruth Jolanda und Peter Weinberger, mit einem Geleitwort von Gerhard Baumgartner, wissenschaftlicher Leiter des DÖW

Die Geschichte der vom Architekten Josef Frank errichteten Herzberg-Villa, dem Direktorenwohnhaus der Papierfabrik Bunzl & Biach in Neusiedl-Waidmannsfeld/NÖ ist Teil der Arisierungsgeschichte der Bunzl & Biach AG. Das Unternehmen wurde 1938 von den Nationalsozialisten enteignet, die Familie Bunzl konnte nach Großbritannien flüchten.
Nach 1945 erfolgte die Restitution äußerst zögerlich. Viktor Bunzl kehrte nach 1945 als einziges Mitglied der Bunzl-Familie nach Österreich zurück. Er erwarb nach dem endgültigen Verkauf von Bunzl & Biach die Herzberg-Villa, die bis dahin zum Fabrikbesitz gehörte.
Ruth Jolanda Weinberger und Peter Weinberger arbeiten in „Josef Franks Herzberg-Villa im Spiegel der Arisierung und Restitution von Bunzl & Biach“ erstmals die Firmengeschichte von einem der wichtigsten österreichischen Konzerne auf und geht den Spuren der Familie Bunzl vor dem Hintergrund von Beraubung und Verfolgung während der NS-Zeit nach. (Verlag Österreichisches Literaturforum, 2021, ISBN 978-3-902760-17-3)

„Sechs Schwestern auf der Flucht vor den Nationalsozialisten“
Von Ruth Jolanda und Peter Weinberger

Gleichsam ein „zeitgeschichtliches Bilderbuch“ ist der Band „Sechs Schwestern auf der Flucht vor den Nationalsozialisten“. Eine von ihnen war Recha Bunzl, geborene Engelberg, die Schwiegermutter von Peter Weinberger. Anhand von zahlreichen Originaldokumenten und Briefen wird dem Schicksal der sechs Schwestern Engelberg während des Nationalsozialismus nachgegangen. Eine Schwester wurde 1942 in Maly Trostinec ermordet, fünf Schwestern gelang auf sehr unterschiedlichen Wegen die Emigration. Zwei Schwestern konnten in die USA, zwei nach England fliehen. Eine Schwester versuchte nach Palästina zu flüchten und wurde 4 ½ Jahre lang auf der Insel Mauritius im Bereich der englischen Mandatsverwaltung interniert.
Das Buch zeichnet die Geschichte der sechs Schwestern im Kontext von Verfolgung, Flucht und Ermordung durch die Nationalsozialisten nach und ist mit zahlreichen Dokumenten und Fotos aus dem Familienbesitz angereichert. (Verlag Österreichisches Literaturforum, 2021, ISBN 978-3-902760-18-0)

Peter Weinberger war bis 2008 Professor an der Technischen Universität Wien und bis 2015 an der New York University tätig. Er hat beide Bücher in Zusammenarbeit mit seiner Tochter Ruth Jolanda Weinberger verfasst, die als Historikerin bei der Claims Conference in New York arbeitet.

In Zusammenarbeit mit dem Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes

Aufzeichnung eines Gespräches im Kreisky Forum am 10. März 2022

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Tessa Szyszkowitz in conversation with Azadeh Moaveni
GUEST HOUSE FOR YOUNG WIDOWS

Since the collapse of the Islamic State in Syria 2019 the fate of widows of ISIS fighters has become even more uncertain than during the short lived caliphate. In her book Guesthouse for Young Widows the American journalist and academic Azadeh Moaveni follows the lives of 13 women who went to the Islamic State. One of them is Shamima Begum, who left her home in London to become wife & widow of an ISIS fighter.
Was it empowerment, boredom or a radical political mind that drove these women to join Islamists in the Middle East? How come they decided to join a movement so particularly repressive to women? In conversation with Tessa Szyszkowitz Azadeh Moaveni will shed light on the biographies of these women, but also explore the question of their future: Do countries like the UK or Germany, from where these women took off, have a responsibility to take them back? Shamima Begum for example has been stripped of her British citizenship. Moaveni, who heads fhe Crisis Group’s Gender and Conflict Project, scrutinises states’ policies to see whether they are working and not adding to their problems with militants.

Azadeh Moaveni is a journalist, writer, and academic who has been covering the Middle East for two decades. She is the author of Lipstick Jihad, Honeymoon in Tehran, co-author, with Nobel Laureate Shirin Ebadi, of Iran Awakening, and Guest House for Young Widows. She lectures in journalism at New York University, London and directs the Gender and Conflict Project at the International Crisis Group. Her work often appears in The Guardian and The New York Times, among others.

Tessa Szyszkowitz is a journalist, writer and historian currently working for Falter, profil & Cicero. Her last book was Echte Engländer, Britain & Brexit (2018). She is also Senior Associate Fellow at the Royal United Services Institute in London.

Recording of a talk in the Kreisky Forum on March 8, 2022

 

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TESSA SYSZKOWITZ IM GESPRÄCH MIT DORON RABINOVICI
DIE EINSTELLUNG
Wie man Haltung behält in einer zunehmend polarisierten Gesellschaft

Der Autor Doron Rabinovici stellt einen hochaktuellen Roman vor: In “Die Einstellung” schildert er eine Politgesellschaft, die manchen bekannt vorkommen wird. Es ist nicht ganz Österreich, aber auch. Ein liebesbedürftiger Rechtspopulist im Aufwind, der seine rechtsradikalen politischen Positionen unverhohlen zur Schau stellt: Medienleute, die teils liebesdienerisch, teils prinzipientreu um ihn herumschwirren: in Nebenrollen Politberater und andere Steigbügelhalter.

Im Zentrum der Erzählung steht , wie der Titel schon sagt, die Einstellung. Wie zeigen ein Fotograf und ein Nachrichtenmagazin einen Politiker, den sie nicht schätzen? Und wie verhält es sich mit einer Tageszeitung, die einen Politiker hofiert? Dürfen Journalist·innen überhaupt Haltung haben? Wie nah sind sich Politiker·innen und Medienleute – zumal in einem Land, in dem sich alle sofort duzen? Wo endet die Freundschaft und wo beginnt die Korruption? Im Gespräch mit Tessa Szyszkowitz diskutiert Doron Rabinovici, wie wichtig Fakten im Zeitalter von Fake News sind und wer wann und warum die Welt nicht nur abbildet, sondern auch mitgestaltet.

Doron Rabinovici, 1961 in Tel Aviv geboren, ist Schriftsteller und Historiker. Sein Werk umfasst Kurzgeschichten, Romane und wissenschaftliche Beiträge: Paprinik (1994), Andernorts (2012), Instanzen der Ohnmacht (2019). Für sein Werk wurde er zuletzt mit dem Anton-Wildgans-Preis und dem Ehrenpreis des österreichischen Buchhandels für Toleranz in Denken und Handeln ausgezeichnet.
Tessa Szyszkowitz, London-Korrespondentin für profil, Welt-Kolumnistin beim Falter, Autorin von Echte Engländer. Britannien und der Brexit. Senior associate Fellow at RUSI , Royal United Services Institute in London

Aufzeichnung eines Gespräches im Kreisky Forum am 3. März 2022

 

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Nina Khrushcheva in conversation with Ian Buruma
THE CHURCHILL COMPLEX

It is impossible to understand the last seventy-five years of American history, through to Trump and Brexit, without understanding the Anglo-American relationship, particularly the bonds between Presidents and Prime Ministers. Today, the bond between Donald Trump and Boris Johnson illuminates the populist uprisings in both countries, as well as a new kind of special relationship that goes against everything it once stood for. Remembering the past, even its most glorious moments, can be as misleading as forgetting it. Over and over, in the name of freedom and democracy, British and especially American leaders have evoked Winston Churchill as a model for brave leadership (and Nevillle Chamberlain to represent craven weakness). As Ian Buruma shows, the myths of WW2 too often resulted in bad policies and foolish wars.

But the Churchill Complex is much more than a reflection on the weight of Churchill’s legacy and its misuses. At its heart are shrewd and absorbing character studies of the President-Prime Minster dyads, which serve as a master class in politics, diplomacy, and the personal quirks of our leaders. It has never been a relationship of equals, British Prime Ministers have put much more stock in the relationship than their US counterparts. After the loss of its once-great empire, Britain clung to the world’s greatest superpower as a path to continued relevance and leverage. As Buruma shows, this was almost always fool’s gold, and now, the alliance has floundered on the rocks of isolationism. The Churchill Complex may not have a happy ending, but as with Ian Buruma’s Other works, piercing lucidity is its own lasting

Ian Buruma, writer and editor; in 2017, he became editor of The New York Review of Books, but left the position in September 2018. He was the Paul W. Williams Professor of Human Rights and Journalism at Bard College from 2003 to 2017
Nina Khurshcheva, Professor of International Affairs at The New School, New York, BKF Senior Fellow

Recorded on February 18, 2022 in New York

 

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ROBERT MISIK IM GESPRÄCH MIT OLIVER PICEK
WENN PLÖTZLICH ALLES TEURER WIRD…
Die Rückkehr der Inflation

Viele Jahre lang spielte sie keine Rolle, aber plötzlich ist die Inflation wieder zurück. In den USA, in Europa, überall klettert die Inflationsrate auf Rekordwerte. Die Einkommen stagnieren, doch die Preise ziehen an. Doch es dreht sich, anders als in früheren Zeiten, keine Lohn-Preis-Spirale. Die Einkommen der normalen Leute sind einfach weniger Wert. Was sind die Gründe für die Inflation? Sind es einfach die höheren Energiepreise, die nicht zuletzt „politische Preise“ sind? Aber nicht nur Heizen, Strom und Benzin wird teurer, auch die Mieten sind in den vergangenen Jahren brutal gestiegen.
Wie der Inflation zu begegnen wäre, darüber gibt es zunehmend hitzige Debatten. Die einen fordern Zinssteigerungen der EZB, um den Inflationsdruck zu dämpfen? Aber was soll das bringen, wenn die Teuerung vor allem importiert ist? US-Ökonom*innen diskutieren bereits über Preiskontrollen durch die Regierungen für einige wesentliche Preise. Oder ist die Inflation nur ein Strohfeuer, das schnell wieder ausgebrannt sein wird, wenn es nicht zu flächendeckenden Lohnerhöhungen kommt?
Was ist Inflation? Welche Maßnahmen helfen wann? Droht gar eine Verarmung breiter Bevölkerungsschichten? Darüber sprechen in Kreiskys Wohnzimmer

Oliver Picek, Momentum Institut, Chefökonom
Robert Misik, Autor und Journalist

Oliver Picek hat Volkswirtschaftslehre in Wien, Paris und New York studiert. Seine wissenschaftlichen Schwerpunkte sind (Europäische) Makroökonomie, unter anderem Leistungsbilanzungleichgewichte in der Eurozone, sowie die nationalstaatlichen Grenzen von Geld-, Fiskal-, und Beschäftigungspolitik innerhalb der Europäischen Währungsunion. Zuvor war er am European Trade Union Institute in Brüssel als Forscher in der Abteilung „Wirtschafts-, Beschäftigungs-, und Sozialpolitik“ tätig sowie als externer Experte der Economy & Cohesion Gruppe des Europäischen Wirtschafts- und Sozialausschusses.

