MI10. Jänner, 19:00UHR

POLITIK UND ÄSTHETIK

Reihe: Demokratie
KuratorIn:
Vortragende: Konrad Paul Liessmann, Franz Schuh

Konrad Paul Liessmann im Gespräch mit Franz Schuh

POLITIK UND ÄSTHETIK

 

„Das Verhältnis von „Ästhetik und Politik“ wird nicht selten unter dem Niveau des Problems diskutiert. Gerne nimmt man die Meinung des Künstlers für die Politik der Kunst. Manche Künstler segeln auch in diesem Fahrwasser, was ja wünschenswert sein kann, falls man „die Haltung“ des Künstlers mit der eines jeden Staatsbürgers gleichsetzt. Aber das Politische in der Kunst ist weitaus komplizierter. Es ist vielschichtig und nicht einfach an einer Oberfläche ablesbar.
Konrad Paul Liessmann hat vor einigen Monaten in der Neuen Zürcher Zeitung einen Aufsatz veröffentlicht, durch den an einem spezifischen Fall klar wird, wie sich das Verhältnis von Politik und Ästhetik beispielhaft diskutieren lässt: ‚Nicht zufällig‘, so hieß es in der NZZ, ‚firmierte Prigoschins brutale Söldnertruppe unter dem Namen des Komponisten Richard Wagner. Sie partizipierte damit auf vulgäre Weise an dessen faschistoidem Nimbus. Doch wie verhalten sich Geist und Gestalt von Wagners Werk zu diesem Missbrauch?‘
Liessmanns Aufsatz ist Anlass und Fundament für ein Gespräch über die Ästhetisierung der Politik, deren politische Wirkung, wie es scheint, derzeit von vielen Politikern unterschätzt wird.“ Franz Schuh

 

Konrad Paul Liessmann, geboren 1953 in Villach, ist Professor i.R. für Philosophie an der Universität Wien, Essayist, Literaturkritiker und Kulturpublizist. Er erhielt 2004 den Ehrenpreis des österreichischen Buchhandels für Toleranz im Denken und Handeln, 2010 den Donauland-Sachbuchpreis und 2016 den Paul Watzlawick-Ehrenring. Im Zsolnay Verlag gibt er die Reihe Philosophicum Lech heraus. Zuletzt erschienen bei Zsolnay Geisterstunde. Die Praxis der Unbildung. Eine Streitschrift (2014), Bildung als Provokation (2017), Alle Lust will Ewigkeit. Mitternächtliche Versuchungen (2021) und Lauter Lügen (2023), sowie bei Hanser (gemeinsam mit Michael Köhlmeier) Der werfe den ersten Stein (2019).

Franz Schuh, geboren 1947 in Wien, studierte Philosophie, Geschichte und Germanistik. Er ist Lehrbeauftragter an der Universität für Angewandte Kunst in Wien und Kolumnist für Zeitschriften und Rundfunkstationen. Er erhielt u.a. 2006 den Preis der Leipziger Buchmesse, 2011 den Österreichischen Kunstpreis und 2021 den Johann-Heinrich-Merck-Preis für literarische Kritik und Essay. Bei Zsolnay erschienen zuletzt Sämtliche Leidenschaften (2014), Fortuna. Aus dem Magazin des Glücks (2017), Lachen und Sterben (2021) und Ein Mann ohne Beschwerden (2023).

 

In Kooperation mit Zsolnay Verlag

 

DO11. Jänner, 19:00UHR

10 YEARS OF AL-SISI IN EGYPT

Reihe: Arab/Middle East Changes
KuratorIn: Gudrun Harrer
Vortragende: Khaled Fahmy

ZOOM Live / Facebook Live

Gudrun Harrer in conversation with Khaled Fahmy

10 YEARS OF AL-SISI IN EGYPT

It was 10 years ago, when Field Marshal Abdel Fattah al-Sisi appeared on TV in a military beret to announce the suspension of Egypt’s constitution and the end of Mohamed Morsi’s presidency. The same day, several media outlets allegedly supporting Morsi’s party were closed and many journalists/directors arrested.
While relentlessly controlling the media, Sisi also had something to offer. He was perceived as a devout Muslim whose political course would lead away from the Islamist Muslim Brotherhood. Also, parts of the population were pinning their hopes on him in view of the country’s economic difficulties.
How did democracy, human rights and economy develop since then? How does the West deal with Egypt and Sisi’s regime? What is Sisi’s reaction to the most recent military-political challenges in the region?

