Franz Vranitzky im Interview mit Andreas Kirchner
„EINIGKEIT ERZIELT MAN NICHT, INDEM SIE VERLANGT, SONDERN INDEM MAN SIE HERSTELLT“
Der Journalist, Interviewer und Moderator Andreas Kirchner hat unseren Gründungs- und Ehrenpräsidenten Dr. Franz Vranitzky zu einem Gespräch im Rahmen seiner Reihe “NACHGEFRAGT” im Kreisky Forum besucht.
“Über die SPÖ wollte ich mit ihm eigentlich nicht sprechen, das haben schon andere ausreichend gemacht. Es sollte ein Gespräch über Handschlagqualität und Respekt werden. Zwei Eigenschaften, denen im aktuellen politischen Geschehen scheinbar eher marginale Wichtigkeit zugeordnet wird. Auf die SPÖ kamen wir dann doch zu sprechen”, sagt Kirchner. Und weiter:
“Franz Vranitzky übernahm als Bundeskanzler aufgrund des Waldheim-Skandals repräsentative Aufgaben im Ausland, die sonst dem Bundespräsidenten zugefallen wären, führte Österreich nach langen Verhandlungen in die Europäische Union und bekannte in der Rede vor dem Nationalrat am 8. Juli 1991 die Mitschuld Österreichs am Zweiten Weltkrieg und dessen Folgen an. Der sozialdemokratische Regierungschef wurde mit seinen politischen Handlungen zum gesellschaftlichen Weichensteller der Republik. Dabei war ihm der Respekt – auch oder vor allem – vor dem politischen Gegenüber immer wichtig. Den Verlust desselben in der aktuellen Politik beklagt er. Seine Gedanken dazu publizierter er gemeinsam mit dem Journalisten Peter Pelinka 2017 im Buch „Zurück zum Respekt. Überleben in einer chaotischen Welt“.
In dieser chaotischen Welt, diesen Zeiten, die geprägt sind von Demagogen wie Donald Trump, den für vielen nicht mehr zu durchblickenden Verordnungen zur Eindämmung des Corona-Virus oder vom schwindenden Respekt des politischen Diskurses, habe ich mich mit dem 82-jährigen Elder Statesman zum Gespräch eingefunden. Dies am 30. Todestag Bruno Kreiskys in dessen ehemaliger Villa, die jetzt als Bruno Kreisky Forum eine Plattform für den internationalen Dialog ist. ”