Aufgezeichnet im Kreisky Forum am 14. Februar 2022
Technische Produktion: Maximilian Hofko

 

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ROBERT MISIK IM GESPRÄCH MIT JENS SÜDEKUM
ÖKONOMISCHES „LONG-COVID“?

In den unmittelbaren Pandemie-Monaten und -Jahren haben die Regierungen durch Kurzarbeit, Hilfsmaßnahmen und Konjunkturprogramme die Wirtschaft stabilisiert, sodass ein dramatischer Anstieg der Arbeitslosigkeit, eine Welle von Firmenpleiten und ein Wirtschaftseinbruch ausblieb. Aber droht das dicke Ende erst in Zukunft? Die Gefahr besteht jedenfalls. Schon steigt die Inflation auf ein lange nicht gekanntes Niveau, mit dem die Einkommensentwicklung bisher nicht mitkommt. Das Geld der normalen Leute wird weniger Wert. Auch viele Klein- und Mittelbetriebe haben Rücklagen aufgezehrt – auch wenn es da und dort Überförderung gegeben haben mag. Städte und Gemeinden haben sehr viel Geld ausgegeben und haben jetzt angespanntere Finanzen. Und ganz generell hat die Investitionstätigkeit der Unternehmen nachgelassen – was gut verständlich ist angesichts von unsicheren Geschäftsaussichten. All das zusammen kann aber bedeuten, dass in den nächsten Jahren deutlich weniger Innovationen geschehen, Unternehmen weiter weniger investieren, sich neue Produktionsverfahren langsamer durchsetzen und weniger Arbeitsplätze geschaffen werden, als das ansonsten der Fall gewesen wäre. Wie groß ist die Gefahr einer langfristigen Stagnation und eines nachhaltigen Wohlstandsverlustes? Was kommt da noch auf uns zu? Liegt das Härteste gar noch vor uns?

Jens Südekum, Ökonom
Robert Misik, Autor und Journalist

Jens Südekum (geb. 24. August 1975 in Goslar) ist ein deutscher Ökonom. Er ist Universitätsprofessor für internationale Volkswirtschaftslehre des Düsseldorfer Instituts für Wettbewerbsökonomie (DICE) an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf und Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat beim Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi). Daneben ist er Research Fellow beim Centre for Economic Policy Research (CEPR), dem CESifo Institut, dem Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) und beim Forschungsinstitut zur Zukunft der Arbeit (IZA). Außerdem war er von 2016 bis 2020 Vorsitzender des Ausschusses für Regionaltheorie und -politik beim Verein für Socialpolitik (VfS) und von 2015 bis 2018 Herausgeber des Journal of Regional Science.

ZOOM Live Talk, 24. Februar 2022

 

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ROBERT MISIK IM GESPRÄCH MIT EMINE SEVGI ÖZDAMAR
EIN VON SCHATTEN BEGRENZTER RAUM

Nach dem Putsch 1971 hält das Militär nicht nur das Leben, sondern auch die Träume der Menschen in der Türkei gefangen. Künstlerinnen und Künstler, Linke, Intellektuelle fürchten um ihre Existenz; auch die Erzählerin, die aus Istanbul übers Meer nach Europa flieht. Im Gepäck: der Wunsch, Schauspielerin zu werden, und das unbedingte Verlangen, den so jäh gekappten kulturellen Reichtum ihres Landes andernorts bekannt zu machen und lebendig zu halten, ohne sich im »Tiergarten der Sprachen« auf die bloße Herkunft beschränken zu lassen. Und dort, inmitten des geteilten Berlin, auf den Boulevards von Paris, im Zwiegespräch mit bewunderten Dichtern und Denkern, findet sie sich schließlich wieder in der »Pause der Hölle«, in der Kunst, Politik und Leben uneingeschränkt vereinbar scheinen.
Sevgi Özdamars neuer Roman „Ein von Schatten begrenzter Raum“ ist das vielstimmige Loblied auf ein Nachkriegseuropa, in dem es für kurze Zeit möglich schien, allein mit den Mitteln der Poesie Grenzen einzureißen. Er ist der sehnsuchtsvolle Nachruf auf die Freunde, Künstler, Bekanntschaften, die sie auf ihrem Weg begleiteten.
Vor allem aber ist er die wortgewaltige Eröffnung eines Raums zwischen Bedrohung und Geborgenheit, eines von Schatten begrenzten Raums.
Sevgi Özdamar trifft im Rahmen ihrer Lesereise durch Österreich Robert Misik in Bruno Kreiskys Wohnzimmer und spricht mit ihm über ihr Leben und ihr neues Buch.

Emine Sevgi Özdamar wuchs in Istanbul auf, wo sie die Schauspielschule besuchte. Mitte der siebziger Jahre ging sie nach Berlin und Paris und arbeitete mit den Regisseuren Benno Besson, Matthias Langhoff und Claus Peymann. Sie übernahm zahlreiche Filmrollen und schreibt seit 1982 Theaterstücke, Romane und Erzählungen. Emine Sevgi Özdamar lebt in Berlin. Im Jahr 2021 wurde sie mit dem Bayerischen Buchpreis ausgezeichnet.
Robert Misik, Autor und Journalist

Eine Veranstaltung in Kooperation mit der oberösterreichischen Initiative.Literaturschiff, dem Salzburger Literaturforum Leselampe und dem Suhrkamp Verlag.

Emine Sevgi Özdamar:
EIN VON SCHATTEN BEGRENZTER RAUM
Suhrkamp Verlag, Dezember 2021 (2. Auflage), 28,- €

Aufgezeichnet im Kreisky Forum am 14. Februar 2022
Technische Produktion: Maximlian Hofko

 

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Bashir Bashir on Equal Rights for All in Palestine/Israel
Online talk given in February 2022

Bashir Bashir is associate professor in the department of sociology, political science and communication at the Open University of Israel and a senior research fellow at the Van Leer Jerusalem Institute. He is curator at Bruno Kreisky Forum for Internatinal Dialogue in Vienna. His primary research interests are nationalism and citizenship studies, liberalism, democratic theory, decolonization and the politics of reconciliation. Among other numerous publications, he is the co-editor of The Holocaust and Nakba: A New Grammar of Trauma and History (Columbia University Press, 2018); and The Arab and Jewish Questions: Geographies of Engagement in Palestine and Beyond (Columbia University Press, 2020). His writings have appeared in English, Hebrew, Arabic, Italian, and German.

Bashir’s Publications:
Interrogating Modernity and Egalitarian Binationalism in Palestine/Israel
The Holocaust and the Nakba: A New Grammar of Trauma and History
The Arab and Jewish Questions: Geographies of Engagement in Palestine and Beyond

 

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Walter Posch in conversation with Soli Özel

IN SEARCH OF A STRONG LEADER
Fragile Authorities and Vibrant Instability

All too frequently, leadership is reduced to a simple dichotomy: the strong versus the weak. Yet, there are myriad ways to exercise effective political leadership — as well as different ways to fail. We blame our leaders for economic downfalls and praise them for vital social reforms, but rarely do we question what makes some leaders successful while others falter.

Soli Özel, Professor of International Relations and Political Science at Kadir Has University, Istanbul, Journalist, Author. Currently, he is a Tom and Andi Bernstein Fellow at the Schell Center, Yale Law School.
Walter Posch, Senior Fellow Institute for Peace Support and Conflict Management (IFK)

Recorded at Kreisky Forum on January 27, 2022
Technical production: Maximilian Hofko

 

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GUDRUN HARRER IN CONVERSATION WITH CINZIA BIANCO
RELATIONS BETWEEN EUROPE AND THE GULF MONARCHIES. PAST, PRESENT AND FUTURE

The history of relations between Europe and the Gulf monarchies is punctuated by low ups and steep downs. The Gulf was long viewed as an „American lake“, and Europeans prioritised national business interests and neglected geopolitics while, after 2011, the Gulf monarchies became key geopolitical actors throughout the MENA. Now that the United States is retrenching from the region how will Europeans see strategic interests in the Gulf and re-position to defend them?
As the world’s largest fossil fuels producers and potentially large-scale producers of renewable energy, the Gulf monarchies can play a major role for European energy security and climate objectives. Geopolitical dynamics between the Gulf monarchies and other regional powers, such as Turkey and Iran, can have significant impacts on regional stability at Europe’s doorsteps.
Our next event will unpack these and other elements.

Cinzia Bianco is a visiting fellow at the European Council on Foreign Relations, based in Berlin, where she is working on political, security and economic developments in the Arabian Peninsula and Gulf region and relations with Europe. Additionally, she is a senior analyst at Gulf State Analytics.
Gudrun Harrer, Senior Editor at Der Standard, Lecturer on Modern History and Politics of the Middle East, University of Vienna and Diplomatic Academy of Vienna

ZOOM Live Talk February 10, 2022

 

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Rudolf Scholten im Gespräch mit Georg Hufgard-Leitner
PROBLEMBEHÖRDE ODER SERVICECENTER?
Ein Blick hinter die Kulissen der MA 35 in Wien

Georg Hufgard-Leitner, Jurist, Leiter der Wiener Magistratsabteilung MA 35 für Einwanderung und Staatsbürgerschaft
Rudolf Scholten, Präsident des Bruno Kreisky Forums für internationalen Dialog

Georg Hufgard-Leitner leitet seit Sommer 2020 die Wiener Magistratsabteilung 35 für Einwanderung und Staatsbürgerschaft. Kernaufgabe der MA 35 ist die Durchführung von Verfahren nach dem Niederlassungs- und Aufenthaltsgesetz. Die von der Behörde zu vollziehende Bundesgesetzgebung im Bereich Einwanderung und Staatsbürgerschaft ist kompliziert, die Verfahren teils sehr aufwendig. Pro Jahr bearbeiten die mittlerweile 538 Mitarbeiter*innen rund 150.000 Verfahren. Seit Inkrafttreten eines vom Nationalrat beschlossenen Bundesgesetzes im Herbst 2020 ist die MA 35 zusätzlich mit einer gesamtösterreichischen Zuständigkeit betraut: Die Nachkommen österreichischer NS-Opfer – so wie geflüchtete Opfer selbst – erhalten einen erleichterten Zugang zur österreichischen Staatsbürgerschaft. Die MA 35 bearbeitet diese Anträge in Kooperation mit dem BMEIA über die österreichischen Botschaften. 18.000 Verfahren wurden bisher durchgeführt. Sowohl Zuwanderung als auch Brexit-Verfahren von in Wien lebenden britischen Staatsangehörigen brachten vergangenes Jahr eine deutliche Steigerung der Zahl von Aufenthaltstitel-Anträgen. Mit der Coronakrise ist die Arbeitsbelastung der Mitarbeiter*innen der MA35 zusätzlich gestiegen: persönliche Termine sind nur eingeschränkt möglich, gearbeitet wird hauptsächlich über E-Mail und Telefon; rund 25.000 Anrufe pro Monat sind zu beantworten. Trotz Personalaufstockung und laufender Modernisierung der Arbeitsweise der Behörde berichten Medien immer wieder über lange Wartezeiten bei einzelnen Anträgen, verzweifelte Antragsteller*innen und überforderte MA 35-Mitarbeiter*innen.

