MO01. April, 19:00UHR

DAS SYSTEM DER NIEDERTRACHT

Ein ungarisch-italienisch-österreichischer Nachdenkabend

Gespräch mit
Balazs Csekö
, Politologe, Journalist und Blogger
Lorenz Gallmetzer, Journalist und Buchautor
Susanne Hofer, gf. Bundesjugendvorsitzende des ÖGB
Robert Misik, Publizist

Robert Misik, Publizist und Kurator des Bruno Kreisky-Forums, untersucht in seinem neuen Buch die „Herrschaft der Niedertracht“ – aber es ist mehr als eine Untersuchung, es ist ein mit Verve geschriebenes Pamphlet gegen einen Politikstil, der nicht nur hierzulande am Vormarsch ist: des Spaltens in ein Wir-gegen-Sie, des Aufhussens, des Schürens von Emotionen. Aber der autoritäre Nationalismus hat viele Erscheinungen: Trump, Salvini, Orban – diese Namen stehen für verschiedene Ausprägungen.
Statt einer Buchpräsentation haben wir Experten eingeladen, die mit Robert Misik über das „System der Niedertracht“ sprechen werden. Lorenz Gallmetzer, langjähriger ORF-Korrespondent und Italien-Experte, wird über den Populismus an der Macht in Rom berichten, der ungarische Journalist Balazs Csekö über das System Orban.
Und die neue Vorsitzende der Österreichischen Gewerkschaftsjugend Susanne Hofer wird aus der Welt der jungen Beschäftigten, der Lehrlinge und jungen Arbeiter berichten.
Ein Abend des Nachdenkens über die „Herrschaft der Niedertracht“ – und was gegen sie getan werden kann.

Robert Misik
Herrschaft der Niedertracht
Warum wir so nicht regiert werden wollen!
ISBN: 978-3-7117-2080-1 ,144 Seiten, gebunden; €15,00 inkl. MwSt.
auch als E-Book erhältlich

DI02. April, 19:00UHR

HERRSCHAFTS.ZEITEN

EINE REPUBLIKANISCHE GESCHICHTSSTUNDE

Wolfgang Maderthaner, Historiker, Generaldirektor des Österreichischen Staatsarchivs

im Gespräch mit

Christina Lutter, Historikerin, Professorin am Institut für Geschichte und am Institut für österr. Geschichtsforschung der Universität Wien, Mitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften

Ohne Habsburger kein Österreich. Ihre Anfangszeit im Mittelalter ist von zahlreichen Legenden geprägt. Faktum ist, dass die Familie von ihrer Stammburg, der Habichtsburg im Schweizer Aargau, ins Gebiet des heutigen Österreich kam und am Beginn der Neuzeit zu einem der mächtigsten Geschlechter in der europäischen Geschichte wurde. Dabei hatte eine andere Dynastie entscheidende Vorarbeit geleistet: In den drei Jahrhunderten vor der habsburgischen Machtübernahme in Österreich hatten die Babenberger dieses Gebiet zu einem zusammenhängenden Herrschaftsbereich gemacht. Graf Rudolf von Habsburg wurde 1273 der erste römisch-deutsche König aus seiner Dynastie. Bis zum Untergang des Heiligen Römischen Reiches 1806 sollten ihm zahlreiche Familienmitglieder in dieser Funktion nachfolgen.

In unserer neuen Reihe „Es ist ein gutes Land. Republikanische Geschichtsstunde(n)“ entwirft Wolfgang Maderthaner mit unterschiedlichen Gesprächspartner*innen eine aktualitätsbezogene Geschichte jenes Raumes, der in unterschiedlichsten Grenzen und in jeweils massiv wechselnden Bedeutungszuschreibungen mit der Signatur „Österreich“ versehen worden ist.