 

Having been educated at the American University in Cairo and the University of Oxford, and having earlier taught at Princeton, NYU, Columbia, Harvard and Cambridge Universities, Khaled Fahmy is an historian of the modern Middle East with special emphasis on nineteenth century Egypt. Currently, he is Professor at Tufts University.

Gudrun Harrer, Senior Editor at Der Standard, Lecturer on Modern History and Politics of the Middle East, University of Vienna and Diplomatic Academy of Vienna

 

DO18. Jänner, 19:00UHR

POSTTRAUMATISCHE SOUVERÄNITÄT

Reihe: Auf der Suche nach Europa
KuratorIn: Helfried Carl
Vortragende: Karolina Wigura

Helfried Carl im Gespräch mit Karolina Wigura
POSTTRAUMATISCHE SOUVERÄNITÄT

Mit dem Angriff Russlands auf die Ukraine ist die alte mitteleuropäische Angst zurück: Opfer der Großmächte zu werden. Anders als in Deutschland, von dessen Boden zwei Weltkriege ausgegangen sind, gab es in Warschau, Tallinn und anderswo kein Zögern. Nur wer selbst angegriffen und, wie Polen, sogar einmal ganz von der Landkarte getilgt wurde, versteht, dass militärische Selbstverteidigung gerechtfertigt ist. In ihrem luziden Essay beschreiben Karolina Wigura, Ideenhistorikerin, und Jarolaw Kuisz, Politikwissenschaftler, wie der heutige Krieg historische Traumata reaktiviert; warum Warschau eine Führungsrolle in der europäischen Verteidigungspolitik übernimmt, obwohl die Regierungspartei PiS die EU als Bedrohung der eigenen Souveränität beschwört.

Die Veranstaltung findet in englischer Sprache statt.

 

Karolina Wigura ist Ideenhistorikerin, Soziologin und Journalistin, sowie Mitglied des Verwaltungsrats der Stiftung Kultura Liberalna mit Sitz in Warschau, die eines der führenden Online-Wochenmagazine in Polen herausgibt; Senior Fellow des Zentrums für die Liberale Moderne mit Sitz in Berlin. Sie arbeitet als Assistenzprofessorin am Fachbereich für Soziologie der Universität Warschau. Gemeinsam mit Jaroslaw Kruisz hat sie bei Suhrkamp das Buch „Posttraumatische Souveränität“ veröffentlicht.

Helfried Carl, Diplomat, Partner des 2019 von ihm mitbegründeten Innovation in Politics Institute in Wien. Von 2014-2019 war er Botschafter Österreichs in der Slowakischen Republik, davor, von 2008-2014, Büroleiter und außenpolitischer Berater von Nationalratspräsidentin Barbara Prammer.

 

Jarosław Kuisz, Karolina Wigura:
Posttraumatische Souveränität. Ein Essay
Aus dem Englischen von Stephan Gebauer
Suhrkamp Verlag, Oktober 2023, ISBN 978-3-518-12783-4, 18,50 €

 

MO22. Jänner, 19:00UHR

ZUM 113. GEBURTSTAG VON BRUNO KREISKY

Reihe: Bruno Kreisky Geburtstag
Vortragende: Franz Vranitzky, Herbert Lackner

Zum 113. Geburtstag von Bruno Kreisky

Herbert Lackner im Gespräch mit Franz Vranitzky

DER MUT ZUM UNVOLLENDETEN

 

In Bruno Kreiskys Denken und Wollen spielte – wie er es selbst formulierte – „Der Mut zum Unvollendeten“ eine große Rolle. Das hatte nichts mit Zögerlichkeit oder Halbherzigkeit zu tun. Der Mut zum Unvollendeten bedeutete vielmehr, dass Ideologien und gesellschaftliche Strukturen für ihn kein in sich geschlossenes endgültiges System waren und schon gar kein Endstadium der Geschichte. Es war ein Bekenntnis zum Neuen, zur schrittweisen Reform, ein Bekenntnis zur Überprüfbarkeit politischer Entscheidungen im Sinne von Karl Popper.
Und es war eine Abgrenzung gegenüber dogmatischen oder gar totalitären Positionen.
Jedes politische und gesellschaftliche System ist unvollendet und muss unvollendet sein. Denn, was Menschen machen, kann auch von Menschen zum Besseren verändert werden. Die Freiheit dazu darf man ihnen nicht nehmen.