BKF-Präsident Rudolf Scholten spricht in Kreiskys Wohnzimmer mit Georg Hufgard-Leitner über die Arbeit der MA 35, über Problembereiche bei den gesetzlichen Grundlagen und bei ihrer Vollziehung, und über Reformen, um Mitarbeiter*innen zu entlasten und Verfahren rascher und für Antragsteller*innen einfacher und nachvollziehbarer durchzuführen.

Aufgezeichnet im Kreisky Forum am 11. Jänner 2022
Technische Produktion: Maximilian Hofko

 

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WOLFGANG MADERTHANER IM GESPRÄCH MIT ERIKA PLUHAR
DIE STIMME ERHEBEN
Über Kultur, Politik und Leben

ERIKA PLUHAR wurde 1939 geboren. Nach Abschluss des Gymnasiums und der Schauspielschule „Max-Reinhardt-Seminar“ wurde sie an das Wiener Burgtheater engagiert, und war dort vier Jahrzehnte lang als Protagonistin erfolgreich tätig. Auch durch Film und Fernsehen machte sie sich im gesamten deutschsprachigen Raum einen Namen. 40-jährig begann sie musikalisch zu arbeiten, wurde Interpretin ihrer eigenen Lieder, und gleichzeitig entstanden regelmäßig Bücher, die sie veröffentlichte.
60-jährig zog sie sich aus dem Beruf der reinen Schauspielerei völlig zurück. Sie arbeitete filmisch (Buch, Regie, Produktion), produzierte in Eigenregie ihre Tonträger, ging – und geht – mit Konzerten und Lesungen, stets konsequent die eigenen Inhalte vertretend, weiterhin vor Publikum. Als Schriftstellerin gab und gibt sie Bücher heraus, die auch gekauft werden und ihr eine treue Leserschaft gesichert haben, derer sich ihr Verlag erfreut. Seit längerem ist es der Residenz-Verlag – zuletzt erschienen: „Die öffentlicher Frau“, 2013, „Gegenüber“, 2016 und ganz aktuell „Hedwig“, 2021. Meist werden die Hardcover-Herausgaben von Suhrkamp-Insel als Taschenbuch übernommen. Erika Pluhar hält Vorträge, äußert sich politisch, und ist, ohne je einer „Szene“ gänzlich zugehörig gewesen zu sein, dennoch übergreifend musizierend, schreibend, politisch Stellung beziehend, nach wie vor öffentlich tätig.

Moderation: Wolfgang Maderthaner, Historiker, Verein Geschichte der Arbeiterbewegung

Erika Pluhar:
Die Stimme erheben. Über Kultur, Politik und Leben
Residenz Verlag 2019, ISBN: 9783701734955, inkl. MwSt. 20,00

Erika Pluhar
HEDWIG HEISST MAN DOCH NICHT MEHR. Eine Lebensgeschichte
Residenz Verlag 2021, ISBN: 9783701717491€, inkl. MwSt.25,00

Aufgezeichnet im Kreisky Forum am 21. Jänner 2022
Technische Produktion: Maximilian Hofko

 

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Barbara Prainsack im Gespräch mit Helga Nowotny
IN AI WE TRUST
MACHT, ILLUSION UND KONTROLLE PRÄDIKTIVER ALGORITHMEN

Wird die Zukunft von prädiktiven Algorithmen der Künstlichen Intelligenz dominiert werden? Wenn ja, was wird dies für unser Verhalten, für unsere Institutionen und das Menschsein bedeuten? KI verändert unsere Zeit- und Zukunftserfahrungen und fordert unsere Identitäten heraus. Während wir von ihrer Effizienz geblendet sind, verstehen wir noch wenig, wie sie uns beeinflusst. Dabei stehen wir vor einem Paradoxon. Wir nutzen KI, um unsere Kontrolle über die Zukunft und Unsicherheit zu erhöhen, während gleichzeitig die Leistungsfähigkeit der KI unsere Handlungsfähigkeit reduziert. Dies geschieht, wenn wir vergessen, dass wir Menschen die digitalen Technologien geschaffen haben, denen wir Handlungsfähigkeit zuschreiben. Die Entwicklungen stellen auch das Narrativ des Fortschritts in Frage, der in der Moderne eine so zentrale Rolle spielte und auf der Hybris der totalen Kontrolle beruht. Die Gefahr einer Überwachung bietet dem Menschen aber auch die Möglichkeit, sich diese Kontrolle wieder anzueignen und in Sorgfalt umzuwandeln. In dem im Oktober 2021 erschienen Buch In AI we trust setzt sich Helga Nowotny mit diesen Fragen auseinander. Mit Barbara Prainsack spricht Helga Nowotny im Kreisky Forum über die darin verarbeiteten Erkenntnisse.

Helga Nowotny
In AI We Trust: Power, illusion and Control of Predictive Algorithms
Polity Press, 2021; ISBN-13: 978-1-5095-4881-1

Prof. Dr. Helga Nowotny ist Professorin emerita der ETH Zurich und frühere Präsidentin des Europäischen Forschungsrates, ERC. Sie ist Mitglied des Rates für Forschung und Technologieentwicklung, Vorsitzende des Wissenschaftlichen Beirats des Complexity Science Hub Vienna und Mitglied des Wissenschaftlichen Beirates im Kreisky Forum. Neben anderen Tätigkeiten in wissenschaftlichen Gremien ist sie im Kuratorium der Falling Falls Stiftung in Berlin und als Vize-Präsidentin der Lindauer Nobelpreisträger Tagungen aktiv. Sie erhielt zahlreiche Auszeichnungen und u.a. ein Ehrendoktorat der Universität Oxford und des Weizman Institute of Science in Israel.

Prof. Dr. Barbara Prainsack ist Mitglied des Wissenschaftlichen Beirates im Kreisky Forum. Sie ist Professorin für Vergleichende Politikfeldanalyse an der Universität Wien, wo sie auch das Institut für Politikwissenschaft und die interdisziplinäre Forschungsplattform “Governance of Digital Practices” leitet. Sie ist Mitglied der Österreichischen Bioethikkommission, und Mitglied der European Group on Ethics (EGE), die die Europäische Kommission berät (2017-2021).

Aufgezeichnet im Kreisky Forum am 20. Jänner 2022
Technische Produktion: Maximilian Hofko

 

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ERICH FENNINGER IM GESPRÄCH MIT VIKTORIA REISINGER
KINDERARMUT IN ÖSTERREICH

Immer mehr Kinder und Jugendliche haben nicht die gleichen Chancen auf ein gelingendes Leben, weil ihre Familien armutsbetroffen sind. Sie haben keine adäquate Winterkleidung, sind öfters krank und können nie auf Urlaub fahren. Dadurch werden sie vom sozialen Leben ausgeschlossen.
In Österreich sind 232.000 Kinder unter 14 Jahren armutsgefährdet. Gemeinsam diskutieren Erich Fenninger und Viktoria Reisinger die Gründe von Kinderarmut in Österreich, die verschiedenen Dimensionen von Armut und was es braucht um möglichst effizient dagegen vorzugehen.

Viktoria Reisinger, Politikwissenschaftlerin, Referentin im Frauenbüro der Arbeiterkammer Oberösterreich und Autorin beim A&W blog
Erich Fenninger, Bundesgeschäftsführer der Volkshilfe Österreich

Die Volkshilfe hat sich seit Jahren dem Kampf gegen Kinderarmut verschrieben. Neben konkreter finanzieller Unterstützung für benachteiligte Familien – etwa durch den Fonds „Kinder. Gesundheit.Sichern.“ und andere Projekte – arbeitet sie international vernetzt auch in der sozialwissenschaftlichen Forschung.
Die Volkshilfe erarbeitet auch innovative Modelle zur Bekämpfung von Kinderarmut, wie jenes der Kindergrundsicherung. Ziel der Kindergrundsicherung ist es, dass jedes Kind, unabhängig von der Einkommenssituation seiner Eltern, alle Chancen hat und Kinderarmut in Österreich abgeschafft wird. Das klingt utopisch – ist es aber nicht.
Mehr dazu finden Sie hier: https://www.kinderarmut-abschaffen.at/

Aufgezeichnet im Kreisky Forum am24.1.2022 im Kreisky Forum
Technische Produktion: Maximilian Hofko

 

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Hanno Loewy im Gespräch mit Isabel Frey
JÜDISCH-LINKS-REVOLUTIONÄR

In ihrer Suche nach einer säkularen und politisierten jüdischen Identität in der Diaspora stieß Isabel Frey auf die Tradition und die Musik der jüdischen Arbeiter*innenbewegung, mit der sie auf die heutige Politik Bezug nimmt.
Isabel Frey ist Sängerin Jiddischer Musik und Aktivistin für soziale Gerechtigkeit. Mit ihren Interpretationen von jiddischen Revolutions- und Widerstandsliedern, die auch Bezug auf aktuelle politische Themen nehmen, will sie die Tradition des linken jüdischen Aktivismus weitertragen und das kulturelle Erbe der Diaspora aufleben lassen. Dabei tritt sie immer wieder auch bei politischen Protesten auf, wie zum Beispiel bei den Wiener Donnerstagsdemos gegen die Schwarz-Blaue Regierung, oder versucht über ihre musikalische Praxis Solidarität mit Geflüchteten oder Palästinenser*innen zu zeigen. Ihr Debütalbum Millenial Bundist erschien im Herbst 2020. Neben ihrem musikalischen und politischen Engagement forscht und lehrt die junge Sozial- und Kulturwissenschaftlerin über jiddische Musik und jüdische Identität im Rahmen ihres Doktorats an der Universität für Musik und Darstellende Kunst Wien.