DO04. April, 19:00UHR

AUSTERN IN PRAG

LEBEN NACH DEM FRÜHLING

Richard Swartz, 1945 in Stockholm geboren, war Osteuropa-Korrespondent des Svenska Dagbladet, er lebt abwechselnd in Stockholm, Wien und Sovinjak (Istrien) und schreibt für verschiedene internationale Zeitungen. Bücher: u. a. Room Service. Geschichten aus Europas Nahem Osten (1997), Blut, Boden & Geld (2017) und bei Zsolnay Wiener Flohmarktleben (2015) und Austern in Prag (2019)

im Gespräch mit

Barbara Coudenhove-Kalergi, geboren 1932 in Prag, wurde sie 1945 als Prager Deutsche vertrieben und fand in Österreich eine neue Heimat. Nach dem Fall der kommunistischen Diktaturen kehrte sie in ihr Geburtsland zurück und war von 1991 bis 1995 als ORF-Korrespondentin in Prag tätig. Heute schreibt sie als freie Journalistin vor allem für tschechische und österreichische Zeitungen und ist Herausgeberin mehrerer Bücher mit Texten zur Geschichte und Gegenwart der Länder Zentral- und Osteuropas.

Moderation: Günter Kaindlstorfer, Journalist und Schriftsteller

Ein junger Mann im Prag der 70er-Jahre, nach der Niederschlagung des Prager Frühlings: Richard Swartz erzählt von Nähe, Not und Lüge in einer Diktatur.
Mit dem Diplom einer Stockholmer Eliteschule in der Hand sucht Richard Swartz Anfang der siebziger Jahre in Osteuropa nach einem Weg, sich dem väterlichen Willen zu entziehen. Ein Prager unter Pragern will er sein, den Alltag mit ihnen teilen. Der Mangel regiert – vom Toilettenpapier bis zur Moral. Anders als viele seiner Generation hält er den Sozialismus nicht für reformierbar. Er trifft auf Gastgeber, die Austernlöffel auslegen, obwohl es seit Jahrzehnten keine Austern gibt in Prag, einer Stadt, von der seine Freundin Jarka behauptet, dass in ihr nur Hunde gut und anständig leben könnten. Richard Swartz erzählt von menschlicher Nähe und großer Zuneigung, aber auch von Not und Lüge in einer Diktatur.

Richard Swartz: AUSTERN in PRAG. Leben nach dem Frühling
aus dem Schwedischen übersetzt von Andrea Fredriksson-Zederbauer
2019, Zsolnay, ISBN 978-3-552-05932-0
256 Seiten; € 23,70

in Zusammenarbeit mit dem Zsolnay Verlag


DI09. April, 19:00UHR

DIE ERFINDUNG DER LEISTUNG

Nina Verheyen, 1975 geboren, ist Historikerin an der Universität zu Köln. Zuvor war sie u.a. am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung in Berlin tätig sowie Fellow am Wissenschaftskolleg zu Berlin. Neben Artikeln für die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ und den „Merkur“ hat sie u.a. das Buch „Diskussionslust. Eine Kulturgeschichte des ‚besseren Arguments‘ in Westdeutschland“ (2010) veröffentlicht. Sie lebt in Köln und Berlin.

Moderation: Robert Misik, Autor und Journalist

Unsere Gesellschaft ist eine Leistungsgesellschaft. Aber was meinen wir, wenn wir von „Leistung“ sprechen? Wie wurde Leistung zu einer vermeintlich objektiven, individuellen Größe und wie haben sich soziale Beziehungen und Gefühle dadurch verändert? Warum definieren sich Menschen über ihre Leistung – oder über das, was sie und andere dafür halten?
Anschaulich und erhellend beschreibt Nina Verheyen, wie sich das Verständnis von Leistung gewandelt hat und erzählt die Geschichte einer Idee, die unser aller Leben prägt. Sie plädiert für eine historisch informierte und zugleich neue, sozialere Definition von Leistung, mit der sich überzeugend gegen Optimierungszwänge, Marktmechanismen und soziale Ungleichheit streiten lässt.

Nina Verheyen
Die Erfindung der Leistung
Hanser Berlin, 2018
23,70 €; auch als ebook
Foto: ©Götz Schleser

MO15. April, 19:00UHR

MIT HERZ UND HIRN STATT HASS UND HETZE

Katarina Barley
deutsche Bundesministerin der Justiz und für Verbraucherschutz, Spitzenkandidatin der SPD für die Europawahl 2019

Andreas Schieder
stv. Klubobmann der SPÖ, Vorsitzender des Außenpolitischen Ausschusses des Nationalrats, Spitzenkandidat der SPÖ für die Europawahl 2019