 

Franz Vranitzky, Bundeskanzler a.D., Gründungs- und Ehrenpräsident des Kreisky Forums

Herbert Lackner, Journalist und Schriftsteller

 

MI24. Jänner, 19:00UHR

EUROPA SOZIAL UND GERECHT MACHEN

Reihe: Auf der Suche nach Europa
KuratorIn: Helfried Carl
Vortragende: Evelyn Regner, Andreas Babler

Helfried Carl im Gespräch mit Evelyn Regner und Andreas Babler

EUROPA SOZIAL UND GERECHT MACHEN

Globalisierung und Europäische Integration machen den Kampf für die Rechte der Arbeitnehmer:innen über die nationalen Grenzen hinaus immer wichtiger. Auf nationale Erfolge zu setzen, führt in eine politische Sackgasse. Die Pandemie und Russlands Krieg gegen die Ukraine haben die Abhängigkeit Europas deutlich gemacht und gezeigt, dass es ein Fehler war, den Weltmarkt alles regeln zu lassen. Neoliberale Sparprogramme der letzten Jahrzehnte haben viel Schaden angerichtet und die südeuropäischen Länder in eine tiefe Rezession gezwungen.

Im Juni 2024 finden Wahlen zum Europäischen Parlament statt – die einzige Direktwahl auf europäischer Ebene – und in der Folge wird die EU-Kommission neu besetzt. Evelyn Regner, Vize-Präsidentin des Europäischen Parlaments: „Viel wurde in dieser Legislaturperiode erreicht: Das Lohntransparenz-Gesetz, das Männern und Frauen den gleichen Lohn für die gleiche Arbeit zuspricht; das „Women-on-Boards“-Gesetz, das die gläserne Decke durchbricht und die inoffizielle Männerquote in Aufsichtsräten abschafft; das Gesetz zu EU-weiten Mindestlöhnen, das an die Lohnniveaus in den jeweiligen EU-Mitgliedsstaaten angepasst ist und Kollektivvertragsverhandlungen stärkt. Einiges ist auf der Zielgeraden: das Leuchtturmprojekt dabei, das unseren Binnenmarkt ein für alle Mal besser machen wird, ist das Gesetz zu nachhaltigen Lieferketten in der EU.“

SPÖ-Vorsitzender Andi Babler bekennt sich zur EU als Friedensprojekt und kämpft gleichzeitig für ein Europa, das im Dienst der Bürgerinnen und Bürger steht statt im Interesse von wirtschaftlichen Lobbyist*innen und großen Konzernen zu handeln. Er will sicherstellen, dass Unternehmen Arbeitnehmer*innenrechte wahren, endlich ihren fairen Anteil an Steuern leisten und nicht länger von Steuerschlupflöchern profitieren.

Die Europäische Union muss sich ganz grundsätzlich weiter in Richtung Sozialunion fortentwickeln und ihr Rechts- und Finanzsystem so gestalten, dass ausreichende Investitionen in die soziale und ökologische Transformation ermöglicht werden. Wie sehen die Strategien auf diesem Weg aus, was sind Stolpersteine?

Andreas Babler, Bürgermeister der Stadtgemeinde Traiskirchen, Mitglied des Bundesrats und Bundesparteivorsitzender der Sozialdemokratischen Partei Österreichs.

Evelyn Regner, Mitglied des Europäischen Parlaments seit 2009, S&D-Fraktion, Vizepräsidentin des EP seit 2022

Helfried Carl, Diplomat, seit 2019 Partner des von ihm mitbegründeten Innovation in Politics Institute in Wien. Von 2014-2019 war er Botschafter Österreichs in der Slowakischen Republik, davor Büroleiter und außenpolitischer Berater von Nationalratspräsidentin Barbara Prammer.

DO25. Jänner, 19:00UHR

MACHISMO UND MACHT

Reihe: Philoxenia
KuratorIn: Tessa Szyszkowitz
Vortragende: Sabine Fischer

Tessa Szyszkowitz im Gespräch mit Sabine Fischer

MACHISMO UND MACHT
Wie der russische Chauvinismus Europa bedroht

Russlands aggressiver Vernichtungskrieg gegen die Ukraine lässt sich nicht begreifen und stoppen, ohne den russischen Chauvinismus zu verstehen. Der speist sich aus nationalistischen und misogynen Ideen und dient dem autokratischen Putin-Regime zur Selbstlegitimation. Die chauvinistische Politik Russlands greift nicht nur die Ukraine an. Sie bedroht auch signifikante Teile der russischen Gesellschaft und will die auf Regeln und Werten basierende europäische Sicherheitsordnung zerstören. An ihre Stelle soll das Recht des Stärkeren treten.