Hanno Loewy, Literatur- und Medienwissenschaftler, Publizist und Direktor des Jüdischen Museums Hohenems, spricht mit Isabel Frey über Grenzen und Grenzüberschreitungen im Denken.

Das Reden über Jüdisches Leben, Antisemitismus und den Nahost-Konflikt wird immer mehr zum Werkzeug von Ausgrenzung und Polarisierung missbraucht. Inwieweit kann Musik, und widerständige jüdische Tradition, zugleich politisch sein und andere Verbindungen und Koalitionen ermöglichen – quer zu den Nationalismen der Gegenwart. Und schließlich: Wieviel utopische Illusion ist erlaubt in einer Zeit, in der wir gerade vorgeführt bekommen, wie politische Täuschung funktioniert.

Aufgezeichnet im Kreisky Forum am 21. Jänner 2022
Technische Produktion: Maximilian Hofko

 

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Nina Khrushcheva: AN UPDATE ON RUSSIA AND THE UKRAINE

How close are we to war between Russia and the Ukraine? The rhetoric of invasion, coupled with Russia´s movement of troops along the Ukrainian border is treated by the West as a reality of war preparation, argues Kreisky Forum Senior Fellow and Russia analysist Nina Khrushcheva. The tactic of threatening with sanctions against Putin – motivated by trying to deviate attention from unpleasant headlines in the US and the UK – could prove a dangerous game. EU High Representative for Foreign Affairs and Security Policy Josep Borrell´s announcement, in contrast, that there would not be preventative sanctions, was “heartening”. As always with Putin, there is not better option than careful diplomacy.

Nina Khrushcheva is Professor of International Affairs, The New School, New York.

Recorded on January 25, 2022

 

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Tessa Szyszkowitz in conversation with Tariq Ali
THE FORTY-YEAR WAR IN AFGHANISTAN: A CHRONICLE FORETOLD

The occupation of Afghanistan is over, and a balance sheet can be drawn. Rarely has there been such an enthusiastic display of international unity as that which greeted the invasion of Afghanistan in 2001. Compared to Iraq, Afghanistan became the “good war.” But a stalemate ensued, and the Taliban waited out the NATO contingents. Today, with the collapse of the regime in Kabul, the takeover of the Taliban and the messy retreat of the US, UK and allied forces in August 2021, what does the future hold for a traumatised Afghan people? Will China become the dominant influence in the country?
In his latest book the British-Pakistani author Tariq Ali presents his essays on war and peace in the region. Tariq Ali has been following the wars in Afghanistan for forty years. He opposed Soviet military intervention in 1979, predicting disaster. He was also a fierce critic of its NATO sequel, Operation Enduring Freedom. In a series of trenchant commentaries, he has described the tragedies inflicted on Afghanistan, as well as the semi-Talibanisation and militarisation of neighbouring Pakistan. Most of his predictions have proved accurate. The Forty-Year War in Afghanistan: A Chronicle Foretold brings together the best of his writings and includes a new introduction.
“Ali’s discussion of Afghanistan is highly valuable because of the questions it raises … a starting point for a much-needed debate.” New York Times
Tariq Ali has written more than two-dozen books on world history and politics—the most recent of which are The Clash of Fundamentalisms, The Obama Syndrome and The Extreme Centre—as well as the novels of his Islam Quintet and scripts for the stage and screen. He is a long-standing member of the editorial committee of New Left Review and lives in London.
„Ali remains an outlier and intellectual bomb-thrower, an urbane, Oxford-educated polemicist.” — The Observer

Tariq Ali, writer, historian and filmmaker member of the editorial committee of the New Left Review and Sin Permiso,
Tessa Szyszkowitz, Author and Journalist for PROFIL, Falter and Cicero. She is also Senior Associate Fellow at the Royal United Services Institute in London.

ZOOM Live Talk, January 25, 2022

 

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ROBERT MISIK IM GESPRÄCH MIT ARMIN NASSEHI
UNBEHAGEN
Theorie der überforderten Gesellschaft

„Perspektivendifferenz statt normativer Sicherheit – das ist das Kunsthandwerk, das über den Erfolg künftiger Koalitionen und die Zukunft unserer Gesellschaft im 21. Jahrhundert entscheiden wird – und das kann man bei Armin Nassehi lernen.“
taz, Peter Unfried

Der Ruf nach mehr Gemeinschaft, Solidarität und Zusammenhalt entspringt unserem sehnlichsten Wunsch, aus einem Guss und womöglich kollektiv handeln zu können. Aber die moderne Gesellschaft kennt keinen Ort, an dem ihre unterschiedlichen Funktionslogiken nachhaltig aufeinander abgestimmt werden können. In Krisen wird diese systematische Überforderung der Gesellschaft mit sich selbst besonders deutlich.
Armin Nassehi zeigt, warum der Versuch einer politischen Bündelung aller Kräfte auf ein gemeinsames Ziel in komplexen Gegenwartsgsellschaften zwangsläufig scheitern muss. Aus dieser notorischen Enttäuschung resultiert ein Unbehagen, das den Blick auf die Gesellschaft von ihrer grundlegenden Selbstüberforderung ablenkt.
Mit Robert Misik spricht der Soziologe über sein neues Buch.

Armin Nassehi, geb. 1960 in Gifhorn, ist ein deutscher Soziologe. Er ist Professor für Allgemeine Soziologie und Gesellschaftstheorie an der Ludwig-Maximilians-Universität München und seit 2012 Herausgeber der Kulturzeitschrift „Kursbuch“. Der Schwerpunkt seiner Forschung liegt auf dem Gebiet der soziologischen Theoriebildung sowie der empirischen Erforschung unterschiedlicher Felder auf der Basis eines differenzierungstheoretischen Designs.
Robert Misik, Autor und Journalist

Armin Nassehi:
UNBEHAGEN. Theorie der überforderten Gesellschaft
Verlag C. H. Beck, September 2021,, ISBN 978-3-406-77453-9
Hardcover 26,- €; auch als e-book erhältlich!

ZOOM Live Talk, 24. Jänner 2022

 

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Zum 111. Geburtstag von Bruno Kreisky

Festrede von
BARBARA COUDENHOVE-KALERGI
Journalistin, Publizistin, STANDARD Kolumnistin und ehem. Osteuropa-Korrespondentin des ORF

Bruno Kreiskys Denken und Wollen spielte – wie er es selbst formulierte – „Der Mut zum Unvollendeten“ eine große Rolle. Das hatte nichts mit Zögerlichkeit oder Halbherzigkeit zu tun. Der Mut zum Unvollendeten bedeutete vielmehr, dass Ideologien und gesellschaftliche Strukturen für ihn kein in sich geschlossenes endgültiges System waren und schon gar kein Endstadium der Geschichte. Es war ein Bekenntnis zum Neuen, zur schrittweisen Reform, ein Bekenntnis zur Überprüfbarkeit politischer Entscheidungen im Sinne von Karl Popper. Und es war eine Abgrenzung gegenüber dogmatischen oder gar totalitären Positionen.
Jedes politische und gesellschaftliche System ist unvollendet und muss unvollendet sein. Denn, was Menschen machen, kann auch von Menschen zum Besseren verändert werden. Die Freiheit dazu darf man ihnen nicht nehmen.

Aufgenommen im Kreisky Forum am 11. Jänner 2022
Technische Produktion: Maximilian Hofko

 

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Walter Posch in conversation with Soli Özel
THE OLD IS DYING AND THE NEW CANNOT BE BORN YET

Europe faces a triple challenge strategically:
1.) The relative retreat of the “west” along with demographic realities reduces its overall presence in the strategic picture.
2.) The future of the transatlantic relation is cloudy unless Europe contributes significantly to dealing with the alliance’s challenges.
3.) The problems arising from the ambitions of two neighbors one of which Turkey, is a NATO ally. Is strategic autonomy the key to these challenges?

Soli Özel, Professor of International Relations and Political Science at Kadir Has University, Istanbul, Journalist, Author. Currently, he is a Tom and Andi Bernstein Fellow at the Schell Center, Yale Law School.
Walter Posch, Senior Fellow Institute for Peace Support and Conflict Management (IFK)

Recorded at Kreisky Forum January 11, 2022
Technical production: Maximilian Hofko

 

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Irene Giner-Reichl in conversation with Alex Hai Zhang, Velina Tchakarova, Nebojša Nakićenović
CLIMATE CHANGE: A PREFERRED ARENA FOR GLOBAL COMPETITION?

While the latest round of negotiations at the UN Framework Convention on Climate Change Conference of the Parties in Glasgow did not achieve the long-awaited breakthrough in commitments, climate change – and the transition to carbon-neutral energy systems which it necessitates – become increasingly visitable as arenas for global competition which – as has been argued by reputed Chinese political scientist Yan Xuetong at a previous edition of “Looking at China” – is driven to a large extent by technological advances. The US and China announced a dedicated pact on climate change at the Glasgow summit. Climate Change is a long-standing item on the list of cooperation areas the EU pursues with China. The US, the EU (so far the only political entity successful in decoupling GDP growth from resource/energy use), and China have each committed to target dates for carbon neutrality. Russia is a major player when it comes to securing conventional energy (oil and gas) both to Europe and to China.

In our conversation we will explore how some of the long-term patterns of technological change, economic development and response to climate change play themselves out as factors of global power struggles. We will hear how China has integrated climate change mitigation and adaptation in its current Five Year-Plan, whether support for “ecological civilization” will be sufficient to engineer the massive effort of de-carbonizing the Chinese economy, and how Belt and Road might contribute to new carbon-neutral infrastructure in numerous areas of the world. We will explore how Russia fits in the global equation and how a major decarbonization of the global economy might impact it.

Alex Zhang, Executive Director of Eco Foundation Global, live from China (via zoom)
Velina Tchakarova, Director, Austria Institute for European and Security Policy (AIES)
Nebojša Nakićenović, Prof. em. Vienna University of Technology, Vice-Chair of Group of Scientific Advisors to EC Commission, former Deputy Director General of IIASA
Moderation: Irene Giner-Reichl, Ambassador ret.

