Zeitenwende

Cathrin Kahlweit

Cathrin Kahlweit

Korrespondentin der Süddeutschen Zeitung für Österreich und Mittelost-Europa

Der Begriff “Zeitenwende” wird seit dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine häufig benutzt, um Zwänge und Umbrüche in Denken und Handeln zu beschreiben, die auf diesen schockierenden Bruch des Völkerrechts folgten. Der Krieg in Israel hat die Frage nach der Rolle Europas in Kriegen und internationalen Krisen noch verstärkt.

Dabei kann eine rückblickende Selbstbefragung nur der Anfang einer neuen Debatte sein: War Europa zu naiv, zu fahrlässig, zu unvorbereitet auf alte und neue Bedrohungen? Was bedeutet die westliche Solidarität mit der Ukraine praktisch? Muss Europa tatsächlich „kriegstüchtig“ werden? Wie nimmt man ganze Gesellschaften mit auf einen Weg, der mit Angst und Bedrohung konnotiert ist? Schließlich galt die NATO bereits als Auslaufmodell, Investitionen in Landes- und Bündnisverteidigung waren kaum durchsetzbar. Nun aber soll eine Werteordnung geschützt und die Verteidigungsfähigkeit gestärkt werden, während der internationale Konsens über das, was schützens- und verteidigungswert ist, brüchiger ist denn je.

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