Moderation: Robert Misik, Autor und Journalist

Katarina Barley ist seit März 2018 Bundesministerin der Justiz und für Verbraucherschutz in der deutschen Bundesregierung. Gemeinsam mit Udo Bullmann, Fraktionsvorsitzender der S&D-Fraktion im Europäischen Parlament, ist sie Spitzenkandidatin der SPD für die Europawahl 2019.
Von Juni 2017 bis März 2018 war Katarina Barley Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Mitglied des deutschen Bundestages ist sie seit 2013.
1968 in Köln als Tochter eines britischen Redakteurs der Deutschen Welle und einer deutschen Ärztin geboren, studierte sie Rechtswissenschaften an der Philipps-Universität Marburg und der Universität Paris-Süd. Nach dem Studium war sie zunächst Anwältin in Hamburg, dann wissenschaftliche Mitarbeiterin am Bundesverfassungsgericht und danach Richterin. Von 2008 bis zu ihrer Wahl in den Bundestag im Jahr 2013 war sie Referentin im Ministerium der Justiz und für Verbraucherschutz von Rheinland-Pfalz.

Andreas Schieder ist stv. Klubobmann der SPÖ und Vorsitzender des Außenpolitischen Ausschusses des Nationalrats, Gemeinsam mit Evelyn Regner, Leiterin der SPÖ-Delegation im Europaparlament, ist er Spitzenkandidat für die Europawahl 2019
Von 2013 bis 2018 war Andreas Schieder SPÖ-Klubobmann im Nationalrat, von 2008 bis 2013 Staatssekretär im Bundesministerium für Finanzen. 2006 wurde er erstmals als Abgeordneter zum Nationalrat angelobt, davor war er, ab 1997, Abgeordneter zum Wiener Landtag und Gemeinderat. Seit 2002 ist er Bezirksvorsitzender des SPÖ Penzing.
Von 1997 bis 1999 war er Präsident der Europäischen Jungsozialisten (ECOSY) und von 1994 bis 1997 Vizepräsident der Sozialistischen Jugendinternationale (IUSY). Andreas Schieder ist 1969 in Wien geboren. Er absolvierte ein Studium der Volkswirtschaft an der Universität Wien.

DI23. April, 19:00UHR

A DEMOGRAPHIC APPROACH TO CRISES IN THE ARAB WORLD

Philippe Fargues, Sociologist and Demographer, Robert Schuman Centre for Advanced Studies, European University Institute, Florence

Moderation: Gudrun Harrer, Senior Editor, Der Standard; Lecturer on Modern History and Politics of the Middle East, University of Vienna and Diplomatic Academy of Vienna

Demography and its interplay with the social structure contribute to the current crises in the Arab world. Indeed, delayed marriage, declining fertility and the rise of school education that underlie both have fostered the birth of the individual and weakened the old patriarchal order of societies. But the aspirations that school has created among young people bump into barriers once they become adults. This includes unemployment and its hardships. At the same time states are powerless to address the expectations of their youth. The political framework created by nation states is weak and non-inclusive. On one hand, the persistently high prevalence of consanguineous marriages is a sign that kinship, instead of the nation, continues to be the real frame within which the population reproduces. On the other hand, the nation does not include newcomers because immigrants have no access to citizenship, and a continuously larger segment of a country’s population is made of non-citizens.

MI24. April, 19:00UHR

WEN – UND WER – SCHÜTZT DAS RECHT VOR WEM?

Maria Berger ist die einzige Österreicherin, die in der Europäischen Union in allen drei Staatsgewalten (Legislative, Exekutive und Judikative) wesentliche Funktionen ausgeübt hat.
Nach einem Studium der Rechtswissenschaften an der Universität Innsbruck war sie als Universitätsassistentin für Öffentliches Recht und Politikwissenschaft tätig, danach in Wien im Wissenschaftsministerium und Bundeskanzleramt. Von 1996 bis 2009 war sie Abgeordnete zum Europäischen Parlament, unterbrochen von 2007 bis 2008 durch ihre Tätigkeit als Bundesministerin für Justiz. Von Oktober 2009 bis März 2019 war sie Richterin am Europäischen Gerichtshof in Luxemburg.