ZOOM Live Talk, recorded on January 13, 2022

 

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Philipp Blom im Gespräch mit Alexander Somek
MORAL ALS BOSHEIT

Moralische Vorwürfe verletzen oder verärgern, vor allem wenn sie einen unvermutet und aus dem Hinterhalt treffen. Plötzlich gilt man als Rassist, Sexist oder gar als elitär. Die Daumen werden nach unten gekehrt und die Menge schreit »Buh«. In den Chor einzustimmen verspricht den Teilnehmenden Statusgewinn, denn wer andere verurteilt, reiht sich damit sofort unter die Guten ein. Aber dieses Gutsein ist perfide. Die unbeirrbar auftretende Moral erweist sich bei näherer Betrachtung oftmals als boshaft. Sie vermeidet Begründungen, belohnt das Ducken und vertraut auf die blanke Macht der Entrüsteten. Inhaltlich lässt sie sich nicht verallgemeinern, denn sie mutet Menschen zu, Verhaltensmaßstäben zu genügen, denen sie nicht genügen müssen. Die Bosheit dieser Moral gilt es zu begreifen und das Recht von ihrem Einfluss freizuhalten.
In seinem Buch Moral als Bosheit befasst sich Alexander Somek, Rechtsphilosoph und kritischer Analytiker der Moralvorstellungen unserer Zeit, mit emotional aufgeladenen Debatten über Gendern, Sexismus, Rassismus oder Diskriminierung, mit dem Verhältnis von Recht und Moral; er stellt sich – und uns –die Frage, wie sich der Trend zur Aufspaltung in Gruppenidentitäten auf das Gemeinwohl auswirkt. Und er fragt, wie es in unserer moralisierenden, konsum- und wachstumsorientierten Gesellschaft um die soziale Frage, um das Streben nach sozialer Gerechtigkeit bestellt ist.

Alexander Somek ist in Wien geboren und aufgewachsen. Habilitationen an der Universität Wien zunächst für Rechtsphilosophie (1992), dann auch für Verfassungsrecht (2001); Professor of Law am College of Law der University of Iowa; Fellow am Wissenschaftskolleg zu Berlin; Gastprofessor in Princeton; Gastprofessor an der London School of Economics; seit 2015 Professor für Rechtsphilosophie und juristische Methodenlehre an der rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien.

Philipp Blom studierte Philosophie, Geschichte und Judaistik in Wien und Oxford. Er lebt als Schriftsteller und Historiker in Wien und schreibt regelmäßig für europäische und amerikanische Zeitschriften und Zeitungen.

Moral als Bosheit. Rechtsphilosophische Studien ist im Sommer 2021 im Verlag Mohr Siebeck erschienen. 202 Seiten, ISBN 978-3-16-160835-3, auch als e-book erhältlich.

Aufgezeichnet im Kreisky Forum am 21.12.2021
Technische Produktion: Maximilian Hofko

 

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ROBERT MISIK IM GESPRÄCH MIT REINHARD DÖRFLINGER
IM DIENSTE DER MENSCHLICHKEIT
Zum 50. Geburtstag von Ärzte ohne Grenzen

Die Hilfsorganisation „Ärzte ohne Grenzen“ wurde am 22. Dezember genau 50 Jahre alt. 1971 wurde sie von 12 französischen Ärzten und Journalisten gegründet. Heute sind weltweit rund 65 000 Menschen für „Médecins Sans Frontières“, wie die Organisation international heißt, unterwegs, um in Krisenregionen, an Kriegsschauplätzen und nach Naturkatastrophen ärztliche Ersthilfe zu leisten, aber auch dauerhaft medizinische Versorgung bereitzustellen.
Zum 50. Geburtstag hat Robert Misik den langjährigen Präsidenten von Ärzte ohne Grenzen Österreich Reinhard Dörflinger in Kreiskys Wohnzimmer eingeladen. Seine langjährige Erfahrung in der Flüchtlings- und Entwicklungshilfe hat ihn in viele Konfliktgebiete geführt: Dem ersten Einsatz 1979 in Honduras, wo er die medizinische Versorgung für nicaraguanische Flüchtlinge organisierte, folgten weitere Einsätze für politische Gefangene in Uruguay und für afghanische Flüchtlinge in Pakistan 1982. Er evaluierte außerdem medizinische Projekte in Westafrika, Rumänien und Bosnien. Als er 1995 in einem Lager in Ruanda mit Ärzte ohne Grenzen zusammenarbeitete, wurde sein Interesse für die Organisation geweckt. 2005 leistete Reinhard Dörflinger einen Einsatz mit Ärzte ohne Grenzen in einem Ernährungszentrum für mangelernährte Kinder in Zinder, im Süden von Niger.
In Wien arbeitete Reinhard Dörflinger seit 1984 in einer allgemeinmedizinischen Praxisgemeinschaft und in der psychosozialen Ambulanz ESRA. In der Wiener Ärztekammer ist er Referatsleiter für Substitution und Drogenmedizin. Bei Ärzte ohne Grenzen Österreich fungierte Reinhard Dörflinger von 2006 bis 2016 als Vorstandsvorsitzender, derzeit ist er Mitglied des Vorstandes als gewählter Repräsentant von Ärzte ohne Grenzen Österreich in der Internationalen Vollversammlung Médicins Sans Frontières International.
Von 2008 bis 2011 war Dörflinger stellvertretender internationaler Präsident von Ärzte ohne Grenzen. In dieser Funktion besuchte er Hilfsprogramme in Kenia, Mosambik, Niger, Honduras, Guatemala, Myanmar und dem Libanon, um mit den Teams über aktuelle Herausforderungen zu diskutieren und die Erfahrungen in den internationalen Vorstand der Organisation zu tragen.

Dr. Reinhard Dörflinger, Arzt für Allgemeinmedizin
Moderation: Robert Misik, Autor und Journalist

Aufgezeichnet im kreisky Forum am 21.12.2021
Technische Produktion: Maximilan Hofko

 

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TESSA SZYSZKOWITZ IM GESPÄCH MIT EVA MENASSE
VON GRENZEN UND ABGRÜNDEN. Betrachtungen über die besondere Lage Österreichs

In ihrem jüngsten Roman Dunkelblum beschäftigt sich die in Berlin lebende österreichische Schriftstellerin Eva Menasse mit Ereignissen der österreichischen Geschichte, die Verbrechen gegen die Menschlichkeit genannt werden müssen: die zahllosen Massaker an ungarisch-jüdischen Zwangsarbeiter:innen, die in den letzten Wochen des Zweiten Weltkrieges zum Bau des Südostwalls, einer sinnlosen und größenwahnsinnigen Verteidigungsanlage der Deutschen Wehrmacht, ins Burgenland und östliche Niederösterreich getrieben worden waren. Diese sogenannten „Endphaseverbrechen“ in über 120 Gemeinden wurden jahrzehntelang vertuscht, aber nur im deshalb notorisch gewordenen Rechnitz wurden die Leichen bis heute nicht gefunden. Eva Menasse siedelt die Handlung im Fantasiestädtchen Dunkelblum an und verarbeitet historische Fakten der ganzen Gegend, aus Mattersburg, Rechnitz, Jennersdorf, Deutsch-Schützen.

Der Autorin geht es in diesem Roman nicht nur um die literarische Aufarbeitung der österreichischen Geschichte – oder viel mehr um eine Aufarbeitung, die viel zu lange auf sich warten ließ. Menasse interessiert sich einerseits für die konkrete Dynamik einer Kleinstadt, in der jeder jeden kennt und das meiste über den anderen weiß, andererseits für die spezifischen Phänomene dieser Grenzregion. Jahrhundertelang, während der k.u.k.-Monarchie, gab es hier keine Grenze, erst 1918-21 wurde sie blutig gezogen. Alle möglichen Verbrechen fanden an ihr und wegen ihr statt, und als im Sommer 1989 der Eiserne Vorhang ausgerechnet hier als erstes brüchig wird, scheint für einen historischen Moment lang echte Aufarbeitung möglich.

Eva Menasse ist eine österreichische Schriftstellerin. In Wien geboren lebt sie heute in Berlin. Sie begann als Journalistin bei profil und der Frankfurter Allgemeinen, bevor sie als Autorin mit den Romanen Vienna und Quasikristalle reüssierte. Sie erhielt viele Literaturpreise, darunter den Österrechischen Buchpreis 2017. Sie gehört zu den Unterstützer:innen der Charta der digitalen Grundrechte der Europäischen Union und der Jerusalemer Erklärung zum Antisemitismus.
Tessa Szyszkowitz, London-Korrespondentin für profil, Welt-Kolumnistin beim Falter, Autorin von Echte Engländer. Britannien und der Brexit

Aufgezeichnet im Kreisky Forum am 15. Dezember 2021
Technische Produktion: Maximilian Hofko

 

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ROBERT MISIK IM GESPRÄCH MIT FRANZISKA SCHUTZBACH
DIE ERSCHÖPFUNG DER FRAUEN. Wider die weibliche Verfügbarkeit

In unserer Gesellschaft wird Weiblichkeit gleichgesetzt mit Fürsorglichkeit. Frauen sind, ob in der Familie, in Beziehungen oder im Beruf, zuständig für emotionale Zuwendung, für Harmonie, Trost und Beziehungsarbeit – für Tätigkeiten also, die unsichtbar sind und kaum Anerkennung oder Bezahlung erfahren. Sie „schulden“ anderen – der Familie, den Männern, der Öffentlichkeit, dem Arbeitsplatz – ihre Aufmerksamkeit, ihre Liebe, ihre Zuwendung, ihre Attraktivität, ihre Zeit. Und kämpfen jeden Tag gegen emotionale und sexuelle Verfügbarkeitserwartungen.
Es sind diese allgegenwärtigen Ansprüche, die Frauen in die Erschöpfung treiben. Denn – deklariert als „weibliche Natur“ – ist die geleistete Sorgearbeit meist wenig anerkannt und bleibt unsichtbar. Sie gilt ökonomisch als irrelevant und ist gerade deshalb ausbeutbar.
Die Geschlechterforscherin Franziska Schutzbach zeigt auf, dass die Verfügbarkeitsansprüche für unterschiedliche Frauen Unterschiedliches bedeuten: Ob als Mütter oder als Mädchen, ob als schwarze oder weiße Frauen, als Migrantin, Trans- oder non binäre Person, als dicke oder lesbische Frau, ob im Dienstleistungssektor, in Pflegeberufen oder in der digitalen (Selbst)vermarktung, ob als Politikerin oder Künstlerin – die Verausgabung hat unterschiedliche Ausmaße und unterschiedliche Ursachen.
Schutzbach wendet sich gegen ein misogynes System, das von Frauen alles erwartet und nichts zurückgibt. Und sie zeigt, welch vielfältigen Widerstand Frauen gegen die Ausbeutung ihrer Energie, ihrer Psyche und ihrer Körper leisten. Ein Widerstand, der zu einer treibenden Kraft für neue Arbeits- und Lebensweisen wird und die Welt verändert.