Der russische Chauvinismus betrachtet alles, was mit Liberalismus zu tun hat, als feindlich – und auch in Europa breitet sich diese Haltung aus. Sabine Fischer, Osteuropa-Expertin bei der renommierten Stiftung Wissenschaft und Politik, erklärt, wie aggressiver Nationalismus, misogyner Chauvinismus und Autokratie in Russland zusammenhängen, und wie Europa und die westliche Welt sich aufstellen müssen, um dem russischen Chauvinismus zu trotzen.

 

»Russlands Aggression gegen die Ukraine ist kein Krieg in Europa, sondern gegen Europa. Wer daran Zweifel hat, lese Sabine Fischers starkes Buch über die Ursprünge und Folgen von Putins chauvinistischer und revisionistischer Politik.« Ivan Krastev

»Eine präzise, wunderbar geschriebene Analyse, die dank Fischers feministischer Perspektive endlich umfassend erklärt, warum der russische Angriffskrieg auf die Ukraine keine Überraschung war und was wir für die Zukunft lernen können. Ein Buch über Russland, das wirklich heraussticht.« – Alice Bota

»Konzeptionell innovativ und zugleich intuitiv führt sie anhand des Begriffs ‚Chauvinismus‘ durch die Trias aus Nationalismus, Sexismus und Autokratie, die Russlands Positionierung gegenüber westlichen Lebensmodellen und den Weg in den Krieg gegen die Ukraine nachzeichnet und einen Blick in denkbare Zukünfte Russlands eröffnet.« Gwendolyn Sasse  

 

Sabine Fischer, Autorin und Politikwissenschaftlerin, SWP Forschungsgruppe Osteuropa und Eurasien mit den Schwerpunkten Russische Außen- und Sicherheitspolitik, EU-Russland Beziehungen, ungelöste Konflikte in der Östlichen Nachbarschaft der EU, regionale Beziehungen in Osteuropa und Eurasien

Tessa Szyszkowitz, in Stuttgart geboren, lebt seit 2010 in London. Die Journalistin und Autorin war davor Korrespondentin in Moskau, Brüssel und Jerusalem. Sie ist Kolumnistin für Weltpolitik im Falter, Kuratorin der Reihe Philoxenia im Kreiskyforum und Distinguished Fellow im Royal United Services Institute in London.

 

MO29. Jänner, 19:00UHR

WEIZEN, WAFFEN, WIDERSTAND

Reihe: Arab/Middle East Changes
KuratorIn: Gudrun Harrer
Vortragende: Eckart Woertz

Gudrun Harrer im Gespräch mit Eckart Woertz

WEIZEN, WAFFEN, WIDERSTAND: RUSSLANDS NAHOST-POLITIK NACH UKRAINE- UND GAZA-KRIEG

 

Ging es anfangs in der russichen Propaganda zum Ukraine-Krieg noch um die vorgebliche „Entnazifizierung“ des Nachbarlandes, sieht sich der autokratische Staat inzwischen in einem epischen Abwehrkampf gegen den Westen, bei dem die geopolitischen Karten neu gemischt werden. Welche Rolle spielt der Nahe Osten dabei in der russischen Außenpolitik und wie sieht dieser Putins Reich als außenpolitischen Akteur? Der Vortrag analysiert historische Kontinuitäten und neue Konstellationen. Russland hat sich im syrischen und libyschen Bürgerkrieg erfolgreich als machtpolitischer Spieler in der Region reetabliert. Es versucht Nahrungsmittelhandel als Hebel in der importabhängingen Region einzusetzen und offeriert sich als Alternative zu westichen Waffenlierferungen und Partner bei der zivilen Nutzung von Atomkraft. Seine Annäherung an Iran birgt jedoch Risiken. Zudem ist Russland als wirtschaftlicher Partner im Vergleich zu China und Europa wenig attraktiv.

 

Eckart Woertz ist Direktor des GIGA Instituts für Nahost-Studien in Hamburg sowie Professor für Zeitgeschichte und Politik des Nahen Ostens an der Universität Hamburg. Forschungs- und Lehraufträge brachten den Politik- und Islamwissenschaftler zuvor nach Barcelona, Beirut, Dubai, Paris und Rabat. Aktuell forscht Woertz mitunter zur Zeitgeschichte Iraks, zur Energiewende in den MENA-Staaten sowie zu euro-mediterranen Partnerschaft (EUROMED).

Gudrun Harrer, Leitende Redakteurin, Der Standard; Lektorin für Moderne Geschichte und Politik des Nahen und Mittleren Ostens an der Universität Wien und an der Diplomatischen Akademie Wien