Anna Sporrer war und ist nach ihrem Studium der Rechtswissenschaften an der Universität Wien in drei juristischen Kernberufen tätig: Als langjährige leitende Beamtin im Verfassungsdienst des Bundeskanzleramtes, als Rechtsanwältin mit Schwerpunkt Familienrecht sowie seit 2014 neben ihrer Funktion als Vizepräsidentin des Verwaltungsgerichtshofes als Richterin im Asyl- und Fremdenrecht. Sie ist Vorsitzende der Schiedskommission der Medizinischen Universität Wien, war von 1995 bis 1998 Vorsitzende der Gleichbehandlungskommission für die Privatwirtschaft, war Mitglied des Menschenrechtsbeirates im Bundesministerium für Inneres bzw. der Volksanwaltschaft und Mitglied der Bioethikkommission. Von 1994 bis heute fungiert sie als Lehrbeauftragte an verschiedenen österreichischen Universitäten und publiziert zu Grund- und Menschenrechten, insbesondere zur Gleichstellung der Geschlechter und Anti-Diskriminierung unter verfassungs-, unions- und völkerrechtlichen Aspekten.

Moderation: Tessa Szyszkowitz, Journalistin für profil, Falter, Cicero u.a.

Der Europäische Gerichtshof, seit 1952 in Luxemburg, fällt Entscheidungen, die für die Mitgliedstaaten verbindlich sind. Ein scheidendes Mitglied wie Großbritannien mag diese übergeordnete Rechtsinstanz für verfehlt halten, doch führen die EuGH-Entscheidungen zu einer einheitlichen Auslegung de Unionrechts in der EU. Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte, seit 1959 in Straßburg, wacht über die Einhaltung der Europäischen Menschenrechtskonvention. Auch seine Urteile sind bindend.
Was bedeutet es, wenn Politiker in Mitgliedstaaten diese juristischen Grundlagen in Frage stellen? Verstößt Abschiebung in Kriegs- und Krisengebiete nicht gegen Artikel 3 der Menschenrechtskonvention, der besagt: “Niemand darf der Folter oder unmenschlicher oder erniedrigender Strafe oder Behandlung unterworfen werden.”? Würde die Einführung einer „Sicherungshaft“ einen Bruch mit dem Recht auf Freiheit und Sicherheit nach Artikel 5 der Europäischen Menschenrechtskonvention bedeuten?

MO29. April, 19:00UHR

UNSER EUROPA: WIE WIR DIE WELT SEHEN…

Wie wir die Welt sehen und wie uns die Welt sieht

Begrüßung:
Franz Vranitzky, Gründungs- und Ehrenpräsident des Kreisky Forums, Bundeskanzler a.D.

Vortrag:
Jean Asselborn
, Minister für auswärtige und europäische Angelegenheiten und Minister für Immigration von Luxemburg.
Jean Asselborn ist seit 2004 Mitglied der Luxemburger Regierung und derzeit dienstältester Außen- und Europaminister in der Europäischen Union. Von 2004 bis 2007 war er außerdem Vize-Premierminister von Luxemburg.
Von 1982 bis 2004 war er Bürgermeister seiner Geburtsstadt Steinfort, 1984 wurde er erstmals in die luxemburgische Abgeordnetenkammer gewählt, von 1999 bis 2004 war er deren Vizepräsident.
Von 1997 bis 2004 war Jean Asselborn Vorsitzender der Luxemburger Sozialistischen Arbeiterpartei (LSAP), von 2000 bis 2004 Vizepräsident der Sozialdemokratischen Partei Europas (SPE).

anschließend Gespräch mit

Andreas Schieder, Vorsitzender des Außenpolitischen Ausschusses des Nationalrats, Spitzenkandidat der SPÖ für die Wahlen zum Europäischen Parlament.
Von 2013 bis 2018 war Andreas Schieder SPÖ-Klubobmann im Nationalrat, von 2008 bis 2013 Staatssekretär im Bundesministerium für Finanzen. 2006 wurde er erstmals als Abgeordneter zum Nationalrat angelobt, davor war er, ab 1997, Abgeordneter zum Wiener Landtag und Gemeinderat. Seit 2002 ist er Bezirksvorsitzender des SPÖ Penzing.
Von 1997 bis 1999 war Andreas Schieder Präsident der Europäischen Jungsozialisten (ECOSY) und von 1994 bis 1997 Vizepräsident der Sozialistischen Jugendinternationale (IUSY).

Moderation:
Ulrike Guérot, Politikwissenschaftlerin und Publizistin, Leiterin des Departments für Europapolitik und Demokratieforschung an der Donau-Universität Krems, Gründerin des European Democracy Labs in Berlin. Zuvor arbeitete sie in europäischen Think Tanks in Paris, Brüssel, London, Washington und Berlin.