Franziska Schutzbach, geboren 1978, ist promovierte Geschlechterforscherin und Soziologin, Publizistin, feministische Aktivistin und Mutter von zwei Kindern. Im Jahr 2017 initiierte sie den #SchweizerAufschrei, seither ist sie eine bekannte und gefragte feministische Stimme auch über die Schweiz hinaus.
Ihre Forschungsschwerpunkte sind Geschlechterthemen wie Misogynie und Sexismus, darüber hinaus befasst sie sich mit den Kommunikationsstrategien von Rechtspopulisten. Franziska Schutzbach lebt in Basel.

Robert Misik, Autor und Journalist

Franziska Schutzbach:
Die Erschöpfung der Frauen. Wider die weibliche Verfügbarkeit
Verlag Droemer Knaur, Oktober 2021, € 18,00

ZOOM Live Gespräch vom 13. Dezember 2021

 

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WOLFGANG MADERTHANER IM GESPRÄCH MIT KURT STOCKER
VORWÄRTS IN DIE ZUKUNFT. Die revolutionären 70er Jahre

Kurt Stocker, Jahrgang 1954, geboren in Leoben, aufgewachsen im obersteirischen Trieben und teilweise in Ramsau am Dachstein, wollte schon früh „die Welt verbessern“. Nach der Matura im musisch-pädagogischen Bundesrealgymnasium absolvierte er eine Ausbildung an der Pädagogischen Akademie in Graz und sollte eigentlich Lehrer werden. Das ihm zutiefst verhasste Proporzsystem hielt ihn davon ab.1975 ging Stocker, der große Sehnsucht nach Kultur, Urbanität und Anonymität hatte, nach Wien und begann ein zweites Studium der Psychologie und Pädagogik an der Uni. Wie schon an der PÄDAK in Graz engagierte er sich auch in Wien in der Studierenden-Vertretung und gründete die Institutsgruppe Psychologie mit. Während ihrer Besetzung schaute Stocker jeden Tag in der ARENA vorbei und engagierte sich in vielen Kunst- und Kulturprojekten, dabei auch die Besetzung und Etablierung des „Amerlinghauses“. Ein Schwerpunkt lag zudem auf sozialwissenschaftlichen Studien und Projekten, seine Leidenschaft galt einer „Sozialwissenschaft im Sinne der Aufklärung“. Diese Aktivitäten mündeten schließlich in der Mitbegründung des „Instituts für Kulturstudien“, von 1984 bis 1994 war Stocker einer dessen Leiter.Von 1992 bis 1994 war Kurt Stocker für die österreichische Bundesregierung für die Planung der Aktivitäten anlässlich der Jubiläen 50 Jahre 2. Republik und Millennium tätig. Und von 1995 bis 2019 fungierte er als Geschäftsführer und mehrfach ausgezeichneter Filmproduzent bei „Dor-Film“, einer der größten Filmproduktionsgesellschaften Österreichs. Sie produzierte Filme wie „Indien“, „Hinterholz 8“ oder „Komm, süßer Tod“. Aber auch die weit über Österreichs Grenzen hinausragende Produktion „Im toten Winkel – Hitlers Sekretärin“ mit Andre Heller und Traudl Junge.
Mit dem Historiker Wolfgang Maderthaner spricht Kurt Stocker über das verschlafene, konservativ geprägte Österreich der beginnenden Siebziger und eine sich parallel zur Modernisierungspolitik der SPÖ-Alleinregierung von Bruno Kreisky entwickelnde junge Generation und ihr neues Lebensgefühl, das von Rock-Musik ebenso beeinflusst war wie von der Studentenrevolte der Sechziger.

Moderation: Wolfgang Maderthaner, Historiker, Verein Geschichte der Arbeiterbewegung

Aufgezeichnet am 5. November 2021 im Kreisky Forum
Technische Produktion: Maximilian Hofko

 

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GEORG LENNKH IM GESPRÄCH MIT BELACHEW GEBREWOLD UND GERALD HAINZL
DER TIGRAY KONFLIKT. Ein Pulverfass für das Afrikanische Horn

Ein seit Jahren schwelender ethnonationalistischer Konflikt eskalierte ausgehend von der Region Tigray in einen von Gräueltaten geprägten Krieg, dessen Hauptlast die Zivilbevölkerung tragen muss. Mit dem Vormarsch der Tigray Richtung Süden verstärkten sich auch die internationalen Bemühungen zur Konfliktlösung. Allerdings haben sich bereits mehrere Gruppen mit den Tigray gegen die Regierung in Addis Abeba zusammengeschlossen, um diese militärisch zu besiegen, falls ihren Forderungen nicht nachgegeben wird. Um die Deutungshoheit herrscht auch in den sozialen Medien ein Propagandakrieg. Eine Lösung des Konflikts/der Konflikte ist derzeit nicht in Sicht. Möglicherweise kann eine erweiterte humanitäre Hilfe verhandelt werden. Dies könnte einerseits das Leid der Zivilbevölkerung verringern und im Idealfall den Weg für eine spätere Rückkehr zum Dialog ebnen. Vergessen werden darf in diesem Kontext nicht, dass auch ausländische Akteure versuchen, ihre jeweiligen Interessen in Äthiopien um- bzw. durchzusetzen.
Über die Hintergründe des Konflikts und wie aussichtsreich eine baldige Lösung ist diskutiert Georg Lennkh mit dem äthiopisch österreichischen Politikwissenschaftler Belachew Gebrewold und Gerald Hainzl vom Institut für Friedenssicherung und Konfliktmanagement an der Landesverteidigungsakademie.

Belachew Gebrewold ist äthiopisch-österreichischer Politikwissenschaftler und Migrationsforscher. Er ist Professor an der Fachhochschule Management Center Innsbruck und lehrt an der Universität Innsbruck.
Gerald Hainzl ist Forscher am Institut für Friedenssicherung und Konfliktmanagement (IFK), Landesverteidigungsakademie
Georg Lennkh, ehemaliger österreichischer Sonderbotschafter der österreichischen Bundesregierung für Afrika

ZOOM Live Gespräch, 2.Dezember 2021

 

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GUDRUN HARRER IN CONVERSATION WITH ASMA KHALIFA
WOMEN IN LIBYA: CONFLICTED REALITIES AND HOPES

Asma Khalifa will talk about the journey of women in Libya in the past decade attempting to gain or keep their rights in the context of gendered armed conflicts. Which challenges did Libyan women face and how did they respond to them? There are multitudes of realities that are in conflict with each other.

Asma Khalifa, is a Libyan women’s rights and peace activist. Her work has spanned across numerous countries including Libya, Yemen and Syria. She won the Luxembourg Peace Prize in 2016 and was named as one of the 100 most influential young Africans of 2017 by the Africa Youth Awards. She is a Research Fellow / Doctoral Student at the GIGA Institute of Middle East Studies and at the GIGA Doctoral Programme
Gudrun Harrer, Senior Editor at Der Standard, Lecturer on Modern History and Politics of the Middle East, University of Vienna and Diplomatic Academy of Vienna

ZOOM Live talk, Noevmber 24, 2021

 

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EVA NOWOTNY IN CONVERSATION WITH MARK LEONARD
THE AGE OF UNPEACE: HOW CONNECTIVITY CAUSES CONFLICT

In the three decades since the end of the Cold War, global leaders have been integrating the world’s economy, transport and communications, breaking down borders in the hope of making war impossible. In doing so, they have unwittingly created a formidable arsenal of weapons for new kinds of conflict and the motivation to keep fighting. Rising tensions in global politics are not a bump in the road – they are part of the paving. We are now seeing rising conflicts on many levels, from individuals on social media all the way up to nation-states in entrenched stand-offs. The past decade has seen a new antagonism between the US and China; an inability to co-operate on global issues such as climate change or pandemic response; and a breakdown in the distinction between war and peace, as overseas troops are replaced by sanctions, cyberwar, and the threat of large migrant flows. In seeking to understand the ways that globalisation has broken its fundamental promise to make our world safer and more prosperous, Leonard explores how we might wrest a more hopeful future from an age of unpeace. In his new book “The Age of Unpeace: How Connectivity causes Conflict” he shows how many of the forces that we thought would bring us together have ended up driving us apart. Instead of the promised global village an era of “unpeace” has been created, where the distinctions between war and peace are breaking down.

Mark Leonard, British Political Scientist, Author, Director of the European Council on Foreign Relations
Eva Nowotny, Board Member of Bruno Kreisky Forum, Amb. ret., Chair of the Vienna University Board

Mark Leonard:
The Age of Unpeace: How Connectivity Causes Conflict
Bantam Press, September 2021
ISBN: 9781787634657, Hardcover € 24,50

Recorded on ZOOM, November 9, 2021

 

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ROBERT MISIK IM GESPRÄCH MIT KATHARINA ROGENHOFER
ÄNDERT SICH NICHTS, ÄNDERT SICH ALLES

Sie hat „Fridays For Future“ nach Wien gebracht und ist die Sprecherin des Klimavolksbegehrens, sie ist 27, das Gesicht des Klimaschutzes in Österreich und mit ganzem Herzen dabei. Katharina Rogenhofer, studierte Biologin, hat ein beeindruckendes Faktenwissen zum Thema Umwelt und Klimakrise. Sie kennt die Zusammenhänge zwischen Ökologie, Wirtschaft und Politik – erst recht in schwierigen Pandemiezeiten – und weiß diese einfach, aber nie vereinfachend zu erklären. Sie arbeitet mit den politischen Akteuren auf nationaler und internationaler Ebene. ©Heribert Corn
Mit Robert Misik spricht sie über ihr aktuelles Buch „Ändert sich nichts, ändert sich alles“, ein beeindruckendes Plädoyer für einen Green New Deal. Rogenhofer nimmt uns mit auf eine Reise – engagiert, unverhohlen und so persönlich, dass man ihr folgen muss.

Katharina Rogenhofer, geboren 1994 in Wien, studierte Zoologie an der Universität Wien und Nachhaltigkeits- und Umweltmanagement in Oxford. 2018 holte sie mit weiteren Aktivistinnen und Aktivisten die „Fridays-for-Future“-Bewegung nach Österreich, 2019 übernahm sie die Leitung des Klimavolksbegehrens und verfolgt damit das Ziel, politischen Druck für eine klimafreundliche Zukunft aufzubauen.
Robert Misik, Autor und Journalist

Katharina Rogenhofer, Florian Schlederer:
Ändert sich nichts, ändert sich alles.Warum wir jetzt für unseren Planeten kämpfen müssen
Paul Zsolnay Verlag, 2021, € 20,60-
ISBN 978-3-552-07254-1; auch als E-Book erhältlich

Aufgezeichnet im Kreisky Forum am 15.November 2021

 

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BUCH WIEN 2021
ALADIN EL-MAFAALANI IM GESPRÄCH MIT ROBERT MISIK
WOZU RASSISMUS?
Von der Erfindung der Menschenrassen bis zum rassismuskritischen Widerstand

Seit dem gewaltsamen Tod von George Floyd in Minneapolis 2020 wird auch in Deutschland offen, kontrovers und hitzig über Rassismus debattiert. Wie funktioniert Rassismus, wem dient er und wozu? Dieses Buch gibt einen Überblick über die Begriffsverständnisse, die Geschichte und die Gegenwart dieser prägenden menschenfeindlichen Herrschaftsideologie. Dabei werden die jüngsten Entwicklungen und Diskurse unter die Lupe genommen und eingeordnet. Aladin El-Mafaalani forscht seit über zehn Jahren über Rassismus, Diskriminierung und soziale Ungleichheit und fasst in diesem Buch den Stand der Diskussion allgemeinverständlich zusammen.

Aladin El-Mafaalani, Soziologe
Robert Misik, Autor und Journalist

Aadin El-Mafaalani, 1978 im Ruhrgebiet geboren, ist Professor für Erziehung und Bildung in der Migrationsgesellschaft am Institut für Migrationsforschung und interkulturelle Studien an der Universität Osnabrück. Nach dem Studium war er Lehrer am Berufskolleg Ahlen, dann Professor für Politikwissenschaft an der Fachhochschule Münster und später Abteilungsleiter im nordrhein-westfälischen Ministerium für Kinder, Familie, Flüchtlinge und Integration in Düsseldorf. Er studierte an der Ruhr-Universität Bochum Politikwissenschaft, Wirtschaftswissenschaft, Pädagogik und Arbeitswissenschaft und wurde dort in Soziologie promoviert. Er erhielt zahlreiche Auszeichnungen, zuletzt 2020 den Preis der Deutschen Gesellschaft für Soziologie für herausragende Leistungen auf dem Gebiet der öffentlichen Wirksamkeit der Soziologie.

Aladin El-Mafaalani:
Wozu Rasissmus?
Verlag Kiepenheuer & Witsch, September 2021
ISBN 978-3-462-00223-2, € 12,90

Aufgezeichnet im Kreisky Forum am 12.November 2021

 

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BUCH WIEN 2021
WOLFGANG STREECK IM GESPRÄCH MIT ROBERT MISIK
ZWISCHEN GLOBALISMUS UND DEMOKRATIE

Politische Ökonomie im ausgehenden Neoliberalismus
Wachsender Wohlstand für alle war das Versprechen des Neoliberalismus, wachsende Unfähigkeit, die kapitalistische Ungleichheitsmaschine zu bändigen, ist das Ergebnis. Längst hat in vielen Ländern ein Tauziehen um die politische Ordnung begonnen. Es ist Zeit für eine grundlegende Entscheidung, sagt Wolfgang Streeck in seinem neuen Buch. Geht der Umbau des Staatensystems weiter wie gehabt, in Richtung noch stärkerer überstaatlichen Zentralisierung? Oder wäre der Weg in eine moderne, auf friedliche Kooperation ausgerichtete “Kleinstaaterei” die bessere Lösung? Mit dem Ziel einer Neubegründung demokratischer Politik fällt sein Votum eindeutig aus: für den zweiten Weg, gerade in Europa.

Wolfgang Streeck, Soziologe
Robert Misik, Autor und Journalist

Wolfgang Streeck, geboren 1946, war bis 2014 Direktor am Max-Planck-Institut für Gesellschaftsforschung in Köln. Er ist Mitglied der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und der Academia Europaea, Korrespondierendes Mitglied der British Academy sowie Honorary Fellow der Society for the Advancement of Socio-Economics. Sein Buch Gekaufte Zeit. Die vertagte Krise des demokratischen Kapitalismus war 2013 für den Preis der Leipziger Buchmesse in der Kategorie Sachbuch/Essayistik nominiert und wurde bislang in 17 Sprachen übersetzt.

Wolfgang Streeck:
Zwischen Globalismus und Demokratie
Politische Ökonomie im ausgehenden Neoliberalismus
Suhrkamp Verlag
ISBN: 9783518429686, € 28,00

Aufgezeichnet im Kreisky Forum am 11. November 2021

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TESSA SZYSZKOWITZ IN CONVERSATION WITH NINA KHRUSHCHEVA
WAS HENRY KISSINGER RIGHT AFTER ALL?

The name of the grandmaster of pragmatic realism in world of politics returns to the conversation
The fiasco of the US retreat from Afghanistan in the summer of 2021 has confirmed the uneasy feeling that attempts to bring democracy to the world do not always work. Even worse: manifestations of democracy may look laughable due to an increasing showing of weaknesses in the Western democratic systems. In America, a mob stormed the Capitol, in Poland and Hungary democratic institutions are more than „under pressure“. In many countries, Western democracy can hardly serve as an example any longer.
Autocratic leaders in Russia and China are watching the spectacle of Western failures and mishaps and seem confirmed that their own authoritarian ways are a better path towards stability and order. In this precarious moment the name of the grandmaster of pragmatic realism in world politics returns to the conversation: Was Henry Kissinger right after all? Can Western economic and political powers like the US and the EU find a way to talk to the Eastern challengers without lecturing them? Nina Khrushcheva says: “Putin or Xi Jinping should not be excused for their restrictive or destructive actions but time may have come for a new Kissingerian moment as unpleasant as it appears to many of us.”

Nina Khrushcheva, Professor of International Affairs at The New School, New York, Bruno Kreisky Forum Senior Fellow, co-author of “In Putin’s Footsteps: Searching for the Soul of an Empire across Russia’s 11 Time Zones”

Tessa Szyszkowitz, UK correspondent for PROFIL, Welt-Kolumnistin Falter, author (“Echte Engländer. Britannien und der Brexit”), Senior Associate Fellow of the Royal united Services Institut in London.

Aufgezeichnet im Kreisky Forum am 8. November 2021

 

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Tessa Szyszkowitz im Gespräch mit Gesine Schwan
VERSAGT EUROPA?

Das Fiasko in Afghanistan macht es einmal mehr deutlich: Die Flüchtlingspolitik Europas ist unkoordiniert. Einige Mitgliedsstaaten wie Österreich wollten sogar noch in den Tagen, an denen Kabul an die Taliban fiel, abgelehnte Asylwerber aus Österreich zurück nach Afghanistan deportieren, statt besonders gefährdeten Afghaninnen Asyl anzubieten.
Die deutsche Sozialdemokratin Gesine Schwan, zweimal als Kandidatin für das Amt der Bundespräsidentin nominiert, ruft in ihrer mit Malisa Zobel verfassten Streitschrift “Europa Versagt” zu einer mutigeren Immigrationspolitik auf und zeigt, was getan werden muss. Sie bietet konkrete Vorschläge für eine Flüchtlingspolitik auf europäischer Ebene an.

Gesine Schwan, 1943 in Berlin geboren, stammt aus einer sozial engagierten Familie, die im Nationalsozialismus protestantischen und sozialistischen Widerstandskreisen angehörte. 1972 trat sie unter dem Eindruck von Willy Brandts Ostpolitik in die SPD ein. 2004 wurde die Professorin für Politikwissenschaft mit dem Marion Döhnhoff Preis für internationale Verständigung und Versöhnung ausgezeichnet. 2004 und 2008 nominierte die SPD Gesine Schwan für das Amt der Bundespräsidentin.

Tessa Szyszkowitz, in London lebende Journalistin für profil, Welt-Kolumnistin beim Falter, Autorin (“Echte Engländer. Britannien und der Brexit”).

ZOOM Live Talk vom 18. Oktober 2021

 

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ROBERT MISIK IM GESPRÄCH MIT KARL BLECHA
„ERZÄHL MAL, CHARLY“

Karl Blecha ist jetzt schon 88 Jahre, dabei war er bis vor kurzer Zeit noch in der ersten Reihe im politischen Tagesgeschäft, zuletzt etwa als Präsident des Pensionistenverbandes. Bald 70 Jahre ist er jetzt schon politisch aktiv, es begann bei den Sozialistischen Mittelschülern, er war als junger Mann als Unterstützer der algerischen Freiheitsbewegung aktiv, Fotos zeigen ihn im Kreise der Unabhängigkeitskämpfers und Guerilleros. Zentralsekretär, Vize-Parteichef der SPÖ, Innenminister – es gibt kaum eine Funktion, die er nicht bekleidete.
Er war Programmdenker und hemdsärmeliger Macher, großer Diskutant, der doch auch die Organisation mit Autorität führen konnte. Die große Ära Bruno Kreiskys ist auch untrennbar mit ihm verbunden, genauso wie die Schattenseiten einer Karriere. Im Zuge der Noricum- und Lucona-Affäre trat er zurück, später wurde er sogar zu einer bedingten Haftstrafe verurteilt. Und doch gelang es ihm, als Political Animal zurückzukehren, denn straucheln ist das eine, hinterher sich wieder aufrappeln das andere.
Im Gespräch mit Robert Misik blickt „der Charly“, wie er stets von allen genannt wurde, auf die Erfahrungen eines Politikerlebens zurück, das wie wenige gleich mehrere Epochen umspannte.

Karl Blecha, Präsident des Pensionistenverbandes Österreichs a.D.
Robert Misik, Autor und Journalist

Karl Blecha (* 16. April 1933 in Wien), genannt Charly Blecha, ist ein österreichischer Politiker der Sozialdemokratischen Partei Österreichs (SPÖ). Blecha war von 1983 bis 1989 Innenminister der Republik Österreich, 1989 trat er von seinen Ämtern aufgrund seiner Verwicklung in die Lucona-Affäre und die Noricum-Affäre zurück. Von 1999 bis 2018 war er Präsident des Pensionistenverbands Österreichs.

Aufgenommen im Kreisky Forum am 5. Oktober 2021
Technische Produktion: Maximilian Hofko

 

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ELISABETH SCHARANG IM GESPRÄCH MIT ELISABETH LECHNER
AUFSTAND DER KÖRPER
WARUM WIR SCHÖNHEIT POLITISCH SEHEN MÜSSEN

Elisabeth Lechner, Kulturwissenschafterin, Feministin und Referentin für Digitales in der AK Wien
Elisabeth Scharang, freischaffende Filmemacherin, Drehbuchautorin und Journalistin in Wien

Elisabeth Scharang spricht mit der Kulturwissenschaftlerin Elisabeth Lechner über die politische Sprengkraft des Umgangs mit Schönheit und verortet die Debatte über Aussehen und Diskriminierung zwischen Kapitalismus, Patriarchat und kolonialem Zusammenhang. Lechners Forschung über die Body Positivity Bewegung, die ihre Anfänge Anfang der 60iger Jahre mit sogenannten Fat Ins im New Yorker Central Park hatte, fließt in ihr aktuelles Buch ein, das sich mit den Auswirkungen und Zuschreibungen von Schönheit und Schönheitsidealen beschäftigt: Riot, don´t Diet!
„Die Umprogrammierung unserer Gefühlswelt hält im Endeffekt ein System aufrecht, das uns verletzt und ausgrenzt, “ beschreibt Elisabeth Lechner die Schönheitspolitik des 21. Jahrhunderts. Was ist die ökonomische Dimension des Konzepts Schönheit? Worin liegt das politische und das transformative Potential von Scham? Und wie hat eine globale Vernetzung feministischen Aktivismus gegen Schönheitsnormen verändert?
Es ist Zeit für eine Schönheitsrevolution, sagt Elisabeth Lechner. Aber wer startet sie?

Elisabeth Lechner: Riot, don’t diet!
240 Seiten, ISBN: 978-3-218-01254-6, 22,00 € inkl. MwSt., auch als e-book erhältlich
Kremayr & Scheriau, April 2021

Aufgezeichnet im Kreisky Forum am 29. September 2021
Technische Produktion: Maximilian Hofko

 

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BKF 30a
ZUM 30. GEBURTSTAG DES BRUNO KREISKY FORUMS FÜR INTERNATIONALEN DIALOG

Internationaler Dialog:
Franz Vranitzky, Bundeskanzler a.D., Gründungs-und Ehrenpräsident
Das Bruno Kreisky Forum in Wien und in der Welt:
Michael Ludwig, Bürgermeister und Landeshauptmann von Wien
Ein Blick zurück:
Oliver Rathkolb, Univ. Wien, Vorstand des Institutes für Zeitgeschichte
„Der Mensch im Mittelpunkt“:
Pamela Rendi-Wagner, Bundesparteivorsitzende der Sozialdemokratischen Partei Österreichs
Wegbegleiterin:
Erika Pluhar, Schauspielerin, Sängerin, Schriftstellerin
30 gemeinsame Jahre:
Margit Schmidt und Gertraud Auer Borea d‘Olmo, Generalsekretärinnen IM Gespräch mit Tessa Szyszkowitz, Journalistin und Kuratorin
Ein Blick nach vorne:
Rudolf Scholten, Präsident des Kreisky Forums

Musik: Marwan Abado, Oud und Viola Raheb, Gesang

Aufgezeichnet im Kreisky Forum am 23. September 2021
Technische Produktion: Maria-Anna Fuchs-Grünbühel

 

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GEORG LENNKH IM GESPRÄCH MIT JAN POSPISIL UND ISHRAGA MUSTAFA HAMID
KONFLIKTLANDSCHAFTEN DES SÜDSUDAN
Eine Bilanz von 10 Jahren Unabhängigkeit

Zehn Jahre nach Erlangen der Unabhängigkeit befindet sich die junge Republik Südsudan nach einem zunächst vielversprechenden Beginn seit 2013 in einem komplexen und schwer durchschaubaren Bürgerkrieg, der der Öffentlichkeit wenig zugänglich ist. In seinem neu erschienenen Buch „Konfliktlandschaften des Südsudan“ analysiert der österreichische Südsudankenner Jan Pospisil im Detail die Fragmente des jungen Staates und spannt einen Bogen, der die koloniale Vergangenheit und deren Auswirkungen ebenso berücksichtigt wie den Transitionsprozess und die Ethnopolitik.
Das akribisch verfasste Buch ist Anknüpfungspunkt für ein Gespräch, das den Versuch unternimmt, über ein Dekade Unabhängigkeit Bilanz zu ziehen und in einen mulitipolaren Kontext zu betten. Dabei wird auch die Rolle der Nachbarländer und regionaler Organisationen (insbesondere der IGAD und der AU), sowie der internationalen Gemeinschaft und der EU zur Sprache kommen. Schließlich wird aber auch die Frage gestellt, inwieweit das aus Europa kommende und afrikanischen Gesellschaften übergestülpte Modell der ‚Nation‘ in Afrika ein erkenntnisförderndes Analyseinstrument sein kann.

Jan Pospisil, österreichischer Wissenschaftler und Forschungsdirektor am Austrian Study Centre for Peace and Conflict Resolution in Schlaining; Privatdozent für Politikwissenschaft an der Uni Wien; Forscher im Rahmen des Political Settlements Research Programme (PSRP) der Universität Edinburgh.
Ishraga Mustafa Hamid, Schriftstellerin, Übersetzerin, Politikwissenschaftlerin und freie Journalistin sudanesischer Herkunft
Georg Lennkh, ehemaliger österreichischer Sonderbotschafter der österreichischen Bundesregierung für Afrika

Aufgezeichnet im Kreisky Forum am 19.10.2021

 

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Buchpräsentation
Margaretha Kopeinig: FRANZ VRANITZKY. POLITIK MIT HALTUNG

Innen- und außenpolitische Spannungen begleiteten Franz Vranitzkys politische Karriere. Als Bundeskanzler der Republik Österreich (1986–1997) kämpfte er mit Diplomatie, inhaltlicher Kompetenz und persönlichem Engagement für ein angesehenes Österreich. Seine Kanzlerjahre begannen turbulent: die Übernahme der FPÖ durch Jörg Haider, die noch 1986 zu Neuwahlen führt, die Waldheim-Affäre mit internationalen Auswirkungen und die EU-Beitrittsverhandlungen. Durch das Eingestehen der österreichischen Mitschuld an den Nazi-Verbrechen trägt Vranitzky zu einem neuen Geschichtsbewusstsein bei. Als überzeugter Antifaschist tritt er noch heute gegen Antisemitismus und Rassismus auf und mahnt vor autoritären Systemen sowie dem Abbau des Rechtsstaates und der Demokratie in Europa.
Die Journalistin und Autorin Margaretha Kopeinig hat mit Franz Vranitzky über die großen Grundsatzfragen seines Lebens und seiner politischen Laufbahn gesprochen. Franz Vranitzky ist überzeugt davon, dass Politik selbst in Krisensituationen Haltung bewahren muss – heute immer noch hochaktuell.

Ein Gespräch über Politik mit Haltung:
Franz Vranitzky, Bundeskanzler a.D., Gründungs- und Ehrenpräsident des Bruno Kreisky Forums
Sabine Gruber, Schriftstellerin, Publizistin
David Schalko, Regisseur, Schriftsteller
Moderation: Rudolf Scholten, Präsident des Bruno Kreisky Forums

In Zusammenarbeit mit dem Czernin-Verlag

Aufgezeichnet im Kreisky Forum am 14. Oktober 2021

 

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Ruth Wodak im Gespräch mit Manfred Nowak
MENSCHENRECHTSPOLITIK MIT HANDLUNGSBEDARF

Menschenrechte gehen uns alle an. Das hat zuletzt die Corona Pandemie und die damit in Zusammenhang stehende Einschränkung der Grundrechte verdeutlicht. Wie aber steht es eigentlich mit den Menschenrechten in Österreich und wie ambitioniert ist Österreich in der Menschenrechtspolitik? Dazu diskutiert Ruth Wodak im Rahmen der Wissenschaftsgespräche mit dem Experten Manfred Nowak. Bereiche, die dabei ebenfalls zur Sprache kommen sind Asyl und Migrationsfragen, Möglichkeiten zur humaneren Gestaltung der Flüchtlingspolitik, sowie der Zustand des österreichischen Menschenrechtsschutzes. Dass wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte in der Verfassung ebenso fehlen wie eine unabhängige Menschrechtsinstitution, ist ein Mangel, bei dem Manfred Nowak akuten Handlungsbedarf sieht. Er fordert darüber hinaus einen umfassenden Nationalen Aktionsplan für Menschenrechte, ein umfassendes Anti-Diskriminierungsgesetz, und eine „Polizei-Polizei“ zur unabhängigen Untersuchung und Verfolgung von Misshandlungsvorwürfen. Aber auch bei Rechten von Kindern und Menschen mit Behinderung ortet er Aufholbedarf.

Em. Prof. Dr. DDr.h.c. Ruth Wodak ist Sprachsoziologin, Diskursforscherin, Beirätin im Wiener Forum Für Demokratie und Menschenrechte und Mitglied des wissenschaftlichen Beirats des Bruno Kreisky Forums.

Univ. Professor Dr. Manfred Nowak ist Generalsekretär des Global Campus of Human Rights, Venedig, und Vorstandsmitglied im Wiener Forum für Demokratie und Menschenrechte. Als unabhängiger Experte leitete er jüngst die 2019 erschienene Studie United Nations Global Study on Children Deprived of Liberty. Manfred Nowak ist Gründer des Ludwig Boltzmann-Instituts für Menschenrechte.

Aufgezeichnet im Kreisky Forum am 13. Oktober 2021

 

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Rudolf Scholten im Gespräch mit Peter Hanke
CHANCEN ERKENNEN UND MÖGLICHKEITEN NUTZEN
Krisenmanagement und Zukunftsperspektiven in Wien

BKF-Präsident Rudolf Scholten hat darüber und über weitere für Wiens Zukunft wichtiger Themen mit Stadtrat Peter Hanke in Kreiskys Wohnzimmer ein Gespräch geführt.

Peter Hanke, Stadtrat für Finanzen, Wirtschaft, Arbeit, Internationales und Wiener Stadtwerke
Rudolf Scholten, Präsident des Bruno Kreisky Forums für internationalen Dialog, Aufsichtsratspräsident der Wiener Festwochen und des Österreichischen Filminstituts

Peter Hanke ist 1964 in Wien geboren, hat hier die Schule besucht und an der Universität Wien Betriebswirtschaft studiert. Danach war er in Wiener Unternehmen tätig, ab 1993 im Bereich der Wien Holding. Von 2002-2018 war Peter Hanke Geschäftsführer der Wien Holding, die mit rund 75 Unternehmen in vier Geschäftsfeldern – Kultur, Immobilien, Logistik und Medien – einen wesentlichen Beitrag dazu leistet, dass Wien im Wettbewerb in europäischen Städten ausgezeichnet ist. Wenige sind mit allen Aspekten und Facetten des Wirtschaftsstandorts Wien so vertraut wie Peter Hanke. Seit Mai 2018 ist er amtsführender Stadtrat für Finanzen, Arbeit und Internationales von Wien.

Aufgezeichnet im Kreisky Forum am 5.10.2021
Technische Prduktion: Maximilian